Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis für das WS 2024/25
Bitte beachten Sie: die OPAL-Kurse werden am 15.9.2024 geöffnet
Professur Deutsch als Fremd- und Zweitsprache
Das Seminar bietet eine Einführung in die verschiedenen Bereiche der Didaktik und Methodik des Deutschen als Fremd- und Zweitsprache sowie in deren wissenschaftliche Grundlagen. Im Blick stehen wird das Was (didaktische Eckpfeiler wie Wortschatz, Grammatik, Phonetik, Alphabetisierung, Landeskunde und Interkulturelle Kompetenz), das Wie (methodische Grundlagen wie Unterrichtsplanung oder Spiele im DaZ-Unterricht) und die wissenschaftliche Perspektive auf das Fach (Forschungsansätze und Methoden im Fach DaF/DaZ).
In diesem Seminar beschäftigen wir uns mit der empirischen Zweitspracherwerbsforschung und wie diese Erkenntnisse auf die Unterrichtspraxis von DaF/Z-Vermittlungszusammenhängen übertragen werden können. Gemeinsam sollen Kenntnisse unter der Berücksichtigung der Strukturen des Deutschen erarbeitet und in die Unterrichtsplanung und -gestaltung überführt werden. In diesem Zuge werden auch Lehrmaterialien und Unterrichtseinheiten betrachtet und kritisch reflektiert. Die Seminarteilnehmer*innen versuchen sich am Ende des Seminars selbst einmal am Planen einer Unterrichtseinheit und geben ihren Kommiliton*innen Feedback zu ihrer konzipierten Unterrichtseinheit.
Die Vorlesung gibt einen Überblick über vermittlungsrelevante Strukturen des Deutschen. Gegenstände sind: Wortform-Bedeutungsbeziehungen, Flexion, Wortarten und Wortbildung, Satz- und Phrasenstrukturen, Verbalkomplex und Grundbegriffe der Pragmatik.
Das Ziel eines jeden Sprachunterrichts ist die Fähigkeit des Lerners, sprachlich handeln zu können. Das Seminar führt ein in die Grundstrukturen sprachlichen Handelns (sprachliche Handlung, sprachliches Handlungsmuster, Diskurs, Text) und das Grundproblem unterrichtlichen sprachlichen Handelns (illokutives Paradoxon) und seiner unterrichtlichen Bearbeitung.
Das Seminar vertieft und erweitert Grundkenntnisse in den fachkonstitutiven Disziplinen und Wissensgebieten, insbesondere Strukturen des Deutschen, Zweitspracherwerb, Sprachdidaktik, Fach- und Wissenschaftssprache, Fertigkeiten sowie Testen und Prüfen.
Die Erforschung der Wissenschaftskommunikation ist ein zentrales Anliegen für DaF, da etliche Lerner einer kompetenten Vermittlung von Wissenschaftssprache und wissenschaftstypischen Text- und Diskursarten bedürfen. Themen der Vorlesung sind die Geschichte der Wissenschaftskommunikation, das Verhältnis zwischen Wissenschaftssprache und Allgemeinsprache, wissenschaftstypische Text- und Diskursarten und Wissenschaftssprachkomparatistik.
In diesem Seminar werden wir uns eingehender mit den Phasen des empirischen Arbeitens beschäftigen: von der Themenfindung und Datenerhebung zur Datenaufbereitung über die Datenauswertung bis hin zum Schreiben eines Forschungsberichtes. Zunächst widmen wir uns den Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens in Bezug auf empirisches Datenmaterial. Anschließend gehen wir dazu über, gemeinsam Daten unter verschiedenen Blickwinkeln zu analysieren und diskutieren mögliche Herangehensweisen an die Daten bzw. das Arbeiten mit empirischem Material selbst. In das Seminar ist unter anderem auch ein Transkriptionsworkshop eingebettet. Hier üben wir das Transkribieren mündlicher Daten mithilfe der frei zugänglichen Transkriptionssoftware "EXMARaLDA".
