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Interreg-Projekt: Kulturelles Erbe des Vogt- und Egerlandes
Niederadel in der Vormoderne / Nízká šlechta v předmoderní době
Interreg-Projekt: Kulturelles Erbe des Vogt- und Egerlandes 

Niederadel im 14. bis 17. Jahrhundert / Nízká šlechta v předmoderní době

 

Projekt 1: ‚Kleine Aufsteiger’ – sozioökonomische und militärische Strategien niederadeliger Familien im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit (14.-17. Jh.) im Vogtland und angrenzenden Regionen[1] – Bearbeiter: Odin A. Haller

 

Gliederung

I.          Einleitung

II.         Inhaltliche Ausführung

III.        Ziel und Produkte

IV.        Bibliographie

 

I. Einleitung

Der Niederadel im Spätmittelalter hat im Vogtland auf zahlreichen Burgen gesessen, die heute ihrerseits Museen beherbergen oder zumindest touristische Anziehungspunkte darstellen. Ziel des Projektes ist es daher, die Lebenswelten einiger dieser Adelsgeschlechter wissenschaftlich aufzubereiten und touristisch zugänglich zu machen (durch Ausstellungen/durch digitale Visualisierung). Das Spätmittelalter gilt eigentlich klassisch als eine Epoche des Adelssterbens.[2] Dieses Phänomen bezieht sich jedoch explizit nur auf den Hochadel, während niederadelige Geschlechter oftmals sogar gestärkt aus der Epoche hervorgingen, da sie sich den Herausforderungen ihrer Zeit (z.B. studierten Adelige verstärkt neben Bürgerlichen) auf lokaler Ebene gut stellten. Diese Transformationsprozesse können anhand der Adelsgeschlechter im Vogtland und in angrenzenden Regionen mit innovativen Methoden gut untersucht und anschließend populärwissenschaftlich dargestellt werden (geplante Produkte: zwei Bildbände, zwei Ausstellungen, Interviews, Podcasts, Tagungen). Das Projekt korrespondiert dabei chronologisch mit dem Teilprojekt 2 zum Adel im Vogtland in der Moderne (18.-20. Jh.) – beide Projekte ergänzen sich inhaltlich sinnvoll. Auch in der Moderne musste sich der Adel verstärkt Transformationsprozessen und Modernisierungsschüben stellen (Stichwort: Industrialisierung). Durch die Veranschaulichung von adeligen Schicksalen im Vogtland sowohl in der Vormoderne als auch in der Moderne wird Touristen und Kulturinteressierten eine interessante, wissenschaftlich fundierte Zusammenschau geboten.

 

II. Inhaltliche Ausführung

Eine größere Anzahl von niederadeligen Geschlechter des Vogtlandes sollen anhand der nachweisbaren Quellenbelege für das 14.-17. Jahrhundert im Rahmen des Projekts bearbeitet werden.[3] Zu nennen wären Geschlechter wie z.B. die von Berg, von Bünau,[4] von Dobeneck, von Falkenstein, Feilitzsch, von der Grün, von der Heide, Machwitz, Metzsch, von Obernitz, von Plauen, von Posseck, Raben von Schloditz, Rabensteiner, Raschau, Röder, von Reitzenstein, die Sack, Seidewitz, von Sparnberg, von Stein, von Tettau, Tossen zu Erlbach von Wildenstein, von Wolffersdorf, von Zedtwitz.[5] Welche Strategien wählten diese Geschlechter, um sich den großen historischen Transformationen und sozialen Umbrüchen ihrer Zeit anzupassen? Hierbei müssen Aspekte aus den sozialen, ökonomischen und militärischen Bereichen bedacht werden. Für das 15./16. Jh. lassen sich stellvertretend die wachsende ständische Teilhabe an der Herrschaft (in Sachsen/Thüringen: Schriftsässigkeit – besonders stark im Vogtland), die zahlreichen Ritterbündnisse, die fortschreitende Entwicklung von Städten und des Geldwesens, das Söldnerwesen sowie die facettenreiche Migrationsbewegungen innerhalb Europas (inklusive der adeligen Geschlechter) nennen.

