Sachsenweites Semesterticket im Überblick
Im Interview: Sascha Tripke, Referent für Verkehr im Studentenrat, zu den häufigsten Fragen rund um das Semesterticket - Umfrage des Studentenrates läuft noch bis zum 16. Januar 2011
In einer ersten Umfrage des Studentenrates im Oktober 2010 sprach sich die Mehrheit der teilnehmenden Studierenden der TU Chemnitz für eine Erweiterung des Semestertickets aus - rund 56 Prozent bekundeten Interesse an einer Ausweitung des Tickets auf das Eisenbahn-Streckennetz Sachsens. Inzwischen hat der Studentenrat mit dem Verkehrsverbund Mittelsachsen und der Deutschen Bahn verhandelt, ein entsprechendes Angebot für die Erweiterung des Tickets liegt auf dem Tisch. Ob das Interesse der Studierenden weiterhin besteht, soll nun eine zweite Umfrage zeigen - diese läuft noch bis zum 16. Januar 2011. Alle Studierenden der TU sind aufgerufen, sich zu beteiligen. Den häufigsten Fragen rund um die Umfrage und das sachsenweite Semesterticket stellt sich Sascha Tripke, Referent für Verkehr im Studentenrat.
Welchen Umfang hätte ein sachsenweites Ticket, so wie es derzeit zur Abstimmung steht?
Im Verkehrsverbund Mittelsachsen dürften mit dem neuen Ticket alle öffentlichen Verkehrsmittel wie Busse, Regionalbusse, Straßenbahnen, Regionalbahnen, Regionalexpress, Interregioexpress sowie die Züge der Privatbahnen Citybahn und Vogtlandbahn - außer auf der Strecke nach Berlin - und der Freiberger Eisenbahn genutzt werden. Über den Verbund hinaus würde das Ticket in allen Nahverkehrszügen gelten, wie der S-Bahn, Regionalbahnen, Regionalexpress, Interregioexpress der Deutschen Bahn sowie den Zügen der Privatbahnen Vogtlandbahn, ODEG und Mitteldeutsche Regiobahn in Sachsen.
Was würde dieses Ticket kosten?
Dem Chemnitzer Studentenrat liegt ein Angebot vor, nach dem das Ticket im kommenden Semester 127,50 Euro kosten würde. Das sind fast zehn Prozent weniger als die Studenten der TU Dresden aktuell für ihr sachsenweites Semesterticket zahlen müssen.
Ab wann wäre mit dem erweiterten Semesterticket zu rechnen?
Das neue Semesterticket würde ab Sommersemester 2011 gelten - also dem 1. April 2011.
Muss, wenn der Studentenrat die Erweiterung beschließt, jeder das große Ticket nehmen?
Ja, jeder Student muss das Semesterticket nehmen, da die Finanzierung nach dem Solidaritätsprinzip geschieht. Genau wie bei der Mensa, wo jeder mit seinem Semesterbeitrag dazu beiträgt, dass die Studenten preiswerter Essen gehen können, funktioniert es auch beim Semesterticket. Dadurch, dass wir 10.000 Tickets kaufen, bekommen wir von den Verkehrsbetrieben einen günstigen Preis. Darüber hinaus wird das Semesterticket ebenfalls vom Bund mit Fördermitteln unterstützt, was bei einem Einzelkauf nicht der Fall wäre.
Was passiert wenn die Erweiterung nicht beschlossen wird?
Uns liegt auch ein separates Angebot des VMS für die Tarifzone 13 - also den derzeitigen Geltungsbereich - vor. Der neue Beitrag würde dann ab dem kommenden Wintersemester 56 Euro je Semester betragen.
Welche Vorteile bietet das sachsenweite Semesterticket?
Das Ticket erfüllt mehrere Aufgaben. Zum einen erhöht es die Mobilität der Studenten. So wird es möglich für Studenten, die im nahen Umland wohnen, ohne Zusatzkosten nach Chemnitz zu pendeln. Studenten, die innerhalb des Verkehrsverbundes wohnen - was immerhin 70 Prozent der Studierenden der TU sind - könnten mit dem neuen Ticket bis vor ihre Haustür fahren, im Rest von Sachsen immerhin bis zum nächsten Bahnhof. Wer außerhalb Sachsens wohnt, erhält die Möglichkeit, bis zum nächsten Fernverkehrshalt hinter Leipzig kostenlos zu fahren.
Darüber hinaus dient es unmittelbar dem Studium, so kann man zu Vorträgen an andere Hochschulen fahren oder Sprachkurse und Seminare an anderen Einrichtungen besuchen und somit ein breiteres Spektrum an Fachwissen erwerben. Man kann beim Schreiben von Abschluss- oder Seminararbeiten auch mal in anderen Bibliotheken wie der SLUB in Dresden oder in Leipzig nach Literatur suchen, ohne Fernleihgebühren zahlen zu müssen. Gleiches gilt auch für einen besseren Zugang zu Kultur. Einfach mal ins Theater nach Annaberg oder Dresden, oder zu einem Kabarett nach Zwickau wird mit dem Ticket einfacher möglich, da die Fahrtkosten dahin bereits im Semesterticket enthalten sind.
