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Stollenbacken


zwei junge Stollenbäcker

Das Bild stammt aus Leukersdorf im Erzgebirge, aber wir könnten auch viele andere Namen stellvertretend notieren. Vor einem modernen französischen Backofen stehen zwei Kinder. Sie können noch lange nicht bis ganz oben in die Fächer dieses Ofens schauen. Kinder sind in den Wochen des Advents besonders eifrige Mithelfer. Gebacken wird in diesen Wochen viel.

Zu meinen Kindheitstagen - die Urgroßeltern betrieben eine eigene Bäckerei, natürlich nicht mir so modernen und leistungsfähigen Geräten, wie sie heute notwendig geworden sind - begann das adventlich/weihnachtliche Backen mit einem Schließen der Bäckerei von drei Tagen. In diesen drei Tagen wurde für die gesamte in der Nähe wohnende Verwandschaft der großen Familie gebacken: Lebkuchen, Stollen, Pfeffernüsse und, natürlich nicht zu vergessen: Kartoffelkuchen. Wenn alles Backen fertig war, wurde der Lebkuchenteig für das nächste Jahr fertiggestellt. Dieser Teig lagerte ein ganzes Jahr hinter dem Backofen, um dann im erneuten Kneten und Ausstechen die Formen zu erhalten, die dieser Zeit erst den wirklichen "Geschmack" gegeben haben.


Wir Kinder waren natürlich dabei. Nur mit Geduld konnte die Kunstfertigkeit auch an die nächste Generation weitergegeben werden. Wer kaufte denn damals schon Gebäck in einem Laden oder in einem Großmarkt?

Unendlich viele Rezepte gab es. Zwischen den einzelnen Familien und in den Tälern konnte man sich austauschen, aus den unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen seine Erfahrungen gewinnen.

So gibt es auch heute nicht nur die Dresdner Eierschecke und die aus Freiberg. Nein, es gibt den typischen Erzgebirgsstollen und natürlich den 'geschützten' "Dresdner Christstollen". Vielleicht verrate ich dem Leser dieses Adventsfensters doch eine Besonderheit, wenn er erfährt, daß vor dem hier zu sehenden Backofen das diesjährige Stollenmädchen, Karin Seifert aus Leukersdorf, ihre ersten Erfahrungen mit dem Backen von Brot, Kuchen, Torten und eben auch Stollen bei ihrem Vater gemacht hat.

Das Stollenmädchen bäckt

Für einen großen Familienkreis füge ich gern ein erprobtes Rezept zum Stollenbacken bei:



Von 5 kg Mehl erhält man 6 Rosinenstollen (5 Stollen zu 3 Pfund und einen zu 2 Pfund) sowie 3 Mandelstollen.

Folgende Zutaten werden dem Mehl beigegeben:1000 g Zucker1500 g Butter/Margarine
250 g Palmin500 g Schmalz
250 g Talg400 g Zitronat
1 l Milch4 Zitronen
40/45 g Salz250 g Hefe
und von 2 Zitronen abgeriebene Schale
zusätzlich für die Rosinenstollen: 1750 g Rosinen
400 g süße Mandeln
100 g bittere Mandeln
zusätzlich für die Mandelstollen: 800 g süße Mandeln
250 g bittere Mandeln

In das gesiebte Mehl eine Vertiefung drücken. Darin die mit einem Teil der handwarmen Milch verrührte Hefe zu einem Vorteig - dem Hefestück - verarbeiten. Nach dem Aufgehen die anderen Zutaten beigeben. Wenn der Teig fertiggestellt ist, werden 2/3 mit Rosinen und Mandeln sowie 1/3 des Teigs mit Mandeln vermengt. Nach nochmaligem mindestens zweistündigem Gehen an einem warmen - aber nicht zu warmen - Platz den Teig nochmals kurz durcharbeiten. Die Masse wird nun in die gewünschten Stücke geteilt und brotähnlich geformt. Die Stollen werden längs einen Zentimeter tief eingeschnitten und ohne weiteres Gehenlassen auf Blechen etwa eine Stunde gebacken.

Nach dem Backen mit einem Puderzuckerabstrich überziehen.

Guten Appetit!


Version zum Ausdrucken

© Fotos: Werner Uhlmann,
Ralph Sontag, Knut Geisler, Die TU-Wichtel im Dezember 1999