Adventskalender 2019 der TU Chemnitz

Stoneman Miriquidi Road

Starthotel
Oberwiesenthal
Fichtelberg
Keilberg

Nach dem Stoneman Miriquidi im letzten Jahr hatte ich angekündigt, dieses Jahr den Stoneman Miriquidi Road zu fahren. Die Straßenvariante der Radroute durch das Erzgebirge gibt es erst seit letztem Jahr. Sie ist mit 290 km Länge verständlicherweise deutlich länger als die Moutainbikerunde, der Höhenunterschied ist mit 4900 Meter noch einmal etwas größer und auch die Anzahl der anzufahrenden Checkpoints ist mit 13 höher. Gemeinsam haben beide Strecken die Checkpoints auf dem Keilberg, dem Fichtelberg und dem Bärenstein. Ansonsten orientiert sich die Rennradstrecke im Gegensatz zur Moutainbikstrecke in Richtung Osten. Man sieht also einen anderen, ebenfalls spannenden Teil des Erzgebirges auf deutscher und tschechischer Seite und erhält wie üblich nach Absolvieren der Strecke in maximal drei aufeinanderfolgenden Tagen eine Trophäe. Anstelle einer Ausschilderung muss man sich mit einer detaillierten Streckenbeschreibung und einem GPS-Track begnügen, was aber fast immer ausreicht.


Grenzübergang
Keilberg
Oberwiesenthal
Bärenstein

Nach den Erfahrungen im letzten Jahr war klar: ohne intensives Training ist die Strecke nicht an ein oder zwei Tagen zu schaffen. Bei den zu erwartenden Anstiegen sind selbst drei Tage eine Herausforderung. Aber so soll es ja sein. Als nächstes war die Frage zu klären, wo gestartet und wo übernachtet wird. Da die Strecke aus einer großen und einer kleinen Schleife und zwischendrin zwei auf mehreren Kilometern in recht geringem Abstand parallel verlaufenden Abschnitten besteht, bieten sich zwei Übernachtungen im selben Hotel irgendwo zwischen den beiden Schleifen an. Somit ergaben sich unter Berücksichtigung der Etappenlängen und Anstiege Oberwiesenthal als Start- und Zielort und Seiffen als Übernachtungsort. Ein passender Termin war mit Pfingsten gefunden: nicht zu warm, nicht zu sonnig und Regen erst ab Montagabend zu erwarten.


Windpark Jöhstadt
Preßnitztalbahn

Und so ging es am 8. Juni ziemlich zeitig zur Abholung des Starterpakets nach Oberwiesenthal. Nur mit dem Allernötigstem im Rucksack begann die Tour. Meide Idee war es, gleich am Anfang und bei schönem kühlen Wetter die beiden höchsten Berge abzuhaken und damit auch den letzten Anstieg vorm Ziel etwas zu verkürzen. Die Bundesstraße war nicht stark befahren und die Beine waren noch frisch, so dass es gerade mal eine halbe Stunde bis auf den Fichtelberg (1215 m) dauerte.


Im Wald
Drei-Brüder-Höhe

Bis zum Grenzübergang ging es auf demselben Weg zurück, bevor der Anstieg zum Keilberg (1244 m) begann. Gerade mal eine Stunde nach dem Start waren die ersten beiden Berge schon geschafft. Die Anstrengung war allerdings auch schon zu spüren.


Marienberg
Grüner Graben

Zum Glück ging es nun erst einmal 45 min auf wenig befahrenen Straßen bergab. Die Lifte am Keilberg kreuzend führte die Strecke auf tschechischer Seite mit schönem Blick auf Oberwiesenthal dicht an der Grenze bis nach Weipert. 20 min dauerte der Anstieg von hier auf den Bärenstein (898 m).


Natzschungtal
Saigerhütte

Am Bahnhof von Bärenstein vorbei ging es steil bergab ins Pöhlbachtal und durch den Wald gleich wieder bergauf zum Windpark Jöhstadt (815 m) - ebenfalls ein eindrucksvoller Aussichtspunkt, der nach 45 min Fahrt erreicht war. Eine Stunde Zeit nahm ich mir anschließend für das Preßnitztal, in dem am Pfingstwochende drei Züge mit vier Dampfloks unterwegs waren. Richtung Marienberg ging es durch den Wald wieder bergauf. Außer ein paar Rehen war dort niemand. Vorbei am Flugplatz Großrückerswalde kommt man nach einer knappen Stunde zum nächsten Checkpoint auf der Drei-Brüder-Höhe (688 m) mit Aussichtsturm.


