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Adventskalender der TU Chemnitz 2003
Rindenschnitzerei
Am Nordhang des Fichtelbergmassives, etwa 8 km von Oberwiesenthal entfernt,
befindet sich das Dorf Tellerhäuser, welches heute Ortsteil von Rittersgrün
ist. Fernab vom Massentourismus finden hier Wanderer in der noch
unberührten Natur Ruhe und Entspannung. Aber auch manche Kostbarkeit
lässt sich hier entdecken.
Wegweiser zur Rindenschnitzerei
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So verkündet schon von weitem ein Haus auf einem großen grünen Schild mit
weißen Buchstaben "Rindenschnitzerei" eine erzgebirgische Rarität.
Von der Hauptstraße aus zeigt auf der rechten Seite ein kleines Schild mit
einem Pfeil den richtigen Straßenabzweig hinauf.
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Rindenschnitzerei
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Nach dem Läuten steht man in einer gemütlichen altertümlich eingerichteten
Waldarbeiterstube, die reich mit verschiedenen Holzerzeugnissen dekoriert ist.
Alle sind liebevoll in Handarbeit von Herrn Siegel hergestellt worden.
Das besondere an ihnen: sie ziert die eigene, natürlich entstandene Rinde.
Auch die Einzigartigkeit im Wachstum eines jeden Baumes bleibt im
Endprodukt erhalten. Somit erblickt jeder in jedem Teil ein
erzgebirgisches Unikat.
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Waldarbeiterstube
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Verkaufsausstellung
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Eigentlich erfunden hat die Holzarbeit in den 30er Jahren der ehemalige
Dorfschullehrer,
Erich Härtel, der auf der Suche nach kreativen Gestaltungsmöglichkeiten für
seine Schüler im Werkunterricht war. Er fertigte die Zeichnungen an.
Die künstlerische Holzbearbeitung führten die 3 Waldarbeiter G. Kaufmann, P.
Siegel und A. Beer aus. Materielle Unterstützung, wie z. B. eine Säge,
erhielten sie vom Fabrikanten Emil Kraus aus Schwarzenberg, der gleichzeitig
ein Förderer der Volkskunst war. Hergestellt wurden Leuchter und Baumschmuck.
Schnell sprach sich die neue Holzkunst herum. Die zweiklassige Dorfschule wurde
zum Wallfahrtsort. Mit dem Kriegsausbruch brach dieses Kunsthandwerk
zusammen und geriet in Vergessenheit.
Erstes Motiv von Jürgen Siegel (ca. 30 Jahre alt)
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In den fünfziger Jahren griff Willy Kahl diese Art der Holzgestaltung neu
auf und entwickelte sie weiter. Als ausgebildeter Porzellanmaler
konnte er seine gestalterischen Fähigkeiten bei der Entwicklung neuer
Motive einbringen. Unter anderem verzierte er die Arbeiten zusätzlich
mit Brandmalereien.
Sein Neffe Jürgen Siegel entdeckte bereits als Kind im Werkunterricht die
Holzgestaltung für sich.
Dabei wurde er von seinem Onkel gefördert und
unterstützt. Dieser vermittelte ihm die Tellerhäuser Holzarbeit.
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Glocke
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Was für Herrn Siegel als Hobby begann, wurde am 1. September 1978 zu
seinem Beruf. Er
eröffnete seine eigene Geschäftswerkstatt. Bis 1990 belieferte er nach
Planvorgabe ausschließlich HO und Konsum, was mit der Wende vollständig
erlosch. Nun vermarktet Herr Siegel seine Produkte zu 90 Prozent selbst. Seit
dieser Zeit steigt die Vielfalt der Motive und Produkte ständig an.
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Visitenkarte
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Bei der Arbeit
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Im Herbst wird das heimische Fichtenholz von Herrn Siegel selbst geschlagen. In
Absprache mit dem Förster verwendet er nur junge Bäume bis zu einem Alter
von 25 Jahren. Die Formen werden geschnitzt, gedreht oder mit der Laubsäge
herausgearbeitet. Vorsichtig wird die Rinde herausgeschält, so dass das Holz
nicht beschädigt wird.
Neben vorhandenen Baum- und Raumschmuck, Leuchtern und Wandlampen bringt er
figürliche Darstellungen ein. Er entwirft rustikale Figuren mit
einfachen, klaren Formen.
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Wer nicht nach Tellerhäuser fahren kann, hat die Möglichkeit, sich
die Produkte und ihre Schnitzerei zu den jährlich wiederkehrenden Folkloretagen
am 1. Advent in der Stadthalle Chemnitz anzuschauen.
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Stand in der Stadthalle Chemnitz, 2002
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Rindenschnitzerei Jürgen Siegel
Am Einsberg 3A
08355 Rittersgrün, OT Tellerhäuser
Telefon: 037348/8644
Fax: 037348/23494
Vor dem Besuch wird um eine telefonische Anmeldung gebeten.
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