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Adventskalender 2016 der TU Chemnitz

Textil- und Rennsportmuseum

Hohenstein-Ernstthal

Heute lade ich Sie zu einem Besuch in das Museum meiner Heimatstadt ein. Textilherstellung und Rennsport scheinen zwar eine etwas ungewöhnliche Kombination zu sein, sind aber – neben Karl May – die zwei Dinge, die Hohenstein-Ernstthal in der Welt bekannt gemacht haben.

Das Museumsgebäude in der Antonstraße in HOT, in der Nähe des Bahnhofs

Das von einem Förderverein betriebene Museum befindet sich im von 2011 bis 2014 schön sanierten Gebäude der ehemaligen VEB Möbelstoff- und Plüschwerke, vormals Firma Jäckel. Und obwohl ich ungefähr wusste, was mich im Museum erwartet, war ich überrascht, wie umfassend und authentisch die für Hohenstein-Ernstthal typischen Zweige der Textilherstellung präsentiert werden.

Aber besonders interessierte mich auch der erst zum 80-jährigen Bestehen des Sachsenrings 2007 eröffnete Bereich „Legenden vom Ring“, der bestimmt viele Erinnerungen an die spannenden Weltmeisterschaftsläufe bis Anfang der 70-er Jahre enthält.

Im Eingangsbereich erfährt man schon viel über die Geschichte des Museums und ein paar interesssante Fakten zu den einzelnen Ausstellungsbereichen. Wussten Sie zum Beispiel schon, dass die Erfindung der Jaquardweberei zur heutigen Computertechnik geführt hat? Nein, dann schauen Sie sich doch mit mir und später vielelicht mal selbst im Museum um, das in vier Etagen viel Interessantes zu bieten hat.

Ein Weber am Heimarbeitswebstuhl
Im Ausstellungsbereich in der 1. Etage mit dem Titel „Textile Welten – Strumpfwirkerei“ wird die Entwicklung der Textilindustrie der Region anhand vieler verschiedener Maschinen aus unterschiedlichen Epochen gezeigt. Schwerpunkt ist in diesem Bereich die Herstellung von Strümpfen und Wäsche.

Nach dem Niedergang des Bergbaus wurde zunächst vorzugsweise in Heimarbeit gewebt. Die typischen, versetzt gebauten niedrigen Weberhäuser, haben meist ein Fenster zur Westseite, damit die Abendsonne lange den Arbeitsraum beleuchtet. Auch der Vater von Karl May gehörte zu Ernstthals Webern, deren Leben in einigen seiner Bücher mit beschrieben wird.

Großrundstrickmaschine zur Herstellung von nahtloser Unterwäsche – der entstandene Schlauch wird anschließend zerschnitten, zugeschnitten und gesäumt
Flachstrickmaschine
Auch Handschuhe wurden in Heimarbeit genäht.
Foto: Blick in eine Arbeitshalle
Die Unterwäsche früher war nicht ganz so sexy wie heute.

Die Maschinen sind alle funktionstüchtig und werden von Mitgliedern des Fördervereins gepflegt, vorgeführt und erläutert.

Eine Musterausstellung im Nebenraum zeigt die Modetrends bei Strümpfen und Unterwäsche bis zur Gegenwart. Bei einigen Ausstellungsstücken kann man sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Jaquardwebstuhl, auf dem gleichzeitig zwei gleiche Wandbilder gewebt werden.
Beim Betreten der 2. Etage stehen wir mitten in einer Jaquardweberei. Diese eindrucksvolle Schauwerkstatt entstand aus einem authentischen Websaal. Das kann man sehen, riechen und hören. Wie schon in der 1. Etage sind die Maschinen funktionstüchtig und werden vorgeführt. Sollte gerade niemand vom Förderverein anwesend sein, kann man sich auf einem großen Touchscreen die einzelnen Arbeitsschritte zur Herstellung eines Wandteppichs oder von Möbelbezugsstoffen anschauen.

so viele Lochkarten

Jaquard ist eine nach dem französischen Erfinder benannte Webtechnik, bei der die Kettfäden einer Webmaschine durch Lochkarten gesteuert werden. So können beliebig komplexe Muster in einen Stoff gewebt werden. Mit dieser Erfindung wurde vor rund 200 Jahren der Grundstein für die heutige Computertechnik gelegt.


