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Erzgebirgische Weihnachts- und Heimatberge
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Wenn ich darüber nachdenke, welche Erinnerungen an die Advents- und
Weihnachtszeit meiner Kindheit die schönsten sind, dann denke ich sofort an
unseren alten Weihnachtsberg, den mein Vater jedes Jahr in der Adventszeit
aufgebaut hat. Im November durfte ich mit in den - meist schon etwas winterlichen - Wald gehen, um neues Moos und evtl. fehlende Rindenteile für die
Gestaltung des Berges zu holen. Und wenn dann Heiligabend alle Häuschen auf dem Berg festlich beleuchtet waren, die Bergparade vorüberzog, die Skispringer die
"Schanze runterrutschten", die Postkutsche vorbeifuhr und fleißig
Holz gehackt und gesägt wurde - dann war Weihnachten!
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Im vorigen Jahrhundert hat es angefangen mit der "Bergbauerei".
Zuerst wurden meist die Gestalten der biblischen Weihnachtsgeschichte
geschnitzt und in Paradiesgärten aufgestellt, so wie in vielen anderen Gegenden die Weihnachtskrippen.
Gestaltet wurde anfangs nur mit Moos, später mit Rinde, Wurzeln, Kork oder
Pappmaché. Dazu wurde die passende Landschaft als Hintergrund gemalt.
orientalischer Weihnachtsberg "Knochenstampfe" Dorfchemnitz (Ausschnitt)
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orientalischer Weihnachtsberg Schnitzerheim Geyer (Ausschnitt)
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Aber die unbeweglichen Figuren wurden den Erzgebirgern scheinbar bald zu
langweilig und sie installierten aus Uhrwerken, Ketten, Riemen, Gewichten,
Zahnrädern (später Federwerken) eine Mechanik unter oder hinter dem "Berg",
die die einzelnen Figuren, Gruppen oder Gegenstände in Bewegung setzten.
Wie schon im Fenster Nr.2 geschrieben, war mir ein Teil des Museums
"Knochenstampfe" diese extra Seite wert,
nämlich der Spitzboden mit den Weihnachtsbergen.
Hier wird dem Besucher an einem Berg auch ein Blick in die komplizierte
Mechanik gewährt.
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In der "Knochenstampfe" findet man noch einen besonderen
"Berg", der fast zwei Drittel des Spitzboden einnimmt und die
Geschichte des Ortes Dorfchemnitz von der Gründung 1447 bis in die Gegenwart
darstellt. Da marschieren schwedische Reiter im 30-jährigen Krieg im Dorf ein,
da erlegt Karl Stülpner den letzten Bären des Erzgebirges, ein Erzgebirgsbähnle dreht seine Runden und überall bewegt sich etwas. Unsere Bilder können
leider nur einen kleinen, unbeweglichen Eindruck vermitteln.
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Na, sind Sie neugierig geworden auf diese kleinen, mechanischen
"Wunderwerke "? In den meisten erzgebirgischen Heimatmuseen gibt
es mindestens einen, in vielen mehrere davon. Gut gefallen haben mir persönlich
die schönen Bergwerksdarstellungen in Schneeberg (einige mit Berggeist!), einer der Weihnachtsberge in Olbernhau, wo das Treiben in einem kleinen Ort bei Tag und bei Nacht dargestellt wird. Da wechselt also auch noch die Beleuchtung
von Sonnenschein zu Sternengefunkel. Aber auch Seiffen, Marienberg und viele kleine Orte haben schöne "Berge", ja es gibt sogar private, die besichtigt werden können, und Heimatbergvereine.
Vielleicht im nächsten Jahr ... :-)
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