P-01 : Effekte eines 12 Wochen-Achtsamkeits-, Compassion- und Loving Kindness-Programms bei chronischer Depression: Eine Pilotstudie mit Wartekontrollbedingung
Johannes Graser | Department für Psychologie und Psychotherapie, Universität Witten/Herdecke | Germany
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Autoren:
Johannes Graser | Department für Psychologie und Psychotherapie, Universität Witten/Herdecke | Germany
Volkmar Höfling | Goethe-Universität Frankfurt am Main | Germany
Weßlau Charlotte | Goethe-Universität Frankfurt am Main | Germany
Adriana Mendes | Goethe-Universität Frankfurt am Main | Germany
Prof. Dr. Ulrich Stangier | Goethe Universität Frankfurt/Main | Germany
Depressionen entwickeln in knapp 30% der Fälle einen chrinischen Verlauf (Murphy & Byrne, 2012), der mit schwererer Beeinträchtigung (Blanco et al., 2010), einem höheren Risiko für Suizidalität (Torpey & Klein, 2008) sowie einem langsamerem und schlechterem Ansprechen auf die Therapie einhergeht (Cuijpers et al.; 2010; Klein et al., 2006).
In der vorgestellten Pilotstudie wurde die Effektivität eines 12-wöchigen Gruppentherapieprogramms bei Patienten mit chronischer Depression überprüft. Die Therapie bestand aus aus drei 4-wöchigen Blöcken mit Übungen aus der Mindfulness-based Cognitive Therapy (MBCT), der Compassion Focused Therapy (CFT) and Loving Kindness Meditation (LKM).
N=11 Patienten (M=46.46 years, 4 weiblich, 7 männlich) mit chronischer Depression durchliefen zunächst eine dreimonatige Wartebedingung, wonach die Therapie und eine 3-monatige Follow-Up-Phase angeschlossen war.
In der Wartebedingung ergaben sich keine Veränderungen in der depressiven Symptomatik (BDI-II & HRSD). Nach der Behandlung war die Depressivität signifikant reduziert (d=.48 im BDI-II; d=.40 in der HRSD). Die Symptome reduzierten sich weiter in der 3-Monats-Followup-Messung (d=.76 im BDI-II; d=.85 in der HRSD). Darüber hinaus wurden signifikante Anstiege zum Follow-Up bei Akzeptanz von Emotionen, Achtsamkeit und wohlwollender Zuwendung gefunden. Signifikante Reduktionen im Follow-Up bestanden für Unterdrücken von Emotionen und Rumination.
Die Behandlung scheint wirksam bei der Behandlung depressiver Symptome bei Patienten mit chronischer Depression zu sein, auch über das Therapieende hinaus. Weitere empirische Bestätigung in RCTs vorausgesetzt, könnten die Behandlungsoptionen für Patienten mit chronischer Depression hierdurch erweitert werden.
P-02 : Mechanismen der Placeboreaktion bei Antidepressiva-Studien: Eine experimentelle Untersuchung
Julia Wittkowski | Philipps-Universität Marburg | Germany
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Autoren:
Julia Wittkowski | Philipps-Universität Marburg | Germany
Dr. Julia A. Glombiewski | Philipps-Universität Marburg | Germany
Dr. Julia Rheker | Philipps-Universität Marburg | Germany
Lea Rebstock | Germany
Prof. Dr. Winfried Rief | Philipps-Universität Marburg | Germany
Hintergrund: Die Mechanismen von Placeboreaktionen bei Behandlungen mit Antidepressiva wurden bisher noch nicht experimentell untersucht. Das Ziel unserer Studie war es, experimentell zu prüfen, ob Erwartungen das Erleben von Traurigkeit, welche ein Hauptsymptom der Depression darstellt, beeinflussen.
Unsere Hypothese besagte, dass Teilnehmerinnen, die ein aktives Placebo (Nasenspray) einnehmen und vorab informiert werden, dass es sich um ein schnell wirkendes Antidepressivum handelt, welches sie vor dem Erleben negativer Emotionen schützt, auf eine anschließende Traurigkeitsinduktion geringer ansprechen als Teilnehmerinnen der Kontrollgruppen.
Methode: Mittels Filmausschnitt („The Champ“) wurde bei 128 gesunden Probandinnen Traurigkeit induziert (Gross & Levenson, 1995). Sie wurden vorab in vier Gruppen randomisiert: entweder in die Experimentalgruppe (aktives Placebo und erwartungsmodulierende Instruktion) oder in eine von drei Kontrollgruppen. Zu drei Messzeitpunkten (T0: Baseline; T1: Nach Randomisierung; T2: Nach Film) wurde Traurigkeit über die entsprechende Subskala der Positive and Negative Affect Schedule-Expanded Form (PANAS-X) (Watson & Clark, 1999) erhoben.
Ergebnisse: Hypothesenkonform erlebte die Experimentalgruppe durch den Filmausschnitt einen signifikant geringeren Traurigkeitsanstieg als die drei Kontrollgruppen (Hedges’s g zwischen 0.59 und 1.04) (Gruppeneffekt F (1, 124) = 1.26; p = .292, Zeiteffekt F (3, 124) = 43.52; p ≤ .001, Interaktionseffekt Gruppe*Zeit F (3, 124) = 6.99; p ≤ .001).
Diskussion: Mindestens ein Symptom von depressiven Störungen (Traurigkeit) kann durch Placebos signifikant beeinflusst werden. Die Effektgrößen waren überraschend hoch. Weiterführende Studien sind erforderlich.
P-03 : Glücklich online vernetzt und psychisch gesund? Welche Faktoren beeinflussen Depression, Angst und Stress?
Julia Brailovskaia | Ruhr-Universität bochum | Germany
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Autoren:
Julia Brailovskaia | Ruhr-Universität bochum | Germany
Prof. Dr. Jürgen Margraf | Ruhr-Universität Bochum | Germany
Einleitung: Ziel der vorliegenden Studie war es zu untersuchen, welche Faktoren zum Schutz der psychischen Gesundheit beitragen und welche ihr schaden?
Methode: Im Rahmen der „Bochum Optimism and Mental Health (BOOM) Studies“ wurden bei 959 deutschen Studierenden die Variablen „Big Five“ (BFI-10), Narzissmus (NPI-13), Selbstwertgefühl (SISE), Glücksempfinden (SHS), Lebenszufriedenheit (SWLS), Resilienz (RS-11), soziale Unterstützung (F-SozU K-14), Depression, Angst und Stress Symptomatik (DASS-21) sowie Mediennutzung untersucht (deskriptive Analysen, Korrelationen, Regressionsanalysen, Strukturgleichungsmodelle).
Ergebnisse: Depression, Angst und Stress korrelieren signifikant mit den anderen untersuchten Variablen (negativ: r = -.083 bis r = -.587, p < .001; positiv: r = .194 bis .486, p < .001). Narzissmus, Neurotizismus, Selbstwert, soziale Unterstützung, Glück, Lebenszufriedenheit und Nutzung sozialer Plattformen tragen gemeinsam zur Erklärung von 50% der Varianz der negativen psychischen Gesundheit (zusammengefasst Depression, Angst und Stress) bei, F(11,947) = 85.047, p = .000. Es lässt sich ein signifikantes Strukturgleichungsmodell mit drei latenten Faktoren aufstellen: 1. Faktor: Narzissmus, Neurotizismus und Selbstwert; 2. Faktor: Lebenszufriedenheit und Glück; 3. Faktor: Soziale Unterstützung und Nutzung sozialer Plattformen (Chi2 = 76.718, df = 11, p = .000, CFI = .972, RMSEA = .079, SRMR = .0364).
Diskussion: Depression, Angst und Stress werden unter anderem durch drei Variablengruppen beeinflusst. Hierzu gehören Persönlichkeitsmerkmale, wie Narzissmus, weiterhin Glücksempfinden und Lebenszufriedenheit, die von individuellen Lebensereignissen abhängen, sowie offline und online soziale Interaktion. Präventionsprogramme zum Schutz der psychischen Gesundheit sollten sich auf die Förderung von z.B. Selbstwert und sozialer Unterstützung fokussieren. Auch sollten das online Verhalten und seine Beziehung zur psychischen Gesundheit genauer untersucht werden.
P-04 : Die Prämensis Studie - Eine internetbasierte Intervention zur Verringerung der Belastung durch prämenstruelle Symptome. Ergebnisse einer randomisiert-kontrollierten Studie.
Dr. Cornelia Weise | Philipps-Universität Marburg
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Autoren:
Dr. Cornelia Weise | Philipps-Universität Marburg
Gudrun Kaiser
Dr. Carolyn Janda
Dr. Johanna Kues
PhD Gerhard Andersson | Sweden
Unter schwerem prämenstruellem Syndrom (PMS) bzw. der prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS) leiden 3-8% der Frauen im gebärfähigen Alter. Betroffene berichten affektive, kognitive und somatische Symptome, die das Funktionsniveau und die Lebensqualität beeinträchtigen. Dennoch erhalten die meisten Betroffenen keine Behandlung. In der prämensis-Studie wurde ein internetbasiertes, kognitiv-verhaltenstherapeutisches Selbsthilfetraining (iCBT) untersucht.
148 Frauen mit schwerem PMS oder PMDS wurden randomisiert zur iCBT (n=68) oder einer Wartekontrollgruppe (WKG, n=80) zugeordnet. Patientinnen der iCBT-Gruppe bearbeiteten das aus 14 Modulen (z.B. Psychoedukation, Copingstrategien, kognitive Umstrukturierung) bestehende Training selbständig und erhielten wöchentlich E-Mail-Support von ihrer Bezugstherapeutin. Die WKG bearbeitete das Training nach Ende der Wartezeit.
Nach Trainingsende zeigten sich signifikante Interaktionseffekte (Zeit x Gruppe) zugunsten der iCBT. Verbesserungen betreffen die PMS-bezogene psychische und funktionelle Beeinträchtigung (F(1,146)=22.93,p<.001 bzw. F(1,146)=78.42,p<.001) sowie das symptombezogene Coping (F(1,146)=65.38,p<.001). Auch für die mittels prospektivem Tagebuch über zwei Zyklen erfasste Symptomintensität und Beeinträchtigung belegen große Effektstärken die Trainingswirksamkeit.
Das Training führte zu einer deutlichen Reduktion der Beeinträchtigung und wurde von den Betroffenen sehr gut angenommen. Die anonymere Behandlung via Internet kann für Frauen, die aufgrund befürchteter Stigmatisierung oder fehlender Behandlungsplätze keine Psychotherapie erhalten, eine vielversprechende Option sein. Zukünftige Forschung sollte die langfristige Wirksamkeit des iCBT-Programms überprüfen.
P-05 : Sozialer Druck als relevanter Faktor für die Inanspruchnahme einer Partnerschaftsintervention bei Alkoholkonsumstörung?
Olivia Koschel | Technische Universität Braunschweig | Germany
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Autoren:
Olivia Koschel | Technische Universität Braunschweig | Germany
Prof. Johannes Lindenmeyer | salus klinik Lindow | Germany
Prof. Dr. Nina Heinrichs | Technische Universität Braunschweig | Germany
Die Partnerschaft spielt für die Entstehung und Aufrechterhaltung einer Alkoholkonsumstörung eine zentrale Rolle. So wurden in den letzten 30 Jahren Partnerschaftsinterventionen zur Behandlung der Alkoholkonsumstörung entwickelt, deren empirische Wirksamkeit bestätigt werden konnte (z.B. Klostermann, 2011). Allerdings nimmt nur ein geringer Teil der Betroffenen suchtspezifische Partnerschaftsinterventionen wahr. Individuelle und dyadische Prädiktoren für die Inanspruchnahme dieser Interventionen wurden bereits untersucht, doch existieren insbesondere für die dyadischen Faktoren bisher noch keine eindeutigen Ergebnisse.
Personen mit Alkoholkonsumstörung nehmen oftmals erst bei sozialem Druck individuelle Behandlungen in Anspruch (Hasin, 1994). Ob dies auch für partnerschaftliche Interventionen gilt, ist bisher kaum untersucht. Daher wurde geprüft, ob der Druck durch den Partner eine spezifische Vorhersagekraft für die Inanspruchnahme einer suchtspezifischen Partnerschaftsintervention besitzt und ob diese über den Vorhersagewert des sozialen Drucks anderer Personen hinausgeht.
Dafür wurde eine Stichprobe stationärer Patienten (N=1843) mit Alkoholmissbrauch oder Alkoholabhängigkeit untersucht. Die Daten wurden in einer Rehabilitationsklinik zu Beginn einer Entwöhnungsbehandlung erhoben. Neben soziodemographischen und Kontrollvariablen wurde die Skala zur Erfassung sozialen Drucks (Bischof, Rumpf, Hapke, Meyer & John, 2003) erhoben. Patienten in Partnerschaft konnten freiwillig wählen, ob sie gemeinsam mit dem Partner an einer Partnerschaftsintervention teilnehmen.
An der Partnerschaftsintervention nahmen 23% aller Patienten teil. Es berichten 89% aller Patienten in Partnerschaft, Druck durch den Partner erlebt zu haben, 40% der Partner drohten mit Beziehungsabbruch. Ergebnisse zeigten, dass nur der Druck durch den Partner einen marginal signifikanten Vorhersagewert für die Inanspruchnahme der Partnerschaftsintervention besitzt, jedoch nicht die Summe aller anderen sozialen Druckquellen. Weitere Ergebnisse werden zusammengefasst sowie Implikation diskutiert.
P-06 : Boosting CBM?! - Akzeptanz, Nebeneffekte und Trainingszufriedenheit einer CBM-I-Online-Intervention für Körperunzufriedenheit
Fanny Dietel | Westfälische Wilhelms-Universität Münster | Germany
Xenia Hartleb | Westfälische Wilhelms-Universität Münster | Germany
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Autoren:
Fanny Dietel | Westfälische Wilhelms-Universität Münster | Germany
Xenia Hartleb | Westfälische Wilhelms-Universität Münster | Germany
Prof. Dr. Ulrike Buhlmann | Westfälische Wilhelms-Universität Münster | Germany
Zahlreiche Laborstudien belegen eine wirksame Modifizierbarkeit maladaptiver, störungsaufrechterhaltender Interpretationsbiases via Cognitive Bias Modification for Interpretation (CBM-I) Trainings, etwa im Bereich der Angststörungen, Depressionen und Körperunzufriedenheit. Die Attraktivität dieser Trainings als therapeutisches Online-Add-On ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Unklar bleibt aktuell jedoch, (1) welche Erwartungen Betroffene an Online-CBM-Trainings haben, (2) unter welchen Bedingungen ein Online-Trainings von den Betroffenen akzeptiert wird und (3) welche aversiven Nebeneffekte während der Trainingsphase auftreten. Da reine Online-CBM-Trainings in ihrer Durchführung häufig therapeutisch unbegleitet sind und hohe Dropout-Raten aufweisen, ist die Untersuchung ihrer Sicherheit und Optimierbarkeit bzgl. der Bedürfnisse der NutzerInnen für den klinischen Einsatz besonders wichtig.
Im Rahmen eines randomisiert-kontrollierten Online-Settings werden Studierende mit erhöhter Körperunzufriedenheit (Ziel-N = 150) einer zweiwöchigen Interventions- (8 Sitzungen des Word-Sentence-Association-Paradigmas, WSAP, mit Feedback), einer aktiven Kontrollbedingung (WSAP ohne Feedback) oder einer Wartebedingung zugeteilt. Vor und nach der Trainings- bzw. Wartephase werden die Erwartungen an das bzw. die Zufriedenheit mit dem Training erhoben. Über eine Postbefragung werden aversive Nebeneffekte bzw. Gründe für den Dropout erfragt. Der Studienabschluss ist für April 2017 geplant. Wir berichten die zu diesem Zeitpunkt bestehenden Ergebnisse aller Outcomemaße.
Die Ergebnisse haben direkte praktische Implikationen für die patientenorientierte Optimierung von Online-CBM-Programmen im therapiebegleitenden Einsatz.
P-07 : A Blended Group Intervention for Depression – feasibility study of a short computer- and multimedia supported resource-oriented psychoeducational group intervention
Raphael Schuster | Fachbereich Psychologie, Universität Salzburg | Austria
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Raphael Schuster | Fachbereich Psychologie, Universität Salzburg | Austria
Blended psychotherapy combines face-to-face sessions with internet-based intervention components. While most blended rationales have been investigated in individual settings, less is known about their applicability in the group setting.
The at hand one-arm feasibility study applied resource-oriented psychotherapy methods to a sample of mildly to moderately depressed adults (N = 26). Blended therapy components were multimedia group sessions, e-learning, online videos, work sheets, an unguided group-chat, remote therapist-patient communication and online pre-post-assessment.
Basing on an ITT-analysis large to very large within-group effect sizes on self-reported depressiveness (d=1.58), general health (d=1.27) and personal resources (d= 0.90) were found at post-treatment. Reliable change index for depression was RCI= 72. There was no attrition and subjective evaluation of the intervention revealed high treatment satisfaction. In-session media presentations as well as enhanced inter-session patient-to-therapist communication were described as important features specific to the investigated group format. The majority of patients (84%) would not spare out online components in group interventions and 72% rated in- and intersession media usage as active working factor. Most patients (88%) would have preferred longer treatment duration (Median: 12-15 weeks) and treatment intensification was perceived as important advantage of the blended format.
The results support the feasibility of blended group treatments for depression and this new format offers interesting functionalities specifically relevant to the group setting.
P-08 : Störungsspezifische versus unspezifische Psychotherapie für chronische Depression: Eine randomisierte kontrollierte Studie
Katrin Wambach | Germany
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Katrin Wambach | Germany
Prof. Elisabeth Schramm | Germany
Dr. Levente Kriston | Germany
Ingo Zobel | Germany
Prof. Dr. Josef Bailer | Germany
Prof. Dr. Matthias Backenstrass | Germany
Prof. Dr. Martin Hautzinger | Universität Tübingen | Germany
Prof. Dr. Martin Härter | Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
In der vorliegenden Multicenterstudie wird die Wirksamkeit von CBASP (Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy) mit einer unterstützenden Psychotherapie (supportive Therapie, SP) bei chronisch depressiven Patienten verglichen.
Design: Prospektive, multizentrische, randomisierte klinische Studie an Erwachsenen mit früh einsetzenden chronischen Depressionen (n = 268), ambulante Einzeltherapie über ein Jahr, 32 Sitzungen, ohne begleitende Medikation.
Messinstrumente/Erfolgsmaße: Primäres Outcomemaß: Symptomschwere nach 20 Wochen (HRSD-24, verblindetes Fremdrating). Response: Reduktion von 50 Prozent ggü. dem Ausgangswert; Remission: HRSD-24 ≤ 8. Es wurden weitere Maße erhoben.
Ergebnisse: Die Baseline HRSD-24 Mittelwerte von 27.15 in der CBASP-Gruppe und 27.05 in der SP Gruppe reduzierten sich auf 17.19 und 20.39 nach 20 Wochen (Cohen’s d=0.31) und CBASP Patienten erreichten mit größerer Wahrscheinlichkeit das Response- oder (38.7 vs. 24.3%; p=0.025) Remissionskriterium (21.8 vs. 12.6%; p=0.002). Nach 48 Wochen betrugen die HRSD-24 Mittelwerte 14.00 für CBASP und 16.49 für SP (d=0.39; p=0.001).
Schlussfolgerung: Es zeigten sich etwas größere Therapieeffekte in der CBASP ggü. einer unspezifischen Psychotherapie Behandlungsgruppe bei ambulanten Patienten mit chronischer Depression. Die Akutbehandlung durch eine Erhaltungsphase zur verlängern erscheint in dieser Patientengruppe sinnvoll.
P-09 : Schematherapeutische Behandlung einer 17-jährigen Patientin mit Somatisierungsstörung
Sabine Gewecke-Etti | Kinder- und Jugendpsychotherapeutische Praxis | Germany
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Autor:
Sabine Gewecke-Etti | Kinder- und Jugendpsychotherapeutische Praxis | Germany
Umfängliche Fehlzeiten aufgrund heftiger, ständig wechselnder Krankheitsbilder, führten zur Leistungsverschlechterung in der 11. Klasse, die Patientin überlegte die Schule zu beenden. An Schultagen war sie immer viel zu spät, es kam zu Auseinandersetzungen mit der berufstätigen Mutter.
Sozial war die Patienten in ihrem Heimatort gut eingebunden, lebte mit ihrer Mutter (Vater war im 4. Lj. verstorben), der arbeitslose Freund der Patientin war oft da. Es wurden ein Schema der Verstrickung und ein Schema-Clash offenbar. Der nach Autonomie strebende Teil der Patientin geriet angesichts der verinnerlichten Erwartung der Mutter zu bleiben unter Dauer-Anspannung. Die Somatisierungsstörung bot da eine "gute Lösung": die ‚Schwerkranke‘ konnte mütterliche Zuwendung einfordern, das ‚bedürftige Kind‘ weiter versorgt werden, der zielstrebige Teil fand eine gute Erklärung sich zurückzuhalten, solchermaßen ‚erlaubt‘ geschwächt brauchte die Patientin ihre Mutter nicht alleine lassen.
Bei der Benennung der dysfunktionalen Modi im Schema-Clash der Beteiligten zeigte sich die Chronifizierung der Problematik. Nach einem 5-wöchigen klinischen Aufenthalt, 600 km entfernt, konnte die Patientin beginnen sich zu lösen. Während der ambulanten Therapie gelang dann mit einem Bündnis aus Cleverem/Tapferem, Zielstrebigem und Erwachsenenteil die Fesseln der Verstrickung weiter zu lösen. Bei Wiederholung der 11. Klasse reduzierte sie ihre Fehlzeiten von 2-3 Tagen pro Woche auf 1 bis 2 pro Monat, beendete die Beziehung mit ihrem Freund, nahm die Jugendleiterausbildung auf, machte Abitur und studiert jetzt Lehramt für Grundschulen.
P-10 : Wirksamkeit einer onlinebasierten Selbsthilfeanwendung für Betroffene von Pathologischem Hautzupfen/-quetschen (Skin Picking)
Linda Mehrmann | Universität zu Köln | Germany
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Autoren:
Linda Mehrmann | Universität zu Köln | Germany
Prof. Dr. Antje Hunger | Hochschule Düsseldorf | Germany
Ingrid Bäumer | Germany
Prof. Dr. Alexander L. Gerlach | Universität zu Köln | Germany
Hintergrund: Pathologisches Hautzupfen/ -quetschen („skin picking“) wurde erstmals im DSM-5 als Diagnose formal aufgenommen. Erste Behandlungsstudien aus dem englischen Sprachraum belegen eine wirksame Reduktion von Pathologischem Hautzupfen/-quetschen durch Psychotherapie. Bislang liegen jedoch nur sehr eingeschränkt Studien zu psychotherapeutischen Behandlungsansätzen für den englischen und keine für den deutschen Sprachraum vor, entsprechend ist auch Behandlungswissen in Deutschland kaum verfügbar.
Fragestellung: Vor diesem Hintergrund wird aktuell eine onlinebasierte Selbsthilfeanwendung für Personen mit Pathologischem Hautzupfen/-quetschen erstellt und erstmals mit Hilfe einer randomisiert-kontrollierten Studie mit unterbrochener Zeitserie auf ihre Wirksamkeit überprüft.
Methode: 43 betroffene Personen haben nehmen zurzeit aktiv am Online-Selbsthilfeprogramm „Knibbelstopp – Mir selber helfen bei Skin Picking“ teil. Die Datenerhebung wird im April 2017 abgeschlossen sein („last patient out“).
Ergebnisse: Vorläufige Ergebnisse anhand erster abgeschlossener Trainings sowie der bisher ausgefüllten Tagesprotokolle zum Knibbelverhalten weisen auf eine Reduktion des Hautzupfen/-quetschens der Teilnehmerinnen hin.
