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Auf den Spuren "unerwünschter Freizügigkeit"

Studierende der Europa-Studien führten im Rahmen einer Projektreihe Experteninterviews zum Thema Grenzkriminalität

Vom 2. bis zum 4. Dezember 2011 fand in der Bundespolizeiinspektion Ebersbach-Neugersdorf ein Workshop mit 15 Chemnitzer Studierenden der Europa-Studien zur Aufarbeitung eines brisanten Themas statt: Grenzkriminalität, die zunehmend im Fokus des öffentlichen Interesses steht. "Im Rahmen meiner Bachelorarbeit habe ich die themenbezogene Presselandschaft in der Region diskursanalytisch untersucht und damit Pionierarbeit geleistet. Das Bild, das dabei entstand, war leider ernüchternd", sagt der Absolvent der Europa-Studien Kai Goldberg. Die Medienerzeugnisse suggerierten einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen der Erweiterung des Schengen-Raumes auf die Tschechische Republik, einem Abbau der Sicherheitsorgane auf beiden Seiten und dem Anstieg der Kriminalität im grenznahen Raum. Da dies Auswirkungen auf das grenzüberschreitende Zusammenleben der Bewohner der Region hätte, galt es, diesen Trend erneut kritisch zu hinterfragen.

Im Frühjahr dieses Jahres begaben sich unter Leitung von Marcus Hornung (Professur Europäische Integration) erstmals rund 30 deutsche und tschechische Studierende in das sächsisch-tschechische Grenzgebiet, um sich dem bisher nur schwach erforschten Phänomen Grenzkriminalität zu nähern. Ein Wochenende lang sprachen die Teilnehmer mit Vertretern der Polizeien, des Zolls, Bürgermeistern und besorgten Bürger auf beiden Seiten der Grenze. Folgeveranstaltungen in Berlin, Frankfurt/Oder und an der TU Chemnitz führten die erfolgreiche Projektreihe fort. Der jüngste Workshop fand erneut im Rahmen des Ziel3-Projekts Sächsisch-Tschechische Hochschulinitiative (STHI) statt und wurde in enger Kooperation mit der Bundespolizeiinspektion in Ebersbach organisiert. Der methodische Schwerpunkt lag hierbei auf der Durchführung von Experteninterviews.

Im ersten Abschnitt des Workshops wurden die Studierenden durch Marcus Hornung, den TU-Absolventen Kai Goldberg und den TU-Doktoranden Radoslaw Buraczynski sowohl in den Forschungsstand zur Grenzkriminalität als auch in die theoretischen Grundlagen der Methode Experteninterview eingeführt. Auf dieser Grundlage waren die Teilnehmer in der Lage, eigene thesenbasierte Interviewleitfäden zu entwickeln. Im zweiten Abschnitt des Workshops trafen die Studierenden auf echte Experten im Themenfeld: Olaf Töteberg (Bundespolizei Ebersbach), Carsten Weber (Polizei Zittau), Dr. Christian Kretschmar (Bürgerinitiative Grenzsicherheit Ebersbach), Bernd Noack (Stadt Ebersbach-Neugersdorf) und Uwe Walter (MDR Görlitz) standen den Nachwuchsforschern für die Durchführungsübungen ihrer Experteninterviews zur Verfügung. Die jeweilige Interviewleistung wurde in Folge von Dr. Christoph Waack (Universität Leipzig), Radoslaw Buraczynski und Marcus Hornung ausgewertet. Die in den Interviews gewonnenen Erkenntnisse ordnete später der ehemalige Präsident des Landeskriminalamts Sachsen - Paul Scholz - in den Gesamtkontext der Diskussion ein.

Projektleiter Marcus Hornung verfolgte mit der jüngsten Kurzexkursion dreierlei Ziele: "Erstens gilt es, auch nach einjähriger Auseinandersetzung noch immer zahlreiche Fragen an das Thema Grenzkriminalität zu stellen, deren Erforschung durch eine strittige Definition, ein komplexes sicherheitspolitisches Zuständigkeitsgeflecht, politische Brisanz und eine emotionale Reflektion im Grenzgebiet erschwert wird. Zweitens ermöglichte es der Workshop, die Methodenausbildung am Institut für Europäische Studien um praktische Erfahrungen der Studierenden zu ergänzen. Drittens konnten die bestehenden Kontakte der TU Chemnitz im Allgemeinen und der Sächsisch-Tschechischen Hochschulinitiative im Besonderen in der Region weiter ausgebaut werden."

Weitere Informationen erteilen Marcus Hornung, Telefon 0371 531-39253, E-Mail marcus.hornung@phil.tu-chemnitz.de, und Ilona Scherm, Telefon 0371 531-34503, E-Mail ilona.scherm@phil.tu-chemnitz.de.

(Autor: Marcus Hornung, Wissenschaftlicher Mitarbeiter Professur Europäische Integration)

Katharina Thehos
06.12.2011

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