Master of Science (M. Sc.) "Digitale Arbeit"
“Digitalisierung” ist widersprüchlich. Sie tritt uns in der Regel als Versprechen entgegen, etwa als Steigerung von Produktivität, Fortschritt und Wohlstand. Gleichzeitig führt die Digitalisierung soziale Ungleichheiten fort und verstärkt sie. Zudem ist sie in Bewegung, dehnt sich aus und erfasst immer weitere Bereiche der Gesellschaft – wie beispielsweise zwischenmenschliche Kommunikation und Wissensarbeit, aber auch Übergabesituationen zwischen Menschen und Maschinen. In dieser Transformation entsteht einerseits die Möglichkeit und andererseits die Notwendigkeit, soziologisch hinter die Kulissen dies Metaprozesses und seiner Umsetzung zu blicken.
Der Masterstudiengang “Digitale Arbeit” fragt deswegen sowohl nach der Digitalisierung der Arbeit, als auch nach der Digitalisierung als Arbeit. Beide Fragerichtungen interagieren zudem miteinander: Zur Beantwortung ist es notwendig, sowohl Diskurse über Innovation und ‘gute Arbeit’, maßgebliche Praktiken und Akteurskonstellationen dieser Transformationen, sowie empirische Ergebnisse zu den Folgen von Digitalisierung für konkrete Lebenswelten (etwa innerhalb von Organisationen oder dem Selbstverständnis von Subjekten) heranzuziehen und ins Verhältnis zu setzen.
Darüber hinaus gilt es die Rolle des Wissens in diesen Prozessen herauszuarbeiten: Hier können etwa Betriebswissen, wissenschaftliches Wissen unterschiedlicher Disziplinen sowie implizite wie explizite Wissensarten innerhalb von Prozessen und Prozessgestaltungsweisen relevant werden.
Was ist „Digitale Arbeit“?
Im Zentrum des Studiengangs "Digitale Arbeit" stehen folgende Fragestellungen:
- Wie verändern sich Formen und Bedingungen von Erwerbsarbeit im Zuge der forschreitenden Digitalisierung?
- Welche digitalen Geschäftsmodelle entwickeln sich und welche Herausforderungen stellen sie an das Management digitaler Leistungsprozesse?
- Welche Folgen hat die Digitalisierung für das Erwerbssystem? Wie kann Politik Digitalisierung sinnvoll regulieren?
- Wie verändern sich Qualifikationsanforderungen und wie kann das Bildungssystem auf diese reagieren?
- Wie gehen Individuen mit den Anforderungen der Digitalisierung um?
Was zeichnet den Masterstudiengang “Digitale Arbeit” aus?
Der Studiengang rückt die mit der Digitalisierung einhergehenden Phänomene aus sozialwissenschaftlicher Perspektive ins Zentrum. Mit Blick auf Digitalisierung der Arbeit sind das bspw. Click- und Gig-Work, Plattformökonomie und der Einsatz von KI-Software. Bei der Digitalisierung als Arbeit sind das Rekonstruktionen der Folgen von Digitalisierung in konkreten Lebenswelten, bislang unterrepräsentierten Perspektiven und Kompetenzen der Ermöglichung und Vermittlung von Digitalisierung sowie Technikgenese- und Nutzungsstudien. Dazu kommen netzpolitische Themen wie Datenschutz, kritische Infrastrukturen und Studien zu konkreten Communities wie Hacker:innen, Data Scientists oder anderen Software-Arbeiter:innen.
In einem Lehrforschungsprojekt, welches Teil des gesamten Studiums ist, können die Studierenden in Gruppen ihren eigenen Forschungsfragen nachgehen und die Erhebung, Analyse und Ableitung sozialer Implikationen digitaler Prozesse praxisnah und sozialwissenschaftlich erlernen. Dabei werden die Studierenden von der Juniorprofessur Soziologie mit Schwerpunkt Technik und der Professur Soziologie mit dem Schwerpunkt Arbeit und Organisation eng begleitet.
In den vergangenen Kohorten ist so ein breites Spektrum an spannenden Forschungsarbeiten entstanden: von einer international vergleichenden Studie zu Technikakzeptanz von Haushaltsrobotern über den Einsatz von Virtual Reality im Gesundheitsmanagement, bis hin zu einer Studie in der Logistikbranche, die die Auswirkungen von Automatisierung am Arbeitsplatz untersuchte.
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“Digitalisierung ist nicht einfach die Umsetzung analoger Prozesse in digitale. Sie ist ein soziales, technisches und kulturelles Phänomen, dessen praktische Implikationen für Gesellschaften viel zu oft von symbolischen Diskussionen überlagert werden. Im Masterstudiengang ‘Digitale Arbeit’ wollen wir uns deswegen konkreten Phänomenen digitaler
Arbeit widmen, diese empirisch rekonstruieren, soziologisch reflektieren und die Erkenntnisse daraus auch aktiv kommunizieren.” Jun.-Prof. Dr. Andreas Bischof |
Berufsperspektiven
Die Absolvent:innen erwerben ein einmaliges Qualifikationsprofil, das neben der Wissenschaft sehr gute Beschäftigungschancen in Fach- und Führungspositionen in Unternehmen, Medien und Journalismus sowie Verbänden, Gewerkschaften und Vereinen verspricht. Digitalisierung ist kein Phänomen von morgen und unsere Absolvent:innen sind ihr gewachsen.