Diskussion: Nach der ausführlichen Evaluation von „Knibbelstopp“ soll das Selbsthilfeprogramm optimiert und anschließend Betroffenen online zur Verfügung gestellt werden. Aufgrund des noch geringen Bekanntheitsgrads dieser Erkrankung und der daraus resultierenden mangelnden qualitativ hochwertigen psychotherapeutischen Versorgung, könnte mit dem Online-Selbsthilfeprogramm im Sinne eines „stepped care“ Modells niedrigschwellig eine Vielzahl von Betroffenen angesprochen werden.
P-11 : Auswirkungen einer sitzungseinleitenden Übung mit Achtsamkeitselementen auf Psychophysiologie und Emotionsregulation
Ivo Ritter | ZPP Heidelberg (Zentrum für Psychologische Psychotherapie der Universität Heidelberg) | Germany
Kamala Grothe | ZPP Heidelberg (Zentrum für Psychologische Psychotherapie der Universität Heidelberg) | Germany
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Autoren:
Ivo Ritter | ZPP Heidelberg (Zentrum für Psychologische Psychotherapie der Universität Heidelberg) | Germany
Kamala Grothe | ZPP Heidelberg (Zentrum für Psychologische Psychotherapie der Universität Heidelberg) | Germany
Paul Blanck | ZPP Heidelberg (Zentrum für Psychologische Psychotherapie der Universität Heidelberg) | Germany
Paula Kröger | ZPP Heidelberg (Zentrum für Psychologische Psychotherapie der Universität Heidelberg) | Germany
Dr. Hinrich Bents | ZPP Heidelberg (Zentrum für Psychologische Psychotherapie der Universität Heidelberg) | Germany
Prof. Dr. Beate Ditzen | Zentrum für Psychosoziale Medizin (ZPM), UniversitätsKlinikum Heidelberg | Germany
Dr. Johannes Mander | ZPP Heidelberg (Zentrum für Psychologische Psychotherapie der Universität Heidelberg) | Germany
Mit der sogenannten dritten Welle der Psychotherapie hat Achtsamkeit – eine nicht-wertende, absichtsvolle und auf den gegenwärtigen Moment ausgerichtete Form der Aufmerksamkeit – den Eingang in die psychotherapeutische Praxis und Forschung gefunden. Obwohl mehrere manualisierte achtsamkeitsbasierte Gruppentherapieverfahren in ihrer Wirksamkeit empirisch belegt werden konnten, mangelt es noch an Erkenntnissen zu konkreten Wirkfaktoren. Zahlreiche Studien deuten darauf hin, dass Emotionsregulation einen bedeutenden Faktor in diesem Zusammenhang darstellt. In der hier vorliegenden naturalistischen Längsschnittstudie werden daher die Effekte einer von Patient und Therapeut gemeinsam durchgeführten sitzungseinleitenden Übung mit Achtsamkeitselementen auf Emotionsregulation und Herzratenvariabilität untersucht. Die geplante Stichprobengroße umfasst 60 Patienten in ambulanter Einzeltherapie, die im Rahmen der übergeordneten PrOMET-Studie (Process Outcome Mindfulness Effects in Trainees) am ZPP Heidelberg folgenden Gruppen randomisiert zugewiesen werden: 1.) Interventionsgruppe mit sitzungseinleitender Übung mit Achtsamkeitselementen (treatment-as-usual + mindfulness (TAU+M)) 2.) Kontrollgruppe mit sitzungseinleitender Progressiver Muskelrelaxation (TAU+PMR); 3.) Kontrollgruppe ohne standardisierte sitzungseinleitende Übung (TAU). Als wichtigste Outcome-Variablen werden dabei zu 4 Therapiesitzungen jeweils Verlaufsmessungen der Herzratenvariabilität sowie Fragebögenmaße zur Emotionsregulation bei Patient und Therapeut erhoben. In unserem Poster werden wir das Studiendesign und erste Daten zu den Verläufen und Zusammenhängen von Herzratenvariabilität und Emotionsregulation präsentieren.
P-12 : Ist die Behandlung von Angst und Depression sinnvoller als eine Behandlung der Psychose-Symptomatik? Die Auswirkungen von KVT-basierten Interventionen auf depressive und ängstliche Symptomatik bei Patienten mit Schizophrenie-Spektrum Störungen
Sandra Martha Opoka | Germany
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Autoren:
Sandra Martha Opoka | Germany
Prof. Dr. Tania Lincoln | Germany
Depression und Angststörungen gehören zu den meistdiagnostizierten komorbiden Störungen bei Patienten mit Schizophrenie-Spektrum-Störungen. Zudem zeigt die bisherige Forschung, dass Depressions- und Angstsymptome auch an der Entstehung und Aufrechterhaltung psychotischer Symptome beteiligt sind. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob KVT-basierte Therapieansätze für Depression- und Angststörungen wirksam sind und ob sie – trotz des Fehlens psychosespezifischer Interventionen – zu einem Rückgang der psychotischen Symptomatik führen.
Zur Beantwortung dieser Fragen erfolgte eine systematische Auswertung entsprechender Therapiestudien. Eine Literaturrecherche in den Datenbanken MEDLINE und PsycINFO ergab 483 begutachtete Artikel mit Fokus auf Depression und 105 mit Fokus auf Angst. Hiervon erfüllten 6 Artikel mit Depressionsfokus und 9 Artikel mit Angstfokus die Einschlusskriterien.
Die untersuchten Interventionen waren sehr heterogen und reichten bei Depression von Gedächtnistraining bis zu integrativen Online-Interventionen und bei Angst von klassischer KVT bis Entspannungsverfahren. Alle Studien zeigten einen positiven Effekt der Intervention auf Depression bzw. Angst mit mittleren-bis-großen Effektstärken hinsichtlich der Depressionssymptomatik und kleinen-bis-großen Effektstärken hinsichtlich Angstsymptomatik. In Bezug auf die psychotische Symptomatik konnten nur teilweise Verbesserungen gefunden werden.
Die Ergebnisse bekräftigen die Nützlichkeit von KVT-basierten Interventionen hinsichtlich der Verbesserung von Angst und Depression bei Patienten mit Schizophrenie-Spektrum-Störungen. Ein potentieller verzögerter Effekt auf die psychotische Symptomatik und methodische Limitationen der Studien werden diskutiert.
P-13 : Mit Mitgefühl gegen das Misstrauen: Eine Tagebuchstudie zur Reduktion von Paranoia mittels Loving-Kindness Meditation
Björn Schlier | Universität Hamburg | Germany
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Autoren:
Björn Schlier | Universität Hamburg | Germany
Leonie Ascone | Universität Hamburg | Germany
Prof. Dr. Tania Lincoln | Universität Hamburg | Germany
Erste Studien legen nahe, dass mitgefühlsbasierte Interventionen wie die Loving-Kindness Meditation (LKM) negative Emotionen verringern und dadurch insbesondere in subklinischen Stichproben das Auftreten von paranoiden Gedanken reduzieren. Im Rahmen einer Tagebuchstudie haben wir daher geprüft, inwiefern die LKM als Präventionsstrategie in den Alltag implementiert werden kann und bei wiederholtem eigenständigen Praktizieren negative Emotionen und paranoide Gedanken vermindert.
Es wurden 108 Teilnehmer, die wenigstens phasenweise Psychose-artige Positivsymptome erleben, für eine dreiwöchige Online-Tagebuchstudie rekrutiert. Nach einer einwöchigen Baseline-Messung mit täglichen Abfragen von Emotionen und paranoiden Gedanken wurden die Teilnehmer in einer einstündigen persönlichen Einführung in LKM unterrichtet. Über die folgenden 14 Tage berichteten die Teilnehmer täglich über ihre Emotionen, paranoiden Gedanken und ob Sie eigenständig LKM geübt hatten.
Teilnehmer praktizierten LKM durchschnittlich an jedem zweiten Tag. Das Praktizieren von LKM an einem Tag hing mit signifikant weniger negativen Emotionen und paranoiden Gedanken zusammen, sowohl am selben Tag als auch am Folgetag. Diese Effekte blieben stabil wenn für die Übungshäufigkeit kontrolliert wurde. Der Effekt von LKM auf die Häufigkeit paranoider Gedanken wurde über negative Emotionen mediiert.
LKM wird somit im Rahmen eines Selbsthilfeprogramms zur Reduktion paranoider Gedanken häufig geübt und zeigt konstant positive Effekte. Mitgefühl und Selbst-Mitgefühl induzierende Übungen scheinen kurzfristig die Resilienz gegenüber Alltagsstressoren zu erhöhen, die so weniger Angst, Scham, Ärger oder Traurigkeit verursachen und somit seltener paranoide Gedanken auslösen.
P-14 : Soziale Medien und Suizidalität bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen: Welche Rolle spielt Thwarted Belongingness?
Verena Wüllhorst | Humboldt Universität zu Berlin | Germany
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Autoren:
Verena Wüllhorst | Humboldt Universität zu Berlin | Germany
Jakob Henschel | Suizidpräventionsprojekt [U25], Deutscher Caritasverband | Germany
Dr. Anke Weidmann | Humboldt Universität zu Berlin | Germany
In seiner interpersonalen Theorie suizidalen Verhaltens wies Joiner (2005) u.a. auf die Bedeutung von Thwarted Belongingness (TB) hin. Dieses Konstrukt beschreibt die Wahrnehmung, nicht Teil einer wertgeschätzten Gruppe zu sein und wird als Voraussetzung für den Wunsch zu sterben betrachtet. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen kommt es besonders häufig zu Suizidgedanken und - versuchen. Gleichzeitig ist dies eine Altersgruppe, in der soziale Medien bei der Gestaltung sozialer Beziehungen eine große Rolle spielen.
Ziel dieser Studie war es, zu untersuchen, ob es einen Zusammenhang zwischen der Nutzung sozialer Medien und Suizidalität gibt und ob TB auch durch Nutzung sozialer Medien und damit virtuell vermittelt werden kann. Dazu wurden 14-30-jährigen Jugendlichen mit Suizidgedanken (N=163) verschiedene Fragebögen vorgelegt.
Konform mit der Theorie von Joiner (2005) zeigte sich, dass ein stärkeres Gefühl von TB signifikant positiv mit dem Ausmaß der Suizidalität verbunden war. Während Jugendliche an Tagen mit Suizidgedanken Medien wie WhatsApp seltener nutzten als an Tagen ohne Suizidgedanken, wurden spezifische Internetforen häufiger besucht. Bei den in einem Online-Präventionsprojekt beratenen Jugendlichen (n = 59) sagte eine spezifisch auf virtuelle Kontakte bezogene TB Suizidalität vorher. Dies deutet darauf hin, dass ein Zugehörigkeitsgefühl auch virtuell vermittelt werden kann, was Implikationen für den Ausbau von Präventionsangeboten über soziale Medien hat.
P-15 : Acceptance of Internet- and Mobile-based Mental Health Promotion in University Students
Fanny Kählke | Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg | Germany
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Autoren:
Fanny Kählke | Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg | Germany
Prof. Dr. Harald Baumeister | Universität Ulm | Germany
Prof. Dr. Matthias Berking | Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) | Germany
Dr. David Daniel Ebert | Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg | Germany
Background: The college years show a higher risk for the onset of mental disorders (MD). Internet- and mobile based interventions (IMIs) have shown to be effective in reducing risk behavior and preventing MD onset. However, the effects of IMIs on population level depend on the utilization in the target group. Hence, it is crucial to evaluate acceptance of and attitudes towards such approaches to develop strategies to overcome barriers of utilization. Methods: The present study examines acceptance and predictors of acceptance in a representative sample of German first year university students and is part of a multicenter, prospective cohort study. Acceptance of IMIs is assessed for different target guidance forms and conditions, and compared to acceptance of other intervention forms (i.e. face-to-face, individual- and group counseling).
Findings: 5.6%, 28.1%, 29.9% of N=1382 first year students would be interested to take part in pure and guided self-help, respectively blended (in combination with face-to-face sessions) IMIs. The most accepted types of interventions were procrastination (44.6%), followed by stress- and (43.8%) time-management (43.8%); sleep (37.8%); test-anxiety (34.4%); resilience (33.6%), social-anxiety (32.2%), depression (31.8%); perfectionism (23.2%); body-dissatisfaction (20.2%); problematic internet-use (16.8%). Details on predictors (i.e, 12-months/lifetime prevalence of MDs, previous help seeking behavior ao.), barriers of acceptance (i.e. low outcome expectancies, low perceived risk) and comparisons to other forms of interventions will be presented. Discussion: IMIs are an acceptable form of mental health promotion for many college students, and should implemented in a guided self-help format.
P-16 : Study protocol of a non-concealed placebo treatment of hot flushes in a randomized-controlled trial
Yiqi Pan | Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf | Germany
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Autoren:
Yiqi Pan | Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf | Germany
Anne Winkelmann | Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf | Germany
Prof. Dr. Yvonne Nestoriuc | Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf | Germany
Background. Although placebos can be beneficial to patients, their use has been met with skepticism since concealment undermines provider-patient trust and informed consent. Recent studies demonstrating the efficacy of placebos without concealment provide a possible way to administer placebos in accordance with ethical values.
Objective. To determine the efficacy of open label placebos (OLP) in alleviating menopausal hot flushes among healthy women.
Design. A total number of n = 77 women with ≥5 daily hot flushes will be randomized to a 6-week OLP treatment or no treatment. The inert nature of the pill is disclosed by a practitioner. To establish a positive framework, the intervention group is provided with a rationale of why placebos might be effective. The control group receives a briefing about study goals comparable in duration and attention. Hot flushes are assessed with a diary for 7 weeks (baseline plus treatment) and for 1 week at 12-week follow up. Additional questionnaires are completed at baseline (T0), treatment start (T1), treatment end (T2), and 12-week follow-up (T3).
Outcome measures and analyses. Primary outcomes include mean change x treatment in hot flush frequency and severity. Secondary outcomes are problem rating of hot flushes and health-related quality of life. Moreover, we will conduct mediation analysis to investigate the role of treatment expectations. Analyses are performed using linear mixed models for repeated-measures with an autoregressive covariance structure.
Discussion. This trial will contribute to the evaluation of OLP treatments in clinical practice and further our understanding about non-specific effects in hot flush treatments.
P-17 : Wirksamkeit und Wirkfaktoren Internet- und mobilebasierter Interventionen bei Angststörungen – Ergebnisse aus zwei systematischen und meta-analytischen Übersichtsarbeiten
Ann-Marie Küchler | Universität Ulm, Institut für Psychologie und Pädagogik | Germany
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Autoren:
Ann-Marie Küchler | Universität Ulm, Institut für Psychologie und Pädagogik | Germany
Helene Geßlein | Germany
Josefine Letsch | Germany
Prof. Dr. Harald Baumeister | Germany
Hintergrund: Forschungsergebnisse sprechen zunehmend für die Wirksamkeit internet- und mobilebasierter Interventionen (IMIs) bei Angststörungen. Die Frage nach den Wirkfaktoren ist Gegenstand aktueller Forschung. Ziel dieser Arbeit ist die Systematisierung und Quantifizierung der Evidenz zu Wirksamkeit und Wirkfaktoren von IMIs bei Panikstörungen und Agoraphobie im Rahmen zweier systematischer Übersichtsarbeiten.
Methoden: Systematische Datenbanksuche zu a) Wirksamkeit und b) Wirkfaktoren (Central, Embase, HTA, MEDLINE, PsycINFO, PSYNDEX). Auswahl der Studien entsprechend definierter Einschlusskriterien (RCTs zu IMIs, Erwachsene ab 18 Jahren, reliable Diagnose einer Angststörung, Symptomschwere als primärer Outcome). Studienauswahl, Datenextraktion und Qualitätsbeurteilung jeweils durch zwei unabhängige Reviewer. Wenn möglich, Durchführung meta-analytischer Berechnungen nach dem random-effects-model.
Ergebnisse: Basierend auf 3095 identifizierten Datenbankeinträgen wurden 15 Studien zur Wirksamkeit von IMIs gegen PD/A eingeschlossen. IMIs zeigen hinsichtlich der Symptomschwere bei Panikstörung (range von g = -2.46 bis -0.59) sowie Agoraphobie (SMD von g = -0.93; 95% KI [-1.31; -0.54]) einen klinisch bedeutsamen Effekt im Vergleich zu Wartekontrollgruppen. Als mögliche effektmediierende Wirkfaktoren werden u.a. Grad der therapeutischen Begleitung, Verstärkungs- und Erinnerungsmaßnahmen sowie technische Gestaltung und Umsetzung diskutiert.
Diskussion: Die Ergebnisse bekräftigen die Befundlage zur Wirksamkeit von IMIs in der Behandlung von PD/A. Sie erweitern die Erkenntnisse über potenzielle Wirkmechanismen und bieten Potential zur weiteren Optimierung von IMIs in der Behandlung von Angststörungen.
P-18 : „Ich fühle nichts mehr“ Schematherapeutische Arbeit mit einem 17-jährigen, depressiven Patienten
Nathalie Tenhaken | Praxis für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie
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Autor:
Nathalie Tenhaken | Praxis für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie
Es wird die schematherapeutische Behandlung eines 17-jährigen Patienten aufgezeigt, der in einer Familie aufwuchs, die geprägt war von wenig Alltagsstruktur und emotionaler Kälte.
Zu Beginn der Behandlung litt der Patient vor allem unter dem Symptom der emotionalen Gleichgültigkeit.
Der Patient war sozial eingebunden und besuchte die 11. Klasse einer Gesamtschule. Die Eltern wurden auf Wunsch nicht mit eingebunden. Nach anfänglicher Schema Erarbeitung kristallisierte sich heraus, dass der Patient in seinen Grundbedürfnissen nach Bindung, Selbstwert und Grenzen häufig frustriert wurde. Aufgrund dessen hatte sich vor allem der Modus des „distanzierten Beschützers“ ausgebildet. Der Patient nahm den Modus als gegeben an und sah seine Gefühlsvermeidung als Nachwirkung des länger zurückliegenden exzessiven Drogenkonsums (Überkompensation). Es war lange Zeit schwer, einen Bereich herauszuarbeiten, in dem der Patient das „glückliche Kind“ in sich spüren und annehmen konnte. Durch schematherapeutische Methoden, vor allem Stuhldialoge, kam der Patient mit seinen Gefühlen in Berührung und konnte nach kurzer Zeit erste positive Erfahrungen sammeln. Bei der Alltagsübertragung wird es wichtig sein, auf den "Clever-Modus" zu verweisen. Der Patient hat gelernt, sein inneres, verletztes Kind zu versorgen und in Kontakt auch mit unangenehmen Gefühlen zu kommen und diese zu händeln.
Der BDI-II von 23 (mittlere Depression) zu Beginn der Therapie, zeigte nach kurzer Zeit nur noch einen Wert von 17 (milde Depression).
Der Rückgang der depressiven Symptomatik zeigt also erste Erfolge, die auf vielversprechende Ergebnisse für die Zukunft hindeuten.
P-19 : Internet-basiertes Metakognitives Training für Menschen mit Schizophrenie - eine Pilotstudie
Nina Rüegg | Universität Bern, Institut für Psychologie | Switzerland
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Autoren:
Nina Rüegg | Universität Bern, Institut für Psychologie | Switzerland
Prof. Dr. Steffen Moritz | Germany
Dr. Stefan Westermann | Switzerland
Obwohl eine Vielzahl psychologischer Behandlungen für Menschen mit psychotischen Störungen existiert, erreicht das Angebot nicht alle Betroffenen. Das Internet bietet die Möglichkeit, Interventionen ortsungebunden einer großen Anzahl Menschen zur Verfügung zu stellen. Internet-basierte Interventionen im Selbsthilfeformat haben sich für eine Reihe von psychischen Störungen als wirksam erwiesen. Ebenfalls wirksam ist das Metakognitive Training (MKT), eine psychologische Gruppenintervention für Psychose-Patienten. Die Ziele dieser Pilotstudie waren, (1) eine neu entwickelte, Internet-basierte Version des MKT (Online-MKT) im Hinblick auf das Nutzungsverhalten von Teilnehmenden zu untersuchen, (2) unerwünschte Effekte zu erfassen und (3) die Wirksamkeit des Programms zu überprüfen.
Im Rahmen der unkontrollierten Interventionsstudie nutzten 15 Probanden mit einer selbstberichteten psychotischen Störung das Online-MKT. Die Analyse der Prä- und Post-Fragebogenangaben zeigte keine signifikante Veränderung der Symptomatik nach sechs Wochen. Dies ist möglicherweise darauf zurückzuführen, dass eine Behandlung metakognitiver Defizite einer stärker gestützten Behandlung bedarf. Dass zwei Drittel der Teilnehmer das Programm vollständig bearbeiteten und nur 2.4% aller Antworten zu Nebenwirkungen auf schwerwiegende unerwünschte Effekte hinwiesen, bestätigt die Machbarkeit der Intervention. Die Generalisierbarkeit der Ergebnisse ist eingeschränkt, da der Mehrzahl der Probanden die Inhalte des MKT bereits bekannt waren.
Es ist also grundsätzlich möglich, Internet-basierte Interventionen auch für Menschen mit Psychose zur Verringerung der Versorgungslücke einzusetzen. Empfehlungen für zukünftige Interventionen dieser Art werden diskutiert.
P-20 : Kurzzeiteffekte eines achtsamkeitsbasierten Aufmerksamkeitstrainings auf depressive Symptomatik, habituelles Grübeln und Achtsamkeit bei remittiert depressiven Patienten
Christina Timm | ZI Mannheim | Germany
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Autoren:
Christina Timm | ZI Mannheim | Germany
Dr. Bettina Ubl | Zentralinstitut für Seelische Gesundheit | Germany
Vera Zamoscik | Zentralinstitut für Seelische Gesundheit | Germany
Prof. Ulrich Ebner-Priemer | Karlsruher Institute für Technologie | Germany
Iris Reinhard | Zentralinstitut für Seelische Gesundheit | Germany
Prof. Dr. Peter Kirsch | Zentralinstitut für Seelische Gesundheit | Germany
Prof. Dr. Christine Kühner | Zentralinstitut für Seelische Gesundheit | Germany
Einleitung: Achtsamkeitsbasierte Therapieverfahren haben einen nachweislich positiven Effekt auf den Verlauf von Depressionen. In der vorliegenden Studie wird unter kontrollierten Bedingungen der Einfluss einer spezifischen Subkomponente achtsamkeitsbasierter Verfahren (fokussierte Aufmerksamkeit) auf habituelle Achtsamkeit und Rumination sowie auf depressive Residualsymptomatik und allgemeine Symptombelastung bei remittiert depressiven Personen untersucht. Wir erwarten spezifische Effekte des Achtsamkeitstrainings gegenüber einer aktiven Kontrollgruppe (Entspannungstraining), insbesondere eine Reduktion von habitueller Rumination und Erhöhung habitueller Achtsamkeit. Dagegen erwarteten wir einen positiven Einfluss beider Trainings auf depressive Residual)symptomatik und allgemeine Symptombelastung.
Methode: In einer vorläufigen Teilstichprobe von n=60 remittiert depressiven Studienteilnehmern wurden Effekte eines vierwöchigen, achtsamkeitsbasierten Aufmerksamkeitstrainings (n=33) gegenüber einer zeitgematchten aktiven Kontrollbedingung (Progressive Muskelentspannung, n=27) auf den Verlauf habitueller Achtsamkeit, Rumination und allgemeiner bzw. depressiver Symptomatik untersucht.
Ergebnisse: In beiden Gruppen zeigten sich signifikante Verbesserungen bezüglich depressiver und allgemeiner Symptombelastung, habituellem Grübeln und habitueller Achtsamkeit. Diskussion: Die Subkomponente fokussierte Aufmerksamkeit scheint bereits signifikant zur Verbesserung von kognitiv habituellen und symptombezogenen Outcomemaßen beizutragen. Nach Abschluss der Gesamterhebung werden Effekte der Trainings auf Cortisolausschüttung sowie Stimmung und Grübeln im Alltag und Konnektivität des Default Mode Netzwerks untersucht.
