|
Adventskalender der TU Chemnitz 2002
Die Sächsische Semmeringbahn
Vor den Toren Dresdens, in Freital, liegt der Windberg - seit langem
beliebtes Wanderziel und Aussichtspunkt. Man gerät ins Schnaufen, wenn
man die steilen Wege und Pfade erklimmt.
Kaum vorstellbar, daß hier auch einmal Lokomotiven geschnauft haben, die
schwere Züge auf den Windberg brachten. Schon bei wenigen Prozent
Steigung rutschen Loks durch, und im 19. Jahrhundert galt es als
unmöglich, den Windberg zu bezwingen. Und doch gab es einen Wagemutigen:
Der sächsische Eisenbahningenieur Karl-Gustav "Guido" Brescius baute eine
Eisenbahnstrecke, die sich aus dem Plauenschen Grund auf nur 1.6 km Luftlinie
über 120 m Höhenunterschied hinauf nach Obergittersee windet.
Geld war knapp, Dämme und Brücken galt es zu vermeiden, und Tunnel waren
überhaupt nicht im Budget unterzubringen. Also mußte man die Kurven so
eng wie irgend möglich machen - und in Kauf nehmen, daß nur wenige Fahrzeuge
in der Lage waren, diese Strecke zu befahren. So entstand die erste
Gebirgsbahn in Deutschland.
|
Dieser Güterwagen wurde 1887 in den Chemnitzer Werkstätten der Königlich Sächsischen Staatseisenbahn gebaut und steht heute wunderbar restauriert in Obergittersee.
|
Es gibt nur wenige Aufnahmen von Zügen auf der Windbergbahn: Wegen
der Uranerztransporte wurde die Strecke quasi geheimgehalten. Diese Bild entstand kurz vor Einstellung des Güterverkehrs.
|
1857 fuhren die ersten Züge auf der "Hänichener Kohlezweigbahn" - gezogen von
Lokomotiven aus Chemnitz. Der sächsische König Johann war von der Strecke
so begeistert, daß er sie als "Sächsische Semmeringbahn" bezeichnete, und
auch wenn der Name heute gern für die Strecke nach Sebnitz vereinnahmt wird:
Unsere richtige Semmeringbahn führt vorbei am Windberg nach Hänichen.
|
Nachdem 1908 die Verlängerung bis Possendorf in Betrieb genommen wurde,
nahm der Ausflugsverkehr gewaltig zu. Es wurden sogar spezielle
Windberg-Aussichtswagen gebaut. Seit 1972 endet die Strecke in
Dresden-Gittersee. Die restliche Bahntrasse bis Possendorf ist heute ein
Wander- und Radweg. Zu Fuß kann man den wunderbaren Blick einerseits
auf die Großstadt Dresden, andererseits auf die Dörfer des Osterzgebirges
genauso gut genießen, wie seinerzeit die Ausflügler in den kleinen
zweiachsigen Wagen.
Der Sächsische Museumseisenbahn Verein Windbergbahn e.V. bemüht sich um
einen Erhalt der unter Denkmalsschutz stehenden Strecke. Auch wenn nach
Reparatur der Hochwasserschäden wieder ICEs zwischen Dresden und Tharandt
rollen, soll bei Potschappel der Abzweig auf die alten, kurvigen Gleise
bestehen bleiben - es gibt sogar Bestrebungen, den touristischen Betrieb
wieder aufzunehmen.
|
Das Modell aus dem Verkehrsmuseum Dresden zeigt eindrucksvoll die zahlreichen Serpentinen zwischen
Birkigt und Gittersee.
|
Bis dahin muß man die Ausblicke zu Fuß erwandern, vielleicht verbunden mit
einem Besuch des Bahnhofs Obergittersee, wo neben dem kleinen Vereinsmuseum
auch einige wunderbar restaurierte Wagen stehen.
www.saechsische-semmeringbahn.de/
|