Manchmal stellt man fest, dass es sogar in der Stadt, in der man wohnt, Orte gibt, die man selbst noch gar nicht besucht hat. An einem Freitag schnappe ich mir nach der Arbeit also den Wichtelkollegen und einen Teil meiner Familie, um mich mit ihnen in das Deutsche SPIELEmuseum zu begeben. Schließlich spielen wir alle gern, und besonders in der Advents- und Weihnachtszeit lassen sich im Kerzenschein auf diese Weise die schönsten Familien- und Freundeabende verleben.
Unser Ziel befindet sich ganz in der Nähe des Industriemuseums. Bei der Ankunft blicken wir durch die hell erleuchteten Fenster und sehen Große und Kleine im Spiel vertieft an Tischen sitzen. Das sieht einladend aus – also schnell hinein! Ein freundlicher Mitarbeiter gibt uns kurz ein paar Hinweise zur Ausstellung, dann ziehen uns auch schon die ersten Logikspiele an der Wand im Eingangsgereich in ihren Bann.
Wichtel Mario und ich erklimmen derweil die Treppe zu den Ausstellungen im Obergeschoss. Dort verknoten sich gerade in einer Ecke des Raumes mit großer Freude junge Besucher bei einer Twister-Runde. Schauvitrinen beherbergen Exponate aus aller Welt und 100 Jahren Spielgeschichte. Sortiert sind sie nach den vier Spielprinzipien:
Aufmerksame Beobachter werden die Form der Vitrinen in der Mitte des Raumes bemerken. Sie spiegeln die Spielkartenfarben Karo, Pik, Herz und Kreuz wider. Und was es da sonst noch alles zu entdecken gibt! Bei einem Besuch sollten Sie unbedingt in die Schubladen schauen. Sonst entgehen Ihnen vielleicht die charmanten mit Schreibmaschine geschriebenen Ereigniskarten des selbstgefertigten Monopolys von Jens Träger.
Überhaupt staunen wir, wieviele Abwandlungen es allein von diesem beliebten Spiel gibt. Selbst ein Erzgebirgs-Monopoly mit Frohnauer Hammer, Pöhlberg oder Fichtelbergstraße ist dabei. Natürlich darf auch ein Chemnitzer Monopoly nicht fehlen. Ausgestellt ist hier aber nicht das gerade neu erschienene Spiel, sondern eine Version von 2006, die inhaltlich durch das deutsche SPIELEmuseum befördert wurde und Chemnitz in seinen zahlreichen Facetten zeigt. Auch wenn es im Handel mittlerweile vergriffen ist, können Sie es im Museum jederzeit spielen.
Zum 875. Geburtstag der Stadt hat das SPIELEmuseum sich außerdem etwas ganz Besonderes einfallen lassen. In Zusammenarbeit mit Künstlern entstand ein Kartenspiel, das Quiz, Schwarzer Peter und Quartett vereint und dabei knifflige Fragen zur Stadtgeschichte stellt. Produziert wurde es in limitierter Auflage von der bekannten Altenburger Spielkartenfabrik. Nicht nur, wer noch ein originelles Weihnachtsgeschenk sucht, kann es für 5 € im Museumsshop erwerben.
Selbst längst vergessen geglaubten Erinnerungen aus Kindertagen begegnen wir im Museum. So erfreuen die Kellner Steckfiguren, die bunten Piko-„Steckerle“, das Angelspiel „Petri Heil“ oder ein Elektronik-System-Baukasten das Wichtelherz. Glücklicherweise gibt es von vielen damaligen Klassikern heute eine Neuauflage. Bestimmt werden auch Sie im Ausstellungsbereich so einige Ihrer früheren Favoriten wiederentdecken. Natürlich wartet ebenso Unbekanntes und Kurioses auf Sie. Oder hätten Sie gewusst, dass der VEB Wälzlager und Normteile auch Schach- und Damespiele mit Figuren aus Schrauben, Muttern und Wälzlagern fertigte?
Viel mehr wollen wir gar nicht verraten, wir gehen wieder nach unten und lassen unseren Besuch mit einer Runde am großen Abalone-Tisch ausklingen – allein schon ein haptisches Erlebnis! Wieso waren wir eigentlich nicht schon viel früher hier?
Tipps für die nächsten Tage: Die Sonderausstellung „80 Jahre Spielhochburg – Chemnitz spielt mit Karl-Marx-Stadt“ wurde bis zum 15. Januar verlängert. Außerdem bietet das Museum am 14. Dezember eine Spielenacht, am 23. und 30. Dezember eine Führung durch die Sonderausstellung sowie am 28. Dezember das Weihnachtsferienprogramm ganz im Zeichen des Kartenspiels.