P-21 : Differentielle Effekte störungsspezifischer versus unspezifischer Psychotherapie auf die therapeutische Beziehung bei Patienten mit chronischer Depression
Hannah Sophie Eich | Germany
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Autoren:
Hannah Sophie Eich | Germany
Dr. Levente Kriston | Germany
Prof. Elisabeth Schramm | Germany
Prof. Dr. Josef Bailer | Germany
Chronisch depressive Patienten, die vor dem 21. Lebensjahr erkranken, berichten besonders häufig frühe interpersonelle Traumatisierungen. Nach dem Entstehungsmodells von McCullough führen diese adversen Erfahrungen zu interpersonellen Schwierigkeiten, die sich auch in der therapeutischen Beziehung widerspiegeln können. Die Bearbeitung dieser gestörten Interaktion ist das zentrale Anliegen der von McCullough speziell für die Behandlung chronischer Depression entwickelten Psychotherapie, dem Cognitive Behavioural Analysis System of Psychotherapy (CBASP). Ob CBASP sich tatsächlich besonders günstig auf die therapeutische Beziehung auswirkt, wurde im Rahmen einer multizentrischen randomisiert-kontrollierten Psychotherapiestudie zum Vergleich der Effektivität von CBASP und supportiver Psychotherapie (SP) bei 268 ambulanten chronisch depressiven Patienten mit frühem Krankheitsbeginn untersucht. Die frühe Traumatisierung wurde mit dem Childhood Trauma Questionnaire (CTQ) und die therapeutische Beziehung mit dem Helping Alliance Questionnaire (HAQ) erfasst. Der HAQ wurde den Patienten und Therapeuten nach jeder der 32 Einzelsitzungen über einen Zeitraum von mindestens 48 Wochen vorgegeben. Datenerhebung und –aufbereitung sind abgeschlossen; die Auswertungen stehen noch aus. Wir erwarten, dass CBASP im Vergleich zu SP stärkere positive Effekte auf die therapeutische Beziehung hat, aber in erster Linie bei Patienten mit stark ausgeprägter Traumatisierung. Für die Prüfung dieser Hypothese wird die Patientengruppe clusteranalytisch in Patienten mit hohen versus mittleren Traumawerten unterteilt, anschließend werden mittels Varianzanalyse Haupt- und Interaktionseffekte der Faktoren Zeit, Treatment und Traumabelastung untersucht.
P-22 : Psychotherapy Effects on Emotion Processing in Patients with Somatic Symptom Disorder
Maja Erkic | Zentralinstitut für Seelische Gesundheit | Germany
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Autoren:
Maja Erkic | Zentralinstitut für Seelische Gesundheit | Germany
Dr. Daniela Mier | Zentralinstitut für Seelische Gesundheit | Germany
Prof. Dr. Josef Bailer | Zentralinstitut für Seelische Gesundheit | Germany
Besides experiencing multiple medically unexplained bodily symptoms, patients with Somatic Symptom Disorders (SSD) show difficulties in emotion recognition, emotion regulation and high levels of alexithymia. However so far, little is known about the effects of psychotherapy on the processing of emotions in this group of patients.
We conducted an emotion recognition task with 35 healthy controls and 35 patients with SSD. Patients received either cognitive behavioral therapy (CBT) or CBT enriched with emotion regulation strategies (CBT-E) in the context of a multicenter therapy study (ENCERT). In addition, participants filled in self-report questionnaires measuring the ability to understand own feelings (TAS-20) and to regulate own feelings (ERQ). 18 patients were assessed prior and after psychotherapy.
Comparisons of the patients with the healthy control group suggest a dissociation in the emotion processing abilities of patients with SSD with impairments in the understanding and regulation of own emotions, but intact perception of others’ emotions. After the psychotherapeutic intervention, patients of both therapy groups reported improved emotion regulation abilities. The CBT-E in comparison to the CBT group reported higher improvement in the ability to apply cognitive reappraisal as emotion regulation strategy. Further, the CBT-E group reported less difficulties to identify own feelings after psychotherapy. Psychotherapy had no significant effect on emotion recognition abilities.
These results indicate that psychotherapy improves emotion regulation in SSD, while psychotherapeutic interventions which explicitly target emotion regulation strategies, are even superior in enhancing understanding and regulation of emotions.
P-23 : Exposition wirkt, aber wie? Experimentelle Evaluation unterschiedlicher Expositionsansätze zur Schmerzbewältigung
Lea Schemer | Philipps-Universität Marburg | Germany
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Autoren:
Lea Schemer | Philipps-Universität Marburg | Germany
Karoline Körfer | Germany
Patrick Pfarrer | Germany
Erika Renner | Germany
Julia Glombiewski | Germany
Expositionstherapie (EXP) gilt für die Behandlung hoch ängstlicher Schmerzpatienten als besonders effektiv. Allerdings sind zugrundeliegende Wirkmechanismen unzureichend beforscht. Nach dem Habituationsmodell führt EXP zu einer Entkopplung der physiologischen Angstreaktion von dem angstauslösenden Stimulus. Folglich sollten Therapeuten vor allem aufkommende Angstgefühle fokussieren. Nach dem Modell des Inhibitionslernens hingegen konkurrieren die Erfahrungen während der EXP mit der ursprünglichen US-CS Assoziation. Folglich sollten Therapeuten zentrale Befürchtungen möglichst maximal verletzen.
Das unterschiedliche Vorgehen beider Ansätze (EG 1: Habituation, EG 2: Erwartungsverletzung; KG: Zeitungsartikel) wurde in einem experimentellen Design gegenübergestellt. Hierfür wurden gesunde Probandinnen (N=120) mit Hitzereizen konfrontiert. Die Induktion von Hitze erfolgte durch eine Thermode (Thermal Sensory Analyser; TSA II). Abhängige Variablen (z.B. Schmerztoleranz, kog. Bewältigung, Angst vor Schmerzen) wurden sowohl vor als auch nach Einführung der Instruktion gemessen.
Ergebnisse einer ANCOVA ergaben beispielsweise einen sig. Effekt der verschiedenen Ansätze auf die kog. Bewältigung der Probandinnen im Umgang mit Schmerzen (F[2,117]=3.7, p<.05, partielles Eta2=.093]. Im Vergleich zu der KG verbesserte die Instruktion der Erwartungsverletzung die kog. Bewältigung signifikant (p<.05), die Instruktion der Habituation hingegen nicht (p=.57).
Unsere Ergebnisse liefern erste Hinweise für die Überlegenheit des Ansatzes der Erwartungsverletzung im Kontext von Schmerzen. Wir empfehlen daher EXP dahingehend zu gestalten, dass zentrale Befürchtungen von Schmerzpatienten möglichst optimal überprüft werden können.
P-24 : Haarcortisol als Prädiktor von Psychotherapieerfolg bei affektiven Störungen
Dr. Susanne Fischer | King's College London, Institute of Psychiatry, Psychology & Neuroscience | United Kingdom
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Autoren:
Dr. Susanne Fischer | King's College London, Institute of Psychiatry, Psychology & Neuroscience | United Kingdom
study group PROMPT | Germany
Prof. Dr. Anthony J. Cleare | King's College London, Institute of Psychiatry, Psychology & Neuroscience | United Kingdom
Ca. 30-50% der Patienten mit affektiven Störungen sprechen nicht auf psychotherapeutische Standardbehandlungen an. Gleichzeitig gibt es bei vielen dieser Patienten Hinweise auf eine Dysregulierung des Stresshormons Cortisol, das u.a. die kognitive Funktionsfähigkeit beeinflusst. Aus diesem Grund scheint es möglich, dass Cortisol, gemessen vor der Behandlung, den Psychotherapieerfolg vorhersagt.
Es wurden 80 Patienten mit depressiven und Angststörungen (ohne PTSD) über den Service «Improving Access to Psychological Therapies» rekrutiert. Die Störungen wurden mittels klinischer Interviews diagnostiziert. Es wurden 3 cm Haare entnommen, um die Cortisolsekretion (HC) der vergangenen drei Monate abzubilden. Patienten wurden als «Responder» klassifiziert, wenn sich ihre Depressivität oder Ängstlichkeit im Verlauf der evidenzbasierten Therapie signifikant reduzierte (>= 6 bzw. >= 5 Punkte auf dem Patient Health Questionnaire; PHQ). Frühe Stresserfahrungen wurden via Childhood Trauma Questionnaire (CTQ) erhoben.
Der Altersmedian war 34 (93% Frauen). Non-Responder bezüglich Depressivität (59% der Stichprobe) hatten im Vergleich zu Respondern ein tendenziell niedrigeres HC vor der Therapie (p=.085) und berichteten mehr körperlichen (p=.041) und sexuellen Missbrauch (p=.094) sowie körperliche Vernachlässigung (p=.019). Körperlicher Missbrauch (p=.036) und Vernachlässigung (p=.093) kamen ebenfalls häufiger vor bei Non-Respondern in Bezug auf Ängstlichkeit (52%), während keine Unterschiede im HC feststellbar waren.
Sollten sich in Folgestudien HC und frühkindlicher Stress als Prädiktoren von Psychotherapieerfolg bei Standardbehandlungen bestätigen, müssen betroffenen Patienten alternative Behandlungsangebote gemacht werden.
P-25 : Systematische Literaturrecherche zu den Interventionsmöglichkeiten bei Konsum und Abhängigkeit von Methamphetamin
Jasmina Gasmi | Germany
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Autoren:
Jasmina Gasmi | Germany
Dr. Frederik Haarig | TU Chemnitz | Germany
Prof. Stephan Mühlig | TU Chemnitz | Germany
Einleitung: Laut Daten des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung ist der Konsum amphetaminähnlicher Stimulanzien hinter Cannabis die am häufigsten konsumierte illegale Droge (UNODC, 2012). Der Verlauf der Suchthilfestatistik aus den Jahren 2009 bis 2013 verzeichnet einen vierfach erhöhten Beratungsanteil bei den Stimulanzien in sächsischen Suchtberatungsstellen (Suchtkrankenhilfe Sachsen, 2015). Die Folgen von Methamphetaminkonsum (MA) schlagen sich sowohl in psychischen, körperlichen als auch sozialen Bereichen nieder (Backmund et al., 2008; Sommers, Baskin & Baskin-Sommers, 2006; Zweben et al., 2004). Methode: Zielstellung: 1) Systematische Literaturrecherche zu den evidenzbasierten psychosozialen Therapiemethoden bei dem Konsum bzw. der Abhängigkeit von MA. 2) Ableitung von Implikationen für Forschung und Praxis. Ergebnisse: Insgesamt konnten von 19.332 Treffern 7 relevante Studien identifiziert werden. Interventionen, welche in den Studien Anwendung fanden waren unter anderem die kognitive Verhaltenstherapie, motivierende Gesprächsführung, Matrix Model, Fast Lane Intervention, Peer Education Network und das Kontingenzmanagement. Die Ergebnisse bzgl. der primären und sekundären Outcomes waren heterogen. Schlussfolgerungen: Die Literaturrecherche zeigt, dass es erste wirksame Ansätze in der Behandlung von Methamphetamin gibt. Die geringe Anzahl an relevanten Studien verdeutlicht jedoch, dass trotz der steigenden Problematik und den Folgen, die Behandlung von Methamphetamin in der Forschung stärker berücksichtigt werden muss. Es werden dringend weitere randomisiert-kontrollierte Studien benötigt, insbesondere Studien die sich nicht auf spezielle Risikogruppen konzentrieren.
P-26 : Empathiedefizit bei Chronischer Depression? Die Auswirkungen einer spezifischen und unspezifischen emotionalen Aktivierung auf die affektive und kognitive Reaktivität
Dr. Anne Guhn | Germany
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Autoren:
Dr. Anne Guhn | Germany
Philipp Sterzer | Germany
Stephan Köhler | Germany
Die chronische Depression ist im Unterschied zu nicht-chronischen Verlaufsformen der Depression durch eine erhöhte Anzahl an Kindheitstraumatisierungen charakterisiert. Diese wiederkehrenden Erfahrungen erlebter Hilflosigkeit können mit negativen Auswirkungen auf die Entwicklung kognitiver Schemata assoziiert werden, die die Aufrechterhaltung depressiver Symptome sowie psychopathologische Besonderheiten, z.B. ein Empathiedefizit, erklären könnten. Unter dieser Hypothese wurde die kognitive Reaktivität, ermittelt über die Dysfunctional Attitude Scale (DAS), nach unspezifischer und spezifischer negativer Stimmungsinduktion untersucht. Während sich in einer ersten Studie unter einer unspezifischen negativen Stimmungsinduktion mittels emotional negativer IAPS-Bilder und trauriger Musik keine signifikanten Auswirkungen auf die kognitive Reaktivität zeigen ließen, untersuchten wir in einer zweiten Studie die kognitive Reaktivität nach einer spezifischen Stimmungsinduktion. In Anlehnung an die Traumaaktivierung in der PTBS-Forschung wurden hierzu individuelle auditive Skripte basierend auf erlebten Kindheitstraumata erstellt und die dysfunktionalen Einstellungen vor und nach Präsentation der Skripte verglichen. Die Ergebnisse weisen unter dieser Bedingung auf eine erhöhte kognitive Reaktivität hin und betonen die klinische Relevanz spezifischer Therapieformen wie CBASP, mittels derer die kognitive Reaktivität gezielt verringert werden soll.
P-27 : Interview mit einem Zwang – Stuhldialog in der Schematherapie
Dr. Tanja Schönberg-Snüverink | Praxis für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie | Germany
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Autor:
Dr. Tanja Schönberg-Snüverink | Praxis für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie | Germany
Die 17;8 Jahre alte M. leidet seit ihrem 5. Lebensjahr unter multiplen Zwangshand-lungen und -gedanken; neben Wasch- und Wiederholungszwängen ist ihr Leben vor allem durch die Vermeidung definierter Zahlen, Farben, Buchstaben; Berührung einzelner Finger und deren Kombinationen untereinander sehr eingeschränkt – Kontaminierung und/oder falsche Kombinationen würden Unheil über ihre Familie oder ihre Beziehung bringen.
Die bisherige Behandlung mit 27 Sitzungen basierte auf der Kombination verhal-tenstherapeutischer (Exposition, Reaktionsverhinderung) und schema-therapeutischer Methoden. Der Zwang wurde als „schleimiger Zwangsklumpen“ zeichnerisch externalisiert. In Stuhldialogen gelang es M., seine Entstehung sowie seine ambivalenten Funktionen in ihrem Leben herauszuarbeiten und kritisch zu hinterfragen. Mit Hilfe von Schlümpfen wurde ihr Inneres Modus-Team aufgestellt und insbesondere die hohe Bedürftigkeit der „Kleinen M.“ (Modus des verletzten Kindes) und deren Versorgung in den Mittelpunkt gestellt. Ein Modi-Clash zwischen dem Clever Modus als Zwangsbekämpfer und dem Distanzierten Beschützer als Bewahrer des vertrauten Zwangs führte zu Widerständen in den Expositionsübungen und wurde in Stuhldialogen aufgegriffen.
Messungen mit dem ZWIK-S, BDI-II und kontinuierliche Selbstbeurteilungen (Skala von 0 = keine Intensität - 10 = dauernde Präsenz bei hoher Intensität) zu Therapie-beginn und aktuell zeigen eine deutliche Reduzierung der Intensität der Zwangs-gedanken und der Anzahl der Zwangshandlungen von 59 auf aktuell 14 bei emotionaler Entlastung. Das psychosoziale Funktionsniveau (MAS, Achse 6) verbesserte sich von Stufe 4 auf Stufe 2.
P-28 : Alter Wein in neuen Schläuchen, der zudem noch nicht einmal wirksamer ist? Wirksamkeit, Grenzen und Möglichkeiten von CBASP
Prof. Dr. Eva-Lotta Brakemeier | Germany
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Autoren:
Prof. Dr. Eva-Lotta Brakemeier | Germany
Philip Negt | Germany
Isabel Schamong | Germany
Nele Struck | Germany
Philipp Herzog | Germany
Simon Bollmann | Philipps-Universität Marburg | Germany
17 Jahre nach der ersten publizierten RCT Studie im NEJM (Keller et al., 2000) erfreut sich CBASP einer relativen Beliebtheit, wird jedoch immer wieder auch kritisch beurteilt, u.a. da die Ergebnisse neuer Studien teilweise widersprüchlich erscheinen. Daher wurden die sechs bis 2016 publizierten RCT Studien, welche 1.510 Patienten einschließen, metaanalytisch ausgewertet (Negt et al., 2016). Die kombinierte Effektgröße von CBASP versus andere Behandlungen oder Treatment as Usual weist insgesamt auf eine signifikante Überlegenheit mit kleiner Effektstärke hin (g = 0.34–0.44, p < 0.01). In der Zusammenschau mit den beiden im Symposium präsentierten neusten Studien scheint CBASP bei chronischer Depression wirksamer zu sein als unspezifische supportive Psychotherapien, jedoch als Monotherapie ähnliche Effekte zu erzielen wie Antidepressiva oder die KVT – zumindest in kurzer Dauer durchgeführt. Die Studien, in welchen CBASP kombiniert wird mit Antidepressiva (wie es auch in nationalen und internationalen Leitlinien empfohlen wird), zeigen durchweg höhere und überzeugendere Response- und Remissionsraten als die monotherapeutische Anwendung. Grenzen von CBASP sind in jedem Fall eine zu kurze Dauer bzw. zu niedrige Dosis, sowie vermutlich das Vorliegen bestimmter Komorbiditäten. Daher erscheint es sinnvoll, CBASP für die Bedürfnisse und Probleme spezifischer Patientengruppen (wie hohe Therapieresistenz, Komorbiditäten mit Alkoholabhängigkeit oder der Borderline Persönlichkeitsstörung, Hochbetagte) weiter zu optimieren z.B. durch Augmentation mit anderen evidenzbasierten Strategien. Abschließend werden diese neuen personalisierten CBASP-Ansätze einschließlich erster Pilotdaten präsentiert, welche die wichtige Psychotherapiefrage aufgreifen: What works for whom?
P-29 : Test the best: Randomisiert-kontrollierter Vergleich von CBASP mit zwei Varianten von Kognitiver Verhaltenstherapie bei Patienten mit chronischer und episodischer Depression
Dr. Gaby Bleichhardt | Germany
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Autoren:
Dr. Gaby Bleichhardt | Germany
Dr. Frank Euteneuer | Philipps-Universität Marburg | Germany
Katrin Wambach | Germany
Prof. Dr. Winfried Rief | Philipps-Universität Marburg | Germany
In dieser RCT-Studie wurde CBASP erstmalig mit der Kognitiven Verhaltenstherapie als gegenwärtigem Goldstandard der Depressionsbehandlung verglichen. Insgesamt 173 Patienten wurden randomisiert einer von 4 Bedingungen zugeteilt: 1. CBASP, 2. KVT mit Schwerpunkt „Körperliche Aktivierung“, 3. KVT mit Schwerpunkt „Euthyme Therapie“, 4. Wartekontrollgruppe. Alle Therapien umfassten je 16 Sitzungen, und die Datenerhebung erfolgte zu 3 Messzeitpunkten: Baseline, Therapiemitte (nach 8 Sitzungen), Therapieende. Bezogen auf das primäre Outcome-Instrument BDI-II erwiesen sich alle Therapiebedingungen als erfolgreicher als die Wartegruppe, wobei sich die Depressivität in beiden KVT-Bedingungen noch einmal deutlicher besserte als bei CBASP. Unter Hinzunahme des Faktors „chronische vs. episodische Depression“ war für die episodische Depression die Bedingung „KVT + Körperliche Aktivierung“ den anderen überlegen, während sich für chronische Depression alle drei Therapien als vergleichbar erfolgreich zeigten. Analysen weiterer Outcome-Maße ergaben für den General Symptom Index der SCL-90-R keine signifikanten Unterschiede von CBASP mit der Wartegruppe, jedoch unterschied sich die Qualität der Therapiebeziehung nicht zwischen den drei Therapiebedingungen. Als möglicher Grund für das bessere Abschneiden der KVT im Vergleich zu CBASP ist die Kürze der Therapie zu erwägen. Der verhältnismäßig deutliche Erfolg für CBASP bei chronischer Depression entspricht der theoretischen Grundlegung sowie Zielorientierung dieser Therapiemethode.
P-30 : Schematherapeutische Behandlung eines 15-jährigen Jungen mit Hypochondrie bei unfallbedingter Querschnittslähmung seit dem 3. Lebensjahr
Dr. Christof Loose | Heinrich-Heine-Universität | Germany
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Autor:
Dr. Christof Loose | Heinrich-Heine-Universität | Germany
Anlass der Vorstellung waren massive Ängste, lebensbedrohliche Erkrankungen zu haben (z.B. Gehirntumor). Zusätzlich bestanden Probleme in der sozialen und schulischen Integration, u.a. weil der Patient ca. 1-2 Mal täglich während des Unterrichts in einen Ausruhraum gebracht werden musste. Mithilfe einer Modus-Skizze konnten Happy-, Clever- und Ressourcenmodi, aber auch verletzbare und ängstliche Kindmodi erarbeitet werden. Als dysfunktionale Modi traten der „Generalsmodus“ und der „Totkranke“ in Erscheinung, durch die u. a. Autonomie- und Bindungsbedürfnisse befriedigt werden konnten. Mit bedingt durch seine hohe Intelligenz (Verbal-IQ 124) kristallisierten sich zusätzlich ein arrogant-hochnäsiger und ein belehrender Anteil des Jungen heraus (Überkompensationsstrategien). Maladaptive Schemata wie Verletzbarkeit und Unzulänglichkeit/Scham konnten vor dem Hintergrund der Querschnittslähmung und ihrer Folgen (z.B. Harninkontinenz) identifiziert und in das Modus-Modell als noch nicht verheilte Wunden konzeptualisiert werden, so dass ein schlüssiges Erklärungsmodell für die hypochondrischen Ängste erstellt werden konnte.
Stuhldialoge waren durch Positionswechsel des Rollstuhls möglich; dadurch konnten Modus-Funktionen und dahinterstehende Bedürfnisse (Bindung, Autonomie, Selbstwert) emotional zugänglich und in der Folge durch das Clever-Team (Clever-Modus und Ressourcen) versorgt werden. Die Behandlung umfasste insgesamt 24 Sitzungen mit dem Jungen, flankiert von 6 Sitzungen mit den Eltern.
SDQ-, AFS-, DIKJ-Werte erreichten einen klinisch unauffälligen Befund; ebenso konnte die Frequenz der Unterrichts-Unterbrechungen in der 12 Monatskatamnese deutlich reduziert und die soziale Integration erheblich verbessert werden.
P-31 : Wenn Geschlechtsverkehr nicht möglich ist: Vorstellung eines internetbasierten Behandlungsprogramms für Genito-Pelvine Schmerz-Penetrationsstörung anhand eines Fallberichts
Anna-Carlotta Zarski | Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) | Germany
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Autoren:
Anna-Carlotta Zarski | Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) | Germany
Prof. Dr. Matthias Berking | Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) | Germany
Wiebke Hannig | Philipps-Universität Marburg | Germany
Dr. David Daniel Ebert | Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) | Germany
Hintergrund: Schwierigkeiten, Geschlechtsverkehr zu haben, trotz bestehenden Wunsches, stellen für Frauen mit Genito-Pelviner Schmerz-Penetrationsstörung (GPSPS) eine große Belastung dar. Bisher existieren insgesamt nur wenige qualitativ hochwertige Studien, die die Wirksamkeit vorwiegend kognitiv-behavioraler Behandlungsansätze aufzeigen. Die Verfügbarkeit evidenzbasierter Behandlungsmöglichkeiten ist zudem sehr begrenzt. Internetbasierte Angebote bieten betroffenen Frauen eine niedrigschwellige Möglichkeit, anonym sowie zeit- und ortsunabhängig Unterstützung bei der Bewältigung ihrer Beschwerden zu erhalten. Derzeit liegt noch kein wissenschaftlich evaluiertes Programm für die Behandlung von GPSPS vor. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es deshalb, ein internetbasiertes begleitetes Behandlungsprogramm für GPSPS vorzustellen.
