Adventskalender 2019 der TU Chemnitz

Wasseraufbereitung bei Bad Schlema

Mitten im Grünen - oder jetzt vielleicht im Weißen: Die Wasseraufbereitungsanlage Bad Schlema

Bodenschätze im Erzgebirge – da gehen die Gedanken an Silber und das „Berggeschrey” im 12. Jahr­hundert. Man denkt an Eisen, Kobalt, Zinn, Zink oder Kupfer. Alles richtig, aber in den 1950er und 1960er Jahren war ein anderes Metall wichtig: Uran. Die DDR war damals der größte Uranproduzent der Welt. Die Schächte gehören zu den tiefsten Europas – bis zu 1800 Meter reichen sie unter die Erdoberfläche.

Mit dem Ende des Kalten Krieges sank der Uranbedarf, mit ihm die Preise und die Zechen wurden geschlossen. Übrig blieb die Aufgabe der Bergsicherung. Die ist in diesem Fall kompliziert. So ein gewaltiges Schachtsystem wie in der Grube Schlema-Alberoda kann man nicht komplett abdichten. Grundwasser drückt an ver­schiedenen Stellen hinein, und manche Schächte reichen bis kurz unter die Ober­fläche, wo dann auch Ober­flächen­wasser hineinläuft.


Pumpen, Rohre und Tanks bestimmen das Bild

Das Wasser, das aus der Grube herauskommt, ist warm. In Bad Schlema sind es ca. 26 °C. Weiter in der Tiefe wird es noch heißer. In den tiefsten Schächten steht daher alle 70 m ein Kühl­aggregat. Das über­schüssige Wasser der ge­flu­te­ten Stollen, ebenso wie Ober­flächen­wasser von kontaminierten, noch nicht sanierten Flächen, enthält Schad­stoffe wie Uran, Radium, Arsen, Eisen und andere Schwer­metalle und darf nicht unbehandelt in die Flüsse gelangen.

Die Reinigung dieses Wassers ist die Aufgabe der Wasserbehandlungsanlagen. Für die Grube Schlema-Alberoda betreibt die Wismut GmbH eine bei Bad Schlema. Erbaut wurde die erste Teil­anlage in den Jahren 1997/98 für eine Kapazität von rund 1200 m³/h bei Kosten von ca. 0,80 EUR/m³. Nach deren Betriebsaufnahme 1999 wurde umgehend eine zweite gebaut, die 2001 ihre Arbeit aufnahm. Weitere Stand­orte gibt es in Pöhla, Helmsdorf, Ronneburg, Seelingstädt und Königstein.


Dieser Schlamm muss sich setzen und entnommen werden.

Neben der eigentlichen Auf­bereitungs­anlage sind noch Rückhalte- und Speicherbecken nötig. Nach dem Hochwasser 2002 dauerte es ein halbes Jahr, bis der Überschuss wieder abgebaut war.

Absetzbecken: Da ist das Wasser schon klarer

Um die Schadstoffe aus dem Wasser zu holen, gibt es mehrere Möglichkeiten. In Bad Schlema arbeitet man mit dem Kalk­fäll­ver­fahren. Dazu wird das Wasser mit Salz­säure ver­setzt und durch Luftpumpen ver­wirbelt, wodurch Kohlendioxid entweicht. An­schließend wird mit Kalkmilch neutralisert und die Schwermetalle fallen als Hydroxide oder schwerlösliche basische Salze aus. In Absetz­becken setzten sich die Fällungsprodukte als Schlamm ab.

Der Schlamm wird regel­mäßig entnommen und mit Beton ver­mischt in großen Pressen zu stich­festen Platten ver­dichtet. Das Er­geb­nis lässt keine Schad­stoffe mehr aus­treten und kommt auf eine gemauerte Deponie, wo es mit Folien abgedeckt unter Asphaltschichten gelagert werden kann.


Das Endprodukt ist klares Wasser - und darf in die Zwickauer Mulde

Die Anlagen werden voraussichtlich noch Jahr­zehnte in Betrieb bleiben, und das rund um die Uhr. Das heißt Schichtarbeit für die Angestellten. Zwar geschieht vieles automatisch, aber manche Prozesse erfordern noch regel­mäßige manuelle Eingriffe. Die Zu­ver­lässig­keit von Personal und Technik ist immens wichtig für das saubere Wasser im Erzgebirge. Vielleicht denken wir während der Feiertage auch mal an die Ar­bei­ter und Ingenieure, die an diesen Plätzen Dienst tun. Der Rohstoffhunger des ver­gangenen Jahr­hunderts ver­langt uns hier einen gewaltigen Aufwand ab. Was werden künftige Generationen über den Rohstoff- und Energiehunger unserer Zeit sagen?