Bereits 2009, 2010, 2013 und 2015 stellten wir Skipisten des Erzgebirges auf deutscher und tschechischer Seite vor. Nachdem der letzte Winter wieder einmal richtig gute Schneeverhältnisse bot, gibt es in diesem Jahr den fünften Teil der Serie – pünktlich zum Start der neuen Skisaison.
Wohl jeder, der sich schon etwas mit Wintersport im Erzgebirge beschäftigt hat, kennt die großen Skigebiete an Fichtelberg und Keilberg. Aber es gibt noch eine Reihe von weiteren markanten Bergen in der Region. Kann man an diesen auch Ski fahren? Ja, kann man.
Gleich zwei verschiedene preiswerte Skilifte an unterschiedlichen Stellen findet man am Pöhlberg. Direkt vom Gipfel des 831 m hohen Berges gelangt man zum 400 m langen Tellerlift des SC Norweger Annaberg an der Kreherwiese. Nach kurzer unpräparierter Abfahrt oder wahlweise Fußmarsch durch den Wald erreicht man die Bergstation mit Kasse. Gleich danach beginnt die im oberen Teil ziemlich steile Piste, auf der sich dementsprechend schnell sehr anspruchsvolle Buckel bilden. Aus diesem Grund verlassen viele Skifahrer den Lift schon unterhalb dieses Abschnitts. Denn im unteren Teil außerhalb des Waldes wird die Piste breiter und etwas flacher und bietet zudem einige Varianten, so z. B. an der bewirtschafteten Skihütte vorbei. Es gibt keine künstliche Beschneiung, aber eine Beleuchtungsanlage. Geöffnet ist nur am Wochenende.
Nur wenige hundert Meter Luftlinie, aber mehrere Kilometer Autofahrt entfernt, befindet sich an der Nordseite des Pöhlbergs der Lift in Geyersdorf, ebenfalls ein Tellerlift, 500 m lang. Auf dem breiten Hang mit schönem Blick auf den Ort und z. T. hinüber nach Annaberg findet man verschiedene eher leichte Abfahrtsvarianten vor. Schwierig ist hier höchstens, dass der Wind aufgrund der exponierten Lage häufig recht stark bläst und den Schnee entsprechend verweht. Eine künstliche Beschneiung gibt es nicht. Dafür kann man an der Skibar bei schönem Wetter die Sonne mit Speisen und Getränken aus dem umfangreichen Angebot genießen. Zusätzlich zu den Öffnungszeiten am Wochenende und in den Winterferien wird an zwei Wochentagen Nachtski angeboten.
Auch der 898 m hohe Bärenstein verfügt über einen Tellerlift mit einer Länge von 400 m. Erreichbar ist er über den großen Wanderparkplatz an der Auffahrt zum Gipfel. Eine der Pisten führt direkt am Parkplatz entlang, so dass man bis zur Kasse an der Talstation schon eine erste Abfahrt genießen kann. Die genannte leichte Abfahrt beginnt oberhalb des Parkplatzes im Wald und bietet dann mehrere Varianten im freien Gelände. Daneben findet man eine etwas steilere Abfahrt zur anderen Seite und eine unpräparierte äußerst steile Piste (Hang einer ehemaligen Sprungschanze) direkt am Lift, so dass man auf insgesamt 1400 m Pistenlänge viel Abwechslung hat. Kunstschnee gibt es hier ebenfalls nicht, Nachtski aber schon. Der Lift ist am Wochenende und in den Winterferien geöffnet.
