Heute haben wir wieder einen Auflugstipp parat: Es wird eine Reise in die Bergbaugeschichte. In der Nähe von Steinbach im wunderschönen Preßnitztal kümmert sich ein Verein mit enthusiastischen, ehrenamtlichen Mitgliedern darum, ein Stück unserer interessanten Vergangenheit zu erhalten und bietet uns mit dem „Andreas-Gegentrum-Stolln“ ein Besucherbergwerk der besonderen Art.
Eine Führung ins Bergwerk wird zum Erlebnis: Zunächst müssen wir uns zünftig ausrüsten. Bis ein jeder die passende bergtaugliche Schutzkleidung und ein helles Licht gefunden hat, das kann schon mal dauern. Dann werden noch Erinnerungsfotos geschossen, bevor es losgehen kann.
Die Tür schließt sich und sperrt das Licht aus. Nur ein paar Ritzen verraten noch, dass Tag ist. Langsam gewöhnen sich die Augen an die Dunkelheit. Tatsächlich, die Funzel, von der man draußen kaum wahrnehmen konnte, ob sie an oder aus ist, wird hier im Stollen zur Rettung.
Langsam schiebt sich die Gruppe in den abwaschbaren Jacken durch den Stollen. Nur gut, dass wir die Jacken haben - in der Enge des Ganges stoßen wir gegen Gestein und Holz. Nur so weit, wie es unbedingt nötig war, wurde der Stollen ausgebaut. An manchen Stellen lag die Erzader schräg im Berg, und wir laufen seitlich geneigt, müssen uns immer wieder mit den Händen abstützen.
Tropfsteine bilden sich an einigen Stellen, seitlich öffnen sich Blicke in unzugängliche Stollen - Zeugen vergeblicher Suche nach dem begehrten Erz. Wir sehen unterschiedliche Arten des Ausbaus und erfahren, dass die Hölzer alle paar Jahre erneuert werden müssen. Die Zimmerleute haben also noch genug Arbeit.
Dann erreichen wir eine gewaltige Kammer. Sie beherbergte früher ein Wasserrad, mit dem über lange Gestänge und Pumpen tiefere Sohlen abgepumpt wurden. Heute steht da unten alles unter Wasser. Taucher haben die alten Stollen erforscht. Unsere Hochachtung vor den handwerklichen Fähigkeiten unserer Vorfahren wächst: Reichlich acht Meter ist die Radkammer hoch, in der sich das 5,70 m große Wasserrad drehte. Es muss beeindruckend sein, wenn sich in dieser Enge so ein riesiges Rad knirschend und rauschend bewegt.
Über einen weiteren Stollen gelangen wir zum Nachbarschacht. Wunderschöne Farben zeigen dem Kenner, welche Stoffe das Gestein enthält. Silbererz und Kobalt wurden hier gefunden, aber schon Mitte des 19. Jahrhunderts lohnte sich der Aufwand nicht mehr. Unter Wasser kann man noch Gerätschaften aus jener Zeit sehen.
Irgendwann sehen wir wieder Tageslicht. Selbst die kleinen Ritzen wirken jetzt
gleißend hell, und als sich die Tür öffnet, ist es, als ob die Bäume
draußen viel grüner, die Luft viel würziger, das Rauschen des Wassers
viel melodischer ist. Ob die heimkehrenden Bergleute das nach
jahrelanger täglicher Arbeit auch noch so empfunden haben?
Wenn Sie die Besichtigung des Besucherbergwerks zu einem erlebnisreichen Tagesausflug machen wollen, hier unser Tipp: Fahren Sie zum Bahnhof nach Jöhstadt, laufen Sie zunächst im Schwarzwassertal nach Schmalzgrube, dann im romantischen Preßnitztal zum Andreas-Gegentrum-Stolln (ca. 9 km). Für den Rückweg sollten Sie sich die Fahrt mit der Museumsbahn nicht entgehen lassen ‒ der Haltepunkt „Stolln“ ist gleich am Besucherbergwerk.
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