Bodenschätze im Erzgebirge – da gehen die Gedanken an Silber und das „Berggeschrey” im 12. Jahrhundert. Man denkt an Eisen, Kobalt, Zinn, Zink oder Kupfer. Alles richtig, aber in den 1950er und 1960er Jahren war ein anderes Metall wichtig: Uran. Die DDR war damals der größte Uranproduzent der Welt. Die Schächte gehören zu den tiefsten Europas – bis zu 1800 Meter reichen sie unter die Erdoberfläche.
Mit dem Ende des Kalten Krieges sank der Uranbedarf, mit ihm die Preise und die Zechen wurden geschlossen. Übrig blieb die Aufgabe der Bergsicherung. Die ist in diesem Fall kompliziert. So ein gewaltiges Schachtsystem wie in der Grube Schlema-Alberoda kann man nicht komplett abdichten. Grundwasser drückt an verschiedenen Stellen hinein, und manche Schächte reichen bis kurz unter die Oberfläche, wo dann auch Oberflächenwasser hineinläuft.
Das Wasser, das aus der Grube herauskommt, ist warm. In Bad Schlema sind es ca. 26 °C. Weiter in der Tiefe wird es noch heißer. In den tiefsten Schächten steht daher alle 70 m ein Kühlaggregat. Das überschüssige Wasser der gefluteten Stollen, ebenso wie Oberflächenwasser von kontaminierten, noch nicht sanierten Flächen, enthält Schadstoffe wie Uran, Radium, Arsen, Eisen und andere Schwermetalle und darf nicht unbehandelt in die Flüsse gelangen.
Die Reinigung dieses Wassers ist die Aufgabe der Wasserbehandlungsanlagen. Für die Grube Schlema-Alberoda betreibt die Wismut GmbH eine bei Bad Schlema. Erbaut wurde die erste Teilanlage in den Jahren 1997/98 für eine Kapazität von rund 1200 m³/h bei Kosten von ca. 0,80 EUR/m³. Nach deren Betriebsaufnahme 1999 wurde umgehend eine zweite gebaut, die 2001 ihre Arbeit aufnahm. Weitere Standorte gibt es in Pöhla, Helmsdorf, Ronneburg, Seelingstädt und Königstein.
Neben der eigentlichen Aufbereitungsanlage sind noch Rückhalte- und Speicherbecken nötig. Nach dem Hochwasser 2002 dauerte es ein halbes Jahr, bis der Überschuss wieder abgebaut war.
Um die Schadstoffe aus dem Wasser zu holen, gibt es mehrere Möglichkeiten. In Bad Schlema arbeitet man mit dem Kalkfällverfahren. Dazu wird das Wasser mit Salzsäure versetzt und durch Luftpumpen verwirbelt, wodurch Kohlendioxid entweicht. Anschließend wird mit Kalkmilch neutralisert und die Schwermetalle fallen als Hydroxide oder schwerlösliche basische Salze aus. In Absetzbecken setzten sich die Fällungsprodukte als Schlamm ab.
Der Schlamm wird regelmäßig entnommen und mit Beton vermischt in großen Pressen zu stichfesten Platten verdichtet. Das Ergebnis lässt keine Schadstoffe mehr austreten und kommt auf eine gemauerte Deponie, wo es mit Folien abgedeckt unter Asphaltschichten gelagert werden kann.
Die Anlagen werden voraussichtlich noch Jahrzehnte in Betrieb bleiben, und das rund um die Uhr. Das heißt Schichtarbeit für die Angestellten. Zwar geschieht vieles automatisch, aber manche Prozesse erfordern noch regelmäßige manuelle Eingriffe. Die Zuverlässigkeit von Personal und Technik ist immens wichtig für das saubere Wasser im Erzgebirge. Vielleicht denken wir während der Feiertage auch mal an die Arbeiter und Ingenieure, die an diesen Plätzen Dienst tun. Der Rohstoffhunger des vergangenen Jahrhunderts verlangt uns hier einen gewaltigen Aufwand ab. Was werden künftige Generationen über den Rohstoff- und Energiehunger unserer Zeit sagen?