Ein Abschied, der keiner ist
Dank und Anerkennung für Altmagnifizenz Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes, der sich auch künftig für seine Universität auf den Gebieten Weiterbildung und Wissenstransfer stark macht
"Sie haben sich nie verschlossen neben Ihrer Professur noch weitere Verantwortung zu übernehmen: als Dekan, als Prorektor und mit der Übernahme des Rektorates im Jahr 2003. Sie sind ein Urgestein dieser Universität, das ich als langjähriger Weggefährte bei der Gestaltung des sächsischen Hochschulwesens sehr schätzen gelernt habe", sagte der Sächsische Finanzminister Prof. Dr. Georg Unland in seiner Festrede anlässlich der feierlichen Verabschiedung von Altmagnifizenz Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes vor mehr als 250 Gästen, die der Einladung zur Festveranstaltung am 30. Januar 2012 gefolgt waren. Der Minister betonte, dass Prof. Matthes sich in all diesen Ämtern Verdienste erworben habe. Für die Zeit als Rektor benannte er vor allem vier Eckpunkte seiner Arbeit: die erfolgreiche Umsetzung des Bologna-Prozesses, die enorme Steigerung der Drittmitteleinnahmen, die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses durch die Gründung einer Forschungsakademie sowie die Pflege der Beziehungen zu außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Im Namen des Freistaates Sachsen bedankte er sich für diese Leistungen: "Bleiben Sie aktiv, wir brauchen Sie weiterhin!" Darüber hinaus versicherte er: "Die Staatsregierung wird die Universität auch weiterhin unterstützen - wir brauchen eine erfolgreiche TU Chemnitz."
Auch Prof. Dr. Beate A. Schücking, Rektorin der Universität Leipzig, würdigte in ihrer Funktion als Vorsitzende der Landesrektorenkonferenz Sachsen das Wirken von Prof. Matthes. Dabei hob sie hervor: "Sie haben die Fähigkeit zur konstruktiven Netzwerkbildung." Mit Blick auf sein wissenschaftliches Fachgebiet sei dies seine "besondere Fähigkeit zum Zusammenschweißen", die er auch als Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz im Jahr 2011 eingesetzt habe, um die heterogene Gruppe der Rektorenschaft Sachsens zu Mehrheiten zu führen. Als Beispiel benannte sie das Ringen von Prof. Matthes um das Hochschuldidaktische Zentrum in Leipzig, das sich im April 2011 als gemeinsame zentrale Einrichtung sächsischer Hochschulen konstituierte.
Die Verdienste als Netzwerker betonte auch Barbara Ludwig, Oberbürgermeisterin der Stadt Chemnitz, in ihrer Ansprache - vor allem habe Prof. Matthes ein Netz mit der regionalen Wirtschaft geflochten. Die Ziele, die 2007 in einem Kooperationsvertrag zwischen der Stadt und der Universität festgeschrieben wurden, seien nicht nur erfüllt worden: "Sie haben für die Universität in den letzten Jahren viele Dinge bewegt", bescheinigte Ludwig dem Altrektor ebenso, wie "ein wichtiges Stück Stadtgeschichte" geschrieben zu haben. Die Zusammenarbeit hatte ihren Höhepunkt im "Jahr der Wissenschaft" 2011, wo sprichwörtlich das Denken ins Zentrum rückte und die Stadt Chemnitz und der Freistaat Sachsen gemeinsam mit der Universität den Startschuss für die Entwicklung des Uni-Karrees in der Innenstadt und einer neuen Zentralbibliothek gaben. Dies sei ein wichtiger Schub für die Stadtentwicklung, so Ludwig.
Dr. Peter Seifert, Vorsitzender des Hochschulrates und der Gesellschaft der Freunde der TU Chemnitz e.V., bedankte sich für "acht Jahre engagierte Arbeit als Rektor, in der die Transdisziplinarität an den Fakultäten der TU und in vielen Studienfächern enorm zugenommen hat". Er schätze Prof. Matthes als "kompetenten, sympathischen, immer anständigen und fairen Partner". Für den Studentenrat der TU Chemnitz sprach Bernd Hahn, der dem ehemaligen Rektor zudem "besonderes Engagement als Hochschullehrer" bescheinigte und auf seine Erfolge in der Forschung verwies - Ausdruck dafür seien auch zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen. Prof. Dr. Hans J. Naumann, Präsident des Industrievereins Sachsen 1828 e.V., bezeichnete Matthes als "Allround-Manager", der selbst auch als Unternehmer erfolgreich sei und dem Industrieverein mit Rat und Tat zur Seite stehe. Besonders betonte er die gemeinsamen Bemühungen um den wissenschaftlichen und unternehmerischen Nachwuchs in Sachsen.