Saigerhütte
Seiffen

Nur wenige Minuten waren es bis Marienberg. Zeit für eine Mittagspause. Nachdem die fünf(!) übellaunigen Bäckereimitarbeiter keine Lust dazu hatten, ein belegtes Brötchen zu verkaufen, wurde es eben der Döner-Imbiss. Eine Stunde dauerte nun der steile Anstieg über Pobershau und durch den Wald nach Kühnhaide ins Schwarzwassertal. Vorbei an Rübenau ging es bald wieder bergab an der Natzschung und so war nach einer guten halben Stunde die Saigerhütte in Olbernhau-Grünthal erreicht. Hier gibt es eigene Parkplätze für Stoneman-Fahrer, und auch Trinkflaschen werden aufgefüllt.


Seiffen
Schwartenberg

Nun folgt man noch ein Stück der Flöha und später der Schweinitz, bis es vom Abzweig nach Seiffen noch einmal kurz bergauf geht. Aber wenn man die ganzjährige Weihnachtsdekoration entdeckt, ist die Anstrengung schnell vergessen. Nach einer halben Stunde war das Bunte Haus in der Ortsmitte erreicht. Das Rennrad bekam aufgrund Überfüllung des Abstellraums sogar ein eigenes Hotelzimmer. Ein besonderes Erlebnis ist der abendliche Schaufensterbummel im Weihnachtsdorf ohne die üblichen Besuchermassen.


Neuhausen
Nussknackermuseum

Am Pfingstsonntag spielte eine Blaskapelle vom Rand der Pinge - Zeit aufzubrechen. Es ging gleich wieder bergauf. Aber nur eine halbe Stunde bis zum ersten Checkpoint des Tages auf dem Schwartenberg (787 m), von dem man zu der Zeit die Baustelle der Erdgasleitung EUGAL überblicken konnte.


Talsperre Rauschenbach
Holzhau

In fünf Minuten erreicht man das Nussknackermuseum in Neuhausen und bald darauf auch Cämmerswalde, wo man in einem Flugzeug speisen kann und wo der Schöpfer des Dresdner Fürstenzuges herkommt. Nächster Höhepunkt ist die Fahrt auf der Brücke über die Talsperre Rauschenbach. Immerhin 45 min sind es bis hierher. Es folgte mal wieder ein Anstieg im Wald, bevor es auf einem Radweg hinunter in den Wintersportort Holzhau ging, der nach 30  min erreicht war.


Muldental
Bärenfels

Man folgt nun zunächst der Freiberger Mulde und passiert später das Alte Zollhaus, bei dem im Winter häufig Schneeskulpturen errichtet werden. Anderthalb Stunden auf und ab sind es bis zum Checkpoint im Kurort Bärenfels. Hier spielt im Park zur Mittagszeit das Glockenspiel aus Meißner Porzellan.


Pinge Altenberg
Förderturm

Noch einmal 45 min waren es bis Altenberg, Gastgeber der Bob-WM 2020. Vorbei an der Pinge und dem Förderturm erreicht man einen Radweg an der Bundesstraße Richtung Tschechien, den man allerdings bald in Richtung Zinnwald-Georgenfeld verlässt - bergauf natürlich. Nach 45 min war eine kurze Suche nach dem Checkpoint erforderlich. Er befindet sich am Zinnwalder Wetterwanderweg. Je nach Wetter sieht man von hier aus die Berge der Sächsischen Schweiz und sogar den Jeschken.


Sächsische und Böhmische Schweiz
Grenzübergang
Knödel
Bouřňák

Die 300 Meter über die Grenze sind nicht asphaltiert. Der Grenzübergang ist eher ein Loch in einer Hecke. Aber das ist das einzige holprige Stück auf der ganzen Tour. Geplant war, zum Mittag böhmische Knödel zu essen. Im Restaurant gleich an der Grenze war allerdings kein Platz zu bekommen. Also noch eine halbe Stunde durch den Wald, bevor die nächste Möglichkeit erreicht war. Frisch gestärkt ging es weiter vorbei am Skiberg Bouřňák und nach einer Stunde ohne größere Höhenunterschiede auf dem Erzgebirgskamm endlich steil bergab nach Litvínov (310 m). Mit tollen Blick ins Tal erreicht man die Stadt in einer halben Stunde. Der Checkpoint befindet sich am Schloss Waldstein.