Professur Deutsche Literatur- und Sprachgeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit
„Überall ist Mittelalter“ (H. Fuhrmann). Ob auf Jahrmärkten, im Internet, in Rollenspielen, in Theater, Oper, Film und Fernsehen, in Museen, Archiven, Ausstellungen, in der Architektur und Kultur der Städte, im Kinder-, Jugend- und Erwachsenen-Buch: das sogenannte Mittelalter ist seit dem 16. Jahrhundert die beliebteste Projektionsfläche moderner Gesellschaften, die medial am meisten traktierte Epoche und die Mittelalter-Industrie einer der umsatzstärksten Märkte weltweit. Meine Einführungsvorlesung kann allenfalls versuchen, herauszufinden, warum das so ist. Vor allem aber will sie sich einigen wichtigen literarischen Zeugnissen der Mittelalter-Rezeption widmen: von Kaiser Maximilian I., Hans Sachs und Johann Fischart über die deutsche Romantik und Richard Wagner bis hin zur Rezeption in der DDR, Umberto Eco und den literarischen Grundlagen des Mittelalter-Tourismus. Dabei soll so verfahren werden, dass zunächst die rezipierten Werke vorgestellt werden, um dann das Spezifische der modernen Bearbeitungen auszuloten.
Die Pest, der Begriff des Schwarzen Todes prägte sich erst später, gilt nach wie vor als eine der größten Katastrophen der Geschichte. Schätzungsweise ein Drittel der etwa 75 Millionen Menschen fielen zwischen 1347 und 1352 während der ersten großen Pestwelle, die Europa heimsuchte, dieser Seuche zum Opfer. Seitdem blieb die Pest, bis etwa in 19. Jahrhundert hinein, in Europa endemisch. Interessant ist nun die Frage, wie in spätmittelalterlicher und frühneuzeitlicher Literatur über diese Krankheit erzählt wird. Welche Konsequenzen werden aus der Katastrophe gezogen und inwiefern wird in der erzählenden Literatur medizinisches zeitgenössisches Wissen eingewoben? Das Seminar soll sich mit diesen und weiteren Fragen auseinandersetzen. Dabei wird im ersten Teil ein Grundwissen zum Umgang des Mittelalters und der Frühen Neuzeit mit Krankheiten sowie ein Überblick über die Geschichte der Pest in Europa erarbeitet. Danach werden wir verschiedene Erzählsammlungen der Kleinepik auf ihre Pesttexte hin untersuchen.
Noch heute wird man unweigerlich mit der Fehleinschätzung konfrontiert, dass das Mittelalter und die Frühe Neuzeit keinen Wert auf Hygiene und medizinisches Wissen gelegt haben sollen. Dabei gehörte der Umgang mit Seuchen und Krankheiten auf ganz verschiedenen Ebenen zum Alltäglichen. Das Seminar wird sich mit verschiedenen Krankheiten und ihrer sozialen, gesellschaftlichen und medizinischen Dimension beschäftigen; vor allem mit der Lepra und der Pest als wahrscheinlich prominentesten Vertreter alter Krankheiten. Auch untersucht werden soll, wie Krankheiten und Seuchen in der Literatur konstruiert und wie und in welchem Kontext von ihnen erzählt wurde. Auf der Literaturliste stehen also beispielsweise: Der arme Heinrich, Engelhard, aber auch Texte der Kleinepik zur Pest. Außerdem soll ein Blick in die Rezeption von mittelalterlichen bzw. frühneuzeitlichen Krankheiten in neuen Medien geworfen werden.
Als die deutsche Sprache um 870 von dem Mönch Otfrid von Weißenburg im Elsaß erstmals auf ihre Brauchbarkeit für die Wiedergabe des göttlichen Wortes überprüft wurde, zeigte der Autor Skepsis. Das Deutsche erschien ihm als unkultiviert, bäurisch und ungebildet. Es zählte ja nicht zu den ‚heiligen‘ Sprachen wie das Hebräische, Griechische und Lateinische. Dennoch gilt das Bemühen der theologischen Dichter und Übersetzer das ganze Mittelalter hindurch, das Deutsche vom Lateinischen zu emanzipieren.“ (Erich Straßner)
Im Fokus des Seminars steht die deutsche Sprachkulturgeschichte vom 8. bis 16. Jh., die anhand von Sprachreflexionen zeitgenössischer Autoren und schöngeistigen Textzeugen nachgezeichnet werden soll: Die Veranstaltung nimmt das Ringen um Sprach(r)einheit, Sprachrichtigkeit und Sprachschönheit, die Furcht vor Sprachverderbnis und Sprachzerstörung in den Blick, aber auch jene Akteure, die sich wie die ‚unreinen Scribenten‘ der frühen Neuzeit darauf verstanden, aus dem provokativen Spiel mit der Norm (schöngeistiges) Kapital zu schlagen.
