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Crashkurs auf diplomatischem Parkett

Elf Studenten, die im April 2006 bei der UN-Simulation in New York Estland vertreten, besuchten in dieser Woche die Estnische Botschaft und das Auswärtige Amt in Berlin

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Die Chemnitzer NMUN-Delegation 2006 und weitere interessierte Studenten besuchten das Auswärtige Amt in Berlin. Foto: Christian Forberg

Jedes Frühjahr kommen in New York über 3.000 Studenten aus aller Welt zusammen, um an der National Model United Nations (NMUN), der größten UN-Simulation der Welt, teilzunehmen. Seit drei Jahren sind auch Chemnitzer Studenten dabei. Die diesjährige Delegation besteht aus elf Studenten, die gemeinsam im April die Republik Estland bei den Vereinten Nationen vertreten. Um sich auf diese Herausforderung vorzubereiten fuhren die Teilnehmer letzten Montag nach Berlin, wo sie sich mit dem Generalsekretär der Simulation trafen und der Estnischen Botschaft sowie dem Auswärtigen Amt einen Besuch abstatteten.

Andrés Gonzales, der Generalsekretär der NMUN, ist bereits seit neun Jahren an der Simulation beteiligt und konnte den Chemnitzern daher als "alter Hase" spannende Erfahrungen, hilfreiche Tipps und viel Ermutigung mit auf den Weg geben. Angefangen hatte er, so wie die Chemnitzer Studenten, als einfacher Simulationsteilnehmer. Inzwischen hat Gonzales die NMUN auch aus der Sicht der Simulationsleitung und -organisation kennen gelernt und schwärmte voller Begeisterung von seinen Erlebnissen in New York: "Diese Simulation wird Ihr Leben verändern – meines hat sie auf jeden Fall verändert!"

Einen realistischen Einblick in das tägliche Leben eines UN-Diplomaten verschaffte Holger Mahnicke vom Auswärtigen Amt den Studenten. Er konnte als ehemaliger UN-Gesandter ein authentisches Bild vom stressigen Arbeitsalltag als Diplomat liefern: Von Morgens um Acht bis oftmals spät in die Nacht stehen für die deutschen Gesandten Konferenzen, Verhandlungen, Absprachen mit der EU und immer wieder Textarbeit an Resolutionsentwürfen auf der Tagesordnung – stets auf Englisch, da Deutsch keine der sechs Amtssprachen der UN ist. Dabei muss ständig der Kontakt zur Regierung nach Berlin gehalten werden und Partner unter den "Major Players", den wichtigsten Ländern, gesucht werden. "Das wichtigste in den Verhandlungen ist, Partner zu finden!", schärfte der erfahrene Diplomat den Delegationsteilnehmern ein. Wenn es sein muss auch in Marathonsitzungen bis in die frühen Morgenstunden. New York, die Stadt die niemals schläft, entschädige allerdings auch immer wieder für die Strapazen und den Stress, den der Job mit sich bringe.

Am Nachmittag waren die Studenten in die Estnische Botschaft eingeladen. Beeindruckt ließen sie sich von Frau Piret Reintamm-Benno, der estnischen Botschaftsrätin, durch die aufwändig restaurierten Räume der Villa führen, die Ende des 19. Jahrhunderts von einem Schokoladenfabrikanten als Hochzeitsgeschenk für seine Tochter gebaut wurde und nun als Botschaftsgebäude dient. Nach einem Kaffee hörten die Chemnitzer einen Vortrag über die estnische Außenpolitik, die für die "estnischen" Diplomaten auf Zeit von höchster Wichtigkeit ist. Um den Studenten einen Einblick in die Positionen Estlands zu geben, informierte die Botschaftsrätin in ihrer Präsentation unter anderem über aktuelle Einsätze estnischer Soldaten in Friedensmissionen im Kosovo, in Afghanistan und im Irak. Doch auch andere Themen, die bei der Simulation eine Rolle spielen, wurden angesprochen. Die Informationen sollen es den Studenten ermöglichen, in New York glaubwürdig und sicher die Positionen Estlands vertreten zu können.

Obwohl der Tag lang und arbeitsreich war, am Ende waren sich die Chemnitzer Studenten einig: Ihr Wissen über Estland, ihr Wissen über die Vereinten Nationen und ihr Wissen über die Simulation konnten sie ausbauen durch die freundliche, kompetente und eingehende Art aller drei Vortragenden.

(Autoren: Philipp Schrage & Sarah Wichmann))

Stichwort: UN-Simulation (National Model United Nations)

In 35 Ländern der Welt simulieren jährlich Tausende Studenten Sitzungen und Verhandlungen der Vereinten Nationen bei den so genannten "Model United Nations (MUN)". NMUN - die größte und bekannteste dieser Simulationen, findet jedes Jahr in New York, dem Tagungsort der Vereinten Nationen, statt. Auch 2006 werden wieder rund 3.000 Studenten eine Woche lang Verhandlungsstrategien entwerfen, Berichte vorlegen und über Resolutionen beraten und abstimmen. Neben interkulturellem Austausch sind Hauptziele der NMUN, das Verständnis der Studenten für internationale Beziehungen, komplexe Sachverhalte und deren Zusammenhänge zu wecken.

Weitere Informationen erteilt Nadine Mensel, Tel. (03 71) 5 31 - 40 93, E-Mail Nadine.Mensel@phil.tu-chemnitz.de

Mario Steinebach
27.01.2006

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