Da wir gerade im oberen Erzgebirge sind, folgen wir der B 95 oder der parallel auf tschechischer Seite verlaufenden Straße noch ein Stück nach Süden zur Piste mit der wohl spektakulärsten Aussicht im Erzgebirge. Direkt neben Oberwiesenthal liegt Loučná pod Klínovcem. Man kann sich fragen, warum man hier an diesem kleinen Hang, direkt neben den beiden größten Skigebieten des Erzgebirges Zeit verbringen sollte. Die zwei relativ alten und nicht ganz ungefährlichen Tellerlifte sehen nicht besonders einladend aus. Der kürzere der beiden (280 m lang) erschließt eine sehr leichte Anfängerpiste in einer Senke, während der längere (430 m lang) eine steile Abfahrt oder eine eine etwas längere Variante ermöglicht. Von seiner Bergstation aus ergibt sich allerdings ein traumhafter Blick zum Keilberg auf der einen und noch viel eindrucksvoller zum Fichtelberg auf der anderen Seite. Oberwiesenthal liegt einem hier praktisch zu Füßen. Die Strecke der Fichtelbergbahn und das Gewimmel auf den gegenüberliegenden Pisten sind gut zu erkennen, so dass sich bei ausreichend Naturschnee ein kurzer Abstecher hierher wirklich lohnt. Häufig ist dieser Hang aber schon wieder oder noch völlig grün, während an Fichtel- und Keilberg beste Bedingungen herrschen.
Das östlichste Skigebiet im Erzgebirge, schon mit Blick ins Elbsandsteingebirge, befindet sich in Telnice. Man erreicht es über die A 17 und in der Fortsetzung die tschechische D 8. In Richtung Süden ist dies sogar mautfei möglich, bei der Rückfahrt ist genau genommen eine Vignette erforderlich. Eine andere sinnvolle Abreisemöglichkeit besteht allerdings nicht, da die weiteren Straßen in Tschechien im Winter nicht geräumt werden. Die etwas umständliche Anfahrt wird aber belohnt, da es hier neben sechs Schleppliften unterschiedlicher Bauart auch einen aus der Schweiz gebraucht erworbenen Doppelsessellift gibt. Mit insgesamt rund 5 km Pistenlänge findet man hier jede Menge Abwechslung in allen Schwierigkeitsgraden. Die längste einzelne Piste ist 1400 m lang, die steilste hat bei einer Länge von 600 m einen Höhenunterschied von 190 m. Flutlicht, Beschneiung und mehrere gastronomische Einrichtungen sind vorhanden, der Euro wird akzeptiert. Einige Lifte sind täglich geöffnet, andere nur am Wochenende.
Im oberen Flöhatal, direkt an der Grenze, liegt Český Jiřetín. Etwas abseits der Durchgangsstraße befinden sich entlang des Ortes ganze fünf Schlepplifte unterschiedlicher älterer Bauart, die alle untereinander verbunden sind, so dass man auf eine Pistenlänge von rund 3 km kommt. Am interessantesten ist die südöstliche Piste am längsten Lift (900 m). In der Mitte des Skigebiets gibt es einen breiten Hang, der eher für Kinder geeignet ist und künstlich beschneit werden kann. Hier herrscht der meiste Andrang. Am ruhigsten geht es an der nordwestlichen Piste zu. Der Haupthang ist im Winter täglich geöffnet, die seitlichen Hänge nur in den Ferien oder bei Bedarf. Speisen und Getränke findet man an mehreren Stellen. Bezahlen kann man auch hier in Euro.
Zum Abschluss soll noch ein Skilift vorgestellt werden, der es weder im Hinblick auf die Pistenlänge noch auf die Infrastruktur mit irgendeinem der anderen hier genannten aufnehmen kann. Dafür ist er preiswert, hat täglich geöffnet und bietet ein anderes ganz besonderes Vergnügen. Die Rede ist vom Lift am Andreasberg in Auerbach im Erzgebirge, der sich gleich hinter einigen Neubauten auf einem Feld befindet. Er ist nur 365 m lang, und es gibt keine Beschneiung, aber immerhin eine Beleuchtung. Und jetzt kommt es: Jeder Skifahrer erhält eine Tasche umgebunden, in der sich ein Seil mit einem Holzstab an einem und einem Haken am anderen Ende befindet. Mit diesem hängt man sich in das umlaufende Stahlseil ein und an der Bergstation wieder aus. Dies erfordert schon eine Menge Geschick. Zum Glück hilft das freundliche Personal sowohl unten als auch oben gerne dabei. Nachdem man sein Seil dann wieder in der Tasche verstaut hat, kann man mehrere kurze Abfahrtsvarianten genießen. Den Spaß ist es wert, auf Dauer ist es allerdings ganz schön nervig. Gleich im Nachbarort Gornsdorf existiert ein identischer Lift, der aber nicht ganz so gut zu erreichen und seltener geöffnet ist.