Methodik: Das Programm „Paivina-Care“ basiert auf effektiven Ansätzen zur Behandlung von Vaginismus und Dyspareunie. Es beinhaltet Psychoedukation, Umgang mit negativen Gedanken, Entspannungsübungen, Aufmerksamkeitsfokussierung, graduiertes vaginales Einführen und Sensate Focus Partnerübungen. Teilnehmerinnen erhalten individuelle Rückmeldung auf absolvierte Module von einer geschulten Betreuerin.
Ergebnisse: Anhand einer ausführlichen Kasuistik einer Teilnehmerin, die das Programm durchlaufen hat, wird exemplarisch der subjektive Nutzen der Intervention sowie Akzeptanz und Zufriedenheit dargestellt.
Schlussfolgerung: Das modularisierte internetbasierte Programm bietet Betroffenen eine flexible Behandlungsmöglichkeit ihrer GPSPS-Symptomatik. Derzeit wird das Programm in einer randomisiert-kontrollierten Studie hinsichtlich der Wirksamkeit an einer Stichprobe von 200 Frauen mit GPSPS evaluiert.
P-32 : Underlying Mechanisms of a Therapeutic Couple Intervention: The Role of Stress Expression Processes and Empathic Reactions in a Program Fostering Dyadic Coping
Lorena Leuchtmann | Universität Zürich Psychologisches Institut | Switzerland
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Autoren:
Lorena Leuchtmann | Universität Zürich Psychologisches Institut | Switzerland
Dr. Andrea B. Horn | Universität Zürich | Switzerland
Rebekka Kuhn | Universität Zürich Psychologisches Institut | Switzerland
Prof. Dr. Guy Bodenmann | Universität Zürich Psychologisches Institut | Switzerland
The efficacy of intervention programs for couples is presumed as well validated. However, less is known about the underlying mechanisms of couple interventions. The current study aims to address this gap by examining the temporal processes of the 3-phase method of Bodenmann (2012), which is a guided interaction exercise introducing stress expression by Partner A and dyadic coping provision by Partner B. The intervention primarily fosters the expression of emotions associated with the stress and the provision of emotion focused dyadic coping.
Thirty-three couples underwent the 3-phase method. During the stress expression, we measured Partner A's affective and cognitive processes (sadness and implicit clarity of sadness, respectively) continuously. After the interaction, we measured Partner B's affective and cognitive empathic reactions, and the quality of dyadic coping as perceived by Partner A.
Multilevel and structural equation modeling analyses revealed that Partner A's temporal courses of affective and cognitive processes during the stress expression predicted Partner B's affective and cognitive empathic reactions, respectively. Moreover, the stronger Partner B's affective empathic reaction was the better supported felt Partner A. These results highlight the importance of stress expression processes for empathic reactions of the partner and suggest that empathic reactions are crucial for adequate support provision.
P-33 : Symptomorientierte Modellierung depressiver Belastungen
Manuel Heinrich | Freie Universität Berlin | Germany
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Autoren:
Manuel Heinrich | Freie Universität Berlin | Germany
Pavle Zagorscak | Freie Universität Berlin | Germany
Prof. Dr. Christine Knaevelsrud | Freie Universität Berlin | Germany
Hintergrund: Bisher konnte keine einheitliche Faktorenstruktur beim BDI-II nachgewiesen werden, was die Interpretation der Summenwerte erschwert. Vollständig symmetrische (VS)-Bifaktor-Modelle, lösen dieses Problem nur unvollständig und produzieren unplausible Ergebnisse. Klassische Faktorenanalysen (KFA) und neue Strukturgleichungs-Ansätze [Bifaktor-(S-1)-Modelle] bergen das Potential, dem BDI-II eine interpretierbare, symptom-orientierte Struktur zu geben. Die Überlegenheit gegenüber bisher genutzten Ansätzen wurde bislang nicht geprüft.
Methode: In einer klinischen Stichprobe von N = 3279 wird die Passung von symptomorientierten klassischen KFA, BF-(S-1)-Modellen und VS-Modellen auf das BDI-II untersucht. Informationen aus dem PHQ-9 werden integriert und resultierende Faktoren auf externe Validität geprüft.
Ergebnisse: Im Kontrast zu VS-BF Modellen (nicht signifikante Ladungen, fehlende Konvergenz), passen symptomorientierte KFA Modelle und BF-(S-1) Modelle sehr gut auf die Daten (RMSEA < .05, CFI > .97). Die geschätzten Parameter sind plausibel (alle Ladungen >.30, Varianzen der Faktoren signifikant) und weisen eine gute Interpretierbarkeit auf. Die modellierten Symptome weisen differentielle Zusammenhänge mit klinisch relevanten Außenkriterien auf (psychosoz. Belastung, Grübeln).
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse deuten auf die Überlegenheit von symptomorientierten KFA und BF-(S-1) Modellen gegenüber bisherigen Modellierungen hin. Hinweise auf die externe Validität der Faktoren wurden gewonnen. Die jeweilige Forschungsfrage bestimmt, welcher der beiden Ansätze der passendere ist. Mögliche Erweiterungen auf verlaufsbezogene Fragestellungen werden diskutiert.
P-34 : Depressionsscreening mit gezielter Patientenrückmeldung bei kardiologischen Patienten: Eine randomisierte kontrollierte Untersuchung (DEPSCREEN-INFO)
Prof. Dr. Bernd Löwe | Universisitätsklinikum Hamburg-Eppendorf | Germany
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Autoren:
Prof. Dr. Bernd Löwe | Universisitätsklinikum Hamburg-Eppendorf | Germany
Stefan Blankenberg | Germany
Prof. Dr. Karl Wegscheider | Germany
Prof. Dr. Hans-Helmut König | Germany
Dirk Walter | Germany
Alexandra Murray | Germany
Benjamin Gierk | Germany
Dr. Sebastian Kohlmann | Germany
Internationale Behandlungsleitlinien empfehlen ein Screening auf depressive Störungen u.a. bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung (KHK). Wissenschaftliche Ergebnisse für diese Empfehlung fehlen bisher. Die DEPSCREEN-INFO Studie testet die differenzielle Wirksamkeit zweier verschiedener Methoden des Depressions-Screenings.
Patienten mit KHK oder Arterieller Hypertonie wurden randomisiert und mit dem Patient Health Questionnaire-9 (PHQ-9) auf Depression gescreent. Im Vergleich zur Kontrollgruppe, wo nur die Behandler eine spezifische schriftliche Rückmeldung zum Depression-Screening bekamen, erhielten in der Interventionsgruppe sowohl die Behandler wie auch die Patienten schriftliche Rückmeldungen zum Screening-Ergebnis. Die Änderung der Depressionsschwere (PHQ-9) wurde 1 Monat (primäres Outcome) und 6 Monate nach dem Depressionsscreening gemessen.
Depressive Patienten der Kontrollgruppe (n=220) und der Interventionsgruppe (n=155) unterschieden sich nicht in Bezug auf ihre Depressionsschwere 1 Monat nach dem Depressionsscreening; 6 Monate nach dem Screening zeigte sich in der Interventionsgruppe jedoch eine signifikante Verbesserung der Depressionsstärke im Vergleich zur Kontrollgruppe (ES=0,26; p=0,04) und die Interventionsgruppe hatte sich doppelt so häufig über Depressionen informiert wie die Kontrollgruppe (23,9% vs. 12,5%; OR=2,2; 95% CI=1,1 zu 4,5).
Eine kurze schriftliche Rückmeldung des Depressions-Screening-Ergebnisses an die Betroffenen hat nach 6 Monaten einen kleinen signifikanten Effekt auf die Depressivität. Dieser Effekt könnte dadurch erklärbar sein, dass Patienten durch die gezielte Rückmeldung in die Lage versetzt werden, eine aktive Rolle beim Selbst-Management der depressiven Störung einzunehmen.
P-35 : Capturing intrusions when and where they occur: A proof of concept study for smartphone-applications to assess symptoms of PTSD
Josepha Zimmer | Universität Mannheim | Germany
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Autoren:
Josepha Zimmer | Universität Mannheim | Germany
Prof. Dr. Georg W. Alpers | Universität Mannheim | Germany
Re-experiencing symptoms of posttraumatic stress disorder (PTSD) are unpredictable and fluctuating. They are accompanied by distress, complex patterns of emotions and bodily symptoms. Ecological momentary assessment (EMA) can help to reveal dynamic processes as well as context specific relationships in PTS-symptomatology.
We introduce a smart phone application designed to assess re-experiencing symptoms as intrusions and flashbacks, level of distress, emotions, bodily responses and possible triggers in real-time and in an end-of-day diary. We aimed to analyze the apps ability to provide additional information about PTS-symptoms to regular diagnostics as well as its usability, usefulness and sensitivity to change.
We collected data from five patients during four consecutive days before and after psychotherapy. In addition, patients rated user experience and usefulness of the app.
Results suggest that real time data collection delivers useful diagnostic information for PTSD, which is incremental to established diagnostic procedures. It captures frequency and intensity of re-experiencing symptoms, accompanying emotional patterns, bodily reactions, and potential external or internal triggers. It is also perceived as useful and functional by patients. The app is sensitive to change as it reflects improvement in symptomatology during treatment. User compliance, however, might be a challenge to routine use of the application.
In summary, we state that apps can be a helpful addition for PTSD-assessment. They can provide information, which may easily be overlooked with established diagnostic procedures.
P-36 : Validierung eines Inventars zur Erstellung eines Adhärenzrisikoprofils (AdRisk) bei Patienten mit chronischen Erkrankungen- eine online Studie
Antje Arlt | Philipps-Universität Marburg | Germany
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Autoren:
Antje Arlt | Philipps-Universität Marburg | Germany
Prof. Dr. Winfried Rief | Germany
Hintergrund: Die Medikamenten-Adhärenz bei Patienten mit chronischen Erkrankungen stellt eine große Herausforderung für das Gesundheitssystem dar. Zwischen 30-50% der Patienten nehmen ihre Medikamente nicht wie verordnet ein. Die Gründe für Non-Adhärenz sind individuell und vielseitig. Bisherige Adhärenzprogramme haben oftmals unbefriedigende Ergebnisse erbracht, nicht zuletzt da psychologische Risiken für Non-Adhärenz zu wenig berücksichtigt wurden. Wir haben deshalb den Screener „Adhärenz Risikoprofil“ (AdRisk) entwickelt, der auch psychologische Risikofaktoren erfasst und mit dieser Studie validiert werden soll. Durch die Erstellung eines individuellen Risikoprofils kann für jeden Patienten der spezifische Unterstützungsbedarf für adhärentes Verhalten abgeleitet werden.
Methode: In die Studie sollen ca. 300 Patienten eingeschlossen werden, die eine chronische Erkrankung haben. In einer Online-Befragung werden Informationen bezüglich der Grunderkrankung erhoben. Neben dem Inventar „Adhärenz Risikoprofil“ (AdRisk) werden Fragenbögen zur „Krankheitswahrnehmung“ (B-IPQ), „Krankheitsakzeptanz“ (DAS), „Einstellung gegenüber Medikamenten“ (BMQ), der „Arzt-Patienten-Interaktion“ (KOPRA) und dem „Kommunikationsverhalten“ (KOVA), sowie dem „Umgang mit Medikamenten in der Vergangenheit“ ausgefüllt. Zusätzlich werden „Depression und Angst“ (PHQ-4) und „Stress“ (PSS) erfragt.
Ergebnisse: Erste Informationen zu den Gütekriterien des neu entwickelten psychometrischen Instrumentes werden vorgestellt.
Schlussfolgerungen: Durch die spezifische und frühe Erfassung von Risikomerkmalen für Adhärenz kann eine personalisierte Intervention abgeleitet werden.
P-37 : Entwicklung und Validierung einer Silhouetten-Matrix zur Erfassung von Schlankheit und Muskulosität bei Frauen: Body Image Matrix of Thinness and Muscularity (Female Bodies)
Beate Steinfeld | Germany
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Autoren:
Beate Steinfeld | Germany
Junior-Prof. Dr. Andrea S. Hartmann | Germany
Dr. Manuel Waldorf | Germany
Prof. Dr. Silja Vocks | Germany
Die mentale Repräsentation des eigenen Körpers wird als perzeptive Komponente des Körperbildes konzeptualisiert und ist bei Essstörungen oft durch eine Überschätzung der eigenen Körperausmaße gekennzeichnet. Zur Diagnostik der perzeptiven Komponente des Körperbildes werden neben einer sehr aufwändigen Fotoverzerrtechnik sogenannte Silhouetten-Skalen eingesetzt, die - zumeist gezeichnete - Frauenkörper mit aufsteigendem Gewicht darstellen. In der Regel werden die Probanden hierbei gebeten, anzugeben, wie sie tatsächlich aussehen, wie sie sich fühlen und wie sie gerne aussehen würden, wobei sie jeweils eine der dargestellten Silhouetten auswählen sollen. Problematisch ist, dass die bereits existierenden Silhouetten-Skalen zumeist sehr einfache Zeichnungen darbieten, mit denen sich die Probanden möglicherweise nur schwer identifizieren können. Zudem gibt es bisher kaum Skalen, die neben der Dimension der Schlankheit auch die Dimension der Muskulosität einbeziehen, obwohl belegt ist, dass junge Frauen zunehmend ein athletisches Körperideal anstreben. Daher wurde in der vorliegenden Studie mit der Software DAZ-Studio eine Matrix entwickelt, die 8 x 8 möglichst realistische Darstellungen von Frauenkörpern auf den beiden orthogonalen Dimensionen Schlankheit und Muskulosität darstellt. In der derzeit laufenden Validierungsstudie soll die Übereinstimmungsvalidität mit bisher existierenden Silhouetten-Skalen an einer nicht-klinischen Stichprobe (N = 200) überprüft werden. Außerdem sollen die konvergente Validität mit anderen Fragebogenmaßen zum Körperbild sowie die diskriminante Validität anhand eines Vergleiches zwischen einer klinischen Stichprobe mit Essstörungen (N = 40) und der nicht-klinischen Stichprobe untersucht werden.
P-38 : Entwicklung und Validierung einer Silhouetten-Matrix zur Erfassung von Schlankheit und Muskulosität bei Männern: Body Image Matrix of Thinness and Muscularity (Male Bodies)
Christoph O. Taube | Universität Osnabrück | Germany
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Autoren:
Christoph O. Taube | Universität Osnabrück | Germany
Dr. Manuel Waldorf | Germany
Prof. Dr. Silja Vocks | Germany
Beate Steinfeld | Germany
Junior-Prof. Dr. Andrea Hartmann Firnkorn | Universität Osnabrück | Germany
Die aktuelle Forschung weist darauf hin, dass bei der Wahrnehmung des tatsächlichen und gewünschten Körpers bei Männern nicht nur das Ausmaß des Körperfettes, sondern auch der Muskelmasse eine zentrale Rolle spielt. Bisherige Silhouettenverfahren zur Erfassung der perzeptiven Komponente des Körperbildes bei Männern wurden größtenteils aus bestehenden Frauenversionen entwickelt und fokussieren oft nur auf die Körperfettdimension. Da sie meist nur aus gezeichneten Männerkörpern beststehen, sind in ihrer Darstellung hinsichtlich ihrer ökologischen Validität als eingeschränkt zu bewerten und auch nicht detailreich genug, um die Bandbreite möglicher Körperdimensionen darzustellen.
Unter Nutzung der Software DAZ 3D wurde die Silhouetten-Matrix zur Erfassung von Schlankheit und Muskulosität aus 8 x 8 Männerkörpern auf den beiden orthogonalen Dimensionen Schlankheit und Muskulosität erstellt. An einer Stichprobe aus N = 200 Männern soll die Reliabilität der Matrix ermittelt werden. Des Weiteren soll anhand parallel eingesetzter bereits existierender Silhouettenverfahren und Fragebögen zum Körperbild die konvergente Validität der Matrix erfasst werden.
Eine realitätsnahe und validierte Matrix, die die beiden für das Körperbild zentralen Dimensionen Fett und Muskeln erfasst, ermöglicht eine schnelle und genaue Untersuchung der perzeptuellen Komponente des Körperbildes und Körperidealen. Die Generierung am Computer eröffnet darüber hinaus die Möglichkeit, das Verfahren zu adaptieren (bspw. Hautfarbe etc.), um es kultur- und ethnizitätsübergreifend einzusetzen.
P-39 : Ein Screeningverfahren zur Erfassung der Prämenenstruellen Dysphorischen Störung (PMDS) und des Prämenstruellen Syndroms (PMS)
Dr. Jana Hoyer | Germany
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Autoren:
Lisa Sophie Kant | Germany
Dr. Jana Hoyer | Germany
John Venz | Germany
Prof. Dr. Katja Beesdo-Baum | Germany
Etwa 2% bis 6% aller Frauen sind von der Prämenstruellen Dysphorischen Störung (PMDS) betroffen, das Prämenstruelle Syndrom (PMS) tritt bei 20% bis 50% aller Frauen auf. Beide Krankheitsbilder sind mit physischen und psychischen Belastungen und Einschränkungen für die betroffenen Frauen verbunden und stehen in Zusammenhang mit anderen psychischen, vor allem depressiven Störungen. Für die Diagnostik beider Störungen fehlt es bisher an Screeningverfahren zur ökonomischen Erfassung im Praxisalltag. Im Rahmen der Early Developmental Stages of Psychopathology (EDSP) Studie wurde bei N = 1214 jungen Frauen das Vorliegen aller Kriterien für die PMDS nach DMS-IV erfasst. In einem explorativen Verfahren mit stratifizierter Kreuzvalidierung und Resampling wurde untersucht, inwieweit einzelne Symptome das Vorliegen einer PMS-/PMDS-Diagnose vorhersagen können. Dabei wurden Sensitivität, Spezifität, Kappa sowie Positiver und Negativer Prädiktiver Wert betrachtet. Es wurde untersucht, welche Anzahl von Items für die Vorhersage der Diagnose PMS/PMDS optimal geeignet ist und wie stark die Vorhersagekraft bei ausgewählten Item-Kombinationen ist. Es zeigte sich, dass die Variante, bei der zwei von drei Items bejaht werden müssen, einen guten prädiktiven Wert aufweist. Des Weiteren ergaben sich Unterschiede im prädiktiven Wert der einzelnen Items zwischen verschiedenen Altersgruppen. Basierend auf diesen Ergebnissen wurde ein Screeningfragebogen mit drei Items entwickelt, der bereits in der Behavior and Mind Health Study (BeMIND) angewandt wurde und erste Informationen zur Prävalenz von PMDS und PMS liefert. Die unkomplizierte Anwendbarkeit der Skala macht sie attraktiv für den Einsatz in Studien zur Frauengesundheit und im Praxisalltag.
P-40 : Konstruktion und Validierung eines Fragebogens zur Erfassung von Skin Picking
Julian Vöhringer | Bergische Universität Wuppertal | Germany
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Autoren:
Julian Vöhringer | Bergische Universität Wuppertal | Germany
Dipl.-Psych. Jennifer Schmidt | Bergische Universität Wuppertal | Germany
Prof. Dr. Alexandra Martin | Bergische Universität Wuppertal | Germany
Pathologisches Skin Picking (Dermatillomanie) wurde neu in das DSM-5 aufgenommen. Die Störung zeichnet sich durch ein breites Spektrum an Einflussfaktoren aus, wie physiologische Trigger oder bestimmte Emotionen und zeigt sich bei Betroffenen in unterschiedlichen Ausprägungen. Zur Erfassung von Skin Picking gibt es bislang drei veröffentlichte deutschsprachige Fragebögen, welche Schweregrad und Beeinträchtigungen messen. Diese bilden jedoch vor allem pathologisches Skin Picking ab und beleuchten die komplexe Phänomenologie nicht umfassend.
Für eine differenziertere Erfassung von Skin Picking wurde, in struktureller Anlehnung an einen Food Craving-Fragebogen, ein Instrument (Skin Picking Urge Scale: SPUS) mit zunächst 50 Items konstruiert. Seine psychometrischen Eigenschaften wurden in zwei Stichproben der allgemeinen Bevölkerung überprüft. Die Skalenstruktur wurde mithilfe explorativer (n=636) und konfirmatorischer (n=460) Faktorenanalysen bestimmt. Abschließend wurden Reliabilität und Validität überprüft.
Die Analysen ergaben ein Instrument mit 31 Items und einer 5-faktoriellen Struktur. Konfirmatorische Faktorenanalysen bestätigten die Güte des Modells in weiten Teilen (Robust CFI=.913, Robust RMSEA=.075). Fragebogen und Subskalen weisen hohe Reliabilitäten (alpha≥.90) und gute Konstruktvalidität auf. Im Extremgruppenvergleich zeigt die SPUS zudem eine gute diskriminante Validität für pathologisches Skin Picking.
Insgesamt präsentiert sich die SPUS als reliables und valides Instrument für die Erfassung von Skin Picking und seinen Facetten. Skin Picking variiert in seinen Schweregraden und wird durch heterogene Faktoren (z.B. Emotionen, Automatismen) ausgelöst. Quervergleiche zu einer klinischen Stichprobe sind geplant.
P-41 : Smartphone-basiertes Ambulantes Assessment von Symptomen der Depression: Entwicklung und Validierung der App Moodpath
Sebastian Burchert | Freie Universität Berlin | Germany
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Autoren:
Sebastian Burchert | Freie Universität Berlin | Germany
Leon Eberhard | Germany
Prof. Dr. Christine Knaevelsrud | Germany
Hintergrund
Zunehmend wird das Potential alltagsnaher Verlaufsdatenerhebungen von klinisch bedeutsamen Symptomen diskutiert. Die technischen Voraussetzungen für ein solches Ambulatorisches Assessment sind mit knapp 50 Millionen Smartphone-Nutzern in Deutschland bereits flächendeckend gegeben. Bisherige Screening-Verfahren erfordern retrospektive und aggregierte Angaben der Betroffenen, die anfällig für Verzerrungen durch Gedächtniseffekte oder kognitive Einschränkungen sind. Gemeinsam mit dem Start-up-Unternehmen Mindrise Labs wurde daher eine niedrigschwellige Smartphone-App entwickelt, die ein interaktives Screening von Stimmungsverläufen und Symptomen der Depression ermöglichen soll und hierfür zu 3 Zeitpunkten am Tag je 3 Symptome erhebt.
Methode
Die 14-tägige App-basierte Erhebung wurde zunächst mit Hilfe etablierter Screening-Fragebögen (PHQ-9, BDI-II), in einer klinischen (N = 23) und in einer nicht-klinischen Stichprobe (N = 32), sowie anschließend, in überarbeiteter Version, in einer naturalistischen Stichprobe (N = 200) validiert und evaluiert. Zur Auswertung wurden qualitative und quantitative Nutzerangaben, sowie gewichtete Verlaufsdaten und retrospektiv erhobene Depressionsmaße herangezogen.
Ergebnisse
Die Nutzerakzeptanz war hoch und das Ergebnis der Erhebung wurde hier mehrheitlich als subjektiv valide eingeschätzt. Die gewichteten Verlaufsdaten wiesen im Vergleich mit klassischen Fragebogen-Cut-off-Werten eine höhere Sensitivität und Spezifität auf.
Schlussfolgerungen
App-basierte Erhebungen haben das Potential, sich als eine ökologisch validere Alternative zu den klassischen Screening-Verfahren zu etablieren. Die Ausarbeitung passender Auswertungsalgorithmen ist eine aktuelle Forschungsaufgabe.