Interessant hierbei ist, dass der Niederadel – im Gegensatz zum Hochadel[6] – als Forschungsgegenstand noch relativ jung ist.[7] Eigentlich ist das angesichts der zahlenmäßigen Proportionen zwischen Hochadel und Niederadel fast verwunderlich: Für den Beginn des Spätmittelalters (ca. 1250) wurden ca. 120 reichsunmittelbare Fürsten festgestellt, die meisten davon waren hochrangige Geistliche wie Erzbischöfe, Bischöfe oder Äbte. Diese Zahl blieb bis Anfang der Frühen Neuzeit relativ stabil. Auf der darunterliegenden Ebene folgten regionale Grafen- und Edelherrengeschlechter (also der nicht-fürstliche Hochadel) – Berechnungen für einzelne Regionen (z.B. für Franken) zeigen, dass die absolute Zahl dieser Familien für die jeweilige Region meist im einstelligen Bereich blieb.[8] Man geht für das Heilige Römische Reich insgesamt davon aus, dass ca. 2-3 % der spätmittelalterlichen Bevölkerung dem Adel angehörten. Setzt man die Gesamtbevölkerung für das Spätmittelalter im Reich bei neun Millionen Menschen an,[9] kommt man auf immerhin ca. 200.000 Personen, die irgendwie als adelig anzusehen sind – sie mussten also fast alle dem Niederadel entstammen. Diese Familien übten auf lokaler Ebene erheblichen Einfluss aus – die wissenschaftlich-vergleichende Fokussierung auf ihre Lebenswelten erscheint daher sehr lohnend. Wir haben in der deutschen Forschung jedoch noch nicht einmal eine eindeutige Bezeichnung für diese Schicht, das ist bislang ein Desiderat:[10] Mal spricht man von Niederadel, mal vom lokalen Adel, [11] mal von regionalem Adel, mal von kleinen Herrschaftsträgern, [12] mal von freien Geschlechtern (im Unterschied zur Ministerialität), mal vom Ritteradel.[13]

Dabei handelt es sich beim Niederadel (alle zuvor genannten Termini zusammengedacht) im Spätmittelalter um ehemals unfreie Dienst- und Ministerialengeschlechter oder kleine freie Kriegergeschlechter mit überschaubarer Gütergröße, die teils auf (häufig heute noch gut erhaltenen) Burgen saßen, oft aber auch direkt in den Dörfern auf fast bäuerlichem Niveau lebten und sich öfters im Spätmittelalter durch Heiratsstrategien mit dem Bürgertum oder den großbäuerlichen Schichten mischten – hier ist eine hohe soziale Mobilität zu erkennen. Insbesondere in den letzten Jahren wurde in verschiedenen Regionen festgestellt, dass die Fluktuation zwischen den bäuerlich-(unfreien) Schichten und dem Niederadel größer war als bisher von der Forschung angenommen.[14] Eine Ursache dafür ist, dass ein adeliges Bewusstsein in den unteren Reihen sich erst explizit im 15. Jh. ausbildete – über genossenschaftliche Adelsgesellschaften oder Bruderschaften, herrschaftliche Adelsorden, Turniere, Lehenshöfe, nicht zuletzt die Option, Reichsritter zu werden. Wer zuvor schon ‚irgendwie‘ zum Adel gezählt wurde, ist meist von seiner Umgebung auch so behandelt worden – eine Frage der Gewohnheit und Selbst-/Fremdwahrnehmung also, durch simple Einbeziehung konnte man quasi ‚nobilitiert‘ werden. Diese Phase im 14./frühen 15. Jh. scheint sehr viel offener gewesen zu sein, als es von der früheren Forschung angenommen wurde. Um nur ein Beispiel zu geben: Die sogenannten Vier-Lande-Turniere in Süddeutschland verbanden ‚Kämpfer‘ aus Franken, Bayern, Schwaben und dem Rheinland; besonders die Phase 1479-1487 war von Bedeutung (neun Turniere wurden abgehalten). Diese Turniere wurden ganz klar vom Niederadel selbst organisiert – auch, um sich bewusst vom reichen Bürgertum zu unterscheiden. Hier trafen überregionale ‚Ritter‘ aufeinander, die zuvor wenig voneinander wussten, hier verlangte man einen Nachweis der ‚Turnierfähigkeit‘ (über die Abstammung), um sich elitär abzuheben.