Blick ins Tal
Schloss Waldstein
Erzgebirge
Malý Háj

Die nächsten fünf Kilometer aus der Stadt heraus sind in doppelter Hinsicht etwas unangenehm: die Straße ist recht stark befahren, und einen Randstreifen gibt es nur teilweise. Zum Glück dauert dieses Stück nur eine Viertelstunde. Viel schlimmer ist aber der Blick nach rechts vorn. Denn dort türmt sich das Erzgebirge auf, dass zum Abschluss des Tages noch einmal bezwungen werden muss. Es folgen 450 Höhenmeter auf den letzten sechs Kilometern. Aber nach einer Stunde mit einigen Pausen ist auch dieser Berg bezwungen. Die Tagesetappe endete in Gebirgsneudorf. Für die kurze Strecke zum Hotel in Seiffen und am nächsten Morgen wieder zurück konnte ich zum Glück eine nette Taxifahrerin gewinnen.


Kalek
Zoopark Komotau
Komotau
Radweg

Mit einem kurzen Anstieg nach Malý Háj (850 m) begann der letzte Tag. Von der kleinen Kirche dort hat man einen schönen Rundblick. Anderthalb Stunden ging es nun leicht auf und ab durch den Wald. Bei Kalek kommt man der Grenze noch einmal ganz nah, bevor eine steile Abfahrt folgt. Nach einer knappen halben Stunde ist der Checkpoint am Zoo in Komotau erreicht, an dem man einige Tiergehege passiert.


Tagebau
Kadaň
Eger
Klášterec

Eine halbe Stunde braucht man auch (inkl. Unterstellen bei einem kurzen Regenschauer), um die Stadt zu durchqueren, ohne durch das Zentrum zu kommen. Zuerst fährt man auf einem schönen Radweg, dann jedoch an einer mehrspurigen Straße. Zum Glück erreicht man nach einer Viertelstunde einen absoluten Luxusradweg, der an einem Tagebau vorbeiführt. Eine halbe Stunde lang geht es richtig zügig voran. Zur Mittagspause an einem Rastplatz direkt am Kraftwerk Prunéřov gibt es diesmal nur Wurstbrot. Nach einer weiteren halben Stunde ist Kadaň (285 m) mit seiner hübschen Altstadt erreicht. Fünf Minuten folgt man einem sehr guten Radweg an der Eger, bevor es kurz bergauf und dann wieder 45 min überwiegend bergab nach Klášterec nad Ohří geht. In der Ferne war schon der Keilberg zu sehen. Doch zunächst erreicht man den letzten Checkpoint im Kurviertel am Rande der Stadt.


Klášterec
Měděnec
Keilberg
Grenzübergang

Es folgten noch einmal 45 Minuten leichtes Auf und Ab bis Pürstein. Und dann begann der letzte 20 Kilometer lange Anstieg mit knapp 1000 Höhenmetern. Eigentlich zu dem Zeitpunkt gar nicht mehr vorstellbar. Nach anderthalb Stunden im Wald und einigen Powerriegeln erreicht man Horní Halže. Hier wurde es zum Glück etwas flacher. Der angekündigte Regen war noch weit entfernt, so dass eine letzte kurze Pause möglich war. Keilberg und Fichtelberg waren schon wieder recht nah. Zum Glück musste ich da nicht noch einmal hoch. Nach einer weiteren Stunde mit dem höchsten Punkt auf 1024 m war dann tatsächlich der Grenzübergang von Loučná nach Oberwiesenthal erreicht. Unter der Fichtelbergbahn hindurch waren es bis zum Ziel nur noch wenige Minuten.


Fichtelbergbahn
Trophäe

Mit letzter Kraft konnte ich meinen bronzenen Stein nach Vorlage der vollständig gelochten Kontrollkarte in Empfang nehmen. Sogar eine Dusche wurde mir angeboten, obwohl ich gar kein Hotelgast war. Da war sie wieder, die Freundlichkeit, die einem auf der ganzen Strecke begegnet. Nach dem bronzenen und dem silbernen Stein fehlt nun noch der goldene. Und wer weiß, vielleicht nehme ich den mal auf dem Mountainbike in Angriff.