Ein Abschied, der keiner sein soll
Stehende Ovationen bei der Absolventenverabschiedung am 21. April 2012 im Auditorium maximum - Beim Sektempfang erinnerten sich viele gern an ihr Studium - Nächstes Alumni-Treffen am 13. April 2013
Dies war wohl einer der bewegendsten Momente während der Feierlichen Absolventenverabschiedung der letzten beiden Semester am 21. April 2012: Als sich die 146 Absolventen der TU Chemnitz, die der Einladung in den größten Hörsaal der Universität gefolgt waren, von ihren Plätzen erhoben und mit lang anhaltendem Beifall ihren Eltern, Großeltern, Ehepartnern und Freunden für die vielfältige Unterstützung während der zurückliegenden Studienzeit herzlich dankten, kam Gänsehaut-Feeling auf. Den Impuls zu dieser netten Geste gab Rektor Prof. Dr. Arnold van Zyl während seiner Festrede. "Es sind die engsten Angehörigen, die einen großen Anteil am Studienerfolg haben", so Prof. van Zyl. Die Absolventen sollten sich jedoch auch bewusst sein, dass sie das Privileg hatten, studieren zu dürfen und die Gesellschaft es ihnen ermöglicht hat. "Dieses Privileg ist in vielen anderen Ländern nicht selbstverständlich", ergänzte der Rektor.
Berthold Brehm, der als Bürgermeister ein Grußwort der Stadt Chemnitz an die Absolventen richtete, hoffte, dass viele in ihrer Studienheimat bleiben, um als gut ausgebildete Akademiker die Grundlage für die weitere Stärkung der Innovationskraft der Stadt zu bilden. In der wirtschaftsfreundlichen Stadt sei laut Brehm die Nachfrage groß und die Rahmenbedingungen würden stimmen. Als Beispiel nannte er den Smart Systems Campus in unmittelbarer Nähe der TU.
Die Übergabe der Absolventenurkunden und Rosen durch den Rektor und die Dekane wurde begleitet von einem Blitzlichtgewitter. Das Collegium musicum der TU Chemnitz e.V. umrahmte die Veranstaltung musikalisch und erhielt dafür viel Beifall. Jede Menge Applaus und eine begehrte Auszeichnung erhielten Dr. Christian Kurze und Dr. Kristin Hockauf. Für ihre hervorragenden Doktorarbeiten wurden sie mit Commerzbank-Dissertationspreisen geehrt, die Peter Blaha, Prokurist der Filiale Chemnitz der Commerzbank AG, überreichte.
Vor Beginn der Feierlichen Absolventenverabschiedung und beim anschließenden Sektempfang hörte man oft, dass sich die meisten freuten, noch einmal an ihrer alten Uni ihre Kommilitonen zu treffen. So hatten sich die Zwillingsbrüder Heiko und Thomas Kießling längere Zeit nicht gesehen. Heiko Kießling hatte bereits zum Abschluss seines Chemnitzer Mikrotechnik/Mechatronik-Studiums seine Diplomarbeit an der Universität Tübingen geschrieben. Jetzt bleibt er gleich dort und promoviert am Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Institut (NMI). Die Brücken nach Chemnitz brechen jedoch nicht ab, denn er wird auch von Prof. Dr. Jan Mehner, Inhaber der Professur Mikrosystem- und Gerätetechniker, betreut. Heiko Kießlings Bruder Thomas ist seiner Studienheimat treu geblieben. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre fing er als Controller bei der C&E Consulting und Engineering GmbH an.
Jeden Tag zwischen Chemnitz und Dresden pendelt nun die Wirtschaftsmathematik-Absolventin Anja Hergert hin und her. Die junge Frau, die vor wenigen Tagen geheiratet hat und damit ihren Familiennamen Yuzikis ablegte, ist seit Januar beim Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst tätig. "Hier beschäftige ich mich vordergründig mit der Einführung eines neuen Steuerungsmodells in staatlichen Einrichtungen", erzählte sie beim Sektempfang. Zurückblickend auf ihr Studium lobte die Absolventin die sehr gute Betreuung: "Mehr als 50 Studierende saßen selten in unseren Vorlesungen. Eine Terminvereinbarung bei unseren Profs war immer schnell und unkompliziert möglich." Für sie persönlich sei das Wirtschaftsmathematik-Studium die perfekte Symbiose zwischen ihren Fähigkeiten und beruflichen Interessen gewesen. Gern kam sie mit Familienangehörigen zur Feier.