In Würdigung seiner Verdienste um die Entwicklung der Universität überreichte ihm die kommissarische Rektorin Prof. Dr. Cornelia Zanger im Namen der Universitätsleitung die Ehrenmedaille der TU Chemnitz. "Die erfolgreiche Entwicklung unserer Universität in den letzten Jahren ist eng mit dem Wirken von Prof. Matthes verbunden", so Zanger. Er habe maßgeblich für die Profilbildung der Universität und zugleich für länderübergreifende Hochschulpartnerschaften gewirkt. Mehr als 10.000 Studierende in allen Jahren seiner Amtszeit, eine Verdreifachung der Drittmitteleinnahmen von 2003 bis heute, die Bewerbung um ein Exzellenzcluster im Rahmen der Bundesexzellenzinitiative, der Ausbau und die Modernisierung der TU im Schulterschluss mit der Universitätsverwaltung, die Auditierung als familiengerechte Hochschule, die Bewerbung als "Stadt der Wissenschaft" und zahlreiche Kooperationsbeziehungen mit Wissenschaft, Wirtschaft, Gymnasien und weiteren Bildungseinrichtungen nannte die kommissarische Rektorin als einige Auszüge der Arbeit unter dem Rektorat von Prof. Matthes. Besonders hervor hob sie seine Verdienste als "treibende Kraft" innerhalb des tiefgreifenden Wandels in der Lehre hin zum gestuften Bachelor- und Mastersystem sowie zum Ausbau des Weiterbildungsangebotes der TU Chemnitz. Lobend erwähnte sie auch sein Engagement um den Technologie-Transferpreis "wissen.schafft.arbeit", den er als einer der maßgeblichen Initiatoren und langjähriges Jurymitglied geprägt habe. Zudem konnte Prof. Matthes gemeinsam mit dem Freistaat Sachsen und der Stadt Chemnitz den Start geben für die Entwicklung eines Uni-Karrees in der Chemnitzer Innenstadt mit einer neuen Zentralbibliothek. "Wir möchten Sie nun in einen neuen, spannenden Lebensabschnitt entlassen - in den Unruhestand, denn Sie bleiben uns als Direktor der Akademie für Wissenstransfer der TU Chemnitz und wissenschaftlicher Leiter des Chemnitz Management Institute of Technology (C-MIT) in allen Fragen der Weiterbildung erhalten", so Prof. Zanger.
Sichtlich berührt von den vielen lobenden und anerkennenden Worten lauschte Prof. Matthes zum Abschluss der Festveranstaltung den Klängen des Universitätsorchesters Collegium musicum unter Leitung von Michael Scheitzbach, bevor er sich bei zahlreichen Gesprächen im Foyer des Hörsaalgebäudes wieder in seinem Element fühlen konnte - als Netzwerker, Transfermanager und Teamplayer. Er erwähnte auch hier wiederholt, dass am "Haus TU Chemnitz" sehr viele Uni-Angehörige sowie Partner und Förderer der TU mitgebaut haben. Und auch deshalb hörte man ihn an diesem Abend oft Danke sagen. Ein guter Grundstein ist gelegt, auf dem das künftige Rektorat unter der Leitung von Prof. Dr. Arnold van Zyl weiter aufbauen kann, meinte Matthes. Dass die Amtsübergabe von Rektor zu Rektor heute nicht mehr nach traditionellem Muster erfolgt, bedauerte auch Sachsens Finanzminister - aber daran seien die Rahmenbedingungen des neuen Hochschulgesetzes Schuld.
Zur Person: Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes
Klaus-Jürgen Matthes, Jahrgang 1945, studierte von 1964 bis 1969 Schweißtechnik an der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt. Nach anschließendem Forschungsstudium wurde er 1972 promoviert. Bis 1987 war er als wissenschaftlicher Oberassistent an der TH Karl-Marx-Stadt tätig. Hier wurde er 1985 auf dem Gebiet der Prozessautomatisierung habilitiert. Von 1989 bis 2011 leitete er die Professur für Schweißtechnik an der Technischen Universität Chemnitz. 1992 übernahm er die Leitung des Institutes Fertigungstechnik/Schweißtechnik. Von 1994 bis 1997 war er Dekan der Fakultät für Maschinenbau und Verfahrenstechnik der Chemnitzer Universität. Von 1997 bis 2003 gehörte er der Universitätsleitung als Prorektor für Forschung an. Von 2003 bis 2011 war er Rektor der TU Chemnitz. Im November 2010 übernahm er den Vorsitz der Landesrektorenkonferenz (LRK) Sachsen. Seit Oktober 2011 ist Prof. Matthes Direktor der Akademie für Wissenstransfer der TU Chemnitz und wissenschaftlicher Leiter des Chemnitz Management Institute of Technology (C-MIT) - der zentralen Weiterbildungseinrichtung der Chemnitzer Universität.
Prof. Matthes ist Mitglied im Forschungsrat der Forschungsvereinigung "Schweißen und verwandte Verfahren". Zudem arbeitet er in mehreren Fachausschüssen und gehört dem Wissenschaftlichen Rat der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen "Otto von Guericke" (AiF) an. Außerdem ist er gewählter Gutachter der AiF und Sondergutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Prof. Matthes wirkt in mehreren Vorständen und Aufsichtsräten mit.
(Autoren: Mario Steinebach und Katharina Thehos)
Katharina Thehos
30.01.2012