Wie können wir vor diesem Hintergrund Niederadel in früheren Jahrhunderten des Spätmittelalters überhaupt (u.a. im Vogtland) fassen? In einem wichtigen Artikel von 1977 hat Josef Fleckenstein von den viri militares, den Ritterbürtigen (im Gegensatz zu den milites), als dem Niederadel gesprochen. Jene setzten sich im Laufe der Jahrhunderte immer mehr von den ministeriales ab. Diese Entwicklung kulminierte dann in der landständischen Verfassung, in der der niedere Adel seit ca. 1400 durchweg mit der Bezeichnung »Ritter und edle Knechte« anzutreffen ist.

Derartige rechtliche Aspekte, welche vorwiegend die ältere Forschung erfasst hatte, stellen lediglich ein Bereich in der Entwicklung des Niederadels dar. Die sozio-ökonomischen Bedingungen sind nicht minder wichtig. Lange Zeit wurde ein Niedergang des Niederadels im Spätmittelalter postuliert, der durch die »Agrarkrise« (Wilhelm Abel) – ausgelöst durch mehrere Missernten/Hungerphasen in den 1310er/20er Jahren und v.a. durch den Schwarzen Tod – zum angeblichen Abstieg der lokalen Adeligen beigetragen haben soll.[15] Seit einigen Jahren wird die »Krisenthese« Abels als allzu monokausale Erklärung für derart viele spätmittelalterliche Phänomene vermehrt abgelehnt. Wir können bezüglich des Niederadels sozialgeschichtlich zwar feststellen, dass die Grundrenten und Einnahmen von den Ländereien tatsächlich sanken und es – so z.B. in Mitteldeutschland oder in der Mark Brandenburg – viele wüste Güter gab. Allerdings hat neuere Forschung aufzeigen können, dass der Niederadel auf diese Einbußen mit guten Kompensationsstrategien reagierten: So lässt sich eine ökonomische Betätigung dieser Adelsgruppen und/oder eine Beteiligung am Söldnerwesen zur Generierung anderer Geldquellen gut nachweisen.[16] Bei den Beziehungen der lokalen Adeligen zu ihren Landesherren wurden mitunter auch neue Wege gegangen:[17] Viele Niederadelige traten künftig als Gläubiger (also als Geldverleiher) ebenso wie auch als wichtige Amtsträger und Räte ihrer Landesherren[18] auf.

Ähnlich muss man es für den militärische Aspekt sehen: Wenn der deutsche Militärhistoriker Volker Schmidtchen in den 1990er Jahren noch Thesen der älteren Militärgeschichte unterstrichen hat, wie die »Rückkehr des Fußvolks«, den »Aufstieg der Landsknechte« und, infolge, eine »Entfunktionalisierung des Adels« (die in Heeren ja normalerweise als gepanzerte Reiter dienten),[19] so zeigen neuere Studien deutlich, dass genau diese Reiterkrieger weiterhin im Spätmittelalter aufgrund ihrer Erfahrung und ihrer Durchschlagskraft zentral und wichtig blieben. Philipp Contamine, einer der anerkanntesten Militärhistoriker für das Hoch- und Spätmittelalter weltweit, hat diese Wichtigkeit in den letzten Jahren wiederholt unterstrichen.[20] Schlachten wie die von Courtrai (1302) oder Nancy (1477), bei denen entsprechende Verbände von Fußkämpfern (Flamen und Schweizer) sich sehr erfolgreich gegen ritterlich-berittene Verbände durchsetzen, sind – so macht es die neuere Militärgeschichte deutlich – doch Ausnahmeerscheinungen. Die berittenen Verbände blieben weiterhin ein Kern jedes spätmittelalterlichen Heeres.

Bei der Untersuchung und Präsentation von ausgewählten niederadeligen Geschlechtern werden also diverse sozio-ökonomische und militärische Aspekte zu bedenken sein (vgl. Tabelle), die sehr innovativ und exemplarisch im Rahmen des Mikrokosmos Vogtland dargestellt werden können.

 

 
 
 
 
 

Soziale Aspekte

Ökonomische Aspekte

Militärische Aspekte

  • Heiratsverhalten
  • Bautätigkeit
  • Teilhabe in der Stände-vertretung
  • Teilhabe innerhalb von Ritterbündnissen/ritter-lichen Orden
  • Neues System der Geld-renten
  • Erweiterung des eigenen Grundeigentums
  • Wertschöpfung der neuen Märkte und Handelsrouten
  • Geldverleih/Kreditwesen
  • Soldwesen
  • Investition in moderne Waffen
  • Bewusste Teilhabe an militärischen Projekten des Landesfürsten oder benachbarter Fürsten
  • Fehde
  • Soldwesen

 

Die einzelnen Kategorien zeigen deutlich, wieviel Wandel, Herausforderung aber auch Chancen die spätmittelalterlichen/frühneuzeitlichen Jahrhunderte für lokale Adelsfamilien mit sich brachten.

