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Adventskalender der TU Chemnitz 2004
Auerbacher Fansterbrattln
Die festliche Beleuchtung in den Fenstern und in den Vorgärten
fast aller Häuser im Erzgebirge stellt mittlerweile eines der
schönsten Markenzeichen des "Weihnachtslandes" dar.
Für die meisten ist Weihnachten ein Fest der Freude und des Lichts.
Pyramiden, Schwibbögen und Lichtertreppen
schmücken in übergroßen Ausführungen die Orte der Region
(manche Häuser sind aber auch regelrecht "illuminiert",
eine Mode-Erscheinung der
letzten Jahre, die mit Tradition nicht allzuviel
zu tun hat).
In früheren Zeiten hatte man Christbaum und Pyramide
in der Wohnung, dazu vielleicht noch einen typischen
Weihnachtsberg (auch Paradiesgarten genannt).
In dem etwa 10 km südlich von Chemnitz gelegenen Ort
Auerbach/Erzgebirge ist
das nicht viel anders, aber gibt es dort noch eine vorweihnachtliche
Sehenswürdigkeit, die einmalig ist: die Fansterbrattln
(für nicht-Erzgebirger: 'Fensterbretter').
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Als im Jahr 1911 der junge Lehrer Hellmuth Vogel nach Auerbach
kam, entdeckte er in einem Haus zwischen den damals üblichen
Doppelfenstern angeordnete selbstgeschnitzte Figuren, Häuschen
und Kerzen, umrahmt
von Moos und anderen Naturprodukten. Er erfuhr, dass es früher
viele solcher Fensterbretter in Auerbach gegeben haben soll. Der
Brauch war aber im Laufe der Zeit eingeschlafen. Hellmuth Vogel
war begeistert und versuchte die Tradition wieder aufleben zu
lassen. Seine Schüler konnte er schnell für seine Idee begeistern
und gemeinsam bauten sie - und dann auch die Väter der Jungs -
neue Fansterbrattln. Mitte der 30er Jahre gab es 1000 solcher
Kunstwerke im Ort, Auerbach wurde damit durch die Presse zu
Deutschlands Fensterbrettl-Dorf gekürt.
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Durch den 2. Weltkrieg und die Nachkriegszeit ist es wieder still
um die Auerbacher Fensterbretter geworden. Später verbreiteten sich
die elektrischen Schwibbögen und andere Fensterbeleuchtungen immer mehr,
sie waren einfach bequemer und moderner.
Erst im Jahr 2002 trafen sich einige wenige engagierte Einwohner
von Auerbach mit dem Bürgermeister und beschlossen, auf der Basis
der von Hellmuth Vogels Tochter bewahrten Originalvorlagen,
die Fensterbretter wieder zu einem Stück heimatlicher Identität
zu machen.
Nicht nur in den Wohnhäusern setzte eine Basteltätigkeit ein, sondern
man wollte nun gleich eine ganz besondere Attraktion schaffen:
ein Riesenfensterbrett, das im Advent im Freien aufgestellt werden
sollte. Zwölf fleißige Bastler schufen in reichlich 500 Arbeitsstunden
ein Kleinod, das nicht nur Kinderherzen höher schlagen lässt.
Eine große Kirche und vier verschiedene Häuser wurden gebaut,
bemalt, eingerichtet und beleuchtet; Bäume, Zäune und Figuren
wurden geschnitzt und gedrechselt und sogar an die Straßenbeleuchtung
wurde gedacht - die Auerbacher sind ja "nicht von gestern".
Voller Lampenfieber sehnten alle den 1. Advent 2003 herbei.
An diesem Tag wurde feierlich und mit großer Begeisterung der
Einwohner und Gäste das "Auerbacher Riesen-Fansterbrattl" enthüllt.
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Auerbacher Riesen-Fensterbrett
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Seitdem ist das Riesenfensterbrett eine Sehenswürdigkeit im
Erzgebirge. Jedem Gast kann nur empfohlen werden, im Advent einmal
nach Auerbach zu kommen.
Die Geschichte des "Fansterbrattls" ist
mittlerweile auch
im Internet beschrieben.
Wir danken ganz herzlich Herrn Dr. Wolfgang Fleischer und Frau
Hanna Bergmann (beide aus Auerbach) für die
Bereitstellung der Bilder, Informationen und von Zeitungsausschnitten, auf deren
Grundlage dieser Text entstand.
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Advent 2004 in Auerbach |
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