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Einführung in Betriebssysteme
von Prof. Jürgen Plate |
Was ist ein Betriebssystem
Unter einem Betriebssystem (engl. operating system) versteht man Software, die
zusammen mit dem Hardwareeigenschaften des Computers die Basis zum Betrieb bildet
und insbesondere die Abarbeitung von Programmen steuert und überwacht.
Vereinfacht gesagt, macht das Betriebssystem die Benutzung des Computers erst
möglich. Im folgenden werden Einordnungs- und Bewertungskriterien besprochen.
Einige Definitionen des Betriebssystembegriffes aus der Literatur:
- DIN 44300:
- "Die Programme eines digitalen Rechensystems, die zusammen mit den Eigenschaften dieser Rechenanlage die Basis der möglichen Betriebsarten des digitalen Rechensystems bilden und die insbesondere die Abwicklung von Programmen steuern und überwachen."
- DUDEN Informatik:
- "Zusammenfassende Bezeichnung für alle Programme, die die Ausführung der Benutzerprogramme, die Verteilung der Betriebsmittel auf die einzelnen Benutzerprogramme und die Aufrechterhaltung der Betriebsart steuern und überwachen."
- Wettstein, Architektur von Betriebssystemen:
- "...eine Sammlung von Programmen zu geregelter Verwaltung und Benutzung von Betriebsmitteln verschiedener Art."
- Rembold, Einführung in die Informatik:
- "Der Zweck eines Betriebssystems liegt darin, Fähigkeiten zur Verfügung zu stellen, um eine Rechenanlage möglichst durch mehrere Anwender nutzen zu können. Diese Nutzung soll einfach, zuverlässig und wirtschaftlich sein."
- Coy, Aufbau und Arbeitsweise von Rechenanlagen:
- "Betriebssysteme ermöglichen einen geordneten Ablauf der gestarteten Programme und nutzen dabei die vorhandenen Systemsoftware- und Gerätebetriebsmittel so, daß ein möglichst sparsamer und effizienter Programmdurchsatz erreicht wird."
- Bic / Shaw, Betriebssysteme. Eine moderne Einführung:
- "Betriebssysteme haben zwei Hauptaufgaben: Sie stellen Dienste bereit, die die Aufgaben der Benutzer vereinfachen, und sie verwalten Betriebsmittel um wirkungsvollen Rechnerbetrieb sicherzustellen."
"Aus Benutzersicht erscheint das Betriebssystem als eine virtuelle Maschine mit der Menge ihrer Kommandos als 'Maschinen'-sprache."
1.1 Grundlagen, Systemschnittstelle
Bleiben wir bei DIN 44300. Danach umfaßt ein Betriebssystem:
Die Programme eines digitalen Rechensystems, die zusammen mit den Eigenschaften
dieser Rechenanlage die Basis der möglichen Betriebsarten des Rechensystems
bilden und die insbesondere die Abwicklung von Programmen steuern und überwachen.
Ein Betriebssystem hat folgende grundlegende Aufgaben:
- Verbergen der Komplexität der Maschine vor dem Anwender (Abstraktion),
- Bereitstellen einer Benutzerschnittstelle ("Kommandointerpreter", "Shell")
- Bereitstellen einer normierten Programmierschnittstelle (API),
ggf. auch Compiler, Linker, Editor
- Verwaltung der Ressourcen der Maschine
- Prozessor(en)
- Hauptspeicher
- Hintergrundspeicher (Platte, Band, etc.)
- Geräte (Terminal, Drucker, Plotter, etc.)
- Rechenzeit
- Verfolgung von Schutzstrategien bei dieser Ressourcenbereitstellung
- Koordination von Prozessen
- Abstraktion des Maschinebegriffes nach Coy:
- Reale Maschine = Zentraleinheit + Geräte (Hardware)
- Abstrakte Maschine = Reale Maschine + Betriebssystem
- Benutzermaschine = Abstrakte Maschine + Anwendungsprogramm
Oft vermischen sich die Ebenen. So ist ein Teil des Betriebssystems moderner PCs,
das Basissystem für die Ansteuerung der Hardware (BIOS = Basic Input/Output System)
in einem Festwertspeicher (ROM, EPROM, etc.) fest auf dem Mainboard des PCs eingebaut.
