Brücke am Stausee Dörnthal, 2013

  • Aquarell

Christian Wendt

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Adventskalender 2013 der TU Chemnitz

Erneuerte Mühlgräben


Im Pyratal

Spaß macht es, durch das heimatliche Gebirge zu wandern. Meist führen die Wege durch Täler von Flüssen und Bächen. Aufmerksame Beobachter finden vielerorts Anzeichen, die von der Nutzung der Wasserkraft in früheren Zeiten zeugen. Kaum ein Meter blieb ungenutzt, die Kraft des Wassers half beim Mahlen, bei der Papiererzeugung, beim Zerkleinern des Erzes, beim Pumpen - die Liste ist lang.

In Morgenröthe begann Hans Hutschenreuter, der 1650 das Privileg für die Errichtung eines Hammerwerkes erwarb, die Kraft des Wassers zu nutzen. Im 19. Jahrhundert legte Gottlob Emanuel Lattermann für Hammerwerke und Hochöfen ein weitverzweigtes Netz aus Gräben, Wehren und Teichen an, um eine energieintensive Glockengießerei zu betreiben. Bis 1968 wurde in dem Werk produziert, danach beendete ein Feuer die Produktion.


Auslauf in die Pyra

Seit einigen Jahren führen die alten Lattermannschen Mühlgräben wieder Wasser, die Wehre funktionieren, aus rustikal gezimmerten Schuppen dringt ein sonores, leises Brummen.

Dort treiben kleine Turbinen Generatoren an - bessere Modelle als zu Zeiten Lattermanns. Einige Dutzend Kilowatt Strom, je nach verfügbarer Wassermenge, speisen sie ins öffentliche Stromnetz ein und sorgen dafür, das das Dorf zumindest rechnerisch fast autark ist. Wassermüller haben die alten Anlagen übernommen und instandgesetzt.


Hochwasser in der Pyra
Turbine wird zur Wartung entnommen

Was man als Wanderer nicht sieht, sind die vielfältigen Arbeiten, die für den Betrieb so einer Anlage nötig sind. Das sind nicht nur Reparaturen nach Hochwassern, wenn weggerissene Wehre ersetzt, umgestürzte Bäume beseitigt und freigespülte Kabel neu verlegt werden müssen. Die Dämme an den Mühlgräben bedürfen regelmäßiger Wartung, sonst übernimmt die Natur die Regie und das Wasser läuft wild die Hänge hinab, Boden abtragend und neue Schneisen schlagend.

Gewässerschutz im Winter

Die Rechen an den Einlaufbauwerken müssen regelmäßig von angschwemmten Ästen und Blättern befreit werden - und selbst wenn da bereits eine automatische Rechenreinigungsanlage agiert, muss diese zumindest noch kontrolliert werden. Turbinen und Generatoren sind Maschinen, die wie jede Maschine verschleißen und gepflegt werden müssen. In den kleinen Turbinenhäusern sind diese Arbeiten oft mit großer Anstrengung verbunden.

Wir Wanderer dürfen uns am sprudelnden Wasser erfreuen - und am guten Gewissen, wenn der Strom nicht mit abgebaggerten Dörfern oder strahlungsriskanten Meilern bezahlt wird.

Die Wassermüller freuen sich übrigens, wenn die Eisdecke auf den Gräben nicht zerschlagen wird, denn treibende Eisschollen stauen sich leicht auf, und so ein Staudamm aus Eis lässt sich nur unter großen Mühen beseitigen - und solange plätschert dann das Wasser munter seine eigenen Wege.