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Adventskalender der TU Chemnitz 2008

Glasmacher im Erzgebirge


Im Museum
Schauglasblasen und Erläuterungen im Glashüttenmuseum Neuhausen

Weltweit berühmt für ihre Uhren ist die osterzgebirgische Stadt Glashütte. Vor der Uhrenindustrie war auch hier der Silberbergbau dominierend. Und vordem? Richtig, da muss es hier Glashütten gegeben haben. Und Glashütte war nicht der einzige Standort im Erzgebirge.

Zur Geschichte der Glasmacherei in unserer Region erfährt man viel Wissenswertes im kleinen, aber liebevoll eingerichteten Erzgebirgischen Glashüttenmuseum Neuhausen, das 1996 eröffnet wurde.


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Ein Olitätenfläschchen

Die Glashütten des Mittelalters waren Wanderglashütten. Dies aus einfachem Grund: Sie verbrauchten jede Menge Holz. Wenn die Umgebung abgeholzt war, musste man weiterziehen und die Hütte an einem günstigen Standort neu errichten. Das Holz benötigte man zum Heizen der Glasöfen, die Holzasche wurde der Schmelze als Flussmittel und Stabilisator hinzugesetzt.

Hergestellt wurden vor allem sogenannte Olitätenfläschchen, kleine Tinkturflaschen für Kräuteröle oder Liköre, die auch zum Mischen von Ölen verwendet wurden.


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Nachbau eines Schmelzofens im Museum
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Verschiedene Rubintöne entstehen durch Zusatz von Kupfer, Selen oder Gold

Mit dem großen Berggeschrey im 15. Jahrhundert entstand eine Konkurrenz - die rege Bergbautätigkeit verlangte ebenfalls nach großen Mengen Holz. Das führte letztlich zur Abwanderung vieler Glasmacher nach Böhmen ins Iser- oder Riesengebirge, die wie die Glasmacher aus der Lausitz vom böhmischen Landadel ins Land geholt wurden. Das Glasmachergeschlecht Preußler (oder Preissler) beispielsweise hatte seine Wurzeln im Erzgebirge und verhalf dem Böhmischen Glas zu Weltruhm.


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Die geheimnisvolle Fluoreszenswirkung des Uranglases im UV-Licht

Die verbliebenen Glashütten wurden erst im 16. Jahrhundert "sesshaft" - so auch die Glashütte Heidelbach am Schwartenberg bei Neuhausen, die bis 1830 betrieben wurde. Sie wurde zu einer der bedeutendsten sächsischen Glashütten und belieferte auch den kurfürstlichen und später königlichen Hof in Dresden. Die Heidelbacher Glashütte ist außerdem eng mit einer anderen sächsischen "Erfolgsstory" dieser Zeit verbunden: Johann Friedrich Böttger, der europäische Erfinder des "Weißen Goldes" Porzellan, bezog von hier seine Laborgläser.

Interessant ist, dass die Fakten zu den mittelalterlichen Glasmachern im Erzgebirge erst seit kurzem wieder bekannt sind. Freilich erwähnte auch der sächsische Universalgelehrte Agricola Glashütten im Erzgebirge, aber erst zum Ende des 20. Jahrhunderts untersuchten tschechische und deutsche Historiker und Archäologen die Standorte und Beziehungen der Glasmacher wissenschaftlich. Deren Erkenntnisse sollen für uns auf dem Glasmachersteig Osterzgebirge erfahrbar gemacht werden. Auch dazu gibt es Informationen im Glashüttenmuseum.

Und schließlich gibt es da noch eine magische Verbindung zwischen den Glasmachern und den späteren Seiffener Holzkünstlern. Klingt spannend? Ist es auch! Auf ins Museum ...


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Nicht zu übersehen: Hinweisschild an der Freiberger Straße

Erzgebirgisches Glashüttenmuseum
Freiberger Straße 10
09544 Neuhausen
Telefon: 037361 / 50999
Informationen zu stattfindenden Schauglasblasen über www.neuhausen.de

Öffnungszeiten:
Mittwoch - Sonntag 10 bis 12 und 13 bis 17 Uhr
Nach Absprache auch außerhalb dieser Zeiten

Literatur: Kirsche, Albrecht: Zisterzienser, Glasmacher und Drechsler - Glashütten in Erzgebirge und Vogtland und ihr Einfluss auf die Seiffener Holzkunst, Waxmann-Verlag, 2005

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© Fotos: Frank Richter
Frank Richter, Die TU-Wichtel im Dezember 2008

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