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Klassische Musik, die Geschichten erzählt

Die Juniorstudenten der Kinder-Uni Chemnitz lauschten am 6. Dezember 2015 einer Vorlesung des Collegium musicum der TU Chemnitz e.V.

  • Die Chance, den Instrumentalisten des Collegium musicum beim Spielen über die Schulter zu schauen, ließen sich die Juniorstudenten nicht entgehen. Foto: Andy Schäfer

Natürlich lag es am Nikolaustag nahe, dass der Leiter des Collegium musicum der TU Chemnitz e.V., Michael Scheitzbach, die Juniorstudenten zunächst nach ihren gefüllten Stiefeln am Morgen befragte. Doch in den größten Hörsaal der Universität waren er und seine Musiker an diesem Sonntag gekommen, um eine weihnachtliche Vorlesung im Rahmen der Kinder-Uni Chemnitz zu gestalten. Dafür hatte das Universitätsorchester zwei klassische Stücke mitgebracht, die, untersucht man ihre Einzelheiten, die Absicht der Komponisten verraten. „Die meisten Komponisten wollen mit ihrer Musik Geschichten erzählen“, erklärte Michael Scheitzbach den rund 500 anwesenden Juniorstudenten. Mit ihm sollten die Kinder erfahren, was genau in einer solchen Komposition geschieht und wie das Orchester diese Vorgänge ausdrücken kann.

Den Anfang machte ein Musikstück des italienischen Komponisten Antonio Vivaldi, das seinen berühmten „Vier Jahreszeiten“ entsprungen ist. Nach dem Vorspiel des Orchesters sollten die Kinder anhand ihrer Empfindungen bei der für Streicher ausgelegten Komposition „erspüren“, welche Jahreszeit dabei musikalisch nachgezeichnet wurde. Die findigen Juniorstudenten hatten einige Assoziationen zu bieten und einigten sich dann gemeinsam mit dem Dirigenten auf die klangvolle Inszenierung des Winters, der ja gerade in der Weihnachtszeit die Stadt in seinen eisigen Mantel hüllt. Michael Scheitzbach, der bei diesem Stück selbst die Solovioline spielte, demonstrierte wie der Streicher die Töne modulieren kann, um bestimmte Empfindungen bei den Zuhörern hervorzurufen. Die Schüler sollten bei vier ausgewählten Stellen, die der Komposition entnommen wurden, auf ihre Körperzustände achten und so erfahren, wie Vivaldi die starre Kälte oder den schneidenden Winterwind musikalisch zu erzählen vermochte. Dirigent Scheitzbach lud die Juniorstudenten ein, bei einer erneuten Darbietung des Stücks fleißig mit zu agieren. Und so klapperten mitten auf der „Bühne“ die Zähne und stampften die Füße vor der in den Hörsaal schallenden „Kälte“.

Im zweiten Teil der Vorlesung erzählte Michael Scheitzbach die Geschichte hinter Wolfgang Amadeus Mozarts Singspiel „Die Entführung aus dem Serail“, das von zwei Liebespaaren handelt, die auf schicksalshafte Weise voneinander getrennt werden. Drei von ihnen finden sich so unglücklicherweise als Sklaven eines Grundbesitzers in der Türkei wieder – ein Umstand, dem Mozart in seiner Komposition Rechnung trug. Bevor die Musiker zur hier dargebotenen Ouvertüre des Spiels ansetzten, erklärte der Orchesterleiter den Kindern, dass eine solche Einleitung immer zum Schluss eines Stücks komponiert wird, um Motive und Musikausschnitte des Gesamtwerks vorzustellen. Erzählerisch handelt der erste Teil der Ouvertüre von einem Fluchtversuch der Gefangenen, der durch den gewichtigen Landbesitzer verhindert wird. Wie dies musikalisch umgesetzt wurde, wusste der Dirigent auch szenisch aufzuzeigen. Gemeinsam mit zwei mutigen Juniorstudenten stellte er dieses Szenario unter musikalischer Begleitung nach. Besonderes Augenmerk erhielt dabei die konträre Lautstärke, die eingesetzt wurde, um das Heimliche der Flucht und die Hektik des Ertapptwerdens auszudrücken.

Im nun folgenden Zwischenteil des Singspiels erfuhren die Kinder, dass der zurückgebliebene Liebende versucht, seine Geliebte und deren Begleiter zu erretten. Vor einer Burgmauer singt er ihr dann sehnsuchtsvoll entgegen. Und auch die Juniorstudenten der Kinder-Uni sangen mit ihm zu ruhigeren und wärmeren Tönen des Kammerorchesters, nachdem der Dirigent sie Text und Melodie lehrte. Die vorgetragene Ouvertüre in ihrer Gänze durften die Juniorstudenten dann aus erster Nähe erleben, lud Orchesterleiter Scheitzbach doch die neugierigen Kinder dazu ein, sich auf der Hörsaalbühne zu dem Instrument zu stellen, das sie am meisten interessiere. So ergab sich das Bild einer bunten Spiel- und Sangesgruppe aus Groß und Klein, die zur passenden Zeit alle gemeinsam das Lied von Mozarts Liebenden sangen. So eingestimmt wollte das Orchester im Nachgang auf das nahende Fest einstimmen und animierte alle Anwesenden dazu, zum Abschluss im Chor die Weihnachtslieder „Alle Jahre wieder“, „Lasst uns froh und munter sein“ sowie das allbekannte „O Tannenbaum“ anzustimmen. „Jeder der heute mitsingt, hat die Chance von einem Orchester begleitet zu werden. Das ist nicht immer so!“, gab der Dirigent zu bedenken. Mit großem Applaus wurden er und sein Orchester dann von den Eltern und Kindern in die Weihnachtszeit verabschiedet. Für die Juniorstudenten wartete am Ende noch eine kleine Nikolausüberraschung.

Freunde der Kinder-Uni Chemnitz müssen sich jetzt bis zum neuen Jahr gedulden. Dann aber findet am 24. Januar 2016 die nächste Kindervorlesung zum Thema „Wunder-Werkzeug Stimme – Ich spreche. Du sprichst. Wir überzeugen!“ des Zentrums für Lehrerbildung statt.

(Autor: Andy Schäfer)

Katharina Thehos
06.12.2015

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