Der Bergbautätigkeit verdankt das Erzgebirge nicht nur seinen Namen. Die ersten Silberfunde im 12. und das „Große Berggeschrey“ im 15. Jahrhundert führten zur Besiedelung und zum Aufschwung unserer Region. Natürlich gibt es vielerorts heute noch Zeugen dieser Zeit, wir stellten die Saigerhütte Olbernhau-Grünthal und etliche Besucherbergwerke vor.
Heute wollen wir uns den umfangreichen Bergbauaktivitäten des 20. Jahrhunderts widmen und besuchen dazu das Museum „Uranbergbau“ in Bad Schlema, das sich im Kulturhaus „Aktivist“ befindet.
Unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges begannen die Erkundungen nach Uranlagerstätten im Erzgebirge und in Thüringen. Die Sowjetunion wollte unter allen Umständen das Kernwaffenmonopol der USA brechen und benötigte dazu das radioaktive Material. Bald waren erste lohnenswerte Lagerstätten in Johanngeorgenstadt und Schlema entdeckt – was danach über diese Orte hereinbrach, kann man sich heute kaum vorstellen. Alles wurde auch im Kurort Bad Schlema dem Bergbau untergeordnet: Tausende Arbeitskräfte aus Sachsen, aber auch aus anderen Teilen der sowjetischen Besatzungszone wurden hier zu Bergarbeitern unter sehr harten Bedingungen. Rücksicht auf historische Gebäude gab es nicht, Umweltschutz spielte keine Rolle.
Im Museum fesselten mich eindrucksvolle Fotografien aus den 50er und 60er Jahren. Der abenteuerliche Transport der Arbeiter in hoffnungslos überfüllten Zügen erinnert an Wildwest-Filme. Der zentrale Busplatz in Schlema wurde wegen der vielen Busse, die hier zum Schichtwechsel ankamen, „Gummibahnhof“ genannt. Die Zeitdokumente belegen die einschneidenden Veränderungen: Während bis in Rekordtiefen von 1.800 Meter nach Uranerz gegraben wurde, wuchsen die Abraumhalden gen Himmel und rückten bis unmittelbar an die Wohngebiete heran. Hier wurde wirklich die gesamte Landschaft „umgekrempelt“!
Wie mag die Arbeit unter Tage ausgesehen haben? Einen guten Eindruck von den extremen Belastungen vermittelt ein ca. 20-minütiger Scharz-Weiß-Film, in dem die Kamera den Bergleuten über die Schulter und ins verschwitzte Gesicht schaut: Seien es Hauer im Vortrieb beim Sprengen, beim Abstützen der Gänge, bei Gleisbauarbeiten, beim Erzabbau mit Presslufthämmern und Verfüllen in Hunte. Als Besucher kann man die Enge, die Dunkelheit, den Lärm und den Schmutz förmlich spüren. Und die Hitze erst ‒ in großer Tiefe bis zu 65 Grad Celsius!
Den Sanierungsarbeiten der Wismut GmbH nach der Wende 1990 unter und über Tage widmet sich die Ausstellung verdientermaßen genauso. Wer will, kann sich nach dem Museumsbesuch auf dem Bergbausanierungs-Lehrpfad ‒ einem 8,6 Kilometer langen Rundweg über die Hammerberghalde ‒ davon überzeugen, dass die einstigen grauen „Monsterhalden“ heute begrünt einigermaßen in die Landschaft eingepasst wurden.
In weiteren Räumen ist die Entwicklung von Oberschlema zum „Ort mit Heilquellenkurbetrieb“ von 1918 bis 1945 und schließlich nach 1992 die Auferstehung von Schlema zum anerkannten Radonheilbad erlebbar. Abgerundet wird die Ausstellung durch eine kleine, aber feine Mineralienausstellung.
Homepage mit Öffnungszeiten und Museumsdetails: www.museum-uranbergbau.de
Übrigens: Historiker der Technischen Universität gaben 2011 eine Dokumentation über die Geschichte der Wismut im sowjetischen Atomkomplex heraus.