P-42 : Subjektiv erlebter Stress in gesunden und klinischen Populationen – Validierung, Eigenschaften und Populationsunterschiede einer Deutschen Version der Perceived Stress Scale
Eva Elisa Schneider | Universität Mainz | Germany
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Autoren:
Eva Elisa Schneider | Universität Mainz | Germany
Sandra Schönfelder | Germany
Mila Wolf | Germany
Prof. Michèle Wessa | Germany
Stress spielt in vielen körperlichen und psychischen Erkrankungen eine wichtige Rolle. Aus diesem Grund ist es von hoher Wichtigkeit, subjektiven Stress adäquat zu erfassen. Hierzu wurde eine deutsche Version der „Perceived Stress Scale“ (PSS; Cohen, Kamarck & Mermelstein, 1983) an zwei großen gesunden Stichproben kreuzvalidiert. Angelehnt an das Transaktionale Stressmodell (Lazarus & Folkman, 1984) erfassen 10 Items die wahrgenommene Hilflosigkeit und Selbstwirksamkeit sowie den insgesamt erlebten Stress im letzten Monat. Mittels Hauptkomponentenanalyse (HKA; N=609) und konfirmatorischer Faktorenanalyse (KFA; N=1248) konnte die postulierte Zweifaktorenstruktur bestätigt werden, die 61% der Varianz aufklärte. Der PSS wies sehr gute Reliabilitäten auf, korrelierte stark negativ mit Wohlbefinden und positiv mit Angst sowie gering mit Impulsivität, was die Validität untermauerte. Im Strukturgleichungsmodell zeigte die KFA einen sehr guten Fit. Ferner wurden mithilfe von hierarchisch genesteten Modellen Messinvarianztestungen durchgeführt, um Antwortunterschiede zwischen Männern und Frauen zu untersuchen. Hierbei ergab sich konfigurale, aber keine metrische und Skalar-Invarianz, wobei Frauen durchweg höhere Gesamtscores als Männer aufwiesen. Somit liegt beiden Gruppen zwar dasselbe latente Faktorenmodell zugrunde, jedoch erreichen Frauen trotz gleichhoher latenter Stressausprägung immer höhere manifeste Scores. Insgesamt können die psychometrischen Eigenschaften des PSS als sehr gut bewertet werden, jedoch existieren Antwortunterschiede zwischen den Geschlechtern, die bei der Interpretation sorgfältig berücksichtigt werden sollten. Weiterführende Untersuchungen an einer klinischen Stichprobe (ca. N=300) laufen derzeit noch.
P-43 : Entwicklung einer deutschen Version der Therapist Beliefs about Exposure Scale (TBES-G)
Svenja Becker | Germany
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Autoren:
Svenja Becker | Germany
Dr. Timo Klan | Germany
Prof. Dr. Michael Witthöft | Germany
Hintergrund: Expositionstherapie zeigte sich als eine wirksame Methode zur Behandlung von Angststörungen, jedoch wird dieses Behandlungsverfahren nicht ausreichend häufig angewendet und die Therapeuten sind oft nicht hinreichend ausgebildet. Negative Überzeugungen können hierfür ein Hinderungsgrund sein.
Patienten und Methoden: Um die Erforschung von diesen negativen Überzeugungen auch im deutschsprachigen Raum zu ermöglichen, wurde die Therapist Beliefs about Exposure Scale ins Deutsche übersetzt (TBES-G) und anhand einer großen Stichprobe (N = 209 bzw. N = 284) von fertigen oder sich noch in der Ausbildung befindenden Verhaltenstherapeuten validiert.
Ergebnisse: Der TBES-G zeigte eine Zwei-Faktoren-Struktur, eine gute interne Konsistenz sowohl für die Gesamtskala (α = .87) als auch für die beiden Subskalen (α = .80), und erste Hinweise auf eine konvergente Validität. Negative Überzeugungen bezüglich Expositionstherapie waren positiv korreliert mit mehr Hinderungsgründen, der Durchführung von therapeutengeleiteter Exposition, aber auch mit der Anzahl der eingesetzten Durchführungsmodalitäten und der Anzahl der Therapiesitzungen mit interozeptiver Exposition (IE).
Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse deuten auf ein reliables und valides Messinstrument hin. In der Zukunft wäre es wichtig sowohl die Stabilität der Skala, als auch die Frage zu erforschen, inwieweit negative Überzeugungen die Durchführung von Expositionstherapie verhindern.
P-44 : Assessing ADHD in children and adults: evaluation of differential contributions of various diagnostic measures using a machine learning approach
Theresa Emser | Philipps-Universität Marburg | Germany
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Autor:
Theresa Emser | Philipps-Universität Marburg | Germany
Background: Diagnostic guidelines recommend the use of a variety of methods for the assessment and diagnosis of ADHD. Using subjective measures always incorporates risks such as informant biases or large differences between the ratings obtained from different sources. The use of objective measures might thus produce valuable information for the diagnosis of ADHD. This study aims at evaluating the differential contributions of various diagnostic assessments (subjective and objective instruments) for ADHD and studying whether a good prediction is possible without the potential confound of subjective scores.
Method: The sample (N = 136) consisted of children (n = 30) and adults (n = 38) diagnosed with ADHD and matched controls that completed self- and observer ratings as well as objective tasks. A popular pattern recognition approach, support vector machines, was used to predict the diagnosis.
Results: For both, adults and children, the prediction of ADHD diagnosis using both subjective and objective measures demonstrated high accuracy (89.5%/86.7%). Using only objective measures, a relatively high accuracy of 79%/78% was achieved.
Discussion: The combined use of subjective and objective measures results in the highest correct prediction rates both for adults and children with ADHD with variables from the subjective measures being the most relevant. Nevertheless, the inclusion of objective measures is still useful, especially with respect to the assessment of hyperactivity as well as when subjective ratings might be of a questionable nature or not available as is often the case for adult observer ratings or when parents are hesitant about the collection of teacher ratings.
P-45 : Entwicklung eines modularen Fragebogens zur Erfassung spezifischer und allgemeiner Internetnutzungserwartungen
S. Sophia Tennie | Philipps-Universität Marburg | Germany
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Autoren:
S. Sophia Tennie | Philipps-Universität Marburg | Germany
Dr. Antonia Barke | Philipps-Universität Marburg | Germany
Die Nutzung des Internets gehört zum Alltag und die meisten Nutzer gehen funktional mit den verfügbaren Online-Angeboten um. Eine Teilgruppe zeigt jedoch einen exzessiven, bzw. pathologischen Gebrauch, bei dem man eine generalisierte und eine spezifische Internetnutzung unterscheidet. Spezifische Risikobereiche sind u.a. die Nutzung sozialer Netzwerke, der Konsum von Internetpornografie sowie das Spielen sogenannter Massive-Multiplayer-Online-Games (MMO). Die Erwartungen, die ein Anwender an die Nutzung bestimmter Internetdienste hat, beeinflussen das Online-Verhalten mit und spielen eine zentrale Rolle in Modellen der Entstehung und Aufrechterhaltung pathologischen Internetgebrauchs. Eine genaue Definition von Internetnutzungserwartungen sowie validierte Messinstrumente zu ihrer standardisierten Erfassung stehen jedoch noch aus. Der modulare Fragebogen zur Erfassung spezifischer und allgemeiner Internetnutzungserwartungen definiert und erfasst Erwartungen an die Nutzung des Internets im Allgemeinen sowie (je nach spezifischer Nutzung) Erwartungen an die Nutzung sozialer Netzwerke, Internetpornografie und MMOs. Zunächst wurde ein Itempool von 150 Items formuliert. Diese umfassten explizite positive und negative Ergebniserwartungen, Selbstwirksamkeits- und Kontrollerwartungen. 10-15 Items je Subskala bildeten den endgültigen Fragebogen. Auf für die drei Anwendungsbereiche spezifischen Online-Plattformen (z.B. Facebook für soziale Netzwerke) wurde eine Stichprobe von N>300 pro Anwendungsbereich rekrutiert. Auf der Basis von Item- und Faktorenanalysen wurde ein vorläufiger Fragebogen entwickelt, der nun an einer unabhängigen Stichprobe validiert werden soll. Die Entwicklung und der endgültige Fragebogen werden vorgestellt.
P-46 : Teststatistische Überprüfung des Body Image Avoidance Questionnaire (BIAQ) an Jugendlichen mit Anorexia und Bulimia Nervosa
Beate Steinfeld | Germany
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Autoren:
Beate Steinfeld | Germany
Dr. Manuel Waldorf | Germany
Dipl.-Psych. Anika Bauer | Germany
Prof. Thomas Huber | Germany
Dipl.-Psych. Karsten Braks | Germany
Prof. Dr. Silja Vocks | Germany
Körperbezogenes Vermeidungsverhalten als behaviorale Manifestation einer Körperbildstörung beschreibt Anstrengungen, der Konfrontation mit dem eigenen Körper aus dem Weg zu gehen. Der Body Image Avoidance Questionnaire (BIAQ) ist ein international anerkannter Fragebogen zur Erhebung des körperbezogenen Vermeidungsverhaltens. Seine deutschsprachige Version wurde bisher nur an einer Erwachsenen-Stichprobe validiert. Daher ist das Ziel der vorliegenden Studie, den BIAQ an Jugendlichen mit Essstörungen psychometrisch zu überprüfen. Insgesamt nahmen N = 127 weibliche Jugendliche, davon n = 57 mit einer Anorexia Nervosa und n = 24 mit einer Bulimia Nervosa sowie n = 46 gesunde weibliche Jugendliche an der Erhebung teil und bearbeiteten den BIAQ sowie weitere Instrumente zur Messung von Körperbild- und Essstörungssymptomatik. Anhand einer konfirmatorischen Faktorenanalyse konnte die Faktorenstruktur, die auch für die englischsprachige Originalversion des BIAQ angenommen wird, bestätigt werden. Sie besteht aus dem Faktor höherer Ordnung „Körperbezogenes Vermeidungsverhalten“ und den vier Subfaktoren „Kleidung“, „Soziale Aktivitäten“, „Gezügeltes Essverhalten“ sowie „Pflegen und Wiegen“. Mit Ausnahme der Skala „Pflegen und Wiegen“ ergeben sich für alle Skalen gute bis sehr gute Werte für interne Konsistenzen, Test-Retest-Reliabilität, differenzielle Validität sowie Konstruktvalidität. Aufgrund ihrer guten psychometrischen Eigenschaften, wird die Anwendung der Skalen „Kleidung“, „Soziale Aktivitäten“ und „Gezügeltes Essverhalten“ bei weiblichen Jugendlichen im Rahmen von Forschung und Praxis empfohlen.
P-47 : Revision der der Präkkupations-Skala von Sakamoto (1998)
Alexandra Wodner | Germany
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Autoren:
Alexandra Wodner | Germany
Elke Jann-Kluge | Germany
Prof. Dr. Konrad Reschke | Universität Leipzig | Germany
Problem: Die Studie hat das Ziel der Revision einer deutschsprachigen Version einer Skala zur Messung von Präokkupation. Präokkupation erscheint als neues klinisches Kriterium zur Diagnostik von Anpassungsstörungen im kommenden ICD 11. Für die klinische Psychodiagnostik des Merkmals sind im deutschsprachigen Raum bisher keine Messverfahren bekannt. Die Forschungen von Sakamoto (1998) und eine kritische Literaturanalyse zum Merkmalsbereich der Präokkupation bilden die Grundlage für die eigene Studie. Methodik: Die englischsprachige Originalskala ins Deutsche hin- und rückübersetzt und anschließend an einer klinischen und einer psychisch unauffälligen Vergleichsstichprobe getestet. Die klinische Gruppe bestand aus n=50 Psychotherapiepatienten mit verschiedenen Störungsbildern (Altersrange 20 bis 45 Jahre) die anfallende Kontroll-Stichprobe psychisch unbehandelter Personen besteht ebenfalls aus n=50 Probanden im gleich Altersspektrum. Es wurden kriterienbezogene Skalen mit erfasst (LKCS, BDI-II, EPS, ADNM und eine Skala zur Erfassung generalisierter Selbstwirksamkeit). Die Ergebnisse wurden mittels Reliability, ANOVA und Diskriminazanlyse analysiert. Ergebnisse: Die Reliabilität der Skala wurde auf dem Niveau der englischsprachigen Orignalskala bestätigt. Die Skalen-Interkorrelationen zeigen eine Interpretierbarkeit in die erwarteten Richtungen. Patienten der Psychotherapie zeigen erhöhte Testwerte in der Skala Präokkuption. Zwischen den Störungsgruppen gab es interpretierbare Differenzen. Schlussfolgerungen: Ergebnisse von Sakamoto zu Anpassungsstörungen und Präokkupation werden bestätigt. Für die Überprüfung der Klassifikationskriterien im ICD 11 existiert damit eine Skala, die für Forschungszwecke geeignet erscheint.
P-48 : The Visibility of Internalizing vs. Externalizing Symptoms in the School Context: The Agreement Rates of Peers‘ and Teachers‘ Perspective to Students‘ Self-Reports
Gabriel Kornwachs | LEAD Graduate School Tübingen | Germany
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Autoren:
Gabriel Kornwachs | LEAD Graduate School Tübingen | Germany
Prof. Dr. Martin Hautzinger | Germany
In diesem Posterbeitrag wird die Übereinstimmung von Lehrern sowie Mitschülern zur Selbstauskunft von Schülern bezüglich deren Depressivität und Aggressivität betrachtet. 177 süddeutsche Acht- und Neuntklässler und 20 ihrer Lehrer nahmen an der Studie teil. Daraus ergaben sich 451 Schüler-Lehrer Dyaden. Die genestete Datenstruktur wurde per gemischtem Regressionsmodell (cross classified) unter Kontrolle der Schüler und Lehrer berücksichtigt. Es zeigte sich, dass die Übereinstimmung der Einschätzung zwischen Lehrern und ihren Schülern besonders bzgl. deren depressiver Symptomatik (B = .10) kontrastiert zur aggressiver Symptomatik (B = .22) niedrig ist. Die Einschätzung der Mitschüler scheint dabei eher mit den Selbstbeurteilungen der Schüler bzgl. deren depressiven Symptomatik übereinzustimmen (B = .18). Während bei den Mitschülern kein Unterschied der Güte zwischen Depressions- und Aggressionsbeurteilung zu finden war, stimmten Lehrer bei ihren Beurteilungen eher mit der Selbsteinschätzung der Schüler bzgl. der Aggression als bzgl. der Depression überein. Des Weiteren wurde angenommen, dass einzelne Indikatoren, die (a) mit Depression zusammenhängen, (b) für die Schule eine hohe Relevanz aufweisen und (c) dort auch sichtbar werden, Lehrern das Erkennen von depressiver Symptomatik im Schulkontext auf indirektem Wege erleichtern könnte, da hierfür von Lehrer kein fundiertes Wissen bzgl. des Themas Depression benötigt wird. Die Ergebnisse zeigen, dass einige dieser Faktoren (z.B. schulische Leistungseinbußen, Motivationsverlust, Interessenlosigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Fehlzeiten, körperliche Beschwerden und fehlende Sympathie für den Schüler) mögliche Indikatoren im Schulkontext für Lehrer darstellen könnten.
P-49 : Eine neue Klassifikation chronischer Schmerzen für ICD-11
Dr. Antonia Barke | Philipps-Universität Marburg | Germany
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Autoren:
Dr. Antonia Barke | Philipps-Universität Marburg | Germany
Prof. Rolf-Detlef Treede | Germany
Prof. Dr. Winfried Rief | Germany
Chronische Schmerzen sind ein schwerwiegendes Gesundheitsproblem, an dem
ca. 20% der weltweiten Bevölkerung leiden und das für 15-20% aller Arztbesuche verantwortlich ist. Trotz ihrer Bedeutung sind chronische Schmerzen in der ICD nicht systematisch repräsentiert. Deshalb schuf die International Association for the Study of Pain (IASP) eine Arbeitsgruppe (Leitung: R.-D. Treede / W. Rief), die in Kooperation mit der World Health Organization (WHO) einen Entwurf für die Klassifikation chronischer Schmerzen zur Aufnahme in die 11. Revision der ICD erarbeitet hat. Ziel war es, auf der Basis des biopsychosozialen Modells eine pragmatische und systematische Klassifikation zu schaffen, die weltweit in Versorgungskontexten von der Primärversorgung bis hin zu tertiären Schmerzzentren geeignet ist. Als chronisch gelten in dem Entwurf Schmerzen, die länger als drei Monate persistieren oder rekurrieren. Es wurden sieben Unterkategorien chronischer Schmerzen definiert: (1) primäre, (2) krebsassoziierte, (3) postoperative/posttraumatische, (4) neuropathische, (5) sekundäre Kopf- und Gesichtsschmerzen, (6) sekundäre viszerale Schmerzen und (7) sekundäre muskuloskeletale Schmerzen. Optionale Codes ermöglichen die Kodierung verschiedener Dimensionen wie Zeitverlauf, Schwere (Intensität, emotionale und funktionelle Beeinträchtigung) und Vorliegen psychosozialer Faktoren. Ein erster Feldtest verlief ermutigend. Auch wenn die Klassifikation nicht perfekt ist, lässt sie verschiedene Verbesserungen erwarten: Chronische Schmerzen werden das erste Mal als eigenständiges Gesundheitsproblem integriert und zuvor nicht vertretene Schmerzsyndrome wie chronische neuropathische Schmerzen und chronische krebsassoziierte Schmerzen aufgenommen.
P-50 : Pilotstudie zur Evaluation der neuen Klassifikation chronischer Schmerzen für die ICD-11
Beatrice Korwisi | Philipps-Universität Marburg | Germany
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Autoren:
Beatrice Korwisi | Philipps-Universität Marburg | Germany
Dr. Antonia Barke | Philipps-Universität Marburg | Germany
Prof. Dr. Winfried Rief | Philipps-Universität Marburg | Germany
Prof. Rolf-Detlef Treede | Universität Heidelberg | Germany
Rund 20% der Bevölkerung haben chronische Schmerzen. In der ICD-10 werden diese nur unzureichend abgebildet. Daher bildete sich innerhalb der International Association for the Study of Pain eine Arbeitsgruppe, die einen Klassifikationsvorschlag chronischer Schmerzen für die ICD-11 erarbeitet hat. Dieser umfasst sieben Kategorien: chronische primäre Schmerzen, chronische krebsbezogene Schmerzen, chronische postoperative und posttraumatische Schmerzen, chronische neuropathische Schmerzen, chronische sekundäre Kopf- und Gesichtsschmerzen, chronische sekundäre viszerale Schmerzen und chronische sekundäre muskuloskeletale Schmerzen. Ziel der Pilotstudie war es, eine erste informelle Evaluation der neuen Klassifikation vorzunehmen.
Es wurden N=567 konsekutive Patienten in vier Ländern durch Schmerzspezialisten mit der neuen Klassifikation diagnostiziert. Die Teilnehmer schätzten ihre subjektive Sicherheit bei der Diagnosevergabe sowie die klinische Nützlichkeit der Diagnosen ein (0 „gar nicht“ – 3 „völlig“). Es wurde analysiert, ob die neue Klassifikation den Großteil der Schmerzsyndrome erfasst und ob die Kategorien sich klar voneinander abgrenzen lassen.
Nur 2.65% der Patienten konnten keiner Kategorie zugeordnet werden. Der Anteil an Doppeldiagnosen war gering (adjustiert 2.65%). Die eingeschätzte klinische Nützlichkeit betrug 2.1 ± 0.97, die subjektive Sicherheit bei der Diagnosevergabe 2.0 ± 0.95.
Chronische Schmerzen können mit der neuen Klassifikation nahezu vollständig erfasst werden. Zudem gibt es keine wesentlichen Überschneidungen der Kategorien. Rückmeldungen der Teilnehmer wurden in Überarbeitungen der Klassifikation sowie bei den Vorbereitungen der für 2017 geplanten internationalen Feldstudie berücksichtigt.
P-51 : Störungsspezifische Diagnostik mit dem Diagnostik-System für Psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter nach ICD-10 und DSM-5 (DISYPS-III): Neue Konzepte und Ergebnisse
PD Dr. Anja Görtz-Dorten | Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters Köln | Germany
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Autoren:
PD Dr. Anja Görtz-Dorten | Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters Köln | Germany
Prof. Dr. Manfred Döpfner | Germany
Das Diagnostik-System (DISYPS) hat sich mittlerweile zum Standard in der Diagnostik psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter entwickelt und nicht nur in der Forschung, sondern vor allem in der Praxis einen sehr großen Anklang gefunden. Mit dem DISYPS-III liegt nun eine umfassende Überarbeitung und Erweiterung des DISYPS-II auf der Basis von ICD-10 und DSM-5 vor. Die Anpassung an das DSM-5 erforderte erhebliche inhaltliche Revisionen der meisten in DISYPS-II publizierten Instrumente, teilweise neue psychometrische Analysen und Neunormierungen. Zusätzlich wurden klinische Normen erstellt, um eine differenzierte normative Beurteilung psychischer Störungen zu ermöglichen.
Da das DISYPS auch zunehmend in der Forschung und Ausbildung zur Anwendung kommt, wurden Interview-Leitfäden neu entwickelt, um neben einer freien klinischen Exploration auch eine strukturierte Exploration und Beurteilung der Diagnosekriterien zu ermöglichen. Dabei wurden die Interview-Leitfäden so gestaltet, dass dem Interviewer jeweils eine Auswahl an Explorationsfragen angeboten wird, die er nutzen kann, um zu einem eigenständigen klinischen Urteil zu gelangen. Damit grenzen sich die Interview-Leitfäden von sehr hoch strukturierten Interviews ab, die als Laien-Interviews auch in epidemiologischen Studien eingesetzt werden und nur einen extrem begrenzten klinischen Beurteilungsspielraum erlauben.
Zudem wurden neue Instrumente für weitere Störungsbereiche (Trauma- und Belastungsbezogene Störungen, Bindungs- und Beziehungsstörungen, Zwangs-Spektrum-Störungen) entwickelt. Andere Instrumente wurden deutlich erweitert (Störungen des Sozialverhaltens, Angststörungen, Autismus-Spektrum- und Soziale Kommunikations-Störungen). Daneben wurden zum Screening psychischer Störungen eine eigene Diagnose-Checkliste mit separatem Interview-Leitfaden sowie ein Fremd- und ein Selbstbeurteilungsbogen entwickelt. Mit diesen Instrumenten können Hinweise für ein breites Spektrum psychischer Störungen in relativ kurzer Zeit erhoben werden, um danach gezielt störungsspezifische Instrumente einzusetzen.
P-52 : Klinisch belastete Personen müssen nicht von präventiven internetbasierten Stressmanagementinterventionen ausgeschlossen werden - Moderatoren der Wirksamkeit aus drei randomisiert kontrollierten Studien
Kiona Weisel | Germany
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Autoren:
Kiona Weisel | Germany
Prof. Dr. Dirk Lehr | Germany
Dr. Elena Heber | Germany
Prof. Dr. Matthias Berking | Germany
Anna-Carlotta Zarski | Germany
Dr. David Daniel Ebert | Germany
Internetbasierte Stressmanagement Interventionen (iSMIs) könnten eine vielversprechende Methode sein, hochbelastete Mitarbeitende zu erreichen, die sich keine Unterstützung durch z.B. psychologische Interventionen suchen würden. Es ist jedoch noch unklar, ob hochbelastete Personen mit Depression oder Angststörungen auch von iSMIs profitieren. Das Ziel der Studie ist die Identifizierung von Moderatoren der Wirksamkeit.
Teilnehmerdaten aus drei randomisiert-kontrollierten Studien (N=791) zur Überprüfung der Wirksamkeit von iSMIs wurden gepoolt, um Moderatoren zu identifizieren und die Effektivität in Subgruppen mit unterschiedlicher Symptomschwere zu vergleichen. Die Outcomes Stress, Depression und Angst wurden zu Baseline, 7-Wochen Postintervention und zum 6-monats Follow-up erhoben. Mit Hilfe von multiplen Moderationsanalysen wurden potentielle Moderatoren getestet in der Vorhersage der Differenz der Outcomes. Durch Simple Slope Analysen wurde die Effektivität in unterschiedlichen Subgruppen verglichen mit niedriger, mittlerer und hoher Symptomausprägung.
