Auf der Kalenderseite vom 4.12. wurde schon darauf verwiesen, dass im Schloss ein spezieller Ausstellungsteil dem Thema Motorradherstellung gewidmet ist.
Jørgen Skafte Rasmussen wurde 1878 in Dänemark geboren.
Er studierte Maschinenbau und Elektrotechnik in Mittweida und Zwickau,
als Ingenieur schloss er 1902 sein Studium ab. Mit einem befreundeten Kaufmann gründete
er 1903 seine erste Firma Rasmussen & Ernst (RE), die ihren Sitz in Chemnitz hatte
und hauptsächlich Zubehör für Dampfmaschinen
produzierte. Er meldete zahlreiche Erfindungen an, zum Beispiel eine
Messer- und Gabelputzmaschine. Größeren Erfolg hatte Rasmussen mit Apparaturen
zur Reinigung und Trennung von Flüssigkeiten, so wurde ein „Rasmussen-Abdampf-Entöler“ gebaut.
Um seine Produktion zu erweitern kaufte Jørgen Skafte Rasmussen 1906 eine
stillgelegte Fabrik in Zschopau.
Sechs Jahre später wurde die Zschopauer Maschinenfabrik J. S. Rasmussen
gegründet, in der u.a. schon erste
Experimente mit einem Dampfkraftwagen durchgeführt wurden.
Letztlich sollte eine Serienproduktion von Dampfkraftwagen aufgebaut werden.
Rasmussen erkannte aber, dass Dampf als Antriebsmedium doch nicht zukunftsträchtig war. Also wurde ein Zweitakt-Verbrennungsmotor entwickelt, der zunächst unter dem Namen Des Knaben Wunsch als Spielzeug verkauft wurde. Etwas später wurde daraus ein 1-PS-Fahrrad-Hilfsmotor abgeleitet, der zum großen kommerziellen Erfolg avancierte, wozu sicherlich auch die clevere Werbung beitrug (s. Bild oben rechts).
Das Jahr 1921 markiert den Einstieg in die Motorradproduktion.
Bis Ende 1927 wurden unter dem Namen DKW 100 000 Motorräder produziert, damit war DKW
die wichtigste Motorradmarke in Deutschland.
Rasmussen war sehr geschäftstüchtig und versuchte ständig, die Produktionsmöglichkeiten
auszubauen. Zu diesem Zweck kaufte er andere Fabriken auf bzw. gründete neue, z.B.
die Metallwerke Frankenberg/Sachsen, in denen später die DDR-Bürgern noch bekannten
Kleinlieferwagen Framo entstanden. In einem Werk in Scharfenstein wurde
erstmals in Europa ein Haushalt-Kühlschrank hergestellt. Die Firma
Deutsche Kühl- und Kraftmaschinen GmbH (DKK) war Inbegriff für Kühlschränke in der DDR
bis in die 90er Jahre.
Nach 1928 waren die Zschopauer Motorenwerke die größten Motorradhersteller
weltweit.
Rasmussens mittelständige Unternehmensgruppe mauserte sich somit innerhalb weniger Jahre
zu einem Konzern. Aber die Weltwirtschaftkrise traf auch Rasmussens Firmen hart.
Auf Betreiben der Sächsischen Staatsbank wurde deshalb 1931 die Auto Union AG Chemnitz
gebildet - aus den verschuldeten Betrieben
Zschopauer Motorenwerke mit ihrer Tochtergesellschaft Audiwerke AG Zwickau, der
Horchwerke AG Zwickau und den Wanderer-Werken in Chemnitz-Schönau.
Die 4 Ringe des Auto-Union-Logos stehen für die vier Gründungsmarken und sind heute
weltbekannt als Firmenzeichen für die Audi AG Ingolstadt.
Rasmussen war kurze Zeit Vorstandsmitglied der neuen Firma,
dann kam es zu Differenzen mit den anderen Mitgliedern der Leitung und er schied aus.
Nach Ende des zweiten Weltkriegs ging er zurück nach Dänemark und versuchte - allerdings
mit mäßigem Erfolg - unter dem Markennamen DISA eine neue Motorradproduktion.
Wie alle Industriebetriebe in Deutschland war auch die Auto Union in die
Rüstungsproduktion integriert. Nach Kriegsende kam die Produktion deshalb zum Erliegen,
die Kapitalgesellschaft Auto Union wurde in der sowjetischen Besatzungszone liquidiert.
Aus dem DKW-Motorradwerk Zschopau wurde 1952 der VEB Motorradwerk Zschopau. Damit konnte
- nun unter dem Markenzeichen MZ - die traditionsreiche Produktion von Motorrädern
fortgesetzt werden. Vom ersten Erfolgsmodell, der RT 125, wurden mehr als 300 000 Stück
hergestellt, von den nachfolgenden Baureihen ES, RTS und TS gar 900 000 Exemplare!
Damit war MZ der bedeutendste Motorradhersteller in Europa.
Ab 1957 beteiligte sich MZ auch sehr erfolgreich an internationalen Straßenrennen
einschließlich Läufen zur Weltmeisterschaft. Außer den deutschen nutzten auch
berühmte ausländische Fahrer MZ-Maschinen, z.B. Mike Hailwood.
Genauso erfolgreich war MZ im Bereich des Motorrad-Geländesports. Viele Jahre wurde
das internationale Sechstagerennen durch MZ gewonnen.
Durch die wirtschaftlichen Beschränkungen in der DDR konnten diese Erfolge aber leider nicht ausgebaut werden, so dass nach einigen Jahren die MZ-Motorräder nicht mehr konkurrenzfähig waren und international an Bedeutung verloren. Nach der Wende 1990 wurde MZ privatisiert, nicht lange danach musste der Betrieb Konkurs anmelden. Diverse Wiederbelebungsversuche sind bis heute gescheitert.
Diese und viele viele weitere Informationen und Anschauungsobjekte findet man in der Ausstellung im Schloss Wildeck. Ein Besuch des Museums kann jedem Technikinteressierten nur empfohlen werden. Jeweils freitags findet um 14 Uhr eine Führung unter sachkundiger Leitung statt. Alle Informationen zum Schloss (Öffnungszeiten etc.) findet man auf der Webseite von Zschopau.