Ein Beispiel aus der umfangreichen Textilsammlung

Die Region um Chemnitz war früher der größte Möbelstoffhersteller Deutschlands. Die Mitte des 19. Jahrhunderts sehr beliebten, aufwändigen Wandbilder wurden aber nur In Hohenstein-Ernstthal und Lichtenstein hergestellt.


Nach dem links oben auf der Maschine eingespannten Muster ...
... stellt Herr Zinke die Lochkarten für das Jubiläumssouvenir her.

Zur Zeit erstellt Herr Zinke gerade die Lochkarten für ein altes Muster, nach dem im kommenden Jahr auf den Maschinen der Schauwerkstatt Souvenirs gewebt werden sollen. Dafür muss er per Hand 160.000 Pixel (Musterstellen = Löcher) nach dem Musterbild auf die Lochkarten übertragen.
Anlass dafür ist der 200. Geburtstag von Louis Ferdinand Schönherr, dem Begründer des Webstuhlbaus in Chemnitz, und das 100-jährige Jubiläum der Bettdeckenherstellung im Raum Hohenstein-Ernstthal, die hier erstmalig in Deutschland gefertigt wurden.

Obwohl die Ausstellung gut beschriftet ist, erfährt man bei einer Führung, die ungefähr 1,5 bis 2 Stunden dauert, noch viel mehr interessante Details.


Ausstellung zum Sachsenring
Nach so vielen Informationen, für die wir uns bei der Leiterin des Museums, Frau Palm, und ihren Mitarbeitern herzlich bedanken, wollte ich aber nun unbedingt auch noch die dritte Etage sehen mit der Ausstellung zum Rennsport am legendären Sachsenring. Schließlich kannte ich noch viele der „Legenden vom Ring“ und den Kult um die Weltmeisterschaftsläufe von 1961 bis 1972 aus eigenem Erleben. Und ich wurde nicht enttäuscht.

zwei der ersten Rennmaschinen

Begonnen hat alles 1925 mit der Gründung eines Motorradfahrerclubs, 1927 gab es das erste Badberg-Vierecks-Rennen, Ende der 1930er Jahre mit dem „Großen Preis von Europa“ internationale Anerkennung. Die ersten Nachkriegsrennen brachen mit 380.000 bzw. 480.00 Zuschauer alle Rekorde, und auch heute am neuen Ring gibt es hier die zweithöchste Besucherzahl aller Weltmeisterschaftsläufe.
Zu den spannendsten Rennen gehörten die der Seitenwagengespanne und die Weltmeisterschaftsläufe von 1961 bis 1972. Aber die Strecke, die teilweise durch die Stadt führte und schwierige Kurven enthielt, forderte auch einige Todesopfer, so dass die alte Strecke 1990 gesperrt und neben dem ehemaligen Start- und Ziel-Bereich der neue Ring gebaut wurde.

Das musste man erlebt haben. Es war unglaublich spannend.
Tribünenplätze waren schnell ausverkauft, aber der Mensch ist ja erfinderisch. Es gab die tollsten Konstruktionen.

30 Rennmaschinen demonstrieren die Entwicklung der Technik. Viele Bilder, Präsentationen – darunter auch so amüsante wie die zum Kult am Ankerberg, dem Campingplatz am Ring – und einige sehr interessante alte Filmaufnahmen zeigen die Geschichte und die historischen Momente.


Das Sachsenring-Spiel

Und die Kinder können hier auch das beliebte Sachsenring-Spiel ausprobieren, das es an der Kasse zu kaufen gibt.

Im Erdgeschoss gibt es noch einen Sonderausstellungsbereich . Dieser ist zwar zur Zeit wegen Erweiterungsarbeiten geschlossen, aber ehrlich gesagt hätten wir dafür auch gar keine Zeit mehr gehabt.
Auch viele interessante Details konnte ich nicht erwähnen. aber schauen Sie sich doch selbst einmal im Museum um. Öffnungszeiten und weitere Informationen findet man auf den Webseiten des Museums: trm-hot.de