Zielgruppe
Der Studiengang richtet sich primär an Absolventinnen und Absolventen eines soziologischen, berufsqualifizierenden Hochschulstudiengangs, wie z.B. dem B.A. Soziologie. Erwünscht aber nicht verpflichtend sind Vorkenntnisse in Arbeits-, Technik-, Medien-, Organisations- oder Wirtschaftssoziologie. Darüber hinaus sind Absolventinnen und Absolventen "benachbarter" Fächer (etwa Human Factors, Wirtschaftswissenschaften, Medienwissenschaften, Arbeitswissenschaften, Psychologie usw.) bei entsprechendem Vorwissen und Interesse ausdrücklich angesprochen.
Ein lokales Zulassungsverfahren (NC) gibt es aktuell nicht. Auch eine Immatrikulation zum Sommersemester ist möglich. Alle Bewerbungen werden ab ihrem Eingang individuell fachlich vom Prüfungsausschuss des Studiengangs geprüft. Falls Sie unsicher sind, ob eine Bewerbung angesichts Ihres bisherigen Studienverlaufs aussichtsreich ist oder welche Unterlagen für die Bewerbung relevant sind, sprechen Sie uns gern an: andreas.bischof@...
Stimmen von Absolventinnen und Absolventen...
"Der Masterstudiengang Digitale Arbeit vereint eine soziologische
Betrachtungsperspektive
auf die Digitalisierung gesellschaftlicher
Teilbereiche mit dem technologischen Fortschrittsgedanken inter-
disziplinärer Fächer der TU Chemnitz. Intensive Kolloquiumsdiskussio-
nen, kombiniert mit theoretischem Input aus der Wirtschaftsinformatik, über die Mensch-Maschine-Interaktion bis hin zur Organisations-
psychologie schaffen einen einzigartigen Studiengang mit exzellenten
Berufsaussichten für technikaffine Soziolog/innen."
(Tim Borsum, Abschluss 2019)
Nach vier Semestern hat Tim Borsum zum Ende des Sommersemesters 2019 als erster Studierender des Masterstudiengangs Digitale Arbeit seinen Abschluss erlangt. Seine Masterarbeit mit dem Titel „Transformationswirkung der Digitalisierung für geringqualifizierte Beschäftigte – am Beispiel der sächsischen Logistikwirtschaft“ leistet einen spannenden Beitrag zu den Auswirkungen der Digitalisierung auf einen von dieser besonders betroffenen Personenkreis. Herr Borsum arbeitet in einer gemeinnützigen Organisation als Referent im Bereich Fachkräfte und digitale Bildung und kann damit die wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Praxis transferieren. Das Institut für Soziologie gratuliert Herrn Borsum zum erfolgreichen und schnellen Studienabschluss und wünscht für die Zukunft alles Gute!
"Der Masterstudiengang Digitale Arbeit bildet Generalisten im Bereich des
digitalen Wandels aus und greift damit eins der brisantesten Themen der heutigen Zeit auf.
Unter dem Dach der Soziologie werden interdisziplinäre Themenfelder erforscht, analysiert und diskutiert. Der Fokus kann hier, je nach gewählter Vertiefung, auf
wirtschaftlichen, technischen und / oder psychologischen Aspekten der
Arbeitswelt liegen. Hierdurch erhält man eine wissenschaftliche Ausbildung,
die auf dem Arbeitsmarkt gefragte Qualifikationen vermittelt."
(Jessica Rost, Abschluss 2020)
"Die Digitalisierung der Arbeitswelt aus der sozialwissenschaftlichen Perspektive zu beleuchten, gelingt durch den Masterstudiengang Digitale Arbeit hervorragend. Besonders die Herausforderungen sowie Chancen internetbasierter Arbeit stehen im Vordergrund.
Der Studiengang bot mir durch gezielte Schwerpunktsetzung individuellen Gestaltungsspielraum. Aktuelle Themen, kleine Seminargruppen mit äußerst engagierten Lehrenden und ein großer Forschungsschwerpunkt rundeten den Studiengang für mich perfekt ab. Nach dem Studienabschluss fühle ich mich gut auf die verstärkt digitale Arbeitswelt vorbereitet und freue mich, meinen Fokus auf Virtual Reality und E-Learning weiter verfolgen zu können." (Daniela Jochim, Abschluss Ende 2020)
Daniela Jochim schloss nach vier Semestern den Masterstudiengang Digitale Arbeit Ende 2020 erfolgreich ab. Ihre Masterarbeit verfasste sie in Kooperation mit MAN Energy Solutions zum Thema „Möglichkeiten und Grenzen von Gamification in Virtual Reality Trainings“. Frau Jochim arbeitet nun bei einem Berufsverband als Produktmanagerin für E-Learning.