Warum heißt das Buch eigentlich „Buch“, und warum bilden wir den Plural „Bücher“? Achtlos gehen wir an solchen Selbstverständlichkeiten vorbei („Keine Ahnung, das heißt schon immer so“), als sei Sprache – wie in der Bibel dargelegt – tatsächlich etwas von Gott Gegebenes. Demgegenüber veranschaulicht die Übung, wie komplex die hinter unserem Deutsch stehenden Sprach-Geschichten sind, wie man jedes Wort mit Gewinn auf die Goldwaage legen kann (und muss). Sie führt ein in die Grundlagen der historischen Grammatik („Bücher“) und der historischen Semantik („Buch“). Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, aber ein Interesse an der deutschen Sprache wird vorausgesetzt.
Die Antike und das Mittelalter erscheinen aus heutiger Perspektive als absolute Antipoden. Während die eine für Philosophie, Theater und Demokratie steht, gilt das andere als düster, verroht und rückschrittlich. Erst die Wiederentdeckung der Antike durch die Renaissance brachte das klassische Wissen wieder in den Erfahrungshorizont der Europäer:innen. Aber stimmt das wirklich?
Dieses Seminar möchte der Frage nachgehen, wie viel Antike im Mittelalter steckt und warum heute die klare Abgrenzung dieser Epochen in unserem Denken existiert. Neben einem kurzen historischen Überblick der Ideengeschichte von der Antike bis zum Humanismus und der Renaissance soll vor allem das Antikebild des deutschsprachigen Mittelalters selbst erforscht werden. Neben kurzen Texten wie Minneliedern und Mären sind hierbei insbesondere die Antikenromane von Interesse. Gleichzeitig versucht das Seminar auch eine Brücke zu unserer heutigen Zeit zu schlagen, zum einen durch den Bezug zu aktueller Forschung, zum anderen aber auch durch den Verweis auf moderne Antikenrezeption in Literatur, Film und Computerspielen.
Sprach- und Sachkultur hängen seit jeher miteinander zusammen. Nicht selten ist der gemeine Sprachwandel durch historischen Sachwandel motiviert. Am augenfälligsten wird dies am semantischen Wandel: die Herkunft von Wörtern und Phrasen verblasst, wo das, was den Dingen einmal ihren Namen gab, nicht mehr existiert. Wörter gehen unter, wieder andere werden geboren, gerade wo durch Kulturkontakt neue Dinge neue Namen fordern. Kurzum, Wörter haben wie Menschen eine bedeutungsvolle Geschichte.
Wir werden uns theoriegeleitet diese Geschichte Wort um Wort erschließen, werden verschiedene Lebensbereiche und Kulturen kennenlernen, aus denen ein Großteil unserer Sprichwörter und Redewendungen stammt, nicht zuletzt einen Blick in eine Sondersprache werfen, deren Sprecher kraft semantischen Wandels der normativen Kultur zu entziehen suchen: dem Rotwelschen als Sondersprache der Gauner- und Ganoven.
Interkulturelle Literaturwissenschaft interessiert sich für die interkulturellen Aspekte der Literatur. Für deren Beschreibung, Analyse und Interpretation bedient sie sich eines breiten Spektrums an solchen literatur- und kulturwissenschaftlichen Konzepten, Theorien und Methoden, die sich für eine interkulturelle Perspektivierung von Literatur besonders eignen. - Ausgehend von der Frage: Was ist Interkulturelle Literaturwissenschaft und wie lässt sich ihr primärer Gegenstand, die interkulturelle Literatur, näher bestimmen?, werden Theorieansätze vorgestellt, die - wie etwa die Interkulturelle Hermeneutik oder postkoloniale Theorien - jeweils grundlegende Probleme und Fragen von Interkulturalität und damit verbundene Konstellationen (wie z.B. Kultur und Herrschaft, Identität und Differenz, das 'Eigene' und das 'Fremde'/'Andere') reflektieren und Möglichkeiten und Grenzen interkulturellen Verstehens ausloten. Der Frage, wie diese Ansätze methodisch für die Analyse und Interpretation interkultureller Literatur produktiv gemacht werden können, kommt dabei besonderes Augenmerk zu.
