Oberwiesenthal ist als Wintersportort weltbekannt. Zahlreiche Spitzensportler aller möglichen Disziplinen kamen oder kommen von hier. Wettkämpfe finden nicht nur im alpinen Skisport, sondern auch im Skispringen oder Langlauf statt. In den Winterferien tummelt sich der halbe Osten Deutschlands zum Skifahren auf den Hängen des Fichtelbergs. Familien nutzen gerne die Rodelbahnen. Doch für einige Jahre gab es sogar eine Rennschlittenbahn am Fichtelberg. Den meisten Winterurlaubern ist dies wahrscheinlich gänzlich unbekannt. Aber vielleicht hat sie der eine oder andere Wanderer schon entdeckt.
Ab 1958 wurde das Rennrodeln im Sportclub Traktor Oberwiesenthal staatlich gefördert. Im Winter 1969/70 wurde eine aus Betonelementen bestehende naturvereiste Rennschlittenbahn fertiggestellt, mit deren Bau 1967 begonnen worden war. Sie war ca. 1100 m lang und hatte 18 Kurven. In den ersten beiden Jahren wurden zahlreiche nationale und internationale Wettkämpfe auf der Bahn ausgetragen. Als ab 1972 in Oberhof eine Kunsteisbahn für Wettkämpfe zur Verfügung stand und sich zeigte, dass die Wetterbedingungen mit großen Schneemengen am Fichtelberg einen regelmäßigen Betrieb erschwerten, war die noch vor kurzem modernste Bahn der DDR kaum noch interessant, zumal sie besonders mit neueren Schlitten nur sehr schwer befahrbar war. In der Folgezeit wurden nach einigen Modifikationen auf der Bahn nur noch Trainingsläufe und Nachwuchsrennen ausgetragen. Der letzte Wettkampf fand 1987 statt. 1990 begann mit der politischen Wende der Verfall der Bahn. Kurzzeitig wurde sie noch für das Sommertraining der Rodler benutzt.
Als 1994 eine neue Piste und ein neuer Lift an der Himmelsleiter entstanden, wurden die ersten beiden Kurven der Bahn abgerissen. Der Herrenstart wurde zur Fichtelberghütte umgebaut und beherbergt heute eine Pension direkt auf dem Gipfel des Fichtelbergs. Ab Kurve 2 und dem Damenstart, der sich zwischen den Kurven 3 und 4 befindet, kann man die alte Rennschlittenbahn allerdings heute noch erleben. Die Startbügel und die Halterungen für die Lichtschranke sind noch vorhanden. Ob man den Weg nach unten lieber zu Fuß oder mit einem der Jahreszeit entsprechenden schnelleren Fortbewegungsmittel zurücklegt, bleibt der persönlichen Risikofreudigkeit überlassen.
Unterwegs findet man noch zahlreiche Kontroll- und Versorgungsgebäude mit Naturstein- und Holzverkleidung. Die Häuschen zwischen den Kurven 11 und 13 bieten einen traumhaften Blick ins Erzgebirge, sind aber innen stark demoliert. Trotzdem findet man noch zahlreiche Teile der ehemaligen Ausstattung wie Möbel, Öfen oder Kommunikationsgeräte vor. Immer wieder kreuzt die Rodelstrecke die Bahn. Zum Teil wachsen schon stattliche Pflanzen aus Ritzen im Beton, zum Teil könnte man die Bahn fast noch benutzen. Eindrucksvoll ist das Erreichen des Ziels kurz vor Kurve 18 mit dem imposanten Gebäude auf der rechten Seite. Bei diesem könnte man wirklich denken, dass es bis vor wenigen Jahren noch genutzt wurde. Denn selbst Schneeschippen findet man hier noch.
Das Ende der Bahn befindet sich mitten im Wald. Die Sportler mussten von hier aus mit ihren Schlitten durch den Wald zurück zum Start laufen. Doch auch talwärts ist es ein ganzes Stück, bis man wieder in Oberwiesenthal ankommt. Dort kann man sich im 2014 beschriebenen K3 zur Wintersportgeschichte der Stadt und auch zur Rennschlittenbahn informieren.