Hochgestresste Personen profitierten insgesamt mehr von der Intervention als Personen mit niedrigem Stress, mit höherer Reduzierung von Stress (niedrig: d = .66, hoch: d = 1.27), Depression (niedrig: d = .6, hoch: d = 1.14) und Angst (mittel: .84, hoch: 1.14). Personen mit höherer depressiver Symptombelastung zu Beginn zeigten größere Effekte auf Minderung von Depressionssymptomen (niedrig: d = .79, hoch: d = 1.02) und höhere Angstsymptome sagten höhere Reduzierung von Angstsymptomen vorher (niedrig: d = .76, hoch: d = 1.16).
Hoch belastete und klinisch beeinträchtigte Personen profitieren von der iSMI und sollten von einer Teilnahme nicht ausgeschlossen werden.
P-53 : Therapeutische Beziehung in der Kinder- und Jugendtherapie: Entwicklung und Validierung des YAS
Georg Schaller | Universität Heidelberg | Germany
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Autoren:
Georg Schaller | Universität Heidelberg | Germany
Dr. Eva Vonderlin | Uni Heidelberg | Germany
Andrea Eichner | Universität Heidelberg | Germany
Anna Förter-Barth | Universität Heidelberg | Germany
Dr. Johannes Mander | Universität Heidelberg | Germany
Die therapeutische Beziehung gilt als Kernstück der Psychotherapie über verschiedene Therapieverfahren hinweg. Doch ist sie in der Kinder-Jugendpsychotherapie (KJP) kaum systematisch untersucht. Einer der Gründe dafür ist, dass es noch an psychometrisch validen Instrumenten fehlt. Diese Forschungslücke adressieren wir in unserem Projekt und validieren einen Fragebogen, der empirisch untersuchte Dimensionen der therapeutischen Beziehung integriert. Dabei werden auch bisher vernachlässigte negative Beziehungserfahrungen erfasst. Nun wird der Fragebogen im Längsschnitt untersucht. Dazu werden 150 Kinder- und Jugendliche zwischen 8 und 18 Jahren zu drei Messzeitpunkten im Verlauf von 6 Monaten ambulanter Psychotherapie mit der neu entwickelten „Youth Alliance Scale (YAS)“, zusätzlich mit der etablierten „Therapeutic Alliance Scales for Children (TASC)“ und mit relevanten Fragbögen zur Symptomatik befragt. Bei den Auswertungen werden (a) die Faktorenstruktur und konvergente Validität der YAS überprüft werden, sowie (b) mit Hilfe von Regressionsanalysen Zusammenhänge von Beziehung mit dem Therapieerfolg analysiert. Erste Befunde anhand der aktuellen Stichprobe von 20 Patienten werden präsentiert und diskutiert.
P-54 : Akzeptanz einer appbasierten oder -unterstützenden Psychotherapie: Ergebnisse eines Onlineimaginationsexperimentes in der Allgemeinbevölkerung
Christoph Taube | Universität Osnabrück, Institut für Psychologie | Germany
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Autoren:
Christoph Taube | Universität Osnabrück, Institut für Psychologie | Germany
Junior-Prof. Dr. Andrea Hartmann Firnkorn | Universität Osnabrück, Institut für Psychologie | Germany
Viele Studien zeigen eine niedrige bis mittlere Akzeptanz von Electronic- und Mobile-Health-Anwendungen bei Personen, die diese noch niemals genutzt haben. Das Ziel der vorliegenden Studie ist die Untersuchung des möglichen Zusammenhangs von niedriger Akzeptanz und mangelnder Vorstellungsfähigkeit der Angebote.
Die gesunden Studienteilnehmenden wurden nach einleitender Imaginationsaufgabe (Person mit Depression und Zwangsstörung) einer von vier weiteren Folgeimaginationsaufgaben zu randomisiert: Therapie sofort/keine Therapie-App (n=27), Therapie sofort/Therapie-App unterstützend (n=34), Wartezeit/keine Therapie-App (n=26), Wartezeit/Therapie-App (n=31). Erfasst wurden: Ausmaß der Symptomatik, Qualität der therapeutischen Beziehung, Gefühl des Datenschutzes, psychische/physische Belastung, Vorstellungsfähigkeit und generelle Einstellung zu E-Health-Anwendungen.
Die Szenarien konnten mittelmäßig und eher verschwommen, undeutlich, eintönig und grob imaginiert werden. Es bestehen bis auf die Einschätzung der Belastung in allen abhängigen Maßen Gruppenunterschiede je nach Folgeimagination. Die Face-to-Face-Therapie-Gruppen bewerten appunabhängig das Ausmaß der Symptomatik geringer (p<.001) und die Qualität der therapeutischen Beziehung höher (p<.001, p<.01) als die Wartezeitgruppen. Der Datenschutz wird von der Gruppe Wartezeit/keine Therapie-App höher eingeschätzt als von der Gruppe Wartezeit/Therapie-App (p<.05). Insgesamt ist eine eher neutrale Einstellung zu E-Health-Anwendungen erkennbar.
Die vorliegenden Ergebnisse weisen darauf hin, dass eine niedrige Akzeptanz mit einer mangelnden Vorstellungsfähigkeit besprochener Angebote zusammenhängen könnte und empfehlen eine ausführlichere Aufklärung der Allgemeinbevölkerung.
P-55 : Psychotherapeutische Versorgung von Patienten mit somatoformen Störungen in Deutschland – Erkenntnisse aus dem Sofu-Net
Dr. Meike Shedden-Mora | Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Schön Klinik Hamburg Eilbek | Germany
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Autoren:
Dr. Meike Shedden-Mora | Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Schön Klinik Hamburg Eilbek | Germany
Annabel Herzog | Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Schön Klinik Hamburg Eilbek | Germany
Amina Kuby | Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Schön Klinik Hamburg Eilbek | Germany
Prof. Dr. Bernd Löwe | Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Schön Klinik Hamburg Eilbek | Germany
Hintergrund. Obwohl Leitlinien zur Versorgung von somatoformen Störungen neben einer hausarztzentrierten Versorgung bei schweren Verläufen eine psychotherapeutische Behandlung empfehlen, nehmen nur wenige Patienten diese in Anspruch. Ziel der Studie war die Bestimmung der Dauer der unbehandelten Erkrankung (DUE) sowie die Analyse von Prädiktoren für die Suche nach und Inanspruchnahme von Psychotherapie im 6-Monatsverlauf bei Patienten mit erhöhter somatischer Symptombelastung.
Methode. Im Rahmen des Netzwerks für Somatoforme und Funktionelle Störungen (Sofu-Net) wurden aus zwei Stichproben (n=1645 und 3404) mittels PHQ Hausarztpatienten mit erhöhter somatischer Symptombelastung identifiziert. Zur Bestimmung der DUE wurden 139 Patienten mit der Lebenszeitdiagnose somatoforme Störung retrospekiv befragt. Prädiktoren für Psychotherapiesuche wurden bei 142 Patienten untersucht. Prädiktoren für die Inanspruchnahme von Psychotherapie im 6-Monatsverlauf wurden an 219 Patienten analysiert.
Ergebnisse. Die DUE lag bei 25,2 Jahren. Die Suche nach Psychotherapie war mit einer höheren somatischen Symptombelastung, der Einnahme von Psychopharmaka und häufigeren Hausarztgesprächen über psychosoziale Probleme assoziiert. Im 6-Monatsverlauf sagte eine bestehende Partnerschaft, höhere Depressivität sowie die Einnahme von Psychopharmaka die Inanspruchnahme einer Psychotherapie vorher.
Schlussfolgerungen. Die lange Dauer bis zum Beginn einer adäquaten Behandlung bei somatoformen Störungen zeigt eine substanzielle Versorgungslücke auf. Die Analyse von Prädiktoren für die Suche nach Psychotherapie und der tatsächlichen Behandlung macht deutlich, dass eine selegierte Patientengruppe ihren Weg in Psychotherapie findet.
P-56 : Psychische Komorbidität und polyvalente Konsummuster bei Psychiatriepatienten mit aktuellem Methamphetaminkonsum – Ergebnisse einer Patientenaktenanalyse –
Johannes Bergelt | Germany
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Autoren:
Johannes Bergelt | Germany
Prof. Dr. Stephan Mühlig | TU Chemnitz | Germany
Hintergrund: In Deutschland liegen für den Bereich der stationären Versorgung bisher nur wenige epidemiologische Daten bezüglich Methamphetamin (MA)-bezogener Störungen vor. Wie aus anderen Studien bekannt, ist die Berücksichtigung von psychiatrischen Komorbiditäten und polyvalenten Konsummustern für die Behandlung von Patienten mit MA-bezogenen Störungen bedeutsam. Daher war es das Ziel dieser Arbeit, zur Verbesserung der epidemiologischen Daten beizutragen. Besonders berücksichtigt wurden dabei die Prävalenz psychiatrischer Komorbiditäten und polyvalenter Konsummuster sowie deren Zusammenhang.
Methode: Hierzu wurden im Rahmen einer retrospektiven Datenanalyse die Patientenakten von 71 psychiatrisch behandelten Personen mit MA-bezogener Störung analysiert. Auf Basis der Suchtanamnesedaten konnten bei 25 Patienten Subgruppen mit unterschiedlichem Primärkonsum identifiziert werden. Neben Patienten mit monovalentem MA-Konsum fanden sich solche mit polyvalentem Konsummuster unter Beteiligung von MA, Alkohol und Cannabis.
Ergebnisse/Diskussion: Psychiatrische Komorbiditäten waren in der Gesamtstichprobe in den Störungsgruppen Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen (23.9%), Psychische und Verhaltensstörungen durch psychotrope Substanzen außer MA (14.0%) sowie Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen (12.7%) am häufigsten vertreten. Substanzinduzierte psychotische Störungen (21.1%) wurden ebenfalls häufig diagnostiziert. Der Subgruppenvergleich erbrachte Hinweise auf eine höhere Gesamtbelastung mit psychiatrischen Komorbiditäten bei den Patienten mit primären polyvalenten MA-Konsummustern. Die Ergebnisse bedürfen jedoch einer Absicherung an größeren Stichproben.
P-57 : Crystal Meth und sächsischen Strafgefangenen. Eine epidemiologische Untersuchung von Klientenmerkmalen der externen Suchtberatung der JVA Dresden
Christoph Schwarzbach | TU Chemnitz | Germany
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Autoren:
Christoph Schwarzbach | TU Chemnitz | Germany
Prof. Dr. Stephan Mühlig | TU Chemnitz | Germany
Der Konsum von Crystal Meth hat innerhalb der letzten Jahre in einigen Teilen der Bundesrepublik, insbesondere in Sachsen, stark zugenommen (Piontek, Gomes de Matos, Atzendorf, & Kraus, 2017). Auch in der externen Suchtberatung des Justizvollzugs (Sächsische Landesstelle gegen Suchtgefahren - SLS, 2016) spiegelt sich dieser Trend wider. Dies ist sowohl aus Perspektive der Gesundheitsfürsorge in Haft wie auch vor dem Hintergrund des Resozialisierungsauftrags des Strafvollzugs problematisch. Zugleich ist jedoch der Forschungsstand bezüglich besonderer soziodemographischer und substanzkonsumbezogener Merkmale sowie differenzierter Hilfebedarfe von Crystal-Meth-Konsumenten in Haft als unzureichend zu bezeichnen. Das Ziel der vorliegenden Arbeit besteht darin, die Gruppe von Crystal-Meth-Konsumenten im sächsischen Strafvollzug zu beschreiben. Dazu wurde die Gruppe der im Jahr 2015 im Suchthilfesystem der JVA Dresden befindlichen männlichen Klienten (Nmax = 566) mit einer Substichprobe von Therapieantragstellern der JVA Dresden (N = 92) und einer Stichprobe aus Männern der extramuralen Suchtberatung (Nmax = 271.788) (Brand, Künzel, & Braun, 2016) verglichen. Die Ergebnisse geben Hinweise darauf, dass Crystal-Meth-Konsumenten in der JVA Dresden nur selten verheiratet sind oder sich in festen Beziehungen befinden und kaum einen Migrationshintergrund aufweisen. Im Hinblick auf ihr Konsumverhalten zeigen sich Anhaltspunkte für eine höhere Belastung durch andere komorbide Substanzstörungen und eine geringe Rate an Abstinenzerfolgen zum Ende der Betreuung.
P-58 : Die Spielsperre in deutschen Spielbanken: Spielverhalten von Glücksspielern nach Selbst- und Fremdsperre
Roxana Kotter | Technische Universität Dresden, Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie | Germany
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Autoren:
Roxana Kotter | Technische Universität Dresden, Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie | Germany
Dr. Anja Kräplin | Germany
Prof. Gerhard Bühringer | Germany
In den letzten Jahren gewannen Sperrprogramme für „Problemspieler“ zunehmend an Bedeutung. Spielsperren in Spielbanken sind mit vielen positiven Veränderungen (z.B. Abnahme pathologischen Glücksspielens, Verbesserung psychosozialer Funktionsfähigkeit) assoziiert. Ziel dieser Studie ist, zwei bisher ungeklärte Fragen zu beantworten: 1) Wie ist das Spielverhalten in verschiedenen Spielbereichen nach dem Inkrafttreten einer Sperre charakterisiert und 2) welche Rolle spielt dabei die Freiwilligkeit einer Sperre. In dieser Studie (N = 217) wurden selbst (n = 187) und fremdgesperrte (n = 28) Personen aus 26 deutschen Spielbanken zu ihrem Spielverhalten nach der Sperre und retrospektiv vor der Sperre mit Fragebogen und klinischen Interviews untersucht. Die meisten gesperrten Personen (67%) reduzierten ihr Spielverhalten, 21% beendeten jegliche Spielform. Innerhalb der Personen, die weiter spielten, zeigte sich die deutlichste Reduktion im Bereich des Spielbankenspiels und signifikante Reduktionen in jedem anderen Spielbereich (z.B. Lotto, Wettspiel, illegales Glücksspiel, ps ≤ .01), außer in Spielhallen (p = .86). Selbst und fremdgesperrte Personen unterschieden sich nicht hinsichtlich Abstinenz- und Reduktionsraten, jedoch zeigten solche mit einer Fremdsperre eine erhöhte Spielfrequenz vor der Sperre. Aus diesen Ergebnissen lässt sich ableiten, dass das Sperrprogramm in Spielbanken zwar generell zu reduziertem Spielverhalten führt, jedoch der von der Sperre nicht betroffene Spielhallenbereich keine bedeutsamen Veränderungen zeigt. Die Freiwilligkeit der Sperre spielt möglicherweise nur eine untergeordnete Rolle, da beide Gruppen gleichermaßen von einer Sperre zu profitieren scheinen.
P-59 : Gleiche Chance auf Psychotherapie? Ein Feldexperiment zur Bereitschaft, Patienten mit Schizophrenie zu behandeln
Dr. Inga Frantz | Universität Hamburg | Germany
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Autoren:
Dr. Inga Frantz | Universität Hamburg | Germany
Björn Schlier | Germany
Prof. Dr. Tania Lincoln | Germany
Obwohl gemäß der neuen Behandlungsleitlinien (G-BA 2014) ambulante Psychotherapie bei Schizophrenie uneingeschränkt indiziert ist, befinden sich wenige psychotische Patienten in ambulanter Psychotherapie. Ein möglicher Faktor, der die Inanspruchnahme erschwert, könnte eine höhere Ablehnungsquote dieser Patienten seitens der Therapeuten sein. Daher untersuchten wir in einem Feldexperiment, ob (1) Therapeuten Patienten mit Schizophrenie seltener ein Erstgespräch anbieten und (2) welche Befürchtungen bzgl. der Behandlung bei Therapeuten bestehen.
Sechzig niedergelassene Psychotherapeuten (Schwerpunkt Verhaltenstherapie) wurden von einer vermeintlichen Patientin mit Schizophrenie (Experimentalbedingung, EG) oder Depression (Kontrollbedingung, EG) angerufen. Erfasst wurde, ob die Therapeuten (1) ein Erstgespräch zusagten sowie (2) die voraussichtliche Wartezeit. Zusätzlich wurden erwartete Herausforderungen bei der Behandlung und bestehende Unterstützungsmöglichkeiten erfragt.
In der EG gab es gleich viele Zusagen (60%) zu einem Erstgespräch wie in der KG (53%; χ²(1) = 0,271, p = 0,602). Auch hinsichtlich der Wartezeit gab es keine signifikanten Gruppenunterschiede (EG: M = 1,6 Monate; KG: M = 0,8 Monate; t(18) = 1,628, p = 0,121). Therapeuten, die angaben psychotische Patienten nicht zu behandeln, erwarteten häufiger, „zu wenig rationales Denken“ dieser Patienten und seltener „ausreichend Supervisionsangebote“, als Behandler.
Die geringe Versorgungsquote scheint nicht auf der häufigere Ablehnung eines Erstgesprächs seitens der Therapeuten zu beruhen. Alternative Ursachen könnten strukturelle Probleme im Versorgungssystem und Behandlungsverlauf sowie Patientenvariablen sein. Implikationen für die Praxis werden diskutiert.
P-60 : Einfluss eines Patientensuizides auf den behandelnden Psychotherapeuten - Konzeptualisierung einer Studie in Sachsen
Vera Kaiser | Technische Universität Chemnitz | Germany
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Autoren:
Vera Kaiser | Technische Universität Chemnitz | Germany
Dr. Frederik Haarig | Technische Universität Chemnitz | Germany
Prof. Friedrich Martin Wurst | Germany
Prof. Manfred Wolfersdorf | Germany
Natasha Thon | Germany
Alexandra Rupprecht | Germany
Prof. Stephan Mühlig | Technische Universität Chemnitz | Germany
Hintergrund: Der Suizid eines Patienten beeinflusst den behandelnden Psychotherapeuten sowohl auf persönlicher als auch professioneller Ebene. Neben emotionalen Reaktionen, die denen der Angehörigen sehr ähnlich sind, u.a. Schuld, Trauer, Schock, Scham, Wut (Draper, Kolves, De Leo & Snowdon, 2014; Wurst, Kunz, Skipper, Wolfersdorf, Beine, Vogel, Müller, Petitjean & Thon, 2013), stellen einige Psychotherapeuten ihre berufliche Kompetenz in Frage, halten sich für unzulänglich und zeigen Veränderungen in ihrer Arbeitsweise, speziell im zukünftigen Umgang mit suizidalen Patienten (Henry, Séguin & Droin, 2008).
Methode: Ziel der Pilotierung ist es, den persönlichen wie auch beruflichen Einfluss eines Patientensuizides auf den behandelnden Psychotherapeuten epidemiologisch zu untersuchen und die Auswirkungen möglicher Beeinträchtigungen auf seine Behandlungsqualität zu ermitteln. Zu diesem Zweck sollen sämtliche bei der KVS verfügbare (N=647) niedergelassene Psychotherapeuten online befragt werden. Basierend auf dem bereits mehrmals eingesetzten Fragebogen von Wurst, Müller, Petitjean, Euler, Thon, Wiesbeck & Wolfersdorf (2010) und unter Einsatz der IES-R sowie der Kurzform des PHQ-D, werden neben demografischen Variablen und diversen emotionalen Reaktionen, auch die Beziehungsqualität, Veränderungen in der Behandlungsweise und verwendete Copingstrategien inklusive ihres wahrgenommenen Nutzens zur Bewältigung erfasst. Erstmals sollen auch die Fachkunde (Psychotherapieverfahren), die Einstellung des Psychotherapeuten zu Patientensuiziden und eine Einschätzung des Einflusses dieses Ereignisses auf seine Behandlungsqualität explizit erfragt werden.
Ergebnisse und Diskussion: Zwischenergebnisse sollen zum Kongress vorgestellt werden. Aus den Ergebnissen ließen sich, neben der Identifikation spezieller Risikogruppen, mögliche Ausbildungsinhalte zur Prävention sowie Maßnahmen zur Intervention abzuleiten. Dadurch würden die Resultate einen entscheidenden Beitrag zur Qualitätssicherung im therapeutischen Kontext liefern.
P-61 : Versorgung erwachsener Autisten mit ambulanter Psychotherapie: Eine deutschlandweite Befragung ambulant tätiger PsychotherapeutInnen
Silke Lipinski | Humboldt-Universität zu Berlin | Germany
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Autoren:
Silke Lipinski | Humboldt-Universität zu Berlin | Germany
Dr. Elisabeth S. Blanke | Humboldt-Universität zu Berlin | Germany
Ulrike Sünkel | Eberhard Karls Universität Tübingen | Germany
Isabel Dziobek | Humboldt-Universität zu Berlin | Germany
HINTERGRUND: Vierundsiebzig Prozent der erwachsenen Personen mit einer Autismus-Spektrum-Störung (ASC) wünschen sich Unterstützung durch eine ambulante Psychotherapie (aPT) (Gawronski 2011).
METHODE: Für eine partizipatorisch erstellte Online-Befragung wurden 618 ambulant tätige Psychotherapeuten (PT) rekrutiert. Es wurde erhoben, wie viele PT bereits Klienten mit ASC im Vergleich zu Klienten mit Störungen ähnlicher Prävalenz behandelt haben, wie ambulante PT ihre Kompetenz bezüglich Klienten mit ASC einschätzen, inwieweit Bereitschaft zur Behandlung dieser Klienten vorhanden ist und in welchem Maß Fort- und Weiterbildungsinteresse besteht.
ERGEBNISSE: Von den 618 Befragten gaben 31% an, dass sie bereits Klienten mit ASC behandelt haben. Die Teilnehmer gaben an, in ihrer psychotherapeutischen Ausbildung deutlich weniger über ASC vermittelt bekommen zu haben als zu anderen Störungsbildern. Von jenen PT, die noch nie Klienten mit ASC behandelt haben, nannten 78% als häufigsten Grund für eine Ablehnung ungenügendes Wissen zum Störungsbild. Eine Behandlung von Personen mit ASC konnten sich 73% generell vorstellen und 77% äußerten Interesse an einer Fortbildung zu aPT bei ASC. Weitere Ergebnisse der Studie werden auf der Tagung vorgestellt.
SCHLUSSFOLGERUNGEN: Trotz großer Nachfrage erhalten derzeit sehr wenige Autisten eine aPT. Zu geringes Wissen zu ASC wird als Hauptgrund für Bedenken bezüglich der Durchführung einer aPT mit Autisten genannt. Die Mehrheit der PT äußerte jedoch Interesse an einer Fortbildung und könnte sich nach Fortbildung eine Behandlung von Klienten mit ASC gut vorstellen. Möglichkeiten der Verbesserung der Versorgungssituation von Erwachsenen mit ASC durch Wissensvermittlung werden diskutiert.
P-63 : Fostering socio-emotional competencies in children with autism spectrum disorder: results of a randomized controlled trial using the interactive training app „Zirkus Empathico“
Isabel Dziobek | Germany
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Autoren:
Simone Kirst | Germany
Robert Diehm | Germany
Sabine Wilde | Germany
Prof. Matthias Ziegler | Germany
Prof. Michele Noterdaeme | Germany
Prof. Dr. Luise Poustka | Germany
Isabel Dziobek | Germany
Background/Objectives: This study seeks to evaluate the acceptance and effectiveness of „Zirkus Empathico“, a tutor-guided app fostering socio-emotional competencies in children with ASD in a registered, randomized controlled trial (RCT). „Zirkus Empathico“ includes training modules focusing on i) recognition of own emotions, ii) recognition of other’s emotions from facial emotions and iii) context films, and iv) emotional empathy and prosocial behavior.
Methods: „Zirkus Empathico” (6 weeks with a minimum of 100 min./week) is evaluated versus an active control group using educational apps not focusing on socio-emotional functions at baseline, post training, and 3 months follow-up in children aged 5-10 with high-functioning ASD. N=150 individuals were assessed for eligibility, 82 were randomized to the trial. Parent report Social Responsiveness Scale (SRS) and Griffith Empathy Measure (GEM) ratings serve as primary outcome measures.
