"Das Wertvollste, das wir in der Gesellschaft besitzen"
Bei der Immatrikulationsfeier begrüßten Vertreter aus der Universität, der Stadt und der Wirtschaft sowie dem internationalen Netzwerk der TU Chemnitz die neueingeschriebenen Studierenden
Für rund 2.300 junge Menschen beginnt an der Technischen Universität Chemnitz mit dem Start des Wintersemester 2012/2013 ein neuer Lebensabschnitt: Sie haben sich hier für ein Bachelor- oder Masterstudium eingeschrieben. Am 8. Oktober folgten viele von ihnen der Einladung zur Immatrikulationsfeier in die Stadthalle. Dort wurden die Erstsemester vom Rektor der TU, Prof. Dr. Arnold van Zyl, begrüßt. "An einer Universität herrschen viele unterschiedliche Wünsche und Hoffnungen. Aber es besteht ein breiter Konsens: Wissen kann enorme transformative Kräfte entfalten. Wissen schafft Wandel, für jeden Einzelnen, aber auch in der Gesellschaft. Durch Ihre Immatrikulation haben Sie sich bekannt zu dieser Transformation durch Bildung", so der Rektor. "Die Studienanfänger sind das Wertvollste, das wir in der Gesellschaft besitzen. Dass die Gesellschaft für die Ausbildung der Studierenden bezahlt, ist eine Investition in unser aller Zukunft. Gleichzeitig ist das kostenfreie Studium ein einzigartiges Privileg, das es in vielen anderen Ländern nicht gibt", sagte Prof. van Zyl und rief die Erstsemester auf: "Gehen Sie damit verantwortungsbewusst um!"
Die anschließenden Grußworte an die neuen Studenten und der Festvortrag verdeutlichten die starke Einbindung der TU Chemnitz in Stadt und Region sowie ihre enge Vernetzung mit der Wirtschaft und ihre Internationalisierung. Das erste Grußwort sprach der Generalkonsul der Vereinigten Staaten, Mark J. Powell. "Ich empfinde Universitäten als Ort voller Idealismus, Vitalität, Gelehrsamkeit und Optimismus. Sich hier im Studium unterschiedlichen Perspektiven auszusetzen, ist eine wichtige und prägende Erfahrung. Mit der TU Chemnitz haben Sie eine gute Wahl getroffen. Chemnitz ist eine Stadt mit einer reichhaltigen Geschichte, einer lebhaften Gegenwart und einer vielversprechenden Zukunft", so Powell. Auch die Oberbürgermeisterin der Stadt Chemnitz, Barbara Ludwig, begrüßte die neuen Studierenden: "Sie haben sich für eine Universität entschieden, an der Sie Ihre Professoren persönlich kennenlernen werden." Es entwickele sich zudem zunehmend eine akademische Gemeinschaft, die zu einem großen Teil dieser Stadt gewachsen sei: "Es ist ein gutes Zeichen, wenn sich die Universität immer mehr in das Leben der Stadt ausbreitet", sagte Ludwig und verwies dabei auf die geplanten Baumaßnahmen, durch die in naher Zukunft unter anderem eine Zentralbibliothek im Stadtzentrum entstehen wird. "Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie sich aktiv in die Stadtentwicklung einbringen und auch nach dem Studium in Chemnitz eine Perspektive finden", so die Oberbürgermeisterin. Als Vertreter der Studierenden sprach Marcel Eifert vom Studentenrat der TU. Er verdeutlichte seinen neuen Kommilitonen, dass sie nicht alleine an der Universität sind: "Es gibt kein Problem zum ersten Mal", so der Student, der die Fachschaftsräte als erste Ansprechpartner empfahl. Aber: "Der erste Schritt liegt bei euch. Als Schüler ward ihr es vielleicht gewohnt, auf die Füße getreten zu werden - als Studierende müsst ihr jetzt selbst entscheiden, was wichtig ist." Zugleich appellierte er: "Studienqualität entsteht nicht alleine, sondern auch durch die Rückkopplung zu den Lehrenden."