Für den west- und süddeutschen Raum sind die geschilderten Phänomene besser untersucht als für die nord-östlichen »königsfernen« Reichsgebiete. Wegweisend war, um nur eine Publikation zu nennen, ein Band des Konstanzer Arbeitskreis für Mittelalterliche Geschichte von 2001: Zwischen Nicht-Adel und Adel (hrsg. Kurt Andermann/Peter Johanek). Diesem Band sind in den letzten 20 Jahren einige wichtige regionale Studien von Joachim Schneider, Oliver Auge, Susanne Baudisch, Christine Reinle, Sven Rabeler, Florian Huggenberger, Jan Habermann zum lokalen Adel gefolgt (vgl. v.a. Fußnoten 7 und 14). An diese Studien kann für den vogtländischen Adel mit seiner reichen Burgen- und Schlösserlandschaft angeschlossen werden.

 

III. Ziel und Produkte des Projekts

Die Darstellung von den beschriebenen niederadeligen Lebenswelten im Vogtland und angrenzenden Regionen soll sich folgendermaßen in ‚Produkten‘ niederschlagen:

  • ein (Wander-)Ausstellungskonzept (für die Schlösser/Burgen Mylau und Oelsnitz-Voigtsberg, Greiz, Loket/Elbogen, Franzensbad/Františkovy Lázně (Burg Seeberg) – je nach Ausrichtung/Nutzung der Häuser stärker auf den konkreten lokalen Adel, der auf den Burgen saß, und/oder bestimmte Aspekte, wie Verwaltung oder Reformation, abzielend); Kosten für die Ausstellungen bei den Projektpartnern, wiss. Knowhow/Konzeptionen bei der Prof. Europäische Regionalgeschichte (in Zusammenarbeit mit Teilprojekt 2)
  • eine 2-tägige wissenschaftliche Tagung (Kosten bei Prof. Europäische Regionalgeschichte) ein Tagungsband (2025-26) (mit Übersetzungen/Abstracts)
  • eine populärwissenschaftliche Darstellung/ein deutsch-tschechischer Bildband, der sich für den Tourismus eignet (2027): ca. 150 Seiten
  • ein populärwissenschaftlicher Podcast mehrerer Wissenschaftler zum Thema (Technikkosten bei Prof. Europäische Regionalgeschichte)

 

IV. Bibliographie (in Auswahl und nur zum regionalen Bezug des Niederadels)

Quellen (die überregionalen Urkundenbücher wie der CDS wurden nicht extra genannt)

  • Dobenecker, Otto, Berichtigungen und Zusätze zu ‚B. Schmidt, Urkundenbuch der Vögte von Weida, Gera und Plauen, sowie ihrer Hausklöster Mildenfurth, Cronschwitz, Weida und z. H. Kreuz bei Saalburg‘ 1. Bd. 1122-1356, in: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde 12 (1884/85), S. 565-582.
  • Ders., Nachträge zu den Berichtigungen zu ‚B. Schmidt, Urkundenbuch der Vögte von Weida, Gera und Plauen, sowie ihrer Hausklöster Mildenfurth, Cronschwitz, Weida und z. H. Kreuz bei Saalburg‘ 1. Bd. 1122-1356, in: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde 13 (1886/87), S. 137-149, S. 343-351.
  • Urkundenbuch der Vögte von Weida, Gera und Plauen sowie ihrer Hausklöster Mildenfurth, Cronschwitz, Weida und z. h. Kreuz bei Saalburg. Erster Band. 1122-1356 (Thüringer Geschichtsquellen N. F. 2, der ganzen Folge 5), hrsg. von Berthold Schmidt, Jena 1885.
  • Urkundenbuch der Vögte von Weida, Gera und Plauen sowie ihrer Hausklöster Mildenfurth, Cronschwitz, Weida und z. h. Kreuz bei Saalburg. Zweiter Band. 1357-1427 (Thüringer Geschichtsquellen N. F. 2.2, der ganzen Folge 5. Zweiter Teil), hrsg. v. Berthold Schmidt, Jena 1892.

