Die Papiermühle in Zwönitz wurde 1568 das erste Mal urkundlich erwähnt. Seitdem wurde hier handgeschöpftes Papier gefertigt. Ausgangsmaterial waren Lumpen oder Hadern - von Lumpensammlern abgelieferte alte Textilien aus Leinen, Hanf oder Baumwolle. Die wurden zerkleinert und zerstampft, eingeweicht und gebleicht, bis ein Faserbrei entsteht. Dieser wurde dann aus einem Holzbottich, der Bütte, mit einem mit feinem Sieb versehenen Rahmen geschöpft. Nach dem Pressen und Trocknen der entstandenen Blätter erhielt man dann eine Art Löschpapier, das noch geglättet und durch Knochenleimbad gezogen werden musste, bevor das Papier mit Tinte beschreibbar war. Alles in allem war dies ein sehr aufwändiger Prozess - kein Wunder, dass Papier sehr kostbar war.
Der Bedarf an Papier wuchs im 19. Jahrhundert, und es bedurfte der Erfindung eines findigen Sachsen: Friedrich Gottlob Keller aus Hainichen, später wohnhaft in Krippen, entwickelte nach 1840 das noch heute übliche Verfahren zur Papierherstellung mittels Holzschliff. Obwohl er selbst mit seiner Erfindung keinen wirtschaftlichen Erfolg hatte, ermöglichte sie die massenhafte Herstellung von preiswertem Papier und trug so entscheidend zu industriellem Aufschwung und Verbreitung des Zeitungswesens bei.
Seit 1847 wurde in der Papiermühle Zwönitz maschinell Pappe hergestellt: Hart- und Graupappe für die Schuhindustrie als Brandsohlen, Marmeladeneimer und andere Verpackungen sowie Verkleidungen für Sitzmöbel. 1973 hat die bis zuletzt in Privatbesitz befindliche Firma Reinhard Wintermann den Betrieb eingestellt.
Seit 1984 ist der Gebäudekomplex aus schönem Fachwerk ein Museum, alle Maschinen sind intakt und vorführbereit. Neben dem Museum finden Besucher noch die Handpapiermacherwerkstatt, das Atelier „Kunst in der Papiermühle“ der Künstlerin Antje Henkel-Ludwig und den Gasthof „Zur alten Mühle“. Im Außenbereich finden wir weitere Maschinen zur Papierherstellung sowie liebevoll gestaltete Miniaturen von Zwönitzer Gebäuden.
Doch wenden wir uns der Ausstellung zu und lauschen dem Museumsleiter Eckhard Stölzel: „Ausgangsmaterial zur Pappeherstellung ist hier immer Altpapier gewesen, das zerkleinert in den Kugelkocher getan wurde. Über Nacht entstand hier eine Pappmasse, die mit Wasser vermengt durch zwei Mahlsteine feiner zermahlen wurde. Im sog. Holländer wurde aus der grauen Masse dann ein feiner Brei.“
Dieser ‚Stoff‘ wurde dosiert über ein Schöpfrad auf die Handpappenmaschine gebracht, wo über einen Filz mehrere dünne Lagen auf eine Formwalze aufgebracht wurden, bis die gewünschte Dicke der Pappe - zwischen 0,5 und 3 mm - erreicht war. Dann wurde die noch sehr feuchte Pappe in üblicher Größe 100 cm x 80 cm abgeschnitten und in einer Nasspresse von Wasser befreit.
Immer noch feucht mussten die Pappen über einen Aufzug nach oben in den Trockenboden bewegt und dort wie Wäschestücke aufgehängt werden. Die Trocknung dauerte nun zwischen zwei Tagen und zwei Wochen, je nach Wittterung. Danach mussten die welligen Pappen nochmals gewalzt werden, und zwar mit der modernsten Maschine der Papiermühle, einem 1938 hergestellten Walzwerk.
Auf dem Trockenboden erwartet den Besucher übrigens noch eine Zwönitzer Besonderheit, der Rennwolf! Was es damit auf sich hat, erfahren Sie am besten vor Ort.
Weitere Informationen, Anschrift und Öffnungszeiten auf zwoenitz.de