Aktuelle Forschung
Internet- und Medienexposition und der Zusammenhang mit Einstellungen und Verhalten während der COVID-19-Pandemie (2022-2025)
(Kooperation mit Prof. Dr. Jochen Mayerl; gefördert durch das SMWK Sachsen)
Ziel: Untersuchung des Einflusses der Pandemie-Entwicklung auf die individuelle Bildung gesellschaftspolitischer Einstellungen. Es soll hierzu die Rolle klassischer Medien (z.B. Zeitungsartikel) und sozialer Medienplattformen (z.B. Twitter, YouTube) in der Wechselwirkung zwischen dem Verlauf einer globalen Gesundheitskrise (in Form der COVID-19-Pandemie) und individuellen Einstellungen zu Gesundheit und Gesundheitsverhalten, Regierungsleistung, Vertrauen in die Demokratie, Fremdenfeindlichkeit und Umwelteinstellungen untersuchen. Auf theoretischer Ebene besteht ein Hauptziel des Projekts darin, Lücken in der Forschung zur Medienexposition und deren Zusammenhang mit der Einstellungsbildung zu schließen.
Methode: Zu diesem Zweck erheben und harmonisieren wir eine Reihe von verfügbaren sekundären Längsschnittpaneldaten zu gesellschaftspolitischen Einstellungen während der COVID-19-Pandemie in Deutschland. Darüber hinaus sammeln und harmonisieren wir eine Reihe von Querschnittsdaten mit wiederholten Messungen zu gesellschaftspolitischen Einstellungen während der COVID-19-Pandemie. Schließlich verwenden und optimieren wir Web-Scraping-Techniken, um klassische und soziale Mediendaten sowie makroökonomische und pandemische Kontextinformationen zu sammeln.
Einschätzung der Nutzungswahrscheinlichkeit von Schwangerschaftsprogrammen
An der Professur für Soziologie mit dem Schwerpunkt Gesundheitsforschung wird im August/September 2022 (Nacherhebung bis Januar 2023) eine Vignettenstudie zum Thema Einschätzung der Nutzungswahrscheinlichkeit von Schwangerschaftsprogrammen, unter dem Einfluss sozio-demographischer, gesundheitsbezogener Bedingungen sowie struktureller Gestaltungsmerkmale von Gesundheitsprogrammen, durchgeführt. Die Online-Erhebung ist angelehnt an eine Erstbefragung im Sommer 2019 und soll Unterschiede in den Einstellungen schwangerer und nichtschwangerer Frauen vor und während der Corona-Pandemie aufdecken. Die Ergebnisse dienen der Gesundheitsforschung und sollen die Bedürfnisse sowie Bedingungen ermitteln, unter denen schwangere bzw. zukünftig schwangere Frauen Gesundheitsleistungen optimal genießen können.
Ansprechpartnerin: Rebecca Ney
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Befragung zu Einstellungen und Nutzung von Vorsorgeuntersuchungen
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Gesund wohnen in Sachsen
Ziel des aktuellen Projektes ist es, die Wohnraumgesundheit mit Fokus auf Luftverschmutzung, radioaktive Belastung durch Radon und Krankheiten wie Covid-19 zu erforschen. Dabei soll die individuelle Risikowahrnehmung von Umweltbelastungen wie Strahlen, Krankheiten und Viren in der sächsischen Bevölkerung untersucht werden. Dazu wird das allgemeine Wissen ermittelt und die Risikowahrnehmung erfragt. Die Ergebnisse der Studie dienen dazu eine Kommunikationsstrategie zu entwickeln, die zur Verbesserung der Wohnraumgesundheit in Sachsen beiträgt.
Angewendet werden soll hierfür eine selektive Mixed-Mode-Erhebung, in der die Befragten zwischen Onlinefragebogen und Papierfragebogen wählen können, da besonders in der Erzgebirgsregion ein Onlinefragebogen aufgrund der gegebenen Infrastruktur unzureichend ist und mit dem herkömmlichen Papierfragebogen unterstützt werden muss.
Spannungsgeladene Interaktionen und subjektive Gesundheit
Spannungsgeladene Interaktionen sind in der sozialen Netzwerkforschung von besonderer Bedeutung, weil Konflikte die „zentrale erklärende Kategorie für die Analyse der sozialen Veränderungen und des ‚Fortschritts‘“ darstellen (Coser 2009, 1). Dem entsprechend eröffnen sie die Möglichkeit die Erklärungskraft bzw. den Prognosewert der Netzwerkforschung zu steigern. Bis Dato erklärt die Netzwerkforschung nur bestehende Strukturen im Nachhinein bzw. beschreibend. Es fehlt eine prospektive Ausrichtung. Andererseits können innere und äußere Konflikte bzw. Negative Ties die Integration nach Innen verstärken und so zur sozialen Ordnung beitragen (Simmel 1908, 186-225; vgl. auch Coser 2009, Bark 2012). Diese zwei Funktionen verdeutlichen, dass es sich bei spannungsgeladenen Interaktionen um ein Schlüsselelement der sozialen Netzwerkforschung handelt. Ebenso wie in der Forschung zu sozialen Netzwerken werden auch in der Gesundheitsforschung die unterschiedlichen Qualitäten spannungsgeladener Interaktionen nicht in die Analysen einbezogen. Dies zu berücksichtigen, ist Ziel des aktuellen Projektes.
Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten (SoNegu)
Die Professur für Gesundheitssoziologie ist Teil des wissenschaftlichen Netzwerks „Soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheiten“, kurz: SoNegu. Das Projekt wird über den Zeitraum vom 01.01.2016 bis 31.12.2019 von der DFG gefördert und besteht aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Disziplinen (z.B. Soziologie, Psychologie, Public Health) und methodischer Ausrichtung.