Results: Preliminary analyses of 36 trial completers show high acceptance (drop-out rates: 2%). Results from repeated measures ANOVA show significant effects of “Zirkus Empathico” compared to the control intervention on SRS total score, and SRS subscales social motivation, social cognition, and social communication at follow-up as well as on GEM total and subscore affective empathy (all p < .05).
Conclusions: The findings indicate that ”Zirkus Empathico” has high acceptance among children with ASD and leads to improvements in social communication and behavior as well as empathy in affected children. Results of the completed trial as well as moderator analyses for sex, age, ASD symptom severity, and IQ will be reported at the conference.
P-62 : Effects of existential interventions on spiritual well-being, depression and anxiety in adult patients with cancer: systematic review and meta-analysis
Natalie Bauereiß | Universität Ulm, Institut für Psychologie und Pädagogik | Germany
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Autoren:
Natalie Bauereiß | Universität Ulm, Institut für Psychologie und Pädagogik | Germany
Selçuk Erol Özünal | Universität Ulm, Institut für Psychologie und Pädagogik | Germany
Prof. Dr. Harald Baumeister | Universität Ulm, Institut für Psychologie und Pädagogik | Germany
Aims. To be diagnosed with cancer can be deeply unsettling and may raise existential concerns. Existential distress in cancer patients is associated with worsened patient outcomes. The aim of the present systematic review and meta-analysis was to evaluate the effectiveness of existential interventions in adult cancer patients compared to an active or non-active control.
Methods. A systematic literature search was performed in Embase, MEDLINE, CENTRAL, CINAHL, PsycINFO and PSYNDEX. Random-effects meta-analyses were conducted on physical, psychological and spiritual outcomes at different time points. A priori defined moderators were investigated by subgroup analyses and meta-regression. Risk of bias was assessed using the Cochrane Risk of Bias Tool.
Results. Twenty-four studies (3511 participants) were included in the review of which 19 studies provided sufficient data for meta-analyses. Existential interventions showed moderate effects on existential well-being (g = 0.52, k = 11, 95% CI: 0.13 to 0.91, p = 0.009) and hope (g = 0.52, k = 10, 95% CI: 0.12 to 0.93, p = 0.011) at post-treatment. No significant effects were found on spiritual well-being, anxiety, depression, physical well-being, pain, self-efficacy and desire for hastened death. Overall, heterogeneity was substantial. Evidence regarding outcomes in the medium and long term was scarce. Moderator analyses did not yield any significant results.
Conclusions. The present systematic review and meta-analysis provides some evidence that adult patients with cancer across all stages might benefit from existential interventions. Future research should strive towards higher methodological standards, in particular with respect to the standardization of outcome assessments.
P-65 : Kognitiv-Behaviorale Therapie (CBT) und Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) bei Jugendlichen mit Anorexia nervosa – Eine Analyse zu Prädiktoren des Behandlungserfolgs
Dr. Charlotte Jaite | Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters | Germany
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Autoren:
Dr. Charlotte Jaite | Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters | Germany
Dr. Ernst Pfeiffer | Germany
Claudia Thurn | Germany
Prof. Dr. Ulrike Lehmkuhl | Germany
PD Dr. Sibylle Winter | Germany
Prof. Dr. Harriet Salbach | Germany
Einleitung:
Aussagen über die Wirksamkeit psychotherapeutischer Interventionen zur Behandlung der Anorexia nervosa (AN) in der Adoleszenz sind durch eine geringe Anzahl randomisiert-kontrollierter Studien nur eingeschränkt möglich. Darüber hinaus existiert bislang nur wenig Wissen zu Baselineprädiktoren, die den Therapieerfolg positiv bzw. negativ beeinflussen. Ziel der Studie ist daher die Überprüfung von Baselineprädiktoren für einen günstigen bzw. ungünstigen Behandlungsverlauf bei ambulant behandelten Jugendlichen mit AN.
Methodik:
Es nahmen insgesamt 81 adoleszente Patientinnen (MAlter = 16.6, SDAlter = 1.7) mit der Diagnose einer AN nach DSM-IV an der Studie teil. Die Patientinnen erhielten entweder eine 25-wöchige CBT bzw. DBT oder wurden für drei Monate einer WKG zugeordnet. Eine testpsychologische Untersuchung erfolgte als Eingangsdiagnostik (T0), nach Therapieende (T1) und 12 Monate nach Therapieende (T2). Die Testbatterie umfasste das Strukturierte Inventar für Anorektische und Bulimische Essstörungen zur Expertenbeurteilung (SIAB-EX), das Eating Disorder Inventory-2 (EDI-2) und die Symptom-Checkliste-90-R von Derogatis (SCL-90-R). Zu den drei Testzeitpunkten wurden die Körpergröße (m) und das Körpergewicht (kg) der Patientinnen zur Berechnung des Body-Mass-Index (BMI) erfasst. Folgende Baselinevariablen wurden als mögliche Prädiktoren überprüft: Alter, BMI, Erkrankungsdauer, AN-Subtypen, psychiatrische Komorbidtäten, Selbstwert sowie die essstörungsspezifische und allgemeine Psychopathologie.
Ergebnisse:
In diesem Beitrag werden die Ergebnisse zu Baselineprädiktoren für einen günstigen bzw. ungünstigen Behandlungsverlauf bei ambulant behandelten Jugendlichen mit AN dargestellt und diskutiert.
P-66 : Prosoziales Verhalten und psychopathologische Symptome im Vorschulalter: Die Kompetenz-Performanz Frage
Dr. Maria Plötner | Universität Leipzig | Germany
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Autoren:
Dr. Maria Plötner | Universität Leipzig | Germany
Svea Dargatz | Universität Leipzig | Germany
Charlin Kühn | Universität Leipzig | Germany
Prof. Dr. Julian Schmitz | Universität Leipzig | Germany
Kinder weisen bereits im Vorschulalter eine hohe Tendenz auf, sich prosozial gegenüber ihren Mitmenschen zu verhalten, z.B. zu helfen und zu teilen. Forschung aus der klinischen Psychologie zeigt jedoch, dass Kinder sich mit externalisierenden Symptomen meist weniger prosozial verhalten, während Kinder mit internalisierender Symptomatik hingegen teils verringerte, teils übermäßige prosoziale Tendenzen zeigen. Über Ursachen dieser gemischten Befunde wird diskutiert.
Neueste entwicklungspsychologische Forschung weist nun darauf hin, dass Kinder zwar oftmals um prosoziale Prinzipien wissen, diese jedoch nicht immer umsetzen. Da die Verhaltenshemmung bei internalisierenden und externalisierenden Symptomen unterschiedlich ausgeprägt ist, sollte klinisch-psychologische Forschung Kompetenz und Performanz prosozialen Verhaltens unterscheiden.
Die vorliegende Studie untersucht die Kompetenz, d.h. das Wissen, wie man sich verhalten sollte, und die Performanz, d.h. das spontane Verhalten, in einem Puzzlespiel mit 4-5-jährigen Kindern (N=48). In einem experimentellen 2x4 Design spielen die Kinder das Spiel zunächst allein mit einem abwesenden Spielpartner (Performanz-Bedingung) und sollen anschließend einschätzen, wie sich eine Handpuppe im gleichen Spiel verhalten sollte (Kompetenz-Bedingung). Vier Trials erfassen prosoziales, übermäßig-prosoziales, selbstorientiertes und übermäßig-selbstorientiertes Verhalten. Zudem werden externalisierende und internalisierenden Verhaltenstendenzen erhoben (SDQ; Goodman, 1997). Wir erwarten, dass sich eine Kompetenz-Performanz Diskrepanz prosozialen Verhaltens zeigt und diese positiv mit externalisierenden sowie negativ mit internalisierenden Symptomen assoziiert ist.
P-67 : Stepping Stones Triple P und die Berücksichtigung der besonderen Lage der Geschwister von Kindern mit Behinderung
PD Dr. Annett Kuschel | Humboldt-Universität zu Berlin | Germany
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Autoren:
PD Dr. Annett Kuschel | Humboldt-Universität zu Berlin | Germany
Ariane Raichle | Technische Universität Dortmund | Germany
Im Rahmen eines Projektstudiums wurde untersucht, inwiefern die besondere Lage von Geschwistern von Kindern mit Behinderung im Erziehungsprogramm Stepping Stones Triple P Erwähnung findet. Ausgangspunkt sind die Ergebnisse von Hampel et al. (2010a), die die Wirksamkeit des Programms bestätigen, jedoch eine anhaltende Geschwisterbelastung feststellen. Mit Hilfe einer Methodentriangulation (quantitative Befragung, qualitative Inhaltsanalyse, Experteninterviews) wird der Ist-Zustand der Berücksichtigung der Geschwisterthematik erhoben. Die Ergebnisse zeigen, dass Unterstützungsmöglichkeiten für den Umgang mit der Lage der Geschwisterkinder weder in der Trainer-Ausbildung, in den Programmmaterialien noch in den Gruppensitzungen explizit Erwähnung finden. Trotz des Anspruchs des Programms Familien sowie ganzheitlich orientiert zu sein, liegt der Fokus eindeutig auf dem Kind mit Behinderung. Abschließend werden die Ergebnisse reflektiert und Implikationen für die Versorgung diskutiert.
P-68 : Preventing depression in the offspring of parents with depression: A systematic review and meta-analysis of randomised controlled trials
Dr. Belinda Platt | Klinikum der Universität München | Germany
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Autoren:
Johanna Löchner | Germany
Kornelija Laura Starman | Germany
Dr. Katharina Galuschka | Germany
Jeanette Tamm | Germany
Prof. Dr. Gerd Schulte-Körne | Germany
Dr. Julian Rubel | Germany
Dr. Belinda Platt | Klinikum der Universität München | Germany
Background
One major predictor of depression onset is having a depressed parent. The aim of this study was to provide the first systematic review and meta-analysis of preventive interventions for the children of depressed parents.
Methods
We searched five literature databases and included randomised controlled trials which concerned the non-depressed offspring (aged 18 or younger) of a depressed parent, who received a preventive intervention designed to reduce the risk of depression or a comparison condition. Primary and secondary outcome measures were the severity of child depressive symptoms and incidence of childhood depression respectively.
Results
13 publications reporting data from nine trials (n=1446 children) were included and were of relatively high quality. The overall effect of the interventions on depressive symptoms was small but significant [d’=-0.26; 95% CI (-0.38-0.13)]. The interventions had a significant positive effect on onest of depression (risk ratio 0.69 (95% CI 0.29-0.77)). Intervention effects remained in the short-term (up to 10 months post-intervention), but not long-term (12-33 months post-intervention). There were no significant effects of intervention (or control group) type on study outcomes.
Conclusion
Interventions targeting the offspring of depressed parents show promise not only in reducing symptoms of depression but also in preventing the onset of depression, at least in the short-term.
P-69 : Welche Vorläuferfertigkeiten eignen sich für die Vorhersage schwacher Schulleistungen?
Nadine Poltz | Universität Potsdam | Germany
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Autoren:
Nadine Poltz | Universität Potsdam | Germany
Svenja Moraske | Germany
Dr. Anne Wyschkon | Germany
Prof. Michael von Aster | Germany
Prof. Günter Esser | Germany
Vorläuferfertigkeiten spielen beim Schriftsprach- und Rechenerwerb eine entscheidende Rolle. Diese Studie untersucht die Bedeutsamkeit verschiedener Vorläuferfertigkeiten für die Vorhersage schwacher Lese,- Rechtschreib- und Rechenleistungen sowie die Diagnose Umschriebener Lese-Rechtschreib- und Rechenstörungen in der Grundschule. Die Leistungen in den Bereichen Arbeitsgedächtnis, Aufmerksamkeit, Intelligenz, Sprache sowie Phonologische Bewusstheit und Zahlen-Mengenkompetenz wurden in Einzeltestungen an 1873 Kindern (955 Jungen, 918 Mädchen) des vorletzten Kindergartenjahres erhoben. Die Kinder waren im Mittel 63 Monate (SD = 4.6) alt. In der zweiten und dritten Klasse wurden die Lese-, Rechtschreib- und Rechenleistungen sowie die Intelligenz mit standardisierten Tests erfasst. Korrelative Zusammenhänge zu den Schulleistungen sowie diskriminanzanalytische Betrachtungen stellen die besondere Bedeutsamkeit der vorschulischen Zahlen- und Mengenkompetenz und der Phonologischen Bewusstheit für schwache Lese-Rechtschreibleistungen heraus. Für die Vorhersage schwacher Rechenleistungen eigenen sich die Zahlen-Mengenkompetenz sowie die sprachlichen Leistungen. Die Ergebnisse unterstreichen die prognostische Relevanz einer frühzeitigen Diagnostik spezifischer vorschulischer Fertigkeiten.
P-70 : Psychobiologische Schutzfaktoren für eine gesunde Schwangerschaft
Dr. Pearl La Marca-Ghaemmaghami | Switzerland
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Autoren:
Dr. Pearl La Marca-Ghaemmaghami | Switzerland
Prof. Dr. Ulrike Ehlert | Switzerland
Eine Schwangerschaft geht für die werdende Mutter mit zahlreichen biologischen und psychologischen Veränderungen einher, die von ihr eine Anpassungsleistung erfordern und unter ungünstigen Umständen zu einer Zunahme des Stresserlebens führen können. Übermässiger Stress kann den Anpassungsprozess erschweren und als eine weitere Konsequenz den Verlauf der Schwangerschaft, die Entwicklung des Feten und das Wohlergehen von Mutter und Kind nach der Geburt beeinträchtigen. Um schwangere Frauen bei der Bewältigung von Stress wirkungsvoll zu unterstützen, ist es essentiell, Schutzfaktoren für eine gesunde Schwangerschaft zu identifizieren. Es werden Befunde aus verschiedenen Studien berichtet, in denen unterschiedliche psychobiologische Ressourcen bei schwangeren Frauen untersucht und einerseits mit der akuten Stressreaktivität und andererseits mit der fetalen Entwicklung in Zusammenhang gebracht wurden. Beispielsweise scheint eine höhere wahrgenommenen emotionalen Unterstützung der werdenden Mutter mit einer günstigeren Verstoffwechselung von Kortisol in den Speicheldrüsen einherzugehen. Eine höhere Kortisol-Verstoffwechselung, aber auch eine höheres Ausmass an erlebten positiven Alltagsereignissen während der Schwangerschaft scheint mit einem höheren Gewicht des Neugeborenen zusammenzuhängen. Diese Erkenntnisse können als Grundlage für die Entwicklung von Präventions- und Interventionsprogrammen für Frauen dienen, die einem höheren Risiko ausgesetzt sind, während der Schwangerschaft übermässigen Stress zu erfahren.
P-71 : Ist mir egal! Annäherungs-Vermeidungsverhalten bei Kindern mit Störungen des Sozialverhaltens
Laura Derks | LWL Unversitätsklinik Hamm der Ruhr-Universität Bochum; Radboud Universität Nimwegen, Niederlande | Germany
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Autoren:
Laura Derks | LWL Unversitätsklinik Hamm der Ruhr-Universität Bochum; Radboud Universität Nimwegen, Niederlande | Germany
Prof. Dr. Eni Becker | Radboud University Nijmegen, The Netherlands | Germany
Prof. Dr. Mike Rinck | Radboud University Nijmegen, The Netherlands | Germany
Prof. Dr. Tanja Legenbauer | LWL Unversitätsklinik Hamm der Ruhr-Universität Bochum | Germany
In den letzten Jahren hat sich die Untersuchung des Einflusses von Calluous- unemotional (CU-) Traits insbesondere im Bereich der Störungen des Sozialverhaltens (SSV) verstärkt und zur Einführung eines neuen Specifiers im DSM-5 geführt. Unklar ist, wie sich diese Traits auf Verhaltensebene manifestieren und damit zur Aufrechterhaltung der Störung beitragen. Es liegen Hinweise aus Untersuchungen an Erwachsenen vor, dass stark ausgeprägte CU-Traits mit Dysregulationen im Annäherungs- und Vermeidungsverhalten auf emotionale Stimuli zusammenhängen, wobei insbesondere ein Mangel an Vermeidung von interpersönlicher Bedrohung berichtet wird. Die vorliegende Studie untersuchte daher emotionale automatische Annäherungs- und Vermeidungsreaktionen bei Kindern mit SSV und CU-Traits. Untersucht wurden 22 Kinder im Alter von 10 bis 14, welche sich in stationärer Behandlung befanden. Erfasst wurde die Ausprägung der CU-Traits im Eltern- und Selbstbericht. Das automatische Annäherungs- und Vermeidungsverhalten wurde anhand eines approach-avoidance Paradigmas mit emotionalen Gesichtern erfasst. Es zeigte sich, dass nur die von den Eltern eingeschätzte CU-Ausprägung die Annäherungs-Vermeidungstendenzen vorhersagte, wobei sich kein spezifischer Effekt für die Vermeidung von bedrohlichen Gesichtern, sondern eine allgemeine verlangsamte Reaktion auf alle emotionalen Reize (wütend, neutral, fröhlich) fand. Dabei galt: je stärker die Ausprägung der CU-Traits, je langsamer die Reaktionen. Eine verlangsamte Reaktion könnte ein Hinweis auf die fehlende Salienz emotionaler Reize für Anpassungen auf Verhaltensebene sein. Weitere Forschung ist nötig, um die Hintergründe dieser Befunde und ihre Implikation für die klinische Praxis zu verstehen.
P-72 : Was hindert Jugendliche daran eine Psychotherapie aufzunehmen?
Simone Pfeiffer | Universität Koblenz-Landau | Germany
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Autoren:
Simone Pfeiffer | Universität Koblenz-Landau | Germany
Prof. Dr. Tina In-Albon | Germany
Theoretischer Hintergrund: Trotz hoher Prävalenzraten psychischer Erkrankungen im Kin-des- und Jugendalter und damit verbundenem Leidensdruck sowie Beeinträchtigungen im Alltag, liegt die Behandlungsrate bei Betroffenen in dieser Altersgruppe mit ca. 17% im niedrigen Bereich. Ab einem Alter von 14 Jahren können Jugendliche eigenständig eine Psychotherapie aufnehmen und sind somit eine wichtige Zielgruppe zur Senkung von Hemmschwellen zur Aufnahme einer Psychotherapie.
Ziel: Diese Studie untersucht mögliche Hemmschwellen von hilfesuchendem Verhalten sowie Einstellungen zur Aufnahme einer Psychotherapie bei psychischen Schwierigkeiten anhand einer Stichprobe von Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 21 Jahren.
Methode: Auf der Grundlage bisheriger Forschungsergebnisse zum Inanspruchnahmeverhalten von Psychotherapie sowie Daten einer Pilotstudie mit einem offenen Antwortformat, wurde ein Fragebogen zur Erfassung von möglichen Hemmschwellen eines hilfesuchenden Verhaltens konzipiert.
Ergebnisse: Die Gütekriterien und Ergebnisse der Befragung werden vorgestellt. Die Datenerhebung wird im Zeitraum Januar bis März 2017 stattfinden.
P-73 : Mentalisierungs-Basiertes Training für Jugendliche mit Störungen des Sozialverhaltens (MBT-SSV): eine randomisiert-kontrollierte Studie
Thorsten-Christian Gablonski | Universitätsklinikum Heidelberg | Germany
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Autoren:
Thorsten-Christian Gablonski | Universitätsklinikum Heidelberg | Germany
Dr. Jana Volkert | Universitätsklinikum Heidelberg | Germany
Prof. Svenja Taubner | Universitätsklinikum Heidelberg | Germany
Hintergrund: Störungen des Sozialverhaltens (SSV; englisch Conduct Disorder) weisen im Kindes- und Jugendalter eine hohe Prävalenz mit einem ebenfalls hohen Risiko zur Chronifizierung auf. Internationale Studien belegen insbesondere den familienorientierten Interventionen eine erfolgversprechende Wirksamkeit bei der Behandlung von SSV im Kindes- und Jugendalter, wobei die meisten Therapieansätze weniger an den Ursachen der Erkrankung als an einer Behandlung der Symptomatik ansetzen. In der hier präsentierten Studie soll das neue manualisierte Psychotherapieverfahren „Mentalisierungs-Basiertes Training für Jugendliche mit SSV (MBT-SSV)“, untersucht werden. Die MBT-SSV strebt eine gezielte Steigerung der Mentalisierungsfähigkeiten der Jugendlichen und deren Familien an, da niedrige oder fehlende Mentalisierungsfähigkeiten als struktureller Risikofaktor für die Entwicklung und Chronifizierung einer SSV angesehen werden.
Ziel: Das Ziel der Studie ist eine Wirksamkeitsuntersuchung der MBT-SSV im Vergleich zu Treatment As Usual (TAU).
Methoden: In Vorbereitung auf die Studie wurde ein systematisches Review zu den Mentalisierungsfähigkeiten von Jugendlichen mit Störungen des Sozialverhaltens durchgeführt. Die Studie selbst ist eine einfach-verblindete prospektive randomisiert-kontrollierte Studie (RCT) mit einer geplanten Stichprobe von n = 102 Jugendlichen mit SSV im Alter zwischen 12-17 Jahren.
Ergebnisse: Die Ergebnisse des systematischen Reviews sowie erste Einschlussdaten der Studie werden präsentiert.
P-74 : Warum es einem nur so gut geht wie den anderen in der Familie – Interdependenz zwischen der elterlichen Partnerschaft und dem kindlichen Befinden
Junior-Prof. Dr. Martina Zemp | Universität Mannheim | Germany
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Autoren:
Junior-Prof. Dr. Martina Zemp | Universität Mannheim | Germany
Dr. Anne Milek | United States
Prof. Dr. Guy Bodenmann | Germany
In der psychologischen Treatment-Forschung wird häufig vernachlässigt, dass das Befinden und Verhalten von Familienmitgliedern wechselseitig zusammenhängen. Einerseits werden in Wirksamkeitsstudien in der Paarforschung selten kindliche Outcomes mitberücksichtigt und andererseits wurden die Effekte von Interventionen, die bei den kindlichen Verhaltensproblemen ansetzen, auf die elterliche Paarbeziehung bislang wenig untersucht. Die Ziele dieser RCT-Studie waren zu untersuchen, (1) über welche Mechanismen sich ein paarzentriertes Programm (Paarlife) versus ein evidenzbasiertes Erziehungstraining (Triple P) auf die kindlichen Verhaltensprobleme auswirken und (2) ob die Verbesserungen in den kindlichen Verhaltensproblemen wiederum längerfristig die elterliche Partnerschaft beeinflussen. 150 Elternpaare mit mindestens einem Kind wurden randomisiert drei Treatment-Bedingungen zugeteilt: Paarlife, Triple P oder unbehandelte Kontrollgruppe. Zu vier Messzeitpunkten (Prä, Post, 6-Monats Follow-up, 1-Jahres Follow-up) füllten beide Eltern Fragebögen zur ihrer Partnerschaft, zur Erziehung und zu den Verhaltensproblemen ihres Kindes aus. Die Resultate zeigten, dass bei den Müttern die beiden Programme entsprechend den postulierten Wirkmechanismen die kindlichen Verhaltensprobleme reduzieren konnten (Paarlife über erhöhte Partnerschaftsqualität vs. Triple P über verbesserte Erziehung). Bei den Vätern verbesserte das Paarlife die Erziehung, was wiederum positive Effekte auf die kindlichen Verhaltensprobleme hatte. Darüber hinaus war die Verbesserung in den kindlichen Verhaltensproblemen, eingeschätzt durch die Mütter, ein prospektiver Prädiktor für die Partnerschaftsqualität beider Partner ein Jahr nach der Intervention. Die praktischen Implikationen dieser Befunde werden diskutiert. Die Interdependenz zwischen Familienmitgliedern sollte in der Treatment-Forschung mit Familien stärker berücksichtigt werden.
