Altzella war eines der reichsten Klöster des mitteldeutschen Raumes und die bedeutendste Zisterzienserabtei Sachsens. Seine Gründung sollte eigentlich in Bor, wahrscheinlich dem heutigen Böhrigen bei Roßwein, erfolgen. Der Platz wurde dann aber als ungeeignet verworfen und das Kloster in der Nähe der Freiberger Mulde in der für Zisterzienserklöster typischen Talhanglage erbaut. Auch die zisterziensische Vorschrift, daß ein Kloster in der Einsamkeit gegründet werden sollte, wurde so eingehalten, da die am nächsten liegende Stadt, Roßwein, fast sieben Kilometer entfernt war.
Markgraf Otto der Reiche schenkte dem, als Grablege seiner Familie vorgesehenen, Kloster 800 Hufen Grundbesitz, darunter den Besitz eines vormals im Zellwald gelegenen Benediktinerklosters, das bereits vor der Stiftung Altzellas eingegangen war. Nach dieser 1162 erfolgten Stiftung vergingen noch einige Jahre, bis um 1170 der Bau des Klosters begann, das 1175 nach der Fertigstellung der notwendigsten Wohngebäude und der Johanniskapelle eröffnet wurde. Es wurde von Mönchen aus Pforta besetzt und unterstand damit der zisterziensischen Primarabtei Morimond.
1198 konnte dann die Kirche geweiht werden; wie alle Zisterzienserkirchen stand sie unter dem Patronat der Jungfrau Maria. Auch das Kloster insgesamt war Maria und allen Heiligen geweiht, wie der ursprüngliche Name des Klosters, Cella Sanctae Mariae, verrät. Altzella kam zu seinem heutigen Namen erst nach der Gründung eines Filialklosters, nämlich von Neuzelle in der Niederlausitz, nach welcher es seit dem 14. Jahrhundert zur besseren Unterscheidung vetus cella, d.h. alte Zelle, genannt wurde.
Altzella wurde nicht im ungerodeten Land gegründet, sondern die meisten der Klosterdörfer waren bereits besiedelt. Das Kloster entwickelte sich zu einem bedeutenden Landwirtschaftsbetrieb, zu dem Weinberge, Mühlen, Waldflächen, Fischteiche und insgesamt mehr als 10 Grangien (Wirtschaftshöfe) gehörten, auf denen der Bedarf des Konvents angebaut wurde. Überschüsse wurden auf den Märkten verkauft. Zu diesem Zweck besaß Altzella Stadthöfe in Freiberg, Dresden und Meißen. Auch Handwerk wurde im Kloster, zumeist von Konversen, betrieben. Es gab Schuster und Gerber, Tuchmacher, Schneider und Maler, Mützenmacher und einige mehr. Das Kloster besaß auch Schankrechte und braute Bier. Außerdem war eine Ziegelei vorhanden. In ihrer Blütezeit brachte die Abtei einige gelehrte Männer hervor, zum Beispiel Abt Vincenz Gruner, der maßgeblichen Anteil am Aufbau der Universität Leipzig hatte. Er war Taufpate der Tochter Katharina des Markgrafen Friedrich, und er erhielt vom Papst das persönliche Privileg, die Bischofsinsignien zu tragen, das später auf alle Altzellaer Äbte ausgeweitet wurde. Abt Martin von Lochau holte zu Beginn des 16. Jahrhunderts einen Rabbiner nach Altzella, der Unterricht in Hebräisch erteilte, und stand u.a. mit Erasmus und Reuchlin in Verbindung. Martin von Lochaus Nachfolger Paul Bachmann war einer der heftigsten Gegner Martin Luthers, konnte aber nicht verhindern, daß während seines Abbatiates, seiner Amtszeit, mehrfach Mönche das Kloster verließen. Andreas Schmiedewald, der letzte Altzellaer Abt, versuchte ebenfalls, den Fortbestand des Klosters zu sichern. Er hatte aber insbesondere nach dem Tode Herzog Georgs mit dem inneren Verfall des Klosters mit seiner schon merklich gelichteten Bruderschaft zu kämpfen und fügte sich schließlich in das Unvermeidliche. Nachdem 1539 das Halten von Messen im Kloster untersagt wurde, erfolgte 1540 eine Visitation des Klosters durch Leute des Markgrafen, worauf Altzella noch im Februar 1540 aufgehoben wurde. Den Mönchen wurde gestattet, im Kloster zu verbleiben oder es zu verlassen, die Ordenstracht mußten sie ablegen. Der Markgraf überließ dem vormaligen Abt die Verwaltung, die erst nach dessen Tode an einen weiteren Verwalter überging. 1543 wurde die Bibliothek des Klosters an die Universität Leipzig verbracht. Einige Kleinode soll der ehemalige Abt dem Kloster Marienthal gegeben haben.
Literatur:
Beyer, Eduard: Cistercienser-Stift und Kloster Alt-Zelle in dem Bistum Meißen. Geschichtliche Darstellung seines Wirkens im Innern und nach Außen, nebst den Auszügen der einschlagenden hauptsächlich bei dem Haupt-Staats-Archive zu Dresden befindlichen Urkunden, Dresden 1855.
Zisterzienserlexikon - Altzelle
Friedrich von Altzelle (Heiligenlexikon)
|