Die Übung "Einführung in die Interkulturelle Literaturwissenschaft" findet begleitend zur gleichnamigen Vorlesung statt. Sie dient dem vertieften Studium der Vorlesungsinhalte, insbesondere der methodischen Erprobung der in der Vorlesung vorgestellten Theorien an konkreten literarischen Texten. Selbstredend bietet sie die Möglichkeit, offen gebliebene Fragen zu klären und Vorlesungsinhalte im gemeinsamen Gespräch kritisch zu reflektieren.
Professur Germanistische Sprachwissenschaft, Semiotik und Multimodale Kommunikation
Beobachtet man, wie jemand spricht, dann bewegen sich nicht nur die Lippen, sondern auch andere Artikulatoren, wie die Hände und Arme, die Füße, der Kopf oder die Augen. Schlägt man eine Zeitschrift auf und betrachtet eine Werbeanzeige, dann tragen nicht nur Schriftzeichen, sondern auch bildliche Zeichen zur intendierten Gesamtbotschaft bei. Surft man durch das Internet, nutzt Links und Suchmaschinen, dann potenzieren sich die Medien und Modalitäten. Mit all diesen Zeichenpraktiken stellt sich auch die Frage nach den Grenzen eines Systems: Gehören bestimmte Zeichen ein und demselben Kode an, gehören sie zu verschiedenen Kodes oder sind sie als Zeichen in einen übergeordneten Matrixkode integriert? Wie wirken unterschiedliche Medien und Modalitäten zusammen? Welche Formen der Integration können wir beobachten? In dieser Vorlesung wird untersucht, wie jeweils Gestik und Rede sowie Text und Bild zusammenwirken und zur intendierten Gesamtbotschaft in der Kommunikation beitragen. Geht man davon aus, dass Rede und begleitende Gestik gegenüber Text-Bild-Beziehungen ontogenetisch und phylogenetisch primär sind, dann stellt sich zudem die Frage, ob und inwieweit Text-Bild-Relationen aus Rede-Gestik-Relationen ableitbar sind und welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede sich in der spezifischen Ausgestaltung multimodaler Integrationen feststellen lassen.
Im Rahmen dieser Einführung werden wir uns die wesentlichen Strukturen der deutschen Sprache und ihrer Verwendung erarbeiten und die Begriffe kennenlernen, die im Rahmen der germanistischen Sprachwissenschaft für ihre Beschreibung genutzt werden. Wir wenden uns dafür einerseits den klassischen Beschreibungsebenen Phonologie, Graphematik, Morphologie, Syntax, Semantik, Pragmatik zu, ergänzen diese aber um Perspektiven auf Semiotik, Medialität, Multimodalität, Kognition und Spracherwerb. Die Vorlesung ist eng verkoppelt mit der gleichnamigen Übung und dem dazugehörigen Tutorium, um die betrachteten Phänomene und die zugehörigen Begriffe anhand von Beispielen illustrieren, diskutieren und einüben zu können. So erhalten wir bspw. Einblick in die Grammatik und die damit verbundenen Strukturprinzipien menschlicher Sprache auf Laut- und Buchstabenebene sowie Wort- und Satzebene. Wir lernen kennen, wie die Bedeutung von Wörtern, Sätzen und Texten entsteht und wie das Handeln mit und durch Sprache erfasst und beschrieben werden kann. Wir beschäftigen uns mit dem geschriebenen und gesprochenen Deutsch sowie seinen Beziehungen zu nicht-sprachlichen Zeichen in unterschiedlichen Medien.
Die Übung begleitet die gleichnamige Vorlesung, die Teilnahme ist verpflichtend.
Das Seminar vermittelt eine grundlegende Einsicht in die wesentlichen Strukturen und Prozesse der Wortbildung deutscher Gegenwartssprache. Es soll dazu befähigen, den Aufbau komplexer Wortbildungen zu erkennen und ihre innere Funktionalität analytisch durchdringen zu können. Dafür ist der gemeinsamen theoretischen Erarbeitung der Systematik der unterschiedlichen Wortbildungstypen und der praktischen Analyse von Beispielen im Seminar die meiste Zeit gewidmet.