 

Literatur (generelle Literatur zum Niederadel in den Fußnoten, hier nur zum Vogtland)

  • Beier, Hans-Jürgen/Peter Sachenbacher (Hrsg.), Gera und das nördliche Vogtland im hohen Mittelalter, Langenweißbach 2010.
  • Billig, Gerhard. Das Vogtland als historische Landschaft zwischen Sachsen und Thüringen, in: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz 2 (2013), S. 38-47.
  • Ders., Die Ausprägung des oberen Vogtlandes als Kulturlandschaft und Herrschaftsraum im und nach dem großen hochmittelalterlichen Landesausbau, in: Neues Archiv für Sächsische Geschichte 72 (2001), S. 1-33.
  • Ders.: Pleißenland - Vogtland: Das Reich und die Vögte: Untersuchungen zur Herrschaftsorganisation und Landesverfassung während des Mittelalters unter dem Aspekt der Periodisierung, Plauen 2002.
  • Bünz, Enno/Sönke Friedreich/Christian Rachener/Lutz Vogel: Vogtland (Kulturlandschaften Sachsens, Bd. 5), Leipzig 2013.
  • Donath, Matthias, Das Vogtland als Adelslandschaft, in: Nachrichtenblatt. Verband Der Sächsische Adel 40 (2012), S. 24-28.
  • Ders., Schlösser und Herrenhäuser im Vogtland, Meißen 2011.
  • Endres, Rudolf, Die voigtländische Ritterschaft, in: Adel in der Frühneuzeit. Ein regionaler Vergleich, hrsg. v. dems., Köln 1991, S. 55-72.
  • Fasbender, Christoph, Kulturweg der Vögte: Entdeckungsreisen durch das Vogtland der Vormoderne, Regensburg 2020.
  • Fasbender, Christoph/Mierke, Gesine (Hrsg.), Das Vogtland, die Vögte und die Literatur des Mittelalters, Stuttgart 2020.
  • Finkenwirth, Walter, Die Entwicklung der Landeshoheit der Vorfahren des Fürstenhauses Reuß (1122-1329), Bonn 1912.
  • Holtz, Sabine/Uwe Schirmer, Landstände und Parlamentarismus: Württemberg/Sachsen und Thüringen, in: Handbuch Landesgeschichte, hrsg. v. Werner Freitag et al., Berlin 2018, S. 335-70.
  • Ludwig, Walther (Plauen), Urkunden zur Burgenpolitik der Vögte von Weida, Plauen und Gera im 13. Jahrhundert, in: Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 11/12 (1963), S. 365-426.
  • May, Hanns Georg, Die vogtländische Ritterschaft. Eine verfassungsgeschichtliche Studie, Erlangen 1951.
  • Raithel, Andreas, Der vogtländische Adel, in: Der Sächsische Adel 33 (2005), S. 21-23.
  • Schattkowsky, Martina (Hrsg.), Adlige Lebenswelten in Sachsen. Kommentierte Bild- und Schriftquellen, Köln 2013.
  • Schirmer, Uwe, Landstände im thüringisch- obersächsischen Raum (1231-1498). Ein Beitrag zur Geschichte des mitteldeutschen Hoch- und Niederadels, Stuttgart 2021.
  • Werner, Matthias, Die Ersterwähnung von Greiz im Jahre 1209: „pars nemoris prope Graitz“; die Anfänge von Greiz und die älteste Geschichte der Vögte von Weida, Frankfurt a. M. 2009.
  • Ders., Thüringen im Mittelalter. Ergebnisse -Aufgaben -Perspektiven, in: Im Spannungsfeld von Wissenschaft und Politik. 150 Jahre Landesgeschichtsforschung in Thüringen, hrsg. v. dems., Köln 2005, S. 275-341.
  • Ders., Zur Ehre Sachsens. Geschichte, Stand und Perspektiven des Codex diplomaticus Saxoniae, in: Diplomatische Forschungen in Mitteldeutschland, hrsg. v. Tom Graber, Leipzig 2005, S. 261-301.

 

 

[1] Folgende Regionen können als Vergleichsregionen dienen: Bayern, Sachsen, Thüringen, Böhmen, Brandenburg.

