Adventskalender der TU Chemnitz 2009
Heute heißt es zeitig aufstehen, denn wir haben viel vor: Wir wollen weit über 200 Kilometer durch das Erzgebirge zurücklegen, einige der höchsten Gipfel erklimmen oder zumindest passieren, dabei aber weder das Auto nutzen noch zu Fuß gehen. Es geht auf eine große Radtour! Aber keine Angst, wir lassen uns von der Bahn unterstützen und können unterwegs gleich mehrfach Dampfloks in Aktion erleben.
Los geht es am Hauptbahnhof in Chemnitz. Von hier fährt man mit der Erzgebirgsbahn Richtung Olbernhau das Flöhatal hinauf bis Pockau-Lengefeld. Dort besteht Anschluss an die Erzgebirgsbahn nach Marienberg. Die kurze Fahrt durchs Tal der Schwarzen Pockau ist landschaftlich reizvoll. Nach einer Stunde und 15 Minuten ist man damit schon am Ausgangspunkt der Radtour. Leicht ansteigend geht es nun nach Großrückerswalde und vorbei an der sehenswerten Wehrkirche steil hinab ins Preßnitztal. Dort folgt man dem schönen Radweg, zumeist auf der alten Bahnstrecke und immer am Fluss entlang, bis nach Steinbach. Den Anstieg im Preßnitztal bemerkt man kaum. Und falls doch, wird man von der herrlichen Natur mehr als entschädigt. Daher sollten die ersten 16 Kilometer auf dem Rad in einer Stunde gut zu schaffen sein.
Man sollte auf jeden Fall die Uhr im Auge behalten, um die Abfahrt der Preßnitztalbahn nicht zu verpassen. In gemütlicher Fahrt bringt sie ihre Fahrgäste durch romantische Flusstäler nach Jöhstadt. In den 45 Minuten kann man sich bspw. im offenen bewirtschafteten Wagen stärken. Denn anschließend wird es erst einmal bergig. Ein kurzer Abstecher führt zum Windpark Jöhstadt. Vom Aussichtspunkt in 819 Meter Höhe hat man einen beeindruckenden Rundblick ins Erzgebirge.
Anschließend bietet sich ein weiterer Abstecher zur Preßnitztalsperre auf tschechischer Seite an. Mehrere ruhige Waldwege führen zur Staumauer. Dabei ist erneut ein erheblicher Höhenunterschied zu überwinden. Aber auf dem Weg über Weipert (wo man spätestens die Mittagspause einlegen sollte) nach Bärenstein geht es auch öfter wieder bergab. Nun muss man in Bärenstein zwar nicht unbedingt den 897 Meter hohen Gipfel des gleichnamigen Berges erklimmen, aber ganz ohne Anstieg ist der Weg an der Talsperre Cranzahl vorbei nach Cranzahl nicht zu schaffen. Für dieses rund 25 Kilometer lange Teilstück sollte man mit dem Rad ca. zwei Stunden einplanen.
Mit etwas Glück (oder guter Zeiteinteilung) begegnet man in Cranzahl einem Zug der Fichtelbergbahn. Wer inzwischen schon erschöpft ist, kann zwar auch mit der Erzgebirgsbahn die Heimreise antreten, verpasst dadurch allerdings die weiteren Höhepunkte der Tour. Noch einmal liegen zehn anspruchsvolle Kilometer vor uns. Über den 807 Meter hohen Scheibenberg mit traumhaftem Ausblick und den gigantischen Basaltsäulen, den sogenannten Orgelpfeifen, geht es nach Schlettau, wo es ein sehenswertes Schloss gibt.
Nach einer kleinen Rast im Schlosspark ist jetzt wieder Bahnfahren angesagt. Die erzgebirgische Aussichtsbahn, bietet, wie der Name schon sagt, immer wieder schöne Ausblicke ins Erzgebirge und schlängelt sich dabei durch die bergige Landschaft. Ein besonderes Erlebnis ist dabei die Überquerung des 37 Meter hohen und 120 Jahre alten Markersbacher Viaduktes. Wer nun zum Abschluss der Tour noch einen Berg bezwingen möchte, muss nach gut 20 Minuten leider schon wieder aussteigen. In 848 Meter Höhe befindet sich auf dem (abgetragenen) Gipfel des Hundsmarter das Oberbecken des Pumpspeicherwerkes Markersbach. Noch einmal kann man einen faszinierenden Blick über das Erzgebirge genießen, bevor man bergab nach Schwarzenberg fährt. Für diese 15 Kilometer sind ca. anderthalb Stunden einzuplanen.
Am Abend gibt es von Schwarzenberg noch genügend Möglichkeiten für die Rückfahrt. Empfehlenswert ist die Fahrt mit der Erzgebirgsbahn bis nach Aue. Dort steigt man in die Erzgebirgsbahn nach Chemnitz. Da diese aber nur alle zwei Stunden verkehrt, kann es sinnvoll sein, von Schwarzenberg bis nach Zwickau zu fahren und dann von dort den Zug nach Chemnitz zu nehmen. Die Fahrzeit beträgt immer rund zwei Stunden.
Nach der Ankunft haben wir knapp 70 Kilometer auf dem Rad und mindestens 120 Kilometer mit der Bahn zurückgelegt. Dabei waren wir auf sechs verschiedenen Bahnstrecken unterwegs, wovon zwei mit Dampfloks befahren wurden. Allerdings klappt das nicht immer: Die Preßnitztalbahn fährt nur an Wochenenden und zu besonderen Ereignissen. Auf der erzgebirgischen Aussichtsbahn sind lediglich an sechs Wochenenden im Jahr Ferkeltaxis unterwegs, Dampfloks nur zu besonderen Anlässen. Eine langfristige Planung ist also nötig. Die Fahrradmitnahme in den Zügen ist unproblematisch und außer bei der Aussichtsbahn sogar kostenlos.
© Fotos: U. Hertel
Ulrich Hertel, Die TU-Wichtel
Adventskalender der TU Chemnitz 2009