P-75 : Die Veränderung problemaufrechterhaltender Faktoren als Wirkmechanismus für die Veränderung oppositionell-aggressiven Problemverhaltens bei Kindern – Mediatoranalysen in einer randomisierten Kontrollgruppenstudie
Josepha Katzmann | Uniklinik Köln | Germany
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Autoren:
Josepha Katzmann | Uniklinik Köln | Germany
PD Dr. Anja Görtz-Dorten | Uniklinik Köln | Germany
PD Dr. Christopher Hautmann | Uniklinik Köln | Germany
Prof. Dr. Manfred Döpfner | Uniklinik Köln | Germany
Einleitung:
In der Literatur zu oppositionell-aggressiven Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern werden u. a. Störungen der sozial-kognitiven Informationsverarbeitung, der sozialen Fertigkeiten und der sozialen Interaktionen als problemaufrechterhaltende Faktoren beschrieben. Es ist schlüssig, diese Faktoren als mögliche spezifische Veränderungsmechanismen bei der verhaltenstherapeutischen Behandlung dieses Problemverhaltens anzunehmen. In der vorgestellten Studie erfolgte deshalb eine entsprechende Überprüfung möglicher behandlungsspezifischer Mediatoren für die Effekte einer kindzentrierten verhaltenstherapeutischen Behandlung in einer klinischen Stichprobe.
Methode:
Es wurden 91 Kinder mit einer Störung des Sozialverhaltens nach ICD-10 im Alter von 6 bis 12 Jahren untersucht. Es erfolgte eine Randomisierung der Kinder auf eine verhaltenstherapeutische Bedingung im Einzeltherapieformat oder eine ressourcenaktivierende Spielgruppe im Sinne einer aktiven Kontrollgruppe. Es wurden Mediatoranalysen mithilfe von Pfadanalysen durchgeführt.
Ergebnisse:
Es zeigten sich keine signifikanten Mediatoreffekte für die auf Basis der Theorie angenommenen Faktoren in Vorteil für die verhaltenstherapeutische Bedingung. Vielmehr ergaben sich bei der Überprüfung eines weiteren Modells, in dem die Positionen von Mediator- und abhängiger Variablen vertauscht worden waren, Hinweise auf eine umgekehrte Kausalität, nämlich die Verminderung der oppositionell-aggressiven Symptomatik als Mediator für eine Verbesserung der sozial-kognitiven Informationsverarbeitung, der sozialen Fertigkeiten und der sozialen Interaktionen.
Diskussion:
Die Veränderung der oppositionell-aggressiven Symptomatik scheint zeitlich vor der Veränderung der theoretisch angenommenen Wirkmechanismen erfolgt zu sein, so dass davon auszugehen ist, dass andere spezifische Wirkfaktoren zu einer stärkeren Verminderung der kindlichen Symptomatik in der verhaltenstherapeutischen Bedingung im Vergleich zur Kontrollgruppe geführt haben. Es werden mögliche Gründe für diese Ergebnisse diskutiert.
P-76 : Einstellungen zu Social Freezing unter sozio-kultureller Perspektive
Maren Schick
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Autoren:
Maren Schick
Dr. Réka Sexty
Prof. Dr. Beate Ditzen
Dr. Tewes Wischmann
Der Trend zu späten Elternschaft wird durch die Möglichkeit von reproduktionsmedizinische Techniken weiter angetrieben. Social Freezing bezieht sich auf die Entnahme und Einfrierung von Eizellen aus nicht-medizinischen Gründen zur möglichen künstlichen Befruchtung zu einem späteren Zeitpunkt. Die Zusammenhänge zwischen fertilitätsbezogenem Wissen, Einstellungen zu solchen reproduktionsmedizinischen Behandlungen sowie der Einfluss von sozio-kulturellen Hintergründen (‚Milieus‘) sind jedoch bisher kaum erforscht. Es wurde eine quantitative Online-Fragebogenstudie von April bis Juni 2015 mit N=643 Personen durchgeführt. Erfragt wurden fertilitätsspezifisches Wissen und Einstellungen zu Social Freezing, milieuindizierende Items des DELTA-Instituts sowie soziodemographischen Angaben. Es beteiligten sich N=553 Frauen (Ø34.2 Jahre) sowie N=90 Männer (Ø37.8 Jahre) an der Umfrage. Deutliche Unterschiede zeigten sich in der Einstellung zu Social Freezing zwischen Altersgruppen, Bildungsabschluss, Milieus, Fertilitätsproblemen sowie Personen mit Kinderwunsch. Bei den fertilitätsspezifischen Fragen konnten nur 15% die Hälfte der Fragen richtig beantworten. Das geringe Wissen um Chancen und Grenzen zu dem wichtigen Thema des Kinderwunsches deutet auf Informationsdefizite hin, die dringend aufgelöst werden sollten. Die große Anzahl an AkademikerInnen, Personen mit Fertilitätsproblemen sowie die Verteilung der Milieus lassen auf spezifisches Interesse bestimmter Personengruppen an dieser Thematik schließen. Insgesamt deuten die Ergebnisse auf die Notwendigkeit gezielterer Erforschung aller Milieugruppen hin, um zu einem besseren Verständnis der Vorstellungen und Erwartungen im Bereich der Kinderwunschthematik zu gelangen.
P-77 : The mediating role of cognitive and emotional factors for predicting peer relationships
Dr. Hedwig Eisenbarth | University of Southampton | United Kingdom
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Autoren:
Dr. Hedwig Eisenbarth | University of Southampton | United Kingdom
Prof. Dr. Kostas Fanti | Univeristy of Cyprus | Cyprus
Prof. Dr. Julie Hadwin | United Kingdom
Children and juveniles with conduct problems experience problems with their environment, especially also with their peers. Despite callous-unemotional traits being characterized by low empathic concern and low affectivity, the link to peer difficulties has been less consistent than to prosocial behaviour. How do different combinations of conduct problems and callous-unemotional traits thus predict peer difficulties and prosocial behaviour? And which cognitive and emotional aspects might mediate that relationship? We assessed parent and children reported measures of conduct, emotion and cognition in a general population based sample of 337 children (age range: 11 – 14 years, 167 female). Based on latent class analysis using conduct problems (CP) and callous unemotional traits (CU) we classified 4 groups, a low risk group, a CP only group, a CU only group and a group with both high CP and CU. These 4 groups not only differed significantly in cognitive (metacognition, academic resilience, academic efficiency, curiosity, collaboration and achievement) and emotional variables (emotional empathy, personal distress, emotional problems and school anxiety), but also in peer difficulties and prosocial behaviour. Peer difficulties were predicted largely by CP and to a lesser extent by CU, while prosocial behaviour was predicted largely by CU and to a lesser extent by CP. These relationships were significantly mediated by cognitive and emotional factors. These results point to a differential contribution of conduct problems and callous-unemotional traits to difficulties with peers, which might be relevant in terms of delivering more specific and needs-based interventions for those different groups.
P-78 : Eine Frage des Alters? Altersunterschiede in Erfolg und Dauer der kognitiven Verhaltenstherapie
Prof. Dr. Lydia Fehm | Humboldt-Universität zu Berlin | Germany
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Autoren:
Anna Pritzen | Humboldt-Universität zu Berlin | Germany
Prof. Dr. Lydia Fehm | Humboldt-Universität zu Berlin | Germany
Hinsichtlich der Bedeutsamkeit des Patient/-innenalters für therapierelevante Faktoren wie Erfolg und Dauer sind bisherige Befunde unvollständig, zum Teil widersprüchlich und zwischen Studien nur bedingt vergleichbar. Die vorliegende Studie vergleicht basierend auf dem Alters- und störungsspezifischen Rahmenmodell der Psychotherapie (Maercker, 2003) den Erfolg und die Dauer ambulanter KVT zwischen vier Altersgruppen (18-25, 26-40, 41-62, ab 63 Jahre). Dazu wurden 1055 Patient/-innen einer universitären Ausbildungsambulanz in vier Altersgruppen unterteilt und bezüglich Therapieerfolg und -dauer miteinander verglichen. Der Therapieerfolg wurde anhand Mittelwertsveränderungen sowie Reliable Change Indizes (RCI) in den Bereichen Symptombelastung, Funktionsniveau und Depressivität operationalisiert; die Dauer über die Zahl der Sitzungen. Die Mittelwertsvergleiche vor und nach der Behandlung zeigten statistisch signifikante Verbesserungen der Gesamtstichprobe auf allen drei Erfolgsmaßen. Die vier Altersgruppen unterschieden sich entgegen der Erwartung nicht signifikant voneinander, ebenso bezüglich der Sitzungszahlen. Aufgrund der relativen Unterrepräsentanz der Älteren (4.55%) wurden die Daten zusätzlich einem Bootstrapping-Verfahren unterzogen. Dabei zeigten sich signifikante Ergebnisse dahingehend, dass sich die Patient/-innen aus der ältesten Gruppe zum einen weniger stark verbesserten als jüngere Altersgruppen. Zum anderen benötigten die Älteren signifikant weniger Sitzungen als die mittelalten und die jungen Erwachsenen. Da die gefundenen Effekte jedoch sehr klein sind, deutet dies darauf hin, dass das Patient/-innenalter keine zentrale Variable für Erfolg oder Dauer einer Therapie darstellt.
P-79 : Die Mediation von Effekten telefonunterstützter Selbsthilfe für Eltern medikamentös behandelter Kinder mit ADHS über die Veränderung negativen Erziehungsverhaltens
Christina Dose | Uniklinik Köln | Germany
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Autoren:
Christina Dose | Uniklinik Köln | Germany
Josepha Katzmann | Germany
PD Dr. Christopher Hautmann | Germany
Mareike Bürger | Germany
Dr. Stephanie Schürmann | Germany
Dr. Katrin Woitecki | Germany
Prof. Dr. Manfred Döpfner | Germany
Einleitung: Selbsthilfe-Interventionen für Eltern haben sich in der Behandlung externalisierender Verhaltensauffälligkeiten als wirksam erwiesen. Wenig bekannt ist jedoch über die zusätzlichen Effekte von Eltern-Selbsthilfe-Interventionen bei Kindern, die bereits medikamentös behandelt werden. In einer randomisierten Kontrollgruppenstudie wurde daher ein angeleitetes Eltern-Selbsthilfeprogramm (acht Elternratgeber plus 14 telefonische Beratungsgespräche) bei bereits mit Methylphenidat behandelten Schulkindern mit ADHS evaluiert. Zudem wurden Veränderungen im positiven und negativen Erziehungsverhalten als mögliche Mediatoren für Interventionseffekte auf die ADHS- und oppositionelle Symptomatik sowie Funktionsbeeinträchtigungen des Kindes untersucht.
Methode: Teilnehmer waren Eltern von 103 Schulkindern (6 bis 12 Jahre) mit ADHS, die trotz einer medikamentösen Behandlung mit Methylphenidat noch Einschränkungen im psychosozialen Funktionsniveau aufwiesen. Diese wurden randomisiert einer Interventions- oder einer Wartekontrollgruppe zugeteilt. Eltern in der Interventionsgruppe nahmen für ein Jahr an der angeleiteten Selbsthilfe-Intervention teil, während die Wartekontrollgruppe weiter ihre Routineversorgung erhielt (inkl. fortgesetzter Medikation). Funktionseinschränkungen des Kindes (primäre Zielvariable), die ADHS- und oppositionelle Symptomatik des Kindes sowie das Erziehungsverhalten der Eltern wurden im Elternurteil zu Beginn und am Ende des Programms nach 12 Monaten eingeschätzt. Interventionseffekte und Mediationseffekte wurden mittels Strukturgleichungsmodellen untersucht.
Ergebnisse: Per-Protocol-Analysen (n = 74) ergaben signifikante Interventionseffekte auf die Funktionseinschränkungen, die ADHS- und die oppositionelle Symptomatik des Kindes. Der Mediatoreffekt wurde für die Veränderung negativen Erziehungsverhaltens signifikant, nicht jedoch für die Veränderung positiven Erziehungsverhaltens.
Schlussfolgerung: Die Selbsthilfe-Intervention zeigt bei Kindern, deren Eltern das Programm beenden, positive Effekte auf Funktionseinschränkungen, die ADHS- und oppositionelle Symptomatik. Die Interventionseffekte werden zumindest teilweise über Veränderungen im negativen Erziehungsverhalten vermittelt.
P-80 : Überprüfung der Wirksamkeit einer Präventionsmaßnahme psychischer Störungen an Schulen
Dr. Daniela Schwarz | Universität Koblenz-Landau | Germany
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Autoren:
Dr. Daniela Schwarz | Universität Koblenz-Landau | Germany
Taru Tschan | Universität Koblenz-Landau | Germany
Lea Zimmermann | Universität Koblenz-Landau | Germany
Simone Pfeiffer | Universität Koblenz-Landau | Germany
Prof. Dr. Tina In-Albon | Universität Koblenz-Landau | Germany
Obwohl vielfach propagiert und der Nutzen unbestreitbar ist, werden Präventionsprogramme für psychische Störungen selten durchgeführt. Dabei gilt es den hohen Prävalenzzahlen für psychische Störungen entgegen zu wirken. Verschiedene evaluierte Präventionsprogramme zeigten, dass ein bedeutsamer Beitrag zur Vorbeugung psychischer Störungen auch mit Kurzzeit-Programmen geleistet werden kann.
Ziel der Arbeit ist die Wirksamkeit eines schulbasierten universellen Präventionsprogramms zu untersuchen. Es nehmen Schüler und Schülerinnen verschiedener Klassenstufen von der Grundschule bis zur Mittleren Reife teil. Als zentrales Element von Programmen zur Förderung der psychischen Gesundheit steht die Förderung sozial-emotionaler Kompetenzen. Defizite in diesem Bereich gelten als Risikofaktoren für die Entwicklung von psychischen Auffälligkeiten. Durchgeführt wird die Maßnahme durch angeleitete BA-Studierende.
In einem Ein-Gruppen-Prä-Post-Design füllen die Schülerinnen und Schüler vor Beginn des Projekts und am Ende des letzten Termins eine Fragebogenbatterie aus. Die Fragebogenbatterie beinhaltet Fragen zur Erfassung demografischer Variablen, ein Emotionsregulations-Inventar (FEEL- KJ), Fragen zu Stressbewältigungsstrategien (SSKJ 3-8), ein Selbstwirksamkeits-Inventar (SWE) sowie ein Screening Instrument für Verhaltensstärken und Auffälligkeiten (SDQ). Zusätzlich wird die Akzeptanz des Programmes am Ende des Programmes erfasst.
Die Ergebnisse der Akzeptanzerhebung des vorangegangenen Semesters verweisen auf sehr gute Zufriedenheitswerte bei den Schülern, Studierenden und Lehrpersonen. Die Ergebnisse des Präventionsprogrammes werden vorgestellt und bezogen auf verschiedene Altersstufen und Geschlecht diskutiert.
P-81 : Einstellungen gegenüber psychischen Störungen und ihr Einfluss auf die Inanspruchnahme professioneller Behandlung in der Allgemeinbevölkerung
Laura Nohr | Westfälische Wilhelms-Universität Münster | Germany
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Autoren:
Laura Nohr | Westfälische Wilhelms-Universität Münster | Germany
Christina Hanna | Westfälische Wilhelms-Universität Münster | Germany
Prof. Dr. Ulrike Buhlmann | Westfälische Wilhelms-Universität Münster | Germany
Hintergrund: Negative Einstellungen gegenüber psychischen Störungen sowie Betroffenen gehen oft mit negativen Einstellungen gegenüber professioneller Behandlung einher (Clement et al., 2015). Diese wiederum verringern die Bereitschaft, professionelle Behandlung bei Bedarf in Anspruch zu nehmen. Die vorliegende Studie betrachtet den Einfluss von Stigmatisierung psychischer Störungen auf die antizipierte Inanspruchnahme in der Allgemeinbevölkerung.
Methode: Online wurde die implizite Schuldzuweisung bei psychischen Störungen im Vergleich zu somatischen Erkrankungen erfasst (BIAT). Explizite Stigmatisierung wurde in Form von negativen Stereotypen über psychisch erkrankte Personen (BMI) und Einstellungen zum gesellschaftlichen Umgang mit ihnen erfasst (CAMI). Zudem wurden Einstellungen gegenüber der Inanspruchnahme professioneller Hilfe (ATSPPHS-SF), Auswirkungen der Inanspruchnahme auf den Selbstwert (SSOHS) sowie bisherige Inanspruchnahme erfasst (GHSQ).
Ergebnisse: Vorläufige Analysen (N=154) zeigen signifikante implizite Assoziationen (D=0.15) zwischen Schuld und psychischen Störungen. Regressionsanalysen weisen darauf hin, dass explizite Stigmatisierung negativere Einstellungen zur Inanspruchnahme vorhersagt (BMI x SSOSH: t=-3.07**, CAMI x ATSPPHS-SF: t=-2.75**). Implizite Stigmatisierung scheint keinen Einfluss zu haben (D x SSOSH: t=-0.09, D x ATSPPHS-SF: t=-0.57). Die Kovariate „Kontakthäufigkeit mit psychisch erkrankten Personen“ weist in allen Analysen eine signifikante Vorhersagekraft auf.
Schlussfolgerungen: Explizite Stigmatisierung psychischer Störungen scheint eine relevante Barriere zur Inanspruchnahme darzustellen. Aufklärung sowie Kontakt zu Betroffenen könnten helfen, ihren Einfluss zu reduzieren.
P-82 : Hängen (affektive) Ausdrucksweisen mit der Partnerschaftszufriedenheit zusammen?
Eileen Meyn | Technische Universität Braunschweig | Germany
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Autoren:
Eileen Meyn | Technische Universität Braunschweig | Germany
Dr. Joachim Engl | Institut für Forschung und Ausbildung in Kommunikationstherapie e.V. | Germany
Dr. Franz Thurmaier | Institut für Forschung und Ausbildung in Kommunikationstherapie e.V. | Germany
Prof. Dr. Kurt Hahlweg | Technische Universität Braunschweig | Germany
Hintergrund: Eine erhöhte emotionale Erregung, gemessen durch die Sprachgrundfrequenz, von Paaren in Konfliktgesprächen hängt mit der Partnerschaftszufriedenheit zusammen und kann eine Trennung der Paare nach mehreren Jahren voraussagen. Neben den paraverbalen werden zunehmend lexikalische Parameter zur Prädiktion von Partnerschaftsvariablen herangezogen. Es gibt zahlreiche Hinweise auf Zusammenhänge zwischen verwendeter Sprache und der Beziehungsqualität. Besonders häufig untersucht wurden Personalpronomen. Bisher kaum untersucht sind Zusammenhänge zwischen der Häufigkeit affektiver Ausdrücke (z.B. glücklich, traurig) und der Partnerschaftszufriedenheit. Ziel ist, diese Zusammenhänge zu prüfen.
Daten: Die zu untersuchenden Daten stammen aus einer longitudinalen Erhebung zur Evaluation und Effektivitätsprüfung des EPL (Ein Partnerschaftliches Lernprogramm; Job, Engl, Thurmaier & Hahlweg, 2014). Für den Prä-Messzeitpunkt liegen n=71 Transkripte vor. Die 10-minütigen lösungsorientierten Diskussionen, in denen die Paare ein selbstgewähltes, problematisches Thema mittlerer Schwierigkeit besprachen, wurden zu insgesamt fünf Messzeitpunkten erhoben (Prä, Post, FU 1.5, 3, 5 Jahre). Darüber hinaus liegen Daten des 25 Jahres Follow Ups vor.
Methode: Haben die Anzahl der positiv bzw. negativ besetzten Worte in einem Konfliktgespräch einen Zusammenhang mit der Partnerschaftszufriedenheit bzw. einen prädiktivem Wert für die Trennungsrate nach 1.5, 3, 5 oder 25 Jahren?
Diskussion: Die Trainerinterventionen in Paargesprächen stellen beim EPL eine zentrale Rolle dar. Dadurch werden Vorwürfe unterbunden und persönliche und nachvollziehbare Aussagen sowie aufnehmendes Zuhören gefördert.
P-83 : Die Bereitschaft professionelle psychologische Hilfe aufzusuchen – Ein interkultureller Vergleich zwischen chinesischen und deutschen Studierenden
Yan Zhou | Germany
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Autor:
Yan Zhou | Germany
Hintergrund: In China wurde ein psychologisches Versorgungssystem mit psychologischer Beratung sowie Behandlung anhand eines westlichen Modells zügig aufgebaut. Doch wie ist deren Anwendbarkeit in China trotz der kulturellen Unterschiede zu bewerten? Vor allem bei der jüngeren Generation, die neuen Entwicklungen offener gegenüber steht? Anhand dieser Fragestellungen wird die aktuelle Bereitschaft zum Aufsuchen einer professionellen psychologischen Hilfe zwischen den chinesischen und deutschen Studierende verglichen.
Methode: Chinesische Inland-Studenten (N=510) und deutsche Inland-Studenten (N=408) füllten Online-Fragebogen zur Messung der psychischen Belastungen (PHQ-15, GAD, PHQ-9), Einstellung zur professionellen psychologischen Hilfe, Bereitschaft zum Aufsuchen psychologischer Hilfe sowie möglicher Hindernisse aus.
Ergebnisse: Deutsche Studierende sind offener (p<,01), weniger stigmatisierend (p<,01) gegenüber professioneller psychologischer Hilfen, und sind mehr bereit, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen als chinesische Studierende (p<,01). Eher als bei deutschen Studierendenhindern hindern Bedenken wegen hoher Kosten professioneller psychologischer Hilfe (p<,01) sowie der Zweifel am Datenschutz (p<,01) die chinesischen Studierenden, psychologische Fachkräfte aufzusuchen.
Diskussion: Anti-Stigma-Interventionen sowie eine Verbesserung der gesundheitsökonomischen Bedingungen (z. B. die Übernahme der Psychotherapie-Kosten durch Krankenversicherungen, Bekanntmachung des Datenschutzes in der professionellen psychologischen Hilfe) sollten zur Förderung der Bereitschaft zur psychologischen Hilfe von chinesischen Studierenden gefördert werden.
P-157 : Emotionserleben und somatische Beschwerden – der Effekt einer Induktion von Ärger und Traurigkeit auf den körperlichen Symptombericht
Karoline Sophie Sauer | Germany
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Autoren:
Karoline Sophie Sauer | Germany
Prof. Dr. Michael Witthöft | Psychologisches Institut, Johannes Gutenberg-Universität Mainz | Germany
Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Aktuelle Modelle der Wahrnehmung körperlicher Beschwerden gehen davon aus, dass negative emotionale Zustände (z.B. Angst und Traurigkeit) einen zentrale Rolle bei der Symptomwahrnehmung spielen. Eine kausale Wirkung von Ärger auf den körperlichen Symptombericht wurde hingegen noch nicht nachgewiesen. Fragestellung: Führt eine experimentelle Induktion von Ärger und Traurigkeit zu einem verstärkten Bericht körperlicher Beschwerden? Methode: 90 Teilnehmer wurden drei experimentellen Bedingungen zugewiesen. Mit einer autobiografischen Methodik wurden Ärger (n = 30) und Traurigkeit (n = 30) induziert. Eine dritte Gruppe (n = 30) diente als neutrale Kontrollbedingung. Bei allen Probanden wurden vor und nach der Induktion die Emotionswahrnehmung sowie der körperliche Symptombericht erhoben. Ergebnisse: Nach der Induktion von Ärger und Traurigkeit war ein Anstieg der intendierten Emotionen Ärger, p < .001, η2p = .51, und Traurigkeit festzustellen, p < .001, η2p = .44. Lediglich nach der Induktion von Traurigkeit, p < .001, η2p = .36, nicht jedoch nach der Induktion von Ärger (p = .14, η2p = .07), war eine Verstärkung des körperlichen Symptomberichts zu beobachten. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse belegen unterschiedliche Effekte negativer Emotionen (am Beispiel Ärger und Traurigkeit) auf den körperlichen Symptombericht. Implikationen der Befunde für zentrale psychopathologische Phänomene werden diskutiert.