[2] Werner Hechberger, Adel im fränkisch-deutschen Mittelalter. Zur Anatomie eines Forschungsproblems, Ostfildern 2005, der sich auf S. 484-487 mit dem „Adelssterben“ im nichtfürstlichen Hochadel auseinandersetzt; vgl. kürzer auch ders., Adel, Ministerialität und Rittertum im Mittelalter, München 2004, S. 50.

[3] Gerade im Vogtland waren die Herrschaftsverhältnisse in vielen Dörfern zersplittert und kleinteilig, vgl.

Enno Bünz et al., Vogtland. Kulturlandschaften Sachsens, Leipzig 2013, S. 86.

[4] Martina Schattkowsky (Hrsg.), Die Familie von Bünau. Adelsherrschaften in Sachsen und Böhmen vom Mittelalter bis zur Neuzeit, Leipzig, 2008 (wichtiger Sammelband zu dieser Familie).

[5] Curt von Raab, Schloß und Amt Vogtsberg bis Mitte des 16. Jahrhunderts und das Erbbuch vom Jahre 1542, in: Mitteilungen des Altertumsvereins zu Plauen 18 (1907), S. 1-527, hier: S. 141 und 156.

[6] Karl-Heinz Spieß, Familie und Verwandtschaft im deutschen Hochadel des Spätmittelalters. 13. bis Anfang des 16. Jahrhunderts, Stuttgart 1993, 22015.

[7] Kurt Andermann, Grundherrschaften des spätmittelalterlichen Niederadels in Südwestdeutschland, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte 127 (1991), S. 145-180; Anne Duggan (Hrsg.), Nobles and nobility in medieval Europe: concepts, origins, transformations, Woodbridge 2000; Kurt Andermann/Peter Johanek (Hrsg.), Zwischen Nicht-Adel und Adel, Stuttgart 2001; Joachim Schneider, Spätmittelalterlicher deutscher Niederadel: ein landschaftlicher Vergleich, Würzburg 2003; Sven Rabeler, Niederadlige Lebensformen im späten Mittelalter: Wilwolt von Schaumberg (um 1450 - 1510) und Ludwig von Eyb d. J. (1450 - 1521), Stegaurach 2006; Florian Huggenberger, Niederadel im Spessart: Adelsgeschichte im Spiegel des spätmittelalterlichen Lehnswesens, München 2013; Jan Habermann, Spätmittelalterlicher Niederadel im Raum nördlich der Elbe: Soziale Verflechtung, Fehdepraxis und Führungsanspruch regionaler Machtgruppen in Südholstein und Stormarn (1259 bis 1421), Norderstedt 2015; Tobias Pietsch, Führende Gruppierungen im spätmittelalterlichen Niederadel Mecklenburgs, Kiel, 2018.

[8] Schneider, Niederadel, S. 306.

[9] Christian Pfister, Bevölkerung 1500-1800, München 22007, S. 10-11. – Ca. 16 EW/km2. Nach der Pest eher gesunken – von den 170.000 Siedlungen in Deutschland um 1340 waren ein Viertel wüst nach der Pest, z.T. bis heute nicht wieder besiedelt.

[10] Josef Fleckenstein, Die Entstehung des niederen Adels und das Rittertum, in: Ordnungen und formende Kräfte des Mittelalters. Ausgewählte Beiträge, hrsg. von dems., Göttingen 1989, S. 333-356, hier: S. 343. Im Englischen sind für die »gentry« ähnliche Probleme vorhanden, vgl. Malcolm Mercer, The Medieval gentry. Power, Leadership and Choice during the wars of roses, York 2010, S. 7-24. Gut zusammenfassend siehe auch: Gerhard Fouquet, Zwischen Nicht-Adel und Adel. Eine Zusammenfassung, in: Andermann/Johanek (Hrsg.), Zwischen Nicht-Adel und Adel, S. 417-434. Andere Länder unterscheiden Hochadel/Niederadel: England: nobility/gentry; Frankreich: noblesse/chevalerie; Spanien: nobleza vija/caballeros.

[11] Susanne Baudisch, Lokaler Adel in Nordwestsachsen: Siedlungs- und Herrschaftsstrukturen vom späten 11. bis zum 14. Jahrhundert, Köln 1999. Sie stellt fest, dass ‚Niederadel‘ als Standesbezeichnung frühestens in der ersten Hälfe 13. Jh. Anwendung findet (S. 19) – spricht sich als heuristischen Forschungsbegriff für den von Rübsamen geprägten Terminus »kleine Herrschaftsträger« aus, wählt dann aber für sich doch »lokaler Adel« (weil dieser sich über die Herkunftsbezeichnung gut lokalisieren lässt – was bei dem Hochadel nicht so praktiziert wurde.

