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Adventskalender der TU Chemnitz 2003

110 Jahre elektrische Straßenbahn in Chemnitz


Alter Wagen der Linie 5

19. Dezember 1893: Erstmalig durften die Chemnitzer in eine elektrische Straßenbahn steigen. Seit einem knappen Monat hatten sie die Probefahrten der 24 nagelneuen Motorwagen beobachtet, jetzt aber ging die Strecke Altendorf - Markt - Bahnhof endlich in elektrisch betriebenen Betrieb. Nur vier Tage später folgte die Strecke Markt/Holzmarkt - Rosenplatz. Als 12. Stadt Deutschlands besaß Chemnitz eine elektrische Straßenbahn.

Und noch eine Neuerung gab es: Feste Haltestellen! Die Pferdebahnen, die viele Jahre erfolgreich den täglichen Verkehr bewältigten, hielten nach Bedarf. 25 Wagen mit 59 Pferden standen inzwischen zur Verfügung, und manchmal war der Ansturm so groß, daß zwei Wagen zugleich fahren mußten.

Die meisten Pferde hatten nun ausgedient. Nur der Abendverkehr wurde noch bis 1898 mit tierischer Muskelkraft betrieben. Das Netz der Pferdebahn wurde schon im Jahr 1894 elektrifiziert.

Die Bahnen verkehrten in dichter Folge. Auf zweigleisigen Abschnitten gab es zum Teil einen 7.5-Minuten-Takt. Das neue Verkehrsmittel ließ die Fahrgastzahlen in nur zwei Jahren auf das knapp Dreifache steigen. Weitere Wagen wurden angeschafft: Neue und gebrauchte.

Lange währte die Zeit der Chemnitzer Straßenbahnen auf der ungewöhnlichen Spurweite von 925 mm. Das Netz wuchs, der Takt wurde zeitweilig noch dichter. Zwei Kriege, Inflation, Konjunktur und Krisen zogen über Chemnitz.

Im Jahre 1956 wurde eine weitreichende Entscheidung getroffen: Weil für die abnorme Spurweite keine modernen Fahrzeuge zu beschaffen waren, sollte auf Regelspur (1435 mm) umgespurt werden. 1958 begannen die Bauarbeiten, 1960 fuhr der erste Zug der Linie 5 auf der neuen Regelspurtrasse zwischen Altchemnitz-Harthau und Uhlestraße.

Schienenschleiftriebwagen 1035

Schienenschleiftriebwagen, im Einsatz von 1940 bis 1981

Bernsdorf - Ernst-Thälmann-Str. Doch noch lange rollten die Schmalspurzüge durch Chemnitz. Die offenen Perrons waren für Kinder immer faszinierend. Man bewunderte die "Großen", die schon beim Einrollen an der Haltestelle noch während der Fahrt absprangen.

Schönau - Elisenstraße Das Quietschen an der Kaßbergauffahrt war für die Älteren ein typisches Chemnitzer Geräusch, und die schlechte Gleislage brachte der Linie 8 den Ruf der freundlichsten Straßenbahn ein: "Sie grüßt und nickt nach allen Seiten."

Erst 1988 wurde die letzte Linie auf schmalem Gleis, die Linie 3, eingestellt. Heute kann man die Museumsfahrzeuge im Straßenbahnmuseum Kappel, Zwickauer Str. 164 besichtigen - und auf einigen Metern erhaltenem Gleis sogar mitfahren.

City-Bahn in Neukirchen-Klaffenbach
Die Spurweiten von Eisenbahn und Straßenbahn waren nun identisch, und damit gab es neue Möglichkeiten: Im Jahre 2002 begann eine neue Ära der Chemnitzer Straßenbahn! Die Züge fuhren nun in Altchemnitz auf Eisenbahngleise und weiter bis nach Stollberg. Klaffenbach-Neukirchen wurde von einem allmählich zerfallenden Bahnhof zu einem sympathischen Verkehrsknoten umgebaut.

Historischer Triebwagen Gothaer Bauart

Aus Anlaß des Jubiläums gibt es morgen, am 14. 12. 2003, ein Erlebnis-Streckenfest. Chemnitzer Verkehrs-AG und City-Bahn laden an sechs Stationen zwischen Chemnitz und Stollberg zum Aussteigen ein. In Adelsberg darf man sogar einmal selbst die Straßenbahn fahren. Informationen gibt es unter http://www.cvag.de/.

Auch die AG Straßenbahnfreunde Chemnitz e.V. ist mit dabei und veranstaltet im Depot Kappel eine Fahrzeugparade. http://www.strassenbahn-chemnitz.de/.

Straßenbahn - selber fahren



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© Fotos: R. Sontag
Ralph Sontag, Die TU-Wichtel im Dezember 2003

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