Adventskalender der TU Chemnitz 2012
Eichwald - ein vergessener Kurort im böhmischen Erzgebirge
Historische Postkarte von Eichwald um 1905
„Eichwald, Curort, liegt eine Stunde nördlich von Teplitz in einer romatischen
Talschlucht, die allmählich gegen den Kamm des Erzgebirges aufsteigt. Durch den
Curort zieht sich eine Straße und führt nach der Bergstadt Zinnwald.
Eichwald hat seine eigene Verwaltung und bildet für sich eine Schulgemeinde.
Es hat in 202 Häusern 1746 Einwohner. Davon sind 1684 Katholiken,
49 Protestanten und 13 Juden. Der Nationalität nach sind sie mit wenigen
Ausnahmen Deutsche.
Eichwald wurde im Jahre 1872 zum Curorte erhoben und hat als solcher seine
Heil- und Badeanstalten, seine Curwohnhäuser und Restaurationen, seine Curliste,
aber auch seine Curtaxe.
Das größte Curetablissement ist das
„Theresienbad”, unmittelbar am Walde situiert, enthält 68 comfortable
Wohnungen, eine gute Restauration, 4 Badelogen für Mineralbäder, 5 für
gewöhnliche kalte und warme Wannenbäder, Vollbad und Dampfbad, Einrichtungen
für Anwendung der Kaltwassercur, einen Inhalationssalon. Neben dem
„Theresienbad” befindet sich die Wasserheilanstalt des
Dr. Alois Brecher. Es gibt daselbst gesonderte Bäder für Damen und Herren
und eine Anzahl comfortabel eingerichteter Zimmer.”
Aus: „Heimatskunde des Politischen Bezirkes Teplitz für Schule und Haus”,
Herausgeber „Teplitzer Lehrerverein”, Teplitz, im October 1885.
An der Dresdner Straße/Ruská
, im Jahr 2011
Dresdner Straße mit dem Kurhaus Theresienbad - alte Ansicht
Nach der politischen Wende in den 1990-er Jahren wurde Eichwald vor allem als
Ort mit Straßenprostitution bekannt. Durch verschiedenste Aktionen der Gemeinde
konnte dieses Gewerbe stark zurück gedrängt werden.
Markenzeichen des Bloch-Porzellans
Die wenigsten Autofahrer, die den Ort durchfahren, um zum Beispiel nach Teplitz
zu fahren, wissen etwas über den ehemals deutsch besiedelten Kurort Eichwald.
Bis 1945 war Eichwald als Kurort und als Ort der Porzellanherstellung bekannt.
Die Firma Bloch Eichwald stellte verschiedenstes Haushaltsporzellan her. Auch
heute noch wird in Eichwald Porzellan hergestellt.
Theresienbad um 1905, Westteil
Theresienbad, Speisesaal, Ende der 1930-er Jahre
Die größte Bekanntheit erlangte Eichwald durch den Kurbetrieb.
Aus der früher
weltberühmten Badestadt Teplitz-Schönau, in der neben Königen und Fürsten auch
Künstler wie Goethe und Beethoven kurten, kamen oft Tagesgäste.
Natürlich kamen auch Gäste direkt nach Eichwald, um hier zu kuren.
Das Theresienbad war die größte Einrichtung, welches auch heute
wieder betrieben wird.
Bis kurz nach Kriegsende fuhr sogar eine Straßenbahnlinie von Teplitz nach Eichwald.
Ansicht der Kirche im Jahr 2011
Alte Ansicht der Kirche in Eichwald
Ein bedeutendes Bauwerk ist die „Kirche der Unbefleckten Empfängnis”.
Im Stil der italienischen Gotik erbaut, ist sie in Europa die am
nördlichsten gelegene Kirche dieser Art. Ihre Weihe erhielt sie 1906.
Übrigens ist die Kirche ein Nachbau der Kirche „Madonna dell'Orto” in
Venedig.
Durchstreift man den Ort heute, fallen vor allem die vielen Villen und Häuser
in den verschiedensten Baustilen auf. Sie sind ein Zeugnis vom ehemaligen
Wohlstand des vornehmen Kurortes.
Wenn Sie das nächste mal durch Eichwald fahren, nehmen Sie sich die Zeit und
halten an. Gehen Sie durch den Kurort und genießen Sie die schöne Lage im
waldumsäumten Tal der Wistritz!
In der Bezručova Straße, früher Mühlenstraße
In der Bezručova Straße; den alten Glanz kann man noch erahnen. |
Die Schule |
Eine Villa in der Bezručova |
Liste der Ortsnamen mit der heutigen tschechischen Bezeichnung:
Eichwald - Dubí
Teplitz - Teplice
Links:
www.mesto-dubi.cz/de/burger/
www.laznedubi.cz/
www.boehmisches-erzgebirge.cz
© Text: Thomas Koppe, Rosita Pudlat; Fotos: Thomas Koppe
Rosita Pudlat, Die TU-Wichtel
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