[12] Dieter Rübsamen, Kleine Herrschaftsträger im Pleissenland: Studien zur Geschichte des mitteldeutschen Adels im 13. Jahrhundert, Köln 1987.

[13] Oliver Auge/Karl-Heinz Spiess, Art. »Adel«, in: Enzyklopädie des Mittelalters 1, hrsg. von Gerd Melville Darmstadt 2008, S. 130-133, hier: S. 131.

[14] Schneider, Niederadel, S. 295-309, hat das für den spätmittelalterlichen bayrischen Niederadel untersucht. Auge/Spiess, Adel, S. 130, konstatierten ebenfalls klar: „Ein adeliges Bewußtsein in Abgrenzung vom Nicht-Adel hingegen entstand anscheinend erst im Spätmittelalter, als neue soziale und politische Entwicklungen wie die Entfaltung des Städtewesens eine solche, in ihrer Grundtendenz als defensiv zu beurteilende Abgrenzung erforderlich machten. Freilich kann eine wirkliche exakte Grenze zwischen Adel und Nicht-Adel erst in der Frühen Neuzeit gezogen werden.“; es begründet hinlänglich, dass das Spätmittelalter eine wichtige transferhistorische Funktion hatte und die einzelnen Parameter zur Abgrenzung genau untersucht werden müssen). Auch differenzierte sich der Niederadel für sich genommen nur in wenigen Regionen aus (Schneider, Niederadel, S. 325-329): Innerhalb des fränkischen Niederadels bildeten sich z.B. keine ständisch-sozialen Grenzen wie zum Beispiel in Sachsen, Brandenburg, Österreich oder (abgeschwächt) Altbayern – dennoch waren die Unterschiede einzelner Adelsgeschlechter hinsichtlich ihrer Kopfzahl, ihres materiellen Vermögens und ihres sozialen Status groß: „So kam es im Würzburger Lehenadel zu einer markanten Vermehrung und Konzentration von wertvollen Lehen wie Burgen bei einer Gruppe kopfstarker Kerngeschlechter des Lehenhofes. Aus der Gruppe der kopf- und besitzschwachen Geschlechter verschwanden hingegen viele aus der Überlieferung, ohne dass sie durch andere ersetzt wurden.“ (S. 307) – anders, so betont Schneider, verhielt es sich bei den Hohenzollern, die erst Fürsten geworden waren und nun v.a. für ihr Ansbacher Fürstentum zunehmend Vasallen an sich zu binden suchten (Schneider sieht ein Desiderat zur Forschung, wenn er fragt, ob dort der Aufstieg in den Adel einfacher war, verweist dabei auf sein Buch: Schneider, 2003, S. 325-329).

[15] Friedrich Lütge, Deutsche Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Berlin 31966, S. 182f.

[16]Markus Bittmann, Kreditwirtschaft und Finanzierungsmethoden. Studien zu den wirtschaftlichen Verhältnissen des Adels im westlichen Bodenseeraum, 1300-1500, Stuttgart 1991. Gerhard Fouquet/Harm von Seggern, Adel und Zahl, Ubstadt-Weiher 2000. Stephan Selzer, Deutsche Söldner im Italien des Trecento, Tübingen 2001.

[17] Peter-Michael Hahn, Fürstliche Territorialhoheit und lokale Adelsgewalt. Die herrschaftliche Durchdringung des ländlichen Raumes zwischen Elbe und Aller (1300-1700), Berlin, 1989.

[18] Dieter Scheler, Rendite und Repräsentation. Der Adel als Landstand und landesherrlicher Gläubiger in Jülich und Berg im Spätmittelalter, in: Rheinische Vierteljahrsblätter 58 (1994), S. 121-132; Christian Hesse, Synthese und Aufbruch (1346-1410), Stuttgart 2017, S. 186.

[19] Volker Schmidtchen, Kriegswesen im späten Mittelalter. Technik, Taktik, Theorie, Weinheim 1990.

[20] Philippe Contamine, La guerre au Moyen Âge, Paris 2003, S. 251-257.

 

Modifizierter Antragstext von Prof. Dr. Grischa Vercamer