1.2 Klassifizierung von Betriebssystemen
Die erste Computergeneration (ca. 1945-1955) besaß kein Betriebssystem.
- Programmierung direkt (Steckbrett, Lochstreifen, Lochkarte)
- Keine Programmiersprachen
Die zweite Generation (ca. 1955-1965) arbeitete mit Stapelverarbeitung. Ein Auftrag
wird in geschlossener Form, bestehend aus Programm, Daten und Steueranweisungen,
zusammengestellt. Die Resultate erhält der Benutzer erst nach Abschluß
der Bearbeitung zurück (meist als Ausdruck).
Der Ausdruck "Stapelverarbeitung" kommt einfach vom Lochkartenstapel her, den
man eingelesen hat. Typische Eigenschaften sind:
- Batch-Betrieb (Lochkarten)
- Einfache Job-Control-Sprachen
- Programmiersprachen (Assembler, Fortran, etc.)
- Magnetbänder als Zwischenspeicher
Die dritte Generation (ca. 1965-1980) beherrscht Dialogverarbeitung. Der Benutzer
kommuniziert mit dem Computer über Tastatur und Bildschirm, mit deren Hilfe
er Programme starten, verfolgen und beeinflussen kann.
- Multiprogramming = Mehrprogrammbetrieb = Mehrere Programme gleichzeitig im
Speicher quasisimultane, zeitlich verschachtelte Bearbeitung auf der Auftragsebene.
- Hauptspeicheraufteilung für mehrere Programme
- Zeitliche Verschachtelung der Programme
(z.B.: Prog. A wartet auf Ausgabe, Prog. B rechnet)
--> Timesharingbetrieb mit Terminals
- SPOOLING (simultaneous peripheral operation on line)
direktes Speichern von Rechenaufträgen auf der Platte,
"Selbstbedienung" des BS
- MULTICS als UNIX-Vorgänger
- 1969 das erste UNIX
Die vierte Generation (ab ca. 1975) ist ein Dialogsystem, wie wir es heute kennen.
Zunächst erfolgte der Dialog im Textmodus über Tastatur und Textbildschirm.
Später wurden grafische Benutzeroberflächen entwickelt (GEM von Digital
Research, Apple OS auf "Lisa" und "Macintosh", Windows von Microsoft und "X" unter UNIX).
- UNIX und C
- Multitasking als quasisimultane Ausführung weitgehend unabhängiger
Programmabschnitte innerhalb eines Auftrags.
- Personal Computer (CP/M, MS-DOS, etc.)
- Netzwerkbetriebssysteme (Kommunikation mehrerer Computer)
- verteilte Betriebssysteme (mehrere Prozessoren = Multiprocessing) Mehrere
Prozessoren bilden ein Computersystem --> Mehrere Programme werden von verschiedenen
Prozessoren bearbeitet oder ein Programm von mehreren Prozessoren.
Bei bestimmten Betriebssystemen spielt auch die Verarbeitungszeit eine Rolle.
Bei Realzeit-(Echtzeit-)Betriebssystemen für Steuerungs- und Regelungsaufgaben
(sog. Prozeßrechner) spielt die Antwortzeit eine Rolle. Informationen werden
hier zum Teil von elektronischen Meßwandlern (Sensoren) gewonnen. Das Programm
reagiert auf äußere Ereignisse in angemessen kurzer Zeit (Maschinenregelung:
1 - 10 ms, Prozeßregelung: 10 - 100 ms, Prozeßsteuerung: 0,1 - 1 s).
Es wird spezielle Hard- und Software benötigt.
Betriebssysteme lassen sich nach unterschiedlichen Kriterien klassifizieren:
Kassifizierung nach der Betriebsart des Rechnersystems
Stapelverarbeitungs-Betriebssysteme (batch processing)
Frühe Bestriebssysteme erlaubten nur den Stapelbetrieb (Lochkarten, etc.) und auch
heutige Systeme besitzen vielfach die Möglichkeit, Progammabfolgen automatisch zu
bearbeiten (z. B. Batch-Dateien bei DOS, Shell-Scripte bei UNIX, usw.)