Das Seminar vermittelt eine grundlegende Einsicht in die wesentlichen Strukturen und Prozesse der Wortbildung deutscher Gegenwartssprache. Es soll dazu befähigen, den Aufbau komplexer Wortbildungen zu erkennen und ihre innere Funktionalität analytisch durchdringen zu können. Dafür ist der gemeinsamen theoretischen Erarbeitung der Systematik der unterschiedlichen Wortbildungstypen und der praktischen Analyse von Beispielen im Seminar die meiste Zeit gewidmet.
Das Internet hat unsere Kommunikation ebenso wie die mediale Öffentlichkeit in den letzten Jahrzehnten grundlegend verändert. Es bietet einerseits neue Kommunikationsformen an (etwa Soziale Netzwerke oder Blogs) und hat andererseits für traditionelle Genres neue Formen entwickelt (etwa Online-Nachrichtenportale). Traditionelle Unterscheidungen der Linguistik und Medienwissenschaft, etwa zwischen individueller und Massenkommunikation, greifen hier nicht mehr. Sprache spielt weiterhin eine zentrale Rolle, kann jedoch in ihren kommunikativen Funktionen nur angemessen untersucht werden, wenn ihr Zusammenwirken mit Bildern, Videos, Links, Icons usw. einbezogen wird.
Die sozialen Auswirkungen dieser Veränderungen in unseren Kommunikationsformen werden in der Öffentlichkeit intensiv diskutiert. Dabei blockieren häufig unfruchtbare Extrempositionen, die man salopp als Technikoptimismus und als Digital-Kritik bezeichnen könnte, eine differenzierte Auseinandersetzung, die jedoch nötig ist, um die Auswirkungen des Internet auf unsere kommunikativen Praktiken und letztlich unsere Gesellschaft zu verstehen.
Im Seminar werden einflussreiche Kommunikationsformen des Internets wie Online-Nachrichten, soziale Netzwerke, Blogs, Vlogs und andere mit Methoden der multimodalen Linguistik untersucht. Ein Fokus liegt auf der Entwicklung und themenspezifischen Anpassung geeigneter Analyseschemata. Thematisiert werden zudem die Diskurse darüber, wie sich das Internet auf unser kommunikatives Verhalten auswirkt.
In diesem Seminar widmen wir uns theoretisch und empirisch der Frage, wie Interaktanten multimodal Handeln und gemeinsam Bedeutung und Ordnung in Interaktionen mit Hilfe von Sprache, Gesten und anderen körperlichen Ausdrucksformen herstellen. Hierfür werden wir uns zunächst auf Basis ausgewählter Texte, Grundlagen zur multimodalen Interaktion erarbeiten. Darauf aufbauend werden wir anhand von Fallbeispielen ein breites Spektrum von Interaktionssituationen multimodal beleuchten bevor wir dann anhand einzelner Videobeispiele eigene empirische Analysen vornehmen.
Voraussetzung für die Teilnahme ist die Durchführung eigener empirischer Analysen in Kleingruppen.
Im Rahmen dieser Einführung werden wir uns das Wesen und die Erscheinungsformen von Sprache erarbeiten, wie sie im Rahmen der germanistischen Sprachwissenschaft beschrieben und erklärt werden. Wir werden uns die grundlegenden Betrachtungsweisen und Grundbegriffe in den fünf linguistischen Kerngebieten aneignen (Phonologie, Morphologie, Syntax, Semantik, Pragmatik) und anhand von Beispielen illustrieren, diskutieren und üben. So erhalten wir Einblick in die Grammatik und die damit verbundenen Strukturprinzipien menschlicher Sprache auf Laut-, Wort- und Satzebene. Wir lernen, wie die Bedeutung von Wörtern, Sätzen und Texten entsteht und wie das Handeln mit und durch Sprache erfasst und beschrieben werden kann.
