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Aus Tiegeln und Töpfen der Geschichte erzählt und gekocht

Veranstaltungsreihe „Lucullus“ geht weiter – Historiker der TU bringen am 24. Juli 2014 im Schloßbergmuseum mittelalterliche Küche auf den Tisch und blicken ins älteste Kochbuch in deutscher Sprache

Im Rahmen der neuen Veranstaltungsreihe „Lucullus - Aus Tiegeln und Töpfen der Geschichte erzählt und gekocht“ wird in Chemnitz jenseits historischer Texte ein tieferes Verständnis von Ernährungsgewohnheiten vergangener Kulturen und Epochen vermittelt. Auf wissenschaftlicher Grundlage zeigen Historiker der Technischen Universität Chemnitz, welche kulturelle Bedeutung Kochen und Speisen in unterschiedlichen Epochen und bestimmten Gesellschaftsschichten besitzen. Nachdem im Juni die erste Veranstaltung auf Grundlage lateinischer Quellen einen Einblick in die antike römische Küche gab, steht am 24. Juli 2014 die mittelalterliche Küche im Mittelpunkt. Die Historiker Ralf Siegfried Ketscher und Konrad Reinhold wagen gemeinsam mit dem Schloßbergmuseum den zweiten Teil dieses außergewöhnlichen Experiments. „Die Textgrundlage bildet ein Manuskript aus dem 14. Jahrhundert, das mit gutem Recht als ältestes Kochbuch in deutscher Sprache gelten darf“, sagt Ketscher. Ergänzt werde die Rezeptauswahl durch eine italienische Fragmentesammlung, die ebenfalls aus dieser Zeit stamme. Neben diesen Beispielen aus der gehobenen Küche wird auch die Bedeutung von einfachen Speisen zur Geltung gebracht. Die Veranstaltung beginnt um 16 Uhr mit einem Vortrag im Refektorium des Schloßbergmuseums in Chemnitz. Im Anschluss daran gibt es im Lapidarium des Museums ein Menü mit erlesenen Kostproben aus der mittelalterlichen Küche, das auch Raffinessen bietet. Maximal 15 Personen können teilnehmen. Im Preis von 35 Euro (Studierende: 18 Euro) inbegriffen ist ein Vier-Gänge-Menü in historischem Rahmen sowie die Teilnahme am Einführungsvortrag. Getränke sind extra zu zahlen.

Angeregt wurde die Veranstaltungsreihe durch Beobachtungen im Alltag und daraus resultierenden Fragen. Ketscher nennt einige Beispiel: „Wie umfassend sind in der Bevölkerung die tatsächlichen Kenntnisse zur Herstellung von Speisen in einer Zeit, in der TV-Kochsendungen die Programme füllen und Buchpublikationen zum Thema überborden? Wie ist die Situation einzuschätzen, dass auf der einen Seite ein exorbitantes Nahrungsangebot zur Verfügung steht, dessen Ursprung jedoch oft unklar bleibt und welches der Handel immer stärker bereits zum Verzehr vorbereitet anbietet?“ Im Bewusstsein davon, dass der Wert historischer Forschungen unter anderem in Analogien bestehen kann, gehen die Historiker der Frage nach, wie sich die Herstellung und Aufbewahrung von Nahrungsmitteln in anderen ausgewählten Epochen gestaltete. Zum anderen interessierte die Herstellung, Dokumentation und Überlieferung des Wissens über Nahrungszubereitung. Auf dem Prüfstand stehen weiterhin die Rezepturen, sind sie doch selbst ein Teil einer kulturellen Rezeptionsgeschichte. „Besonderes Interesse gilt auch dem kulturellen Wert von Speisen, der das übersteigt, was substantiell zur Ernährung notwendig ist. Speisen ist, das wird auch bei manchem Restaurantbesuch leicht vergessen, eine Kulturleistung“, sagt Ketscher. Bereits jetzt laufen die Vorbereitungen des dritten Teils der Lucullus-Reihe. „Voraussichtlich Ende August blicken wir in die Renaissance“, verrät Ketscher.

Die Anmeldung für die 2. Lucullus-Veranstaltung am 24. Juli 2014 ist noch bis zum 22. Juli über die Mail-Adresse konrad.reinhold@phil.tu-chemnitz.de möglich.

Mario Steinebach
14.07.2014

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