Die große Kiste, in der die Schneekinder schliefen, wackelte. Drinnen hörte man das Schaben des Kartons, der vom Regalboden gezogen wurde. Das Schneekind mit den Skistöcken rieb sich die Augen und gähnte: „Wie lang haben wir denn geschlafen?“ „Ich weiß es nicht“, sagte das Kind mit dem Muff, „aber sie haben uns doch schon seit Jahren nicht mehr hervorgeholt“. „Meinst du“, mischte sich nun der kecke Junge vom Schlitten aus ein, „dass sie sich doch an uns erinnern und wir endlich wieder Runden drehen dürfen?" „Wir werden sehen“, sprach das Skikind. Sie hatten zu tun, gerade stehen zu bleiben, denn die Kiste wurde nun offensichtlich getragen und schwankte stark. „Ach, ich würde mich freuen, wieder einmal auf dem Tisch neben dem duftenden Gebäck und den Tannenzweigen zu stehen.“ Das Mädchen mit dem Kopftuch, das die ganze Zeit schweigend auf seine Schneekugel gestarrt hatte, seufzte. „Am schönsten waren immer die staunenden Kinderaugen, wenn wir im warmen Feuerschein durch den Schnee tanzten“ sagten alle fast gleichzeitig.
Der Deckel des Kartons wurde abgehoben. Die Kinder blinzelten, denn das helle Licht
waren sie nicht mehr gewohnt.
Man stellte sie neben den Karton. Es duftete nicht nach Keksen oder Tannenzweigen.
Überhaupt sah es nicht weihnachtlich aus. Plötzlich blitzte es. Damit hatten die vier
nicht gerechnet. Sie wurden gedreht und es blitzte erneut. Das passierte ein paar Mal
und ehe sie begriffen, was vor sich ging, hüllte man sie auch schon in Seidenpapier und
schob sie zurück in den Karton. „Und nun?“,
fragte der Schlittenjunge mit weinerlicher
Stimme. „Wir werden sehen“, sprach das Skikind. Eine ganze Weile warteten sie, ob sich
nicht doch noch etwas bewegen würde, aber nichts geschah. So schliefen die vier über dem
Warten erneut ein.
Sie schliefen eine ganze Weile, wurden hin und wieder von einem Rumpeln und Stimmen
geweckt, mussten sich festhalten, wenn die Kiste schwankte und gegenseitig Mut
zusprechen. Endlich wurde der Deckel erneut geöffnet. Große Augen strahlten sie glücklich
an und man hob sie aus der Kiste. Wieder duftete es nicht weihnachtlich, aber wenigstens
blitzte niemand. Eine große Hand schob sie an und die glücklichen Augen schauten ihnen
beim Tanzen zu. Auch eine kleine Hand durfte sie vorwärts schubsen, begleitet von einem
glockenhellen Kinderlachen. „Gleich wird man uns wieder ins Seidenpapier einschlagen“,
dachten die Schneekinder, doch sie standen auf dem Tisch und blieben dort stehen. Nach
ein paar Tagen stellte man einen Teller mit duftendem Gebäck daneben. Kurze Zeit darauf
schmückten auch Tannenzweige ihr neues Zuhause. Aufgeregt beobachteten der Schlittenfahrer,
der Muffträger, das Kopftuchmädchen und der Skijunge, wie die große Hand ihnen Kerzen zur Seite
stellte und ein Streichholz aus der Schachtel nahm. Eine Flamme nach der anderen begann,
sie zu wärmen.
Die Kinder setzten sich in Bewegung und endlich sausten sie durch die Winterlandschaft. Über der Tischkante tauchten zwei kleine Hände auf. Darüber strahlten zwei große glückliche Augen. Sie sahen den Schneekindern beim Sausen zu. In diesem Moment hüpften fünf Kinderherzen vor Freude in die Höhe. Mein eigenes Herz hüpfte mit, denn ich hatte die lang gesuchte Pyramide aus meinen Kindertagen durch Zufall in einer Online-Börse wiederentdeckt.