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Adventskalender der TU Chemnitz 2009

Saigerhütte Olbernhau-Grünthal


Das "Erste Berggeschrey" und das "Große Berggeschrey" im 12. bzw. 15. Jahrhundert trugen wesentlich zur Erschließung des bis dahin kaum besiedelten Erzgebirges bei. Die treibende Kraft für die Bergbauaktivitäten war dabei eigentlich immer der Bedarf der sächsischen Landesfürsten an Edelmetallen. Das Silber wurde weniger zu Schmuckzwecken, sondern hauptsächlich zur Absicherung des prunkvollen Lebens in Meißen bzw. Dresden und zur Finanzierung der ständigen Kriege benötigt.
So kam es auch im Gebiet von Olbernhau zur Entwicklung einer ersten Montanwirtschaft. Silberhaltiges Erz, große Wälder als Basis der Herstellung von Holzkohle als Brennmaterial für die Schmelzöfen und wasserreiche Flüsse als Antrieb der Hammer- und Pochwerke und als Transportmittel für die Baumstämme bildeten den Ausgangspunkt.
Georgius Agricola

Die Besonderheit des hier gefundenen Erzes war ein relativ hoher Kupferanteil. Das Kupfer - zunächst neben dem Silber nur ein unerwünschter Bestandteil des Erzes - wurde erst im Laufe der Zeit als Rohstoff für Werkzeuge, Gefäße und Schmuck interessant. Die Kunst bestand nun darin, Silber und Kupfer geeignet zu trennen. Dabei waren die Arbeiten von Agricola bahnbrechend, denn er machte das "Saigern" publik, ein sehr aufwändiges, mehrstufiges Verfahren, das auf den unterschiedlichen Schmelzpunkten der Metalle basiert und bei dem zunächst durch Zugabe von Blei letztlich Silber und Kupfer getrennt werden konnten.
Für diesen Vorgang war viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl notwendig, schließlich existierten im 15. Jahrhundert noch keine Möglichkeiten zur genauen Temperaturbestimmung.

Saigerverfahren

Die erste Saigerhütte in Olbernhau-Grünthal baute 1537 der Annaberger Bergmeister Hans Leonhardt. Dabei entstand eine abgeschlossene, autonome Ortschaft: Grünthal. Neben der Hütte und dem Hammerwerk gab es Arbeiterhäuser, Herrenhaus, Hüttenschänke - und eine alles umgebende Mauer. Die Grünthaler Saigerhütte erhielt das Privileg, als einzige in Sachsen Silber und Kupfer gewinnen zu dürfen. Nutznießer dieses Monopols waren die sächsischen Herrscher, denn sie erhielten das gewonnene Metall.
Etwa 1550 erwarb die Annaberger Familie Uthmann die Hütte. Nach dem Tod ihres Mannes übernahm Barbara Uthmann, die uns heute als die Begründerin des Klöppelhandwerks im Erzgebirge ein Begriff ist, auch die Leitung der Saigerhütte. Sie machte das offensichtlich sehr geschickt und gewinnbringend, denn sie wurde schließlich vom Kurfürst August zum Verkauf der Hütte gezwungen (man könnte auch sagen enteignet).
In späteren Jahren und Jahrhunderten entstanden im Tal der Flöha immer größere, leistungsfähigere Hammerwerke. Das größte davon, der "Großhammer", wurde letztlich zum "Blechwalzwerk Olbernhau", in der DDR-Zeit ein bekannter Betrieb, der 1991 liquidiert wurde. Dabei gingen leider alle Maschinen und Einrichtungen verloren.

Übersichtsplan

Besucher können heute auf dem Gelände der Saigerhütte verschiedene Gebäude bzw. Gebäudereste besichtigen.
Hauptanziehungspunkt ist dabei in jedem Fall der "Althammer". Hier findet man unter einem Dach Schmelzofen und Kupferhämmer. Die Wasserkraft der Natzschung trieb Hammerwerk und Blasebälge für den Ofen an, die im Original erhaltene Antriebswelle besteht aus einem 10m langen Eichenstamm.

Althammer
Hammerwerk
Blick auf die Hämmer
Antriebswelle
Antriebswelle

Obwohl jetzt alles ziemlich aufgeräumt aussieht, kann man sich die erbärmlichen Arbeitsbedingungen zur damaligen Zeit doch gut vorstellen: große Hitze durch die Schmelze, ohrenbetäubender Lärm durch die Hämmer. Abgesehen davon, dass das Wort "Arbeitsschutz" noch nicht erfunden war ... Es ist also kein Wunder, wenn die Lebenserwartung der damaligen Arbeiter sehr gering war. Im Museumsareal ist auch eines der alten Arbeiterhäuser zu besichtigen.

Eine Spezialität der Grünthaler Saigerhütten war die Herstellung von Dachverkleidungen. Wir finden die grünen Bleche ja noch heute auf vielen historischen Gebäuden, so z.B. auch in Dresden. Bei originalgetreuen Restaurierungen wird auch jetzt Kupfer eingesetzt, so wie es in den vergangenen Jahrhunderten üblich war.
Die Bilder rechts zeigen Ausschnitte aus dem Verzeichnis von sakralen und profanen Bauten, die mit Kupferblech aus Olberhau-Grünthal gedeckt wurden.

Verzeichnis der mit Grünthaler Kupfer gedeckten Dächer
Dächer in Dresden

Wer nun vom Besichtigen hungrig oder müde geworden ist, dem sei ein Besuch des Hotels Saigerhütte empfohlen, das sich gleich neben dem Museum befindet. In gemütlicher erzgebirgischer Atmosphäre kann man sehr gut speisen und sich erholen. Im Sommer lädt der ganz ruhig gelegene Biergarten vor dem Haus zum Genießen ein.

Gut gestärkt lohnt sich dann noch ein Spaziergang um das Hüttengelände zum nahen Teich, eine Wanderung zum Stößerfelsen oder ein Abstecher ins benachbarte Tschechien (die Grenze ist ca. 200m entfernt), während sich Kinder im Spielzeugland Stockhausen gleich neben dem Hotel "austoben" können.


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© Fotos: U.+W. Riedel
W. Riedel, Die TU-Wichtel im Dezember 2009

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