Das Netzwerk verfolgt das Ziel die soziologische Netzwerkforschung innerhalb der deutschsprachigen Gesundheitsforschung zu größerer Bekanntheit zu verhelfen, sowie die Netzwerkperspektive für die Erklärung gesundheitlicher Ungleichheit nutzbar zu machen. Hauptergebnis dieser Zusammenarbeit ist eine gemeinsame Buchpublikation zum Thema ‚soziale Netzwerke und gesundheitliche Ungleichheit‘, die den Forschungsstand aufbereitet, Forschungsdesiderate benennt und Perspektiven für die zukünftige Forschung aufzeigt.
Ansprechpartner:
Negative Ties in qualitativen und quantitativen Befragungen
Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen der Universität Rostock und des Thünen-Instituts für ländliche Räume werden die qualitativen und quantitativen Netzwerkdaten des Projektes „Aspekte der Armut in Mecklenburg-Vorpommern“ (2013-2015) erneut ausgewertet. Das Projekt wurde gefördert durch den Bundesverband der Arbeiterwohlfahrt e.V. Die Daten lassen erkennen, dass in im qualitativen Teil und im quantitativen Teil der Studie jeweils andere Beziehungen als ‚negative ties‘ genannt werden. Die Untersuchung verfolgt das Ziel, den auftretenden Unterschieden in der Nennung von negative ties beim qualitativen Interview im Vergleich zum quantitativen Fragebogen nachzugehen und Schlussfolgerungen für die Messung von negative ties abzuleiten.
Ansprechpartner: Philip Adebahr
Online soziale Netzwerke und Gesundheitsverhalten
Die Pflege von online sozialen Netzwerken ist bei vielen Bevölkerungsgruppen beliebt. Im Zeitraum von 2011 bis 2013 ist die Zahl weltweiter monatlicher Facebook-NutzerInnen von 700 auf 1.200 Millionen Personen angestiegen. 70% der deutschen Jugendlichen bis 18 Jahre sind täglich oder wöchentlich in Facebook aktiv. Das Freundschaften strukturierende Netzwerk hat allerdings nicht nur positive Effekte. „Facebook-Nutzung macht neidisch und unzufrieden“ so ein aktuelles Ergebnis einer Studie der Humboldt-Universität und der Technischen Universität Darmstadt.
In Kooperation mit dem Bereich Wirtschaftsinformatik der FAU Erlangen Nürnberg erforschen wir die Zusammenhänge zwischen virtueller Einbindung (Facebooknutzung) und Gesundheitsverhalten (u.a. den Wunsch das Körpergewicht zu reduzieren). Aktuelle Ergebnisse wurden auf dem DGS-Kongress in Bamberg vorgestellt.
Ansprechpartner: Prof. Dr. Peter Kriwy
Die soziale Akzeptanz von ‚FatShaming‘ als Akt der Stigmatisierung von Übergewichtigen
‚FatShaming‘ bezeichnet das öffentliche oder private Kritisieren und Beleidigen von Übergewichtigen mit dem Ziel, dass diese sich für ihr Gewicht und Essverhalten schämen. Dahinter steht die Annahme, dass Scham dazu führt, dass die Übergewichtigen ihre Ernährungs- und Lebensweise umstellen, um Gewicht zu verlieren. Viele wissenschaftliche Studien belegen allerdings, dass vor allem die wahrgenommene Stigmatisierung und Diskriminierung bei Übergewichtigen zu psychischen Belastungen und kritischem Essverhalten führt. Weiterhin haben Personen, die Stigmatisierung aufgrund des Körpergewichts erleben, ein höheres Risiko übergewichtig zu werden oder zu bleiben. Trotz dieser Evidenz trifft ‚FatShaming‘ beispielsweise im Internet und den Medien nach wie vor auf Akzeptanz. So werden übergewichtige Personenhäufig mit negativen Merkmalen assoziiert oder als Zielscheibe für Spott dargestellt. Übergewichtige sind in den Medien zumeist unterrepräsentiert. Im Internet gibt es ganze Communities, die online verschiedene Formen des ‚FatShaming‘ fördern. Aber auch in Bereichen wie Beruf, Gesundheitsversorgung oder Ausbildung werden Übergewichtige systematisch benachteiligt.
Anhand einer Vignettenstudie wird untersucht, ob und von wem die Stigmatisierung von Übergewichtigen, sogenanntes ‚FatShaming‘, toleriert wird.Als abhängige Variable dient dabei die Akzeptanz von ‚FatShaming‘, die mit einer 10-stufigen Skala gemessen wird. Diese erstreckt sich von sehr geringer bis sehr hoher Akzeptanz für die Situation, die in der betreffenden Vignette dargestellt wird. Die Merkmale der Personen, die ‚FatShaming‘ betreiben, und Merkmale der Übergewichtigenwerden zufällig variiert. Den Befragten werden zu den Vignetten Schemenbilder mit Körperformen vorgelegt, um ein einheitliches Verständnis vom Ausmaß derKörperfülle sicherzustellen. Die Daten werden mehrebenenanalytisch ausgewertet. Das ermöglicht die Ergebnisdarstellung für Vignetten- und Befragtenmerkmale. Zusätzlich werden Interaktionen zwischen den Ebenen untersucht. Die Datenerhebung findet im Laufe des Sommersemesters 2016 statt. Aktuelle Ergebnisse wurden auf dem DGS-Kongress in Bamberg vorgestellt.
Ansprechpartner: Philip Adebahr