Dialogbetrieb-Betriebssysteme (interctive processing, dialog processing)
Der/die Benutzer bedienen den Rechner im Dialog mittels Bildschirm, Tastatur, Maus,
usw.). Die Bedienoberfläche kann textorientiert oder grafisch sein.
Netzwerk-Betriebssysteme (network processing)
Sie erlauben die Einbindung des Computers in ein Computernetz und so die Nutzung von
Ressourcen anderer Computer. Dabei unterscheidet man zwischen Client-Server-Betrieb,
bei dem Arbeitsplatzrechner auf einen Server zugreifen, und Peer-to-Peer-Netzen, bei
denen jeder Rechner sowohl Serverdienste anbietet als auch als Client fungiert.
Realzeit-Betriebssysteme (realtime-processing)
Hier spielt, neben anderen Faktoren, die Verarbeitungszeit eine Rolle (s. oben).
Universelle Betriebssysteme
Diese Betriebssysteme erfüllen mehrere der oben aufgeführten Kriterien.
Klassifizierung nach der Anzahl der gleichzeitig laufenden Programme:
In dieser Klassifikation kommt der Begriff "Task" vor. Alternativ kann der
deutsche Begriff "Prozeß" Verwendung finden. Aus Anwendersicht
kann an dieser Stelle auch der Begriff "Aufgabe"bzw. "Auftrag"
verwendet werden.
- Einzelprogrammbetrieb (singletasking)
Ein einziges Programm läuft jeweils zu einem bestimmten Zeitpunkt. Mehrere
Programme werden nacheinander ausgeführt.
- Mehrprogrammbetrieb (multitasking)
Mehrere Programme werden gleichzeitig (bei mehreren CPUs) oder zeitlich verschachtelt,
also quasi-parallel, bearbeitet.
Klassifizierung nach der Anzahl der gleichzeitig am Computer arbeitenden Benutzer:
- Einzelbenutzerbetrieb (singleuser mode)
Der Computer steht nur einem einzigen Benutzer zur Verfügung.
- Mehrbenutzerbetrieb(multiuser mode)
Mehrere Benutzer teilen sich die Computerleistung, sie sind über Terminals
oder Netzwerkverbindungen mit dem Computer verbunden.
Klassifizierung nach der Anzahl der verwalteten Prozessoren bzw. Rechner:
Es geht jedoch nicht darum, wieviel
Prozessoren allgemein in einem Rechner verwendet werden, sondern wieviele
Universalprozessoren für die Verarbeitung der Daten zur Verfügung
stehen. Was ist damit gemeint? In einem modernen Rechner gibt es zumindest einen
Hauptprozessor (CPU, Central Processing Unit). Ihn bezeichnen wir allgemein als den
Prozessor. Aber auch derr PC enthält unter Umständen weitere, etwas im Verborgenen
wirkende Prozessoren, z. B. den Grafikprozessor, der spezielle Eigenschaften und
auch einen speziellen Befehlssatz besitzt. Auch auf dem Controller für die
SCSI-Schnittstelle sitzt oft ein eigener Prozessor und auch die Ein- und Ausgabe
kann über eigene Prozessoren abgewickelt werden.
Somit ergibt sich folgende Unterscheidung:
- Ein-Prozessor-Betriebssystem
Die meisten Rechner, die auf der von-Neumann-Architektur aufgebaut sind, verfügen über
nur einen Universalprozessor. Aus diesem Grund unterstützen auch die
meisten Betriebssysteme für diesen Anwendungsbereich nur einen Prozessor.
- Mehr-Prozessor-Betriebssystem
Für diese Klassifizierung der Betriebssysteme ist noch keine
Aussage über die Kopplung der einzelnen Prozessoren getroffen
worden. Auch gibt es keinen quantitativen Hinweis über die
Anzahl der Prozessoren, nur, daß es mehr als ein Prozessor ist.
Für die Realisierung der Betriebssysteme für die Mehrprozessorsysteme gibt es zwei
Herangehensweisen:
- Jedem Prozessor wird durch das Betriebssystem eine eigene Aufgabe
zugeteilt. D.h., es können zu jedem Zeitpunkt nur
soviel Aufgaben bearbeitet werden, wie Prozessoren
zur Verfügung stehen. Es entstehen Koordinierungsprobleme,
wenn die Anzahl der Aufgaben nicht gleich der Anzahl
verfügbarer Prozessoren ist.