Da innerhalb des Verkehrsverbund Mittelsachsen die Fahrradmitnahme kostenlos ist, kann man das Ticket auch für Ausflüge nach dem Hochschulalltag nutzen - zum Sporttreiben mit den Skiern ins Erzgebirge, mit dem Bus an den nächsten Badesee oder mit dem Zug zur Mitteldeutschen Seenplatte vor Leipzig, zum Klettern ins Elbsandsteingebirge oder einfach mal im Wald wandern; mit der Linie 210 direkt bis zum Erzgebirgsbad und so weiter. Dies sind nur einige Punkte, wie man mit dem Ticket besseren Zugang zu sportlichen Betätigungen bekommt.
Das man das Ticket natürlich auch einfach nur in seiner Freizeit nutzen kann, um Freunde zu treffen, ist nur ein weiterer positiver Nebeneffekt, auch dass man zum Beispiel mit der Erzgebirgsbahn direkt bis nach Vejpert auf den Markt fahren kann, um dort preiswerter einzukaufen.
Inwieweit rentiert sich ein sachsenweites Ticket für Autofahrer?
Bei einem Benzinpreis von 1,50 Euro hat man schon bei 85 Litern Benzin den Ticketpreis wieder rein. Wenn man die Vorteile des Autos mit den Vorteilen des Semestertickets kombinieren möchte, kann man zum Beispiel bis zum nächsten Bahnhof fahren und weiter mit Bus oder Bahn und somit das Auto ab und an stehen lassen. Aber auch für Fahrten zu weiter entfernten Zielen ist man nicht mehr zwingend auf das Auto angewiesen.
Bahncard-Besitzer zahlen schon geringere Fahrtkosten. Würde sich ein sachsenweites Ticket für sie trotzdem lohnen?
Ja, zum einen spart man - wenn man nur innerhalb Sachsens fährt - 100 Prozent der Fahrtkosten, so dass dort auch eine Bahncard entbehrlich ist. Sollte man dagegen öfters Fahrten zu Zielen außerhalb Sachsens haben, kann sich die Bahncard trotzdem noch lohnen. Da der Zug nach Leipzig - dem gängigen sächsischen Fernverkehrsknoten - im Semesterticket enthalten ist, spart man so trotzdem mehrere Euro pro Fahrt.
Einige Studenten wohnen auch außerhalb Sachsens. Welchen Nutzen würden sie aus einem erweiterten Ticket ziehen können?
Semesterticket und Ländertickets können kombiniert werden. Dies ist jedoch nur in folgenden Fällen zulässig: Erstens mit dem Berlin-Brandenburg-Ticket in Richtung Cottbus/Berlin bei Nutzung RE 18. Zweitens mit dem Sachsen-, Sachsen-Anhalt-, Thüringen-Ticket ab Ende des Geltungsbereiches des Semestertickets in Richtung Sachsen-Anhalt bzw. Thüringen. Eine direkte Kombination mit dem Bayern-Ticket ist nicht möglich, da das Semesterticket nur bis zum letzten fahrplanmäßigen Halt in Sachsen - also Plauen - gültig ist. Man benötigst also ab Plauen einen Fahrschein bis zum ersten Halt in Bayern. Ab dort kann dann das Bayernticket genutzt werden.
Ist die derzeit laufende Umfrage zu den Tickets überhaupt repräsentativ?
Es hat jeder Student einen Link zur Umfrage über seine Uni-Mailadresse erhalten. Die letzte Umfrage hat ergeben, dass sowohl die Zugehörigkeit zu den Fakultäten als auch das Geschlechterverhältnis mit denen der Universität übereinstimmte, diese Statistik wird auch bei der aktuellen Umfrage erhoben, so dass der Nachweis der Repräsentativität im Anschluss wieder erfolgen kann.
Die Mitglieder des Studentenrates sind in ihrer Entscheidung rechtlich nicht an das Ergebnis der Umfrage gebunden. Wieso werden die Studenten dann überhaupt befragt?
Weil das Semesterticket ein sehr kontroverses Thema ist. Es gibt viele Vor- und Nachteile, so dass jede abgegebene Stimme wichtig ist, um einen Eindruck der Wünsche der Studenten zu erhalten.
Hatten alle Studenten die Möglichkeit, sich umfangreich zu informieren bevor sie an der Umfrage teilnehmen?
Es gab zwei Informationsveranstaltungen, die jeweils rund 50 Studenten besuchten. Außerdem haben wir eine Homepage auf den Seiten des Studentenrates mit umfangreichen Informationen eingerichtet und darüber hinausgehend auch Informationsmaterial in der Mensa verteilt. Weiterhin konnten die Studierenden jederzeit ihre Fragen per E-Mail an verkehr@stura.tu-chemnitz.de richten, wovon intensiv Gebrauch gemacht wurde. Jeder Student erhielt eine E-Mail an seine Uni-Adresse, worin zur Teilnahme an der Umfrage aufgefordert und noch einmal kurz informiert wurde.
Katharina Thehos
12.01.2011