Heute möchten wir eine Sehenswürdigkeit vorstellen, die sich am nördlichen Rand des Osterzgebirges befindet. Damit soll an diesem nasskalten, trüben und dunklen Wintertag schon ein bisschen Vorfreude auf das kommende Frühjahr geweckt werden.
Im Tal der Wilden Weißeritz liegt die Forststadt Tharandt. An den Hängen des den Ort überragenden Kienberges exisitiert seit 1811 ein forstbotanischer Garten. Dieser zählt zu den ältesten wissenschaftlichen Gehölzesammlungen der Welt. Geplant wurde der Garten von Adam Reum und Johann Heinrich Cotta, dem Begründer der Königlich-Sächsischen Forstakademie. Er sollte für botanische Experimente, zur Forschung und zur praxisnahen Ausbildung dienen.
Durch die Hanglage des Gartens ist die Besichtigung zwar etwas beschwerlich – vor allem aber sehr reizvoll, da man die Steilheit des Geländes bei der Gestaltung der parkähnlichen Anlage geschickt berücksichtigte. Viele Pflanzengruppen sind dadurch aus verschiedenen Blickwinkeln vor jeweils anderem Hintergrund zu sehen. Es entsteht ein sehr abwechslungsreicher Gesamteindruck. Im Vergleich zu anderen Parkanlagen – wie man sie beispielsweise aus Kurorten kennt – fällt auf, dass hier ein sehr naturnahes Konzept umgesetzt wurde. Die Hanglage erlaubte die Errichtung von Aussichtspunkten mit eindrucksvollen Blicken in die drei angrenzenden Täler. Auch dem botanischen Laien wird bewusst, mit wieviel Sachverstand und Weitblick man den Garten einst angelegt hat.
Informationstafeln erleichtern die Orientierung (das gesamte Wegenetz umfasst nahezu 20 km) und beschreiben viele der über 2000 verschiedenen Gehölze. Etwa drei Viertel davon sind ursprünglich hier nicht heimisch. Diese Vielzahl und der Variantenreichtum an Bäumen, Sträuchern, Büschen und Stauden aus aller Welt, die sich in unserer Region als winterhart erweisen, beeindruckt ebenso wie die Arten- und Formenvielfalt der Nadelgehölze.
Besonders attraktiv ist der Garten im Mai und im Oktober. Im Frühling ist die Blüte der über einhundert Rhododenren- und Azaleenarten der Höhepunkt. Im Herbst imponiert natürlich die Laubfärbung.
Der Garten wurde seit 1811 mehrfach erweitert – zuletzt 1998 ganz erheblich. Auf einer benachbarten Bergkuppe entstand ein völlig neuer Park mit ausschließlich nordamerkanischer Vegetation. Markante Landschaftsformen (z. B. Rocky Mountains, Prärien, Große Seeen) werden in Miniatur gezeigt. Der neue Teil des Garten unterscheidet sich vom alten noch deutlich. Büsche und Stäucher sind inzwischen weit entwickelt, der Baumbestand (z. B. Mammutbäume, Magnolien, Douglasien) altersbedingt natürlich noch nicht. Man staunt aber trotzdem, wie weit sich die Pflanzenwelt das Gelände bereits erobert hat.
Dieser neue Gartenteil hat einen hohen Erholungswert: er ist relativ eben, zum großen Teil für Kinderwagen und Rollstühle geeignet und die Zufahrt mit dem Auto ist von Hartha aus bis zum Eingang möglich. An den Wochenenden hat ein nettes kleines Cafe geöffnet, in dem man auch Pflanzen, Literatur u. ä. kaufen kann. Im alten Teil des Gartens gibt es diesen Service in einem urigen Schweizerhaus.
Beide Teile des Garten sind durch eine architektonisch interessante Brückenkonstruktion, die über den Zeisiggrund führt, verbunden und sind ein sehr lohnenswertes Ausflugsziel am Rand unseres Erzgebirges.
Der Forstbotanische Garten gehört heute zur Tharandter Außenstelle der TU Dresden und dient der forstwissenschaftlichen Ausbildung.
Detaillierte Informationen z. B. Anfahrt, Öffnungszeiten, Eintritt
(nur für Führungen, sonst kostenfrei) finden Sie auf den Webseiten der TU Dresden:
https://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/fakultaet_forst_geo_und_hydrowissenschaften/fachrichtung_forstwissenschaften/fb_garten