- Jede Aufgabe kann prinzipiell jedem Prozessor zugeordnet werden, die
Verteilung der Aufgaben zu den Prozessoren ist nicht an die Bedingung gebunden,
daß die Anzahl der Aufgaben gleich der Anzahl Prozessoren ist.
Sind mehr Aufgaben zu bearbeiten, als Prozessoren vorhanden sind, so
bearbeitet ein Prozessor mehrere Ausgaben "quasi-parallel". Sind mehr
Prozessoren als Aufgaben vorhanden, dann bearbeiten mehrere
Prozessoren eine Aufgabe.
Das Betriebssystem kann dabei seinerseits auch auf mehrere Prozessoren
verteilt sein. Man spricht dann von "verteilten Betriebssystemen".
1.3 Architektur des Betriebssystems
Zur logischen Strukturierung wird das Betriebssystem normalerweise in mehrere
Schichten oder Schalen eingeteilt. Die unterste Schale beinhaltet alle hardwareabhängigen
Teile des Betriebssystems, insbesondere auch die Verarbeitung von Interrupts.
Auf diese Weise ist es möglich, das BS leicht an unterschiedliche Rechnerausstattungen
anzupassen. Die nächste Schicht enthält die grundlegenden Ein-/Ausgabe-Dienste
für Plattenspeicher und Peripheriegeräte. Die darauffolgende Schicht behandelt
Kommunikations- und Netzwerkdienste, Dateien und Dateisysteme. Weitere Schichten
können je nach Anforderung folgen. Ein Betriebssystem besitzt also drei oder mehr
logische Schichten.
Jede Schicht bildet eine abstrakte (virtuelle) Maschine, die mit ihren benachbarten
Schichten über wohldefinierte Schnittstellen kommuniziert. Sie kann Funktionen
der nächstniedrigeren Schicht aufrufen und ihrerseits Funktionen für die
nächsthöhere Schicht zur Verfügung stellen. Die Gesamtheit der von
einer Schicht angebotenen Funktionen wird auch als "Dienste" dieser Schicht bezeichnet.
Die Gesamtheit der Vorschriften, die bei der Nutzung der Dienste einzuhalten sind, wird
als "Protokoll" bezeichnet.
Die unterste Schicht setzt immer direkt auf der Rechner-Hardware auf. Sie verwaltet die
realen Betriebsmittel des Rechners und stellt stattdessen virtuelle
Betriebsmittel bereit. Oft wird diese Schicht als "BIOS" (Basic I/O-System)
bezeichnet. Alle weiteren Schichten sind von der Hardware unabhängig.
Durch jede Schicht wird eine zunehmende "Veredelung" der Hardware erreicht (z. B.
wachsende Abstraktion, wachsende Benutzerfreundlichkeit).
Die frühen Computer (Großrechner, "Mittlere Datentechnik") zeichneten sich
dadurch aus, dass Hardware und Betriebssystem vom gleichen Hersteller kamen und optimal
aufeinander abgestimmt waren. Bei den heutigen PCs ist dies nur noch beim Macintosh von
Apple der Fall. Bei Personal Computern auf Basis von Intel-Prozessoren kommen Hardware
und Betriebssystem von unterschiedlichen Herstellern, auch wenn das Betriebssystem
vielfach zusammen mit der Hardware ausgeliefert wird. So hat man die Wahl zwischen
Betriebssystemen von Microsoft (Windows 98/ME, Windows 2000, Windows XP, usw.) oder
freien UNIX-Implementierungen (Free BSD, Linux). Da Zusatz-Steckkarten und
Peripheriegeräte (Drucker, Scanner, usw.) von den verschiedensten Herstellern kommen,
liefern diese auch meist die Betiebssystem-Anpassung in Form von Treibern, die beim Laden
des Betriebssystems ("Bootstrap") mit eingebunden werden.
Durch die Programmierschnittstelle (API, Applications Programmers Interface) der höheren
Schichten wird auch vermieden, daß jeder Programmierer die grundlegenden Routinen
für den Zugriff auf Ein-/Ausgabegeräte und Massenspeicher selbst programmieren
muß. Das BS stellt also eine definierte Programmierschnittstelle zur Verfügung.