Aus Tschechien reisten vier junge Männer an - Petr Minar, Jiri Kozubik, Josef Knobloch und Jan Hradil. Sie sind die ersten Absolventen des deutsch-tschechischen Masterstudienganges Produktionssysteme. Aufmerksam auf diesen einzigartigen Studiengang wurden die Studenten während einer Vorlesung über Verzahnungstechnik an der Universität Brno, die von Dr. Andreas Hirsch von der Professur für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik der TU Chemnitz gehalten wurde. "In der anschließenden Präsentation weckte Dr. Hirsch unser Interesse an diesem Studiengang, alles klang verlockend", erinnerte sich Jan Hradil. Kurze Zeit später pendelten sie im Studium semesterweise zwischen Brno und Chemnitz. "Unser Doppelabschluss und die verbesserten Deutschkenntnisse öffneten uns bei der Arbeitsplatzsuche die Türen", berichtete Jiri Kozubik. Heute sind sie alle bei deutschen Firmen, die nach Tschechien expandiert haben, tätig - bei Bosch Rexroth, Siemens und beim neuen Gemeinschaftsunternehmen von Bosch und Daimler.
Um nachhaltige Energieversorgungstechnologien drehte sich alles im Studium von Sebastian Kremp. Aus dem Vogtland kommend, folgte er der Empfehlung eines Bekannten. "Auch meine Eltern studierten schon an der TU", sagt der Masterabsolvent. Heute ist er bei der Infineon Technologies AG tätig, wo er bereits seine Masterarbeit über das Korrosionsverhalten sogenannter IGBT-Module schrieb. "Während meines Studiums habe ich mich gern engagiert, zum Beispiel als Mitglied einer Studienkommission oder im Prüfungsausschuss", erinnerte er sich und ergänzte: "So konnten wir Bachelor- und Masterstudiengänge mitgestalten. Das war in Chemnitz gut möglich." Noch heute hat er Kontakt nach Chemnitz - zu ehemaligen Kommilitonen oder zu Projektpartnern seines Arbeitgebers. Sebastian Kremp war gern der Einladung zur Feierlichen Absolventenverabschiedung gefolgt: "Es ist so ein offizieller Abschied von der TU, denn nach dem Masterabschluss ging alles sehr schnell, da ich sofort in der Firma anfangen konnte."
Anne Bilz, die den Bachelor im Maschinenbau absolvierte und nun den Master aufsetzt, kam ganz allein zur Feier. "Ich zog wegen des Studiums nach Chemnitz, die Themengebiete waren hier für mich die besten." Ihr gefällt, dass die TU Chemnitz nicht so groß ist. Und dass sie als eine von wenigen Frauen unter vielen Männern in ihrem Studiengang studiert, sei auch kein Problem. Was sie eines Tages einmal beruflich machen möchte, steht noch nicht fest. Ganz sicher ist, dass die TU Chemnitz auch künftig ihren Absolventen persönlich "Auf Wiedersehen" sagen wird. Die nächste feierliche Verabschiedung ist am 13. April 2013 vorgesehen, dann findet auch das nächste große Alumni-Treffen statt.
"Vergessen Sie uns und Ihre Universität nicht!" - diesen Satz hörten die Absolventen an diesem Tag oft. Treu bleiben kann man der TU als Absolvent, als Student im Rahmen eines weiterführenden Master- oder Weiterbildungsstudiums, als Einwohner von Chemnitz oder des Freistaates Sachsen, als Mitglied der Freundesgesellschaft der TU. Doch um diese Treue zu erhalten, ist vieles notwendig und reicht von attraktiven Jobs über passende Bildungsangebote bis hin zu einer lebendigen Absolventenbewegung. Wer weiterhin den Kontakt zu seiner Uni sucht, sollte sich - wie mehr als 5.200 Kommilitonen auch - in die Absolventen-Datenbank der TU Chemnitz eintragen: http://www.tu-chemnitz.de/tu/alumni/. So werden sie weiterhin mit Informationen ihrer Universität versorgt.
Die Gesellschaft der Freunde der TU Chemnitz, die bei der diesjährigen Absolventen-Verabschiedung jedem ein Jubiläumsbuch der TU als Erinnerungsgeschenk übergab, präsentiert sich übrigens unter http://www.tu-chemnitz.de/tu/freunde/
Einige Absolventen nutzten auf dem Heimweg noch schnell die Gelegenheit zum Kauf eines T-Shirts oder Sweatshirts aus dem Uni-Shop. Manche suchten auch das Gespräch mit dem Career Service, dem Gründungsnetzwerk Saxeed oder der Freundesgesellschaft der TU Chemnitz. Für Diplommathematikerin Sandra Hartl war dieser Tag "ein sehr schöner Abschluss der Studienzeit". Und dieses Fazit zogen sicher viele. Ein Dank gilt an dieser Stelle allen Organisatoren, die der Feierlichen Absolventenverabschiedung in bewährter Weise den passenden Rahmen gaben - insbesondere vielen Mitarbeitern des Studentenwerkes Chemnitz-Zwickau und der Zentralen Universitätsverwaltung, allen voran dem Bereich Marketing/Öffentlichkeitsarbeit.
(Autoren: Mario Steinebach und Sandra Edel)
Mario Steinebach
21.04.2012