Den Festvortrag hielt Dirk Coers, Geschäftsführer Personal und Organisation von Volkswagen Sachsen. Sein Unternehmen schätze "das Topniveau der Absolventen in Chemnitz und das hohe internationale Ansehen der TU", sagte Coers, der Volkswagen nicht nur als Arbeitgeber in der Region, sondern auch als Partner im Studienverlauf ins Spiel brachte: "Wir vergeben in Sachsen 100 Praktika pro Jahr sowie 30 Bachelor- und Masterarbeiten. Außerdem pflegen wir intensive Forschungskooperationen mit der TU und den Fraunhofer-Instituten in Chemnitz. Aktuell laufen 15 Projekte." Dabei spreche der Konzern keineswegs nur Ingenieure an. Gerade ein breites Fächerspektrum, wie es an der TU Chemnitz angeboten werde, sei die Grundlage für industrielles Wirtschaften. Volkswagen wolle die Zusammenarbeit zur TU und zu ihren Studierenden ausbauen auf dem Weg ins Jahr 2018, wo das Unternehmen die Nummer 1 im Automobilbau sein möchte.
Insgesamt konnten sich die neuen Studierenden zwischen 36 Bachelor- und 48 Masterstudiengängen entscheiden. In diesem Jahr hat das Angebot vor allem zahlreiche ausländische Studierende angezogen - 45 Prozent mehr als im Vorjahr. Zu ihnen gehört Iryna Anisimova, die aus der Ukraine nach Chemnitz gekommen ist und den Masterstudiengang Finance gewählt hat. Sie war bereits als Aupair in Deutschland und sieht auch ihre berufliche Zukunft in diesem Land. Ebenfalls aus der Ukraine stammt Nataliia Boiko, die nach einem Bachelorstudium der Linguistik in ihrer Heimat nun in Chemnitz den Master Anglistik/Amerikanistik absolviert. An der Stadt hat sie bereits Gefallen gefunden: "Es ist recht ruhig hier, das ist gut für das Studium." Die internationale Atmosphäre in Chemnitz lobt Anna Soloshenko. Die Russin hat sich für den Masterstudiengang Interkulturelle Kommunikation/Interkulturelle Kompetenz entschieden. "Mein Diplom aus Russland wird in Chemnitz anerkannt. Außerdem ist das Studium hier sehr praxisorientiert und es gibt viele Möglichkeiten, in der Forschung mitzuarbeiten." Das Studentenleben, das sie bereits bei einer Willkommensparty für internationale Studierende und bei Einführungsveranstaltungen der Philosophischen Fakultät kennen gelernt hat, sei sehr reichhaltig.
Aus Ilmenau ist Lorenz Raßmann nach Chemnitz gezogen. Er studiert Europa-Studien mit sozialwissenschaftlicher Ausrichtung. Chemnitz habe ihm zum einen seine Mutter als schöne Stadt empfohlen, zumal er im Osten Deutschlands bleiben wollte. Zum anderen interessiert ihn die an der TU angebotene Vertiefung Richtung Osteuropa. "Ich habe schon einen Sprachkurs in Russisch belegt und hoffe, dass ich ein Auslandssemester oder ein Praktikum in Osteuropa absolvieren kann." Ebenfalls für die russische Sprache interessiert sich Sarah Guhl, die aus Bayreuth an die TU gekommen ist, um Europa-Studien mit kulturwissenschaftlicher Ausrichtung zu studieren. "Chemnitz ist nicht so weit weg von meiner Heimatstadt", begründet die Wahl-Sächsin, die auf der TU-Homepage auf ihren Wunschstudiengang aufmerksam geworden ist. In Chemnitz muss sie sich noch einleben: "Ich muss erst noch die schönen Ecken finden." Ebenfalls aus Bayern ist Christoph Robisch nach Sachsen gezogen. Er kommt aus Hof und studiert nun Mathematik. "Die TU ist eine schöne Uni, außerdem muss man in Sachsen keine Studiengebühren bezahlen", so der Bachelor-Student, der im Brückenkurs bereits Kommilitonen kennengelernt hat, mit denen gemeinsam er in die Stadthalle kam. Einer von ihnen ist Luca Landwehrjohann, den der guten Ruf der Naturwissenschaften und der Mathematik an der TU aus Gütersloh in Nordrhein-Westfalen nach Chemnitz gezogen hat. "Außerdem studiert meine Freundin hier Chemie", so der Bachelor-Student.