Änderungen am BS oder der Hardware wirken sich so nicht auf die Anwenderprogramme
aus, die nach wie vor über die gleichen Betriebssystem-Aufrufe die Dienste
des BS in Anspruch nehmen.
Bei Einzelbenutzer-Singletaskingsystemen können Anwenderprogramme die Schichtenstruktur
durchbrechen und z. B. direkt auf einer bestimmten Hardwarekomponente aufsetzen.
Bei Mehrbenutzer- oder Multitaskingsystemen ist dies nicht möglich, das hier
der Schutz der einzelnen Ressourcen (CPU, Platte, Ein-/Ausgabe, usw.) für jedes
Programm vor Beeinflussung durch andere Programme gewährleistet werden muß.
Hier ist eine streng hierarchische Kommunikation nötig, die nur zwischen zwei
benachbarten Schichten zulässig ist.
Bedenkt man, daß heutige Rechnersysteme sich selbst innerhalb einer Rechnerfamilie
vielfältig in Speicherausstattung, Art und Umfang der angeschlossenen Geräte
unterscheiden, so wird klar, daß die Erstellung monolithischer Programme
für jede mögliche Rechnerkonstellation ein praktisch undurchführbares
Unternehmen ist. Die Lösung dieses Problems heißt hier: Modularisierung.
Programme werden in Module zerlegt, die zueinander über definierte Schnittstellen
in Beziehung stehen. Somit ist es möglich, innerhalb eines Programmes einen Modul
durch einen anderen mit gleicher Schnittstelle zu ersetzen, um das Programm an eine andere
Rechnerkonstellation anzupassen. Die Auswahl und Zusammenstellung der allgemeingültigen
Module wird bestimmt durch die eingesetzte Hardware und die Art der Programme, die
durch diese Module unterstützt werden sollen. Sie ist für viele Programme, die auf
einem Rechner abgearbeitet werden sollen, gleich und unterscheiden sich wiederum
etwas von Rechner zu Rechner.
Oft taucht in Zusammenhang mit Betriebssystemen auch der Begriff "Middleware" auf. Er
bezeichnet zwischen den eigentlichen Anwendungen und der Betriebssystemebene angesiedelte
System- und Netzwerk-Dienste (z.B. Datenbank, Kommunikation, Protokollierung, Sicherheit).
Sie ist als Applikationsschicht eine Dienstleistungsschicht, die anstelle der Betriebssystemschnittstelle verwendet wird. Middleware-Systeme ermöglichen die Verteilung
von Applikationen auf mehrere Rechner im Netzwerk. Die Verteilung ist objektorientiert:
Server exportieren ihre Dienste als Klassenschnittstellen, Clients benutzen entfernten Methodenaufruf zum Zugriff auf die Dienste. Die Bindung kann statisch oder dynamisch
erfolgen.
1.4 Warum Multitasking mehr Rechnerleistung bringt
Man möchte annehmen, daß bei mehreren quasiparallel laufenden Programmen
die reale Laufzeit für jedes einzelne Programm länger ist als wenn nur ein
Programm auf dem Rechner laufen würde. Nehmen wir der Einfachheit halber an, daß
jeder Prozeß dieselbe Laufzeit zugeteilt bekommt und auch jeder regelmäßig
an die Reihe kommt.
Wenn man dieses Bild betrachtet, dauert freilich jedes Programm länger, denn die
Zeit wird ja zwischen den Programmen geteilt. In der Praxis ist es jedoch so, daß
Programme oftmals auf äußere Ereignisse warten müssen, z. B. bis eine
Tasteneingabe getätigt wurde oder bis Daten von der Platte in den Speicher
transportiert wurden. Wie Sie später sehen werden,
kann ein Programm, das auf ein externes Ereignis wartet, in einen Wartezustand versetzt
werden und inzwischen können andere Programme weiterarbeiten. Bei einem
Multitasking-Betriebssystem kann der Rechner Datenbanken indizieren, Dokumente drucken,
E-Mail absenden, usw. während Sie über den nächsten Zug gegen das
Schachprogramm nachdenken.
Copyright © FH München, FB 04, Prof. Jürgen Plate