Adventsbräuche


Schwibbogen Unsere Ahnen begannen am 24. August, genau vier Monate vor dem Heiligen Abend, mit der Zurüstung für die weihnachtliche Festtafel. An diesem Tag, dem Bartholomäustag, wurden die Gänse auf den Weiden und die Karpfen in den Teichen gemustert, und es wurde mit der besonderen Mast begonnen. Man tat dies zum einen, weil man wußte, daß man sich lange vorher für das Christfest rüsten muß, zum anderen wurde ein Teil der Weihnachstfreude in die "festlose Zeit" des Jahres hineingenommen. Die Ordnung des Kirchenjahres bestimmte das Leben unserer Väter, daraus erwuchsen auch feste Sitte und anschauliches weihnachtliches Brauchtum. Heute sind oft nur noch die äußeren Dinge lebendig erhalten. Die tiefe Symbolik vieler weihnachtlicher Gegenstände, von Stern und Krippe, von Weihnachtsgebäck und Christbaum, von Adventskerzen und Kränzen verblassen im vorweihnachtlichen Einkaufsstreß. Der Schwibbogen ist im Erzgebirge jedoch noch allgegenwärtig als Symbol des Lichtes, das den Bergleuten entgegenleuchtete, wenn sie den Stollen verließen; Bergleuten, die in der kalten Jahreszeit vor Beginn der Dämmerung einfuhren und erst nach Sonnenuntergang wieder die Grube verließen. Kluge Architekten rüsten erzgebirgische Wohnungen daher mit einer "Schwibbogensteckdose" unter den Fensterbrettern aus.

Pyramide Das Licht, das in der Finsternis leuchtet, das sehen wir in der Advents- und Weihnachtszeit aber nicht nur in der Kerze versinnbildlicht, sondern es begegnet uns auch im Adventsstern oder im Glanz der Kugeln. Das Licht, das immer mehr zunimmt, an jedem Adventssonntag um eine weitere Kerze auf dem Kranz wächst und schließlich in den strahlend geschmückten, mit seinem Funkeln die gesamte Stube erhellenden Weihnachtsbaum mündet, kündigt die große Freude, das Fest der Heiligen Nacht an. Advent - das Wort geht zurück auf das lateinische adventus, die Ankunft. Gemeint ist die Geburt Christi, die mit wachsender Spannung ersehnt wird, von den Kindern sicher auch wegen des damit verbundenen reich gedeckten Gabentisches. Der Adventskalender soll seit dem 19. Jahrhundert die Vorfreude steigern und mit seinen Bildern die Symbolik des Weihnachtsfestes faßbar machen.


Ralph Sontag, Fotos: Gerda Haase