Adventskalender der TU Chemnitz 2012
Leises Zischen, dann Fauchen. Die Besucher warten gespannt. Ein Mitarbeiter regelt vorsichtig am Ventil. Und dann, tatsächlich, beginnt sich das riesige Rad zu drehen. Sein Durchmesser ist größer als der Raum hoch ist, man kann es gar nicht im ganzen sehen. Vielleicht wirkt es deswegen besonders gewaltig.
Groß wie die Trommel einer Waschmaschine gleiten die beiden Kolben in ihrem Ölbad hin und her. Sachsens größte Dampfmaschine hat ihre Arbeit aufgenommen.
Nun gut, zugegeben, ganz echt ist die Vorführung nicht: Nicht Wasserdampf strömt durch die Leitungen, sondern Druckluft. Und antreiben muss der Koloss auch nichts mehr. Die Förderanlagen im Museumsbergwerk Oelsnitz schaffen schon lange keine Kohle mehr ans Tageslicht. Im Museumsbetrieb arbeiten modernere Motoren an den langen Seilen.
Andererseits: Wäre noch alles wie früher, hätten die Besucher einige Stunden ausharren müssen, bevor sich die Kolben der Zwillingsmaschine zum ersten Mal bewegen. Heißer Wasserdampf wäre aus den Löchern ausgetreten, eine Besichtigung aus so großer Nähe unangenehm und vielleicht sogar gefährlich für Laien. Eine Dampfmaschine, und erst recht eine von dieser Größe, braucht praktisch ununterbrochen Pflege. Sie will geschmiert sein, Ventile und Lager sind zu überprüfen, Kolben, Zylinder und Leitungen müssen lange vorgeheizt werden, damit in ihnen kein Dampf zu Wasser kondensiert.
Aber auch so bekommt man eine Ahnung von dem Eindruck unermesslicher Kräfte, den so ein Metallgigant in Bewegung ausstrahlt. Heute steckt unsere Welt voller Motoren - winzig klein oder riesig groß, in Maschinen, Spielzeugen, Küchengeräten. Es ist schwer, ein Zimmer zu finden, in dem nicht irgendwo versteckt ein Motor auf seinen Einsatz wartet. Der Rückblick in eine Zeit, in der eine einzige Maschine den Betrieb ganzer Firmen sicherte, die dann auch angemessen gepflegt und betreut wurde, lässt uns den Komfort des Fortschritts besser erkennen.
Langsam kommt das Rad wieder zum Stillstand, Fragen werden gestellt und beantwortet. Dann ist wieder Ruhe im Raum. Bis zur nächsten Vorführung.
Weitere Informationen: http://www.bergbaumuseum-oelsnitz.de/
Bergbaumuseum Oelsnitz / Erzgebirge
Pflockenstraße
09376 Oelsnitz/Erzgeb. OT Neuoelsnitz
Telefon +49(0)37298 93940
Telefax +49(0)37298 939449
© Fotos: Ralph Sontag
Ralph Sontag, Die TU-Wichtel
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