Das Erzgebirge hat seinen Namen von den reichhaltigen Silber-, Zinn- und anderen Metallerzvorkommen.
Es gab (und gibt) aber auch einige andere Gesteinsarten, die letztlich zum Wohlstand von Sachsen
(und der sächsischen Herrscher) beigetragen haben.
Eines dieser Gesteine ist das „Serpentin“ (ein Silikat-Mineral), auf Grund seiner Verwendbarkeit und seines Wertes auch
„Sächsischer Marmor“ genannt.
Umgangssprachlich wird Serpentin auch als „Schlangenstein“ bezeichnet, wohl wegen seines schuppig-fleckigen
Aussehens, das an eine Schlangenhaut erinnern soll.
In Deutschland sind im Wesentlichen nur 3 Fundorte von Serpentin bekannt: zwei in Sachsen (Zöblitz und
Hohenstein-Ernsttal) und einer in Bayern (Erbendorf).
Im erzgebirgischen Zöblitz können wir mehr über diesen „Marmor“ erfahren.
Im 15. Jahrhundert entdeckten Bewohner des Ortes, dass sich die auf den Äckern liegenden Steine einfach bearbeiten ließen. Man brauchte nämlich dafür gar kein Steinmetz zu sein, sondern diese Steine konnten mit dem Messer „geschnitzt“ werden. Später kamen Drechsel- und Schleifmaschinen zum Einsatz.
Die rohen, gebrochenen Steine sind relativ unscheinbar, erst nach dem Schleifen wird die Schönheit des Steines, insbesondere seine Maserung sichtbar.
Im 16. Jahrhundert entstand eine regelrechte Serpentin-Drechsel-Industrie, bereits 1613 gründete sich die erste Innung. Hergestellt wurden vor allem Gebrauchsgegenstände (Schalen, Becher, Wärmesteine, u.v.a), aber auch Pokale, Säulen und Schmuck. Vielleicht kennt mancher Leser dieser Seite solche Schreibtischgarnituren (Bild links, oben) noch aus eigenem Erleben.
Unter anderem wurde die Dresdner Semperoper mit Serpentinarbeiten ausgestattet.
Gegenstände aus Serpentinstein waren selbst für fürstliche Tafeln bestens geeignet, weil man bereits seit
der Antike diesem Gestein eine giftabwehrende Eigenschaft zuschrieb.
Im Heimatmuseum von Zöblitz kann man sich ausführlich über das Thema Serpentin informieren. Wir hatten bei unserem Besuch das besondere Glück einer Privatführung: wir waren die einzigen Besucher. Frau Körner hat uns geduldig alles erklärt und viele Fragen beantwortet. Auf diesem Weg noch einmal vielen Dank an sie!
Im Museum ist unter anderem eine alte Serpentin-Drechsel-Werkstatt wieder aufgebaut - das sieht wirklich fast wie eine Werkstatt zur Holzbearbeitung aus.
Mehr Informationen zum Museum und zum Serpentinstein gibt es auf den Webseiten von Zöblitz: www.zoeblitz.de/museen.php
Außerdem kann man sich im Museum eine Weihnachtssonderausstellung und Interessantes zur Stadt- und Frühgeschichte anschaun.
Im 20. Jahrhundert verlor das Serpentin zunehmend seine Bedeutung. Andere Materialien konnten preiswerter angeboten werden, waren moderner ... Außerdem wuchs die Konkurrenz durch importierte Gegenstände aus Stein. Heute findet deshalb nur noch eine geringe Gewinnung des Ausgangsmaterials für Sonderanfertigungen bzw. für Künstler statt. Mehrere Kunstobjekte aus Serpentin findet man außerhalb des Museums.
Ein schönes Beispiel für die Verwendung des Steins kann man direkt neben dem Museum sehen: Altar und Orgelempore in der Zöblitzer Kirche. Frau Körner war so freundlich, uns auch das noch zu zeigen.