Wer jetzt über den Weihnachtsmarkt in Chemnitz bummelt, übrigens einen der schönsten und größten im „Weihnachtsland“, kommt hinter dem Alten und Neuen Rathaus am imposanten Portal der Stadtkirche St. Jakobi vorbei. Die gotische Jakobikirche ist eines der wertvollsten Baudenkmale Sachsens. Ihre Vollendung jährte sich im Jahre 2012 zum 600. Male. Bereits 1170 gab es aber an dieser Stelle eine kleinere romanische Saalkirche.
St. Jakobi war viele Jahrhunderte Kirche der Chemnitzer Bürgerschaft und des Chemnitzer Rates und ist durch einen Torbogen mit dem Alten Rathaus verbunden, welcher auf die gemeinsame Nutzung des Hohen Turmes hinweist.
An der Westfassade der Kirche sieht man die Darstellung von Christus, darüber 5 musizierende Engel, die unter anderem auf die kulturelle Bedeutung des Hauses verweisen. Die Fassade entstand 1912 im Jugendstil. Bevor man durch das Portal in das Innere gelangt, durchschreitet man eine Vorhalle (auch Paradies genannt) mit mächtigen Spitzbögen und Kreuzrippen- bzw. Sterngewölben.
Eine Besonderheit sind die Glocken der Kirche. Deren größte ist im Hohen Turm am Alten Rathaus untergebracht, während sich drei kleinere Glocken im Dachreiter der Kirche befinden. Der Hohe Turm kann bei Rathaus- und Turmführungen besichtigt werden.
Im Inneren befindet man sich zunächst im Langhaus der schlichten dreischiffigen gotischen Hallenkirche mit Kreuzrippengewölben. Nach der Zerstörung im Jahr 1945 wurde die Kirche notdürftig gesichert und bis 1967 erfolgte der äußere Wiederaufbau. Der anschließend beginnende Innenausbau musste aus Geldmangel 1974 gestoppt werden. Ab 1990 wurde das Langhaus beräumt und ab 1994 für Ausstellungen, Gottesdienste und Konzerte genutzt. 2004 ermöglichte der Einbau einer gläsernen Trennwand, die die bis dahin vorhandene Ziegelwand ersetzte, wieder den Blick in den Chorraum, was einen Gesamteindruck des Kirchenschiffs vermittelt und eine separate Nutzung beider Räume ermöglicht. Seit 2009 ist der Wiederaufbau des Langhauses beendet.
Hier finden nun neben dem sonntäglichen Gottesdienst regelmäßig musikalische Veranstaltungen, Ausstellungen usw. statt. Auch das Collegium musicum der TU Chemnitz e.V. konnte in den letzten beiden Jahren mit Benefizkonzerten einen Beitrag zum Wiederaufbau leisten.
Zur Adventszeit lockt St. Jakobi alljährlich mit einer Krippenausstellung, wo man auch verweilen und sich etwas aufwärmen kann. In diesem Jahr stellt der Schnitzverein Grüna e.V. seine Kunstwerke aus.
Wirft man einen Blick durch die Glasscheibe in den Hallenchor, eröffnet sich ein reizvoller Blick in das Netzgewölbe mit dem Adventsstern. Eine Besonderheit ist der in Deutschland einzigartige Maßwerkfries. Man erkennt dabei aber auch, dass die Restaurierung immer noch nicht abgeschlossen ist und daher der Zutritt zum Chorraum derzeit nicht möglich ist. Für die Fertigstellung dieses wertvollen Chemnitzer Kulturdenkmals engagiert sich der Förderverein von St. Jakobi. Zu Geschichte und Wiederaufbau der Kirche gibt es dort interessante Bilder und Informationen.
Allen eine friedliche und besinnliche Adventszeit.