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Adventskalender der TU Chemnitz 2012

Hier tickt es richtig!


Man verliert die meiste Zeit damit, dass man Zeit gewinnen will. (John Steinbeck)

Eine Uhr, wie sie in vielen Zimmern hing.

Mit Unmut mag sich mancher an das Klingeln der Schulglocke erinnern, wenn es der fröhlichen Pausentoberei ein abruptes Ende setzte. Mitunter wurde es auch herbeigesehnt, möge es doch bitte der Vokabelkontrolle ein Ende bereiten, bevor die Lücken im gelernten Stoff auffallen! Geradezu wie ein höheres Gesetz bestimmte der Klingelrhythmus den Tagesablauf. Wie kommt er eigentlich zustande?

Die Bernhard Zachariä GmbH produziert noch heute - von ihr stammen viele Uhrwerke unserer Region
Eine Zachariä-Uhr

Eine Antwort findet man im jüngsten Chemnitzer Museum, dem Uhrenmuseum. Mit unglaublichem Engagement haben Mitglieder des Uhrenvereins Werke aus Turm-, Rathaus-, Kirchen- , Bahnhofs- und Schuluhren zusammengetragen, liebevoll restauriert und lauffähig gemacht. Seit dem 30. September kann die Sammlung besichtigt werden. Dirk Röder und seine Mitstreiter haben auf Flohmärkten, bei Rekonstruktionen und durch Bekanntschaften viele alte Werke vor dem Verfall gerettet. Die Uhrwerke zeigen auch ein Stück Geschichte aus Chemnitz und Umland.

Die meisten Uhrwerke funktionieren - und werden gebührend bestaunt.
Alles tickt und wird bestaunt.

Bislang sind es nur wenige Räume, gleich neben dem Straßenbahnmuseum in der Zwickauer Straße 164. Gleich am Eingang begrüßt den Besucher eine moderne Konstruktion im Bauhausstil - aber aus Holz! Ein kreisförmiges Zifferblatt gibt den Blick auf die rotierenden Innereien frei. Gewaltige hölzerne Zahnräder treiben die Zeiger, ein dickes Seil hält die ebenfalls hölzernen Gewichte und nur für die Hemmung, die gewissermaßen den Takt des Pendels auf die Zahnräder überträgt, wurde auf Metall zurückgegriffen. Reibung und Verschleiß wären an dieser Stelle sonst zu groß geworden. Ihre Existenz verdankt diese Uhr der Arbeit zweier Gewerke. Tischler und Uhrmacher mussten voneinander und miteinander lernen, um eine Vielzahl konstruktiver Probleme zu lösen. Und das, obwohl es seit 400 Jahren hölzerne Uhren gibt! Jetzt setzt sie einen wundervollen Kontrapunkt zu der allenthalben stattfindenden Verkleinerung, lädt sozusagen zu einer Wende ein.


Ein Uhrwerk um 1480
Uhrwerk um 1480
Das hölzerne Prunkstück am Eingang
Ein hölzernes Uhrwerk

Den Gegensatz zu dieser modernen Produktion bildet ein Werk aus dem Jahre 1480 - ebenfalls in Bewegung. Damals gab es noch keine Uhrmacher - so stand bei diesem Uhrwerk der Schmied Pate. Man kann es an einigen Stellen auch erkennen, wie Hammer und Amboss gewirkt haben.

Der Besucher soll nicht nur sehen - überall tickt es, gelegentlich laufen Elektromotoren an, die die Gewichte alter Uhren wieder hochziehen - genau wie vorher über viele Jahrzehnte in den Türmen der Fabriken, Schulen und Kirchen. Um die volle Stunde werden Schlagwerke aktiv, melodische Glockentöne werden gelegentlich von schrillem Klingeln überlagert.

Eine Schuluhr - mit Einstellmöglichkeit für die Klingelzeiten
Schuluhr mit Lochscheibe für Klingelzeiten

Und wie geht das nun bei der Schuluhr? Unter dem Zifferblatt befindet sich ein weiteres Zahnrad mit einer Vielzahl von Bohrungen. In diese Bohrungen können Stifte eingeschraubt werden - manchmal nur eine Sorte, es gibt aber auch Uhren mit zwei Lochreihen und unterschiedlichen Stiften für unterschiedliche Klingelsignale. Auf einer eingravierten Stundeneinteilung lässt sich erkennen, zu welcher Zeit die Stifte das Klingeln auslösen. Wenn man diese Stifte versetzt, könnte man sich also eine längere Pause organisieren - doch leider, leider hingen diese Uhren meist im Zimmer des Direktors, und wann fand da ein Schüler die Gelegenheit, sie zu manipulieren?

Weitere Informationen: www.uhrenmuseum-chemnitz.de


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© Fotos: Hildegard Geisler
Ralph Sontag, Die TU-Wichtel

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