Mitten im Wald Theater spielen? So ähnlich muss sich die Gruppe Enthusiasten um Werner Haas vorgekommen sein, als sie vor zehn Jahren den Verein zur Förderung der Küchwaldbühne e. V. gründete. Sie waren mit dieser Idee nicht die ersten. Seit der Wende gab es über ein halbes Dutzend Anläufe, dieses Bauwerk im Chemnitzer Norden wiederzubeleben. Vergeblich. Bis 2009.
Alte Chemnitzer wissen, was da für ein Schatz im Küchwald stand. Mit 4500 Sitzplätzen sorgte die Bühne an warmen Sommersamstagen für Ströme von Zuschauern. Aufführungen im Küchwald – vor allem Kino – blieben fast immer in guter Erinnerung, selbst wenn ein kräftiger Regenschauer die eigentliche Handlung völlig unwichtig machte und man sich heute nur noch an gemeinsames Kuscheln unter behelfsmäßigem Schutz erinnert.
Es gehörte eine Menge Mut und Durchhaltevermögen dazu, diesen Schatz zu heben. An Theater, Konzert und Musical war zunächst nicht zu denken. Wenigstens ein Teil der ehemaligen Zuschauerränge musste freigelegt werden und natürlich die Bühne selbst. Viele Arbeitseinsätze mit vielen Helfern schufen schließlich so viel Raum, dass im August 2010 wieder 400 Zuschauer in das Areal strömten. Der Verein hatte den 18-jährigen Schlaf der Anlage beendet, damit „Momo” von Michael Ende auf der Bühne gegen die Zeitdiebe antreten konnte.
Der Bann war gebrochen. Stück für Stück konnten regelmäßige Besucher in den folgenden Jahren die Erfolge des Vereins bewundern. Weitere Reihen wurden in den Zuschauerreihen freigelegt, es gab neue Bänke, und schließlich konnte auch die Außenfassade dank einer Spende der GGG in altem Stil saniert werden.
Neben rund 70 tatkräftigen Vereinsmitgliedern verdanken wir auch zahlreichen Unterstützern die neue alte Küchwaldbühne – sowohl Firmen, Einzelspendern, aber auch Behörden liegt das Kleinod am Herzen. So konnten Sanitäranlagen eingebaut werden, die Freitreppe wurde eröffnet, und auch ein rollstuhlgerechter Zugang erforderte viel Arbeit. Mittlerweile steht im rechten Flügel auch ein Raum mit großen Fenstern in drei Richtungen für Veranstaltungen und Feiern zur Verfügung.
Nach den Jahren der Inbetriebnahme sind es jetzt die Aufführungen selbst, die viel Engagement und Arbeit erfordern. Das beeindruckende mehretagige Bühnenbild der jüngsten Aufführung „Anatevka” erforderte sogar ein Gutachten eines Statikers. Neben Bühnenbauern und Mitwirkenden bedarf es noch vieler weiterer Helfer – sei es für Kassendienst, Einlass oder andere Arbeiten. Interessenten sind da natürlich herzlich willkommen!
Inzwischen freuen sich die Chemnitzer längst nicht mehr nur auf Theateraufführungen. Verschiedene Ensembles bespielen die Küchwaldbühne, es gibt Feste, Konzerte und Musicals. Die Theater Chemnitz waren zu Gast, die Mozartgesellschaft spielte mit dem Ensemble der Mozartkinder auf und das Fritz Theater initiierte jährliche Theatercamps, zuletzt sogar als deutsch-tschechische Gemeinschaftsveranstaltung, um nur einige zu nennen.
Jetzt herrscht Winterruhe auf den Rängen. Aber in wenigen Wochen geht es wieder los, am 13. April mit einem Ostergottesdienst zum Ostermontag. Und dann locken die Theater Chemnitz mit „Ronja Räubertochter”, der Küchwaldbühne e. V. mit seiner Theatergruppe zu „Michel aus Lönneberga” und die Gundermann-Band „Die Seilschaft” in den Küchwald. Das sind doch wunderbare Angebote, auf die man sich jetzt in der Adventszeit mit dem passenden Buch oder der passenden CD einstimmen kann.
Spielplan, Neuigkeiten und Rückblicke gibt es unter https://www.kuechwaldbuehne.info