Mit einem klaren Berufsziel hat Melanie Brandt ihr Studium aufgenommen: Die Germanistik-Studentin möchte Lektorin werden. Dafür ist sie nun aus der Hauptstadt nach Chemnitz gezogen. "In Berlin gibt es kein Germanistik-Angebot. Chemnitz ist noch relativ nahe gelegen", so die Bachelor-Studentin, die in ihrer neuen Heimat vor allem die kurzen Wege zu schätzen weiß. Einen noch etwas weiteren Umzug hat Tanja Frank hinter sich. Sie zog aus Stuttgart nach Sachsen. "Ich wollte Finanzmathematik studieren und dieses Fach gibt es nur in Chemnitz", so die Erstsemesterin, die zur Immatrikulationsfeier gemeinsam mit ihrem neuen Kommilitonen Jonas Michel kam. Auch der Dresdner hat sich für ein Mathematik-Studium entschieden. "Chemnitz ist für Mathematik einer der besten Studienorte, außerdem gibt es hier gute Vertiefungsmöglichkeiten. In Dresden könnte ich vor allem nur einen Bachelor belegen - in Chemnitz sind in der Mathematik Bachelor und Master kombiniert", sagt der Student, der sich über die in Dresden herrschenden Vorurteile gegenüber Chemnitz hinweggesetzt hat und dem sein Studienort bisher "viel besser als erwartet" gefällt. Ebenfalls für die Mathematik hat sich Susanne Nguyen aus Görlitz entschieden: "Ich wollte in Sachsen bleiben. In Dresden hat mir das Angebot nicht gefallen, Freiberg ist zu klein und Leipzig wiederum zu groß - deshalb habe ich mich für Chemnitz entschieden. Die Stadt ist ruhig und freundlich." Michael Rätzsch aus Plauen kam mit Frau und Kind zur Feier in die Stadthalle. Für ihn beginnt nun nach der Zeit bei der Bundeswehr das Geschichtsstudium. "Ich bin gespannt, welche Perspektiven sich in der Region in drei Jahren für mich ergeben", sagt der junge Mann, der mit dem günstigen Semesterticket täglich zwischen Heimat- und Studienstadt pendelt.
Im Rahmen der Immatrikulationsfeier wurden zudem die Universitätspreise 2012 und der Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) vergeben. Das Collegium musicum der TU Chemnitz e. V., die TU BigBand und der Universitätschor sowie Andreas Bartl vom Circus unARTiq sorgten für die künstlerische Umrahmung des Programms.
Eine Plattform zum Austausch und zur Vernetzung gibt es für die Studierenden auf Facebook: http://www.facebook.com/TUChemnitz
Für Fragen und Schwierigkeiten rund um das Studium sind in erster Instanz die jeweiligen Fakultäten und Fachschaftsräte Ansprechpartner. Sollten sich im Studienverlauf Probleme ergeben, für die die Studierenden der Matrikel 2012 keine Lösung an ihrer Fakultät finden, gibt es für sie eine Möglichkeit, sich direkt an die Universitätsleitung zu wenden. Als Ansprechpartner ist der Prorektor für Lehre, Studium und Weiterbildung, Prof. Dr. Christoph Fasbender, per E-Mail zu erreichen: matrikel2012.pls@tu-chemnitz.de
Sachsen-Fernsehen zeigt hier einen Beitrag über die Immatrikulationsfeier.
(Autoren: Katharina Thehos und Mario Steinebach)
Katharina Thehos
08.10.2013