Adventskalender der TU Chemnitz 2007
In ihrem Grau fallen sie meist nicht auf, die schieferverkleideten Häuser. Und doch sind sie ein typisches Merkmal des Erzgebirges. Schließlich befindet sich hier ein uralter Schiefersteinbruch: Schon um 1459 soll es bei Lößnitz einen Steinbruch gegeben haben, und Agricola erwähnt Steinbrüche bei Affalter. |
So entwickelten sich im Laufe der Zeit unterschiedliche Deckarten. Meist findet man eine Universal- oder Schuppendeckung, bei der alle Steine gleich hoch und breit sind. Diese preiswerten Deckungen bewirkten auch die Wiederentdeckung des Schiefers in den letzten Jahrzehnten. |
Schieferformate sind standardisiert, die Steine nicht sonderlich dick (nur 4 bis 6 mm), wodurch die Kosten für ein Schieferdach erträglich werden. Dies sowie die ausgezeichnete Witterungsbeständigkeit lassen den Stein zum attraktiven Baumaterial werden. Aber auch der Brandschutz spielt eine Rolle, beispielsweise beim Bau von Eisenbahnstrecken. Zur Zeit der Dampflokomotiven musste man mit herausfallender Glut und Funkenflug rechnen, Böschungsbrände kamen regelmäßig vor. Anwohner mit Holzhäusern sahen dem wachsenden Schienenstrang daher mit gemischten Gefühlen entgegen.
In Dorfchemnitz begann der Bahnbau am 18. August 1873. Hausbesitzer, welche Gebäude mit Schindel- bzw. Strohdächern oder aber hölzernen Giebeln im Abstand von bis zu 40 Meter von der Bahn besaßen, sollten auf Kosten der Eisenbahngesellschaft ein schiefergedecktes Dach bekommen. Auch die hölzernen Häusergiebel sollten mit Schindeln aus Schiefer versehen werden, um der Brandgefahr durch den Funkenflug der Lokomotiven zu begegnen. (Jürgen Viehweger: "Die Zwönitztalbahn Chemnitz - Aue") Erinnern Sie sich an das Fachwerkhaus in Altchemnitz, das wir genau vor einem Jahr hier vorstellten? Es steht direkt an der Bahnstrecke Chemnitz-Stollberg und wird auf seiner anderen Seite genau wie beschrieben durch eine Schieferverkleidung vor dem Funkenflug der Dampfloks (erst vor wenigen Wochen kam hier wieder eine vorbei) geschützt. |
Viele Details und sogar eine Karte mit den Schiefervorkommen von Lößnitz-Zwönitz findet man im Schieferlexikon.
© Fotos: R. Sontag (4), U. Riedel (1), F. Richter (1)
Ralph Sontag, Die TU-Wichtel im Dezember 2007
Adventskalender der TU Chemnitz 2007