Adventskalender der TU Chemnitz 2011
Schon mehrfach haben wir in den letzten Jahren in unserem Adventskalender über Schneeberg berichtet, aber die wichtigste Sehenswürdigkeit des Ortes fehlt uns noch - der „Bergmannsdom” St. Wolfgang. Dabei ist die Kirche durch ihre Lage auf der Höhe des im Stadtgebiet liegenden Schneebergs das herausragende Gebäude des Ortes. St. Wolfgang ist nicht nur eine der großen Kirchen des Erzgebirges, sondern auch eine der größten spätgotischen Hallenkirchen Sachsens und eine der frühen evangelisch-lutherischen Großkirchen.
Auftraggeber für den Bau der Kirche war der sächsische Kurfürst „Friedrich der Weise”. Der vorwiegend von den Besitzern der örtlichen Bergwerke finanzierte Bau sollte den Reichtum der Stadt repräsentieren und die St-Annen-Kirche in Annaberg-Buchholz übertreffen.
Die Bauarbeiten begannen 1516 unter Leitung des damaligen sächsischen Hofbaumeisters Hans von Torgau und endeten 1540, fielen also in einen Zeitraum, in dem die Thesen Martin Luthers die Kirche reformierten. Da sich im Kurfürstentum Sachsen schon bald die neue Glaubensrichtung durchsetzte, wirkte sich das auch auf den Bau von St. Wolfgang aus. In der 61 Meter langen und 27 Meter breiten dreischiffigen Basilika mit umlaufender Empore gibt es nach dem evangelischen Kirchenverständnis keine trennenden Barrieren - Kirchschiff und Altarbereich bilden eine Einheit.
In ihrer einstigen Schönheit können wir die Kirche erst seit wenigen Jahren wieder bewundern. Ihre wechselvolle Geschichte verzeichnet 1719 einen großen Stadt- und Kirchenbrand mit schweren Zerstörungen und Wiederaufbau, mehrere kleiner Brände, Plünderungen durch die Schweden und die nahezu vollständige Zerstörung durch amerikanische Tiefflieger im April 1945. Seitdem wurde St. Wolfgang in rund 50 Jahren schrittweise wieder aufgebaut und saniert.
Der Altar von St. Wolfgang zählt zu den bedeutendsten Kunstwerken Sachsens. Er ist eines der großen Werke der Künstlerfamilie Cranach und entstand in den Jahren 1532 bis 1539 in der Werkstatt Lucas Cranachs des Älteren. Dieser Altar konnte 1945 gerettet werden und ist nach langwieriger Restaurierung heute wieder so zu besichtigen, wie er von Cranach entworfen wurde: ein aus zwölf Flügeln bestehender Flügelaltar, der doppelt geöffnet werden kann. Damit hat der Altar in Richtung Kirchenraum eine Werktags- und eine Festtagsseite sowie eine bebilderte Rückseite.
Aber was wäre so eine große Kirche ohne die passende Orgel? Die alte Orgel war 1945 mit geschmolzen und verbrannt. Seit 1998 erfüllen nun wieder gewaltige Orgelklänge den Kirchenraum. Die in Dresden hergestellte neue Jehmlich-Orgel mit 56 Registern gehört zu den modernsten Orgeln Sachsens und wird auch für Konzerte genutzt, die ein besonderes Klangerlebnis bieten.
Besonders schön ist auch der Klang der beiden großen Bronzeglocken von St. Wolfgang. So schön, dass den Glocken das Einschmelzen zu Kriegszwecken erspart blieb und sie „nur” auf dem Hamburger Glockenfriedhof landeten, von dem sie später wieder nach Schneeberg zurückgebracht wurden. Wer den Kirchturm mit Aussichtsterrasse besteigt, kann die Glocken aus der Nähe betrachten und natürlich die herrliche Aussicht genießen.
Eine ganz besondere Rolle spielt der Turm von St. Wolfgang am Weihnachtstag, denn in Schneeberg werden die traditionellen Christmetten am 25.12. um 4.00 Uhr morgens von einem Turmsingen eingeleitet, das seit 1673 nachweisbar ist und auch heute noch so stattfindet. Um 5.00 Uhr beginnen dann die eigentlichen Christmetten, die in Schneeberg durch die von den Sängern mitgeführten Bergmannsleuchten besonders stimmungsvoll sind.
Beim Schneeberger Turmsingen gibt es ganz besondere Traditionen und Rituale. Das interessiert Sie? Dann nehmen Sie sich doch am Heiligabend (oder auch später) ein paar Minuten Zeit für unseren Adventskalender und schauen Sie mal in die 24 rein.
Links:
www.st-wolfgang-schneeberg.de
www.schneeberg.de
Quellen: siehe auch Links,
Wikipedia
„Erzgebirgisches Weihnachtsbüchlein”, Erzgebirgsverein 1992
© Fotos: Matthias Ehrig, Wolfgang Riedel (1)
Ursula Riedel, Die TU-Wichtel
Adventskalender der TU Chemnitz 2011