Adventskalender der TU Chemnitz 2009
Dass die Erzgebirger mitunter ein merkwürdiges Völkchen sind, dürfte den treuen Lesern unseres Adventskalenders inzwischen aufgefallen sein. Einen weiteren Beweis für diese Tatsache gibt es heute. Aber Vorsicht, der Gebrauch einer etwas derberen Sprache kann nicht ganz ausgeschlossen werden! ;-)
In rund zweieinhalb Monaten ist es wieder soweit: Die weltbesten Athleten im Arschleder-Wettruscheln treffen sich am Paulusberg in Neudorf im Sehmatal. Was, Sie kennen diese Sportart nicht? Na sowas! Also, das Arschleder ist ein halbrundes Lederstück mit Gürtel, das die Bergleute im Erzgebirge seit dem 15. Jahrhundert nutzten, um ihren Hosenboden zu schützen - beim Sitzen in feuchten Bergwerksstollen oder beim (rutschenden) Einfahren in den Schacht auf ihrem Hinterteil. Schmuckvolle Ausführungen des Arschleders sind heute besonders bei den Bergparaden zu sehen. Nun ist das allein noch nicht besonders lustig. Wenn man das Rutschen allerdings um die Wette auf einem Skihang betreibt und der Sieger sich hinterher Weltmeister nennen darf, dann hat das schon einen gehörigen Unterhaltungswert.
Beim diesjährigen Wettbewerb waren bei herrlichstem Winterwetter und einer Schneehöhe von ca. 70 Zentimetern rund 50 Teilnehmer am Start. Die Mehrzahl von ihnen kommt natürlich aus den Orten des Sehmatals oder anderen Ecken des ehemaligen Landkreises Annaberg. Aber auch Chemnitzer, Leipziger, Berliner und sogar Gelsenkirchner stellten sich der Herausforderung. Gestartet wird in vier Klassen: Männer, Frauen, Schüler und Kinder. Es treten jeweils vier Sportler gegeneinander an, von denen die besten zwei in die nächste Runde kommen. Die Bahnlänge betrug diesmal 55,55 Meter. Als Wettkampfgeräte sind nur die vom Veranstalter gestellten Arschleder zugelassen. Doping wie "Arsch eincremen" oder Glühwein ist ausdrücklich erlaubt - aber nutzlos.
Nachdem am Vormittag die Möglichkeit zum Training bestand, wurde es um 13 Uhr ernst: mit dem Kommando "Auf die Ärsche, fertig, los!" wurde der Wettkampf eröffnet. Nur bei den Frauen hieß es "Auf die Hintern..." Hunderte Zuschauer, aber auch zahlreiche Medienvertreter, erlebten spannende Rennen, bei denen es immer etwas zu lachen gab. So kamen manche Rodler gar nicht von der Stelle oder blieben mitten auf dem Hang liegen, während andere im Ziel kaum zum Stehen kamen. Nach rund einer Stunde standen dann auch die Weltmeister der Klassen fest. Nur bei den Frauen ging es im Finale unheimlich eng zu. Eine Entscheidung, wer gewonnen hatte, brachten weder das Zielfoto noch eine Wiederholung des Rennens. Also gab es hier zwei Weltmeisterinnen. Zum Schluss wurde dann sogar noch ein Weltmeister aller Klassen ermittelt.
Auch, wenn Sie jetzt noch nicht ganz davon überzeugt sind, im nächsten Jahr selbst einmal an den Start zu gehen - Neudorf ist trotzdem einen Ausflug wert. Der Skihang, den man direkt mit der Fichtelbergbahn (Haltepunkt Vierenstraße) erreicht, ist recht angenehm, und auch Langläufer finden kilometerlange Loipen. Nicht zuletzt kann man in Neudorf bei der Firma Huss zusehen, wie die berühmten Räucherkerzen hergestellt werden.
© Fotos: U. Hertel
Ulrich Hertel, Die TU-Wichtel
Adventskalender der TU Chemnitz 2009