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Adventskalender der TU Chemnitz 2004

Spielzeugdorf Seiffen


Seiffen als Spielzeugdorf

Haben Sie bei Ihren realen oder virtuellen Reisen durch das Erzgebirge auch bemerkt, dass sich einige Orte mit einer Namensergänzung "schmücken"? "Bergstädte" gibt es schon lange und gleich mehrere. Annaberg nennt sich auch noch "Adam-Ries-Stadt", Johanngeorgenstadt ist die "Stadt des Schwibbogens", Frauenstein die "Silbermannstadt" ... und Seiffen ist das "Spielzeugdorf". Warum wohl?
Wenn man durch Seiffen läuft, könnte man sich den Grund schon vorstellen. Schließlich gibt es in keinem anderen Erzgebirgsort so viele Werkstätten und Läden für erzgebirgische Volkskunst wie in Seiffen - über 100 sollen es sein. Oder liegt es etwa daran, dass die Seiffener ihr Dorf als Spielzeugdorf - mit der Rundkirche als Markenzeichen - nachgebaut haben?

Seiffen als Spielzeugdorf

Nein, Seiffen ist das "Spielzeugdorf", weil dort schon seit ca. 300 Jahren Holzspielzeug hergestellt wird.
Als die Silbervorräte in der Seiffener Gegend zur Neige gingen, mussten sich die Bergleute nach alternativen Beschäftigungen umsehen. So wurde die winterliche Nebenbeschäftigung - das Herstellen von Holzspielzeug und Weihnachtsschmuck - zum Broterwerb. 1699 konnte man zum ersten Mal Seiffener Spielzeug auf der Leipziger Messe bewundern. Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden Wasserkraftdrehwerke zur Erleichterung der Produktion und der Spielzeughandel wurde von sogenannten "Verlegern" übernommen. Vor genau 220 Jahren begann der Überseehandel mit Seiffener Spielzeug.

Spielzeug in der Zündholzschachtel

Spielzeug in der Zündholzschachtel

Obwohl die Erzeugnisse gut verkauft wurden, lebten die Spielzeughersteller selbst in großer Armut. Das Spielzeug wurde erst ausschließlich, später häufig in Heimarbeit hergestellt. Der Lohn für die Hersteller war gering, wie man aus der Preisliste ersehen kann, aber die Familien hatten durch die Heimarbeit z.B. auch tagsüber für Heizung zu sorgen. Und natürlich mussten auch die Kinder hart mit arbeiten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lag die Kindersterblichkeit im Seiffener Gebiet weit über dem Reichsdurchschnitt (bei 32%).

Spielzeugmacherstube

Spielzeugmacherstube

Werkstatt

Reifendrehwerkstatt

Viele typische Spielzeugformen entstanden im Laufe der Zeit, z.B. das "Spielzeug in der Zündholschachtel" oder in der Spanschachtel. In einem sind die Seiffener Spielzeugmacher aber nach wie vor unschlagbar: in der Reifendreherei, die 1810 das erste Mal urkundlich erwähnt wurde.
Wie Reifen gedreht werden und wie die Spielzeugmacher lebten wird sehr anschaulich im Freilichtmuseum Seiffen dargestellt (im Winter nur bei geeigneter Witterung geöffnet).
Schauen Sie sich einmal den in die Maschine eingespannten Reifen an. Könnten Sie sich vorstellen, was da nach dem Aufschneiden für Tiere daraus entstehen? Eine Giraffe wie bei dem aufgeschnittenen Reifen ist es nicht.

Reifendreherei

Nach dem Zerlegen der Reifen müssen die Tiere noch beschnitzt und bemalt werden, damit sie so schön aussehen, dass Kinder gerne damit spielen. Oder spielen die Kinder heute etwa nur noch mit virtuellen Tieren am Computer? Dabei könnte man mit Seiffener Spielzeug so schöne Dörfer zusammenbauen, sogar das Spielzeugdorf selbst!

Spielzeugdorf mit Reifentieren Reifentiere von heute




Weihnachtliche Veranstaltungen der TU Chemnitz:

Allerlei Knallerei im Hörsaal   -   am 14. Dezember, 15.00 Uhr

Mathematische Weihnachtsüberraschung   -   am 17. Dezember

"Der Messias" in der Markuskirche   -   am 18. Dezember, 16.00 Uhr

"Physikalische Weihnachtsvorlesung   -   am 20. Dezember, 15.00 Uhr




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© Fotos: U. und W. Riedel (7), M. Ehrig (1)
Ursula Riedel, Die TU-Wichtel im Dezember 2004

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