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Adventskalender 2018 der TU Chemnitz

Pretzschendorfer Bastelbögen – ein Erzgebirgsdorf aus Karton

Blick auf die Ortsmitte von Pretzschendorf mit Barockkirche

Knapp 1.000 Einwohner leben im beschaulichen Pretzschendorf zwischen Freiberg und Dippoldiswalde im Osterzgebirge. Überregional im Bewusstsein ist die benachbarte Talsperre Klingenberg als „Wasserglas Dresdens“, aber den Ort selbst kennt man nur in der näheren Umgebung. Kartonmodellbau-Freunden weltweit ist Pretzschendorf jedoch ein Begriff – dank der 48 Bastelbögen, die von der örtlichen Grundschule kostenlos im Internet angeboten werden.


Drei der 48 Gebäude, für die Bastelvorlagen angeboten werden

Typische Wohnstallhäuser, Drei- und Vierseithöfe sowie die Dorfkirchen von Pretzschendorf und dem Nachbarort Colmnitz können ebenso gebastelt werden wie ein Forsthaus, der ehemalige Gasthof oder Schulgebäude. Die Bastelbögen bilden dabei den Zustand um 1920 ab, der anhand historischer Fotos rekonstruiert wurde. Die meisten Gebäude existieren noch heute, teils in umgebauter Form, andere verschwanden im Laufe des 20. Jahrhunderts. Das Gebäude der „Erzgebirgischen Dampfmolkerei“, das über 100 Jahre das Ortsbild prägte, konnte für den Bastelbogen noch vermessen werden. 2011 fiel es dem Abriss zum Opfer, lebt aber als Kartonmodell fort.


Die ehemalige Dampfmolkerei im Original und als Kartonmodell

Die 48 Bastelbögen entstanden 2005 und 2008 jeweils für einen Adventskalender auf der Website der Grundschule Pretzschendorf: Hinter jedem Türchen verbarg sich eines der Modelle, die im Maßstab von etwa 1:200 gestaltet sind und sich mit Modelleisenbahnen der Spur N oder Z kombinieren lassen. Über Kartonmodell-Websites, Foren und Blogs verbreitete sich der Link zu den Bastelbögen in alle Welt. Bastelfreunde aus Australien, den USA, Frankreich, Island, Österreich und zahlreichen Regionen Deutschlands schickten bisher Fotos ihrer Pretzschendorfer Winterdioramen, Weihnachtsberge oder anderer kreativer Ergebnisse.


Diorama mit der Röthenbacher Mühle, die einst an der Wilden Weißeritz stand

In der Grundschule selbst schmücken die Häuser in größerem Maßstab in der Weihnachtszeit den Flur. Eine Modelleisenbahn dreht dazwischen ihre Runden und erinnert an die Schmalspurbahn, die von 1898 bis 1971 zwischen Klingenberg-Colmnitz und Frauenstein über Pretzschendorf verkehrte. Auch im Werkunterricht werden die Häuschen gebastelt, was den meisten Pretzschendorfer Kindern ebensoviel Freude bereitet wie Berliner Schülern in ihrer Kartonmodell-Arbeitsgemeinschaft, die darüber in einem Forum berichteten.


Winterdiorama in der Grundschule Pretzschendorf
Grundschüler der 4. Klasse bauten im Werkunterrricht eigene Adventsleuchter mit einem Dreiseithof

Nicht nur Kartonmodelle lassen sich aus den Bastelbögen gestalten – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Besonders die Kirche wird gern als Vorlage für hölzerne Modelle auf Schwibbögen oder Leuchtern genutzt. Zwei Pretzschendorfer Hobby-Modellbauer erstellten Abziehbilder aus den Vorlagen, beklebten damit 3-D-gedruckte Gebäuderohlinge im Maßstab 1:1000 und bauten einen Miniaturenpark „Mini-Pretzschendorf“ im Modell (1:87) nach dem Vorbild von Mini-Weißbach und dem Klein-Erzgebirge. Egal, in welcher Form – die Macher der Bastelbögen freuen sich über die rege Nutzung ihrer Vorlagen und Zuschriften aus der ganzen Welt.


Miniaturenpark „Mini-Pretzschendorf“ im Maßstab 1:87
Miniaturenpark „Mini-Pretzschendorf“ im Maßstab 1:87