Im Rahmen dieser Einführung werden wir uns das Wesen und die Erscheinungsformen von Sprache erarbeiten, wie sie im Rahmen der germanistischen Sprachwissenschaft beschrieben und erklärt werden. Wir werden uns die grundlegenden Betrachtungsweisen und Grundbegriffe in den fünf linguistischen Kerngebieten aneignen (Phonologie, Morphologie, Syntax, Semantik, Pragmatik) und anhand von Beispielen illustrieren, diskutieren und üben. So erhalten wir Einblick in die Grammatik und die damit verbundenen Strukturprinzipien menschlicher Sprache auf Laut-, Wort- und Satzebene. Wir lernen, wie die Bedeutung von Wörtern, Sätzen und Texten entsteht und wie das Handeln mit und durch Sprache erfasst und beschrieben werden kann.
An der Universität sind wissenschaftliche Präsentationen und Moderationen akademischer Alltag. Anhand praktischer Übungen und zahlreicher Videobeispiele lernen Sie in dieser Übung die Grundlagen für die Gestaltung von Referaten und die Durchführung von Moderationen in Seminaren kennen. Dabei erwerben Sie die Fähigkeiten, Referate und Moderationen fachlich vorzubereiten, angemessen zu strukturieren und sprachlich und visuell anschaulich zu gestalten. Ebenso lernen Sie Techniken zum Einsatz der Stimme und des Körpers sowie die Relevanz von medialen Hilfsmitteln wie PowerPoint oder Flipchart kennen.
Diese Übung ist Teil des Moduls E „Kompetenztraining“. Techniken des wissenschaftlichen Schreibens lernen Sie in der Übung „Wissenschaftliches Arbeiten“ kennen. Die Übung „Informationskompetenz“ vermittelt Kompetenzen zur Informationsrecherche und Literaturbeschaffung.
Nach einer kurzen theoretischen Einführung in die Rhetorik sowie unterschiedliche Kommunikationsmodelle arbeiten wir praktisch am Einsatz von Stimme und Körper. Ziel ist es, klar, strukturiert und überzeugend zu sprechen. Hierfür konzentriert sich der Kurs u.a. darauf, folgende Aspekte zu trainieren: Zusammenhang von Stimme und Körper, sinnvolle Strukturierung und Aufbereitung von Themen, hörerorientierte Sprechweisen, visuell überzeugende und ansprechende Gestaltung, Prinzipien effektiver Raum- und Mediennutzung und Umgang mit Lampenfieber. Eigene Vorträge geben Ihnen die Möglichkeit, diese Aspekte praktisch an einem Thema anzuwenden.
Die Vorlesung gibt einen Überblick über klassische Theorien und Modelle der Semiotik sowie über Geschichte, Anwendungsfelder und interdisziplinäre Bezüge semiotischer Schulen und Traditionslinien. Ein weiterer Schwerpunkt wird auf Fragestellungen der aktuellen Multimodalitätsforschung liegen. Insbesondere wird herausgearbeitet, in welcher Weise eine semiotische Perspektive zur Analyse von Text-Bild-Relationen sowie Geste-Rede-Relationen beitragen kann.
Das Seminar behandelt klassische Texte der Semiotik und die darin entwickelten Theorieansätze. Im Vordergrund steht die tiefgehende Erarbeitung, aber auch die kritische Diskussion der diversen Forschungsansätze. Ergänzend werden Sekundärtexte herangezogen. Wir lernen die Vielfalt der semiotischen Traditionen kennen und stellen die Frage, wie Ansätze zusammengedacht und für heutige Kultur- und Medienanalysen fruchtbar gemacht werden können.
Sprache tritt nicht isoliert auf, sondern ist grundsätzlich multimodal, so die These sprachwissenschaftlicher und semiotischer Forschung. Im Rahmen dieses Seminars werden wir uns einem Bereich der Multimodalität von Sprache nähern: der Verbindung von Schrift und Bild. Anhand unterschiedlicher Print- und digitaler Medien betrachten wir das Zusammenwirken von Text und Bild und erhalten einen Einblick in die Breite semiotischer Forschungsgegenstände.
Zunächst erschließen wir uns mittels ausgewählter klassischer Texte die Analyse von Text-Bildrelationen. Auf Grundlage dieser Textarbeit führen Sie selbst kleinere empirische Forschungsprojekte durch, d.h. Sie wählen ein Thema aus, sammeln Daten, analysieren und präsentieren diese.
In dieser Übung werden wir uns methodologische Grundlagen für die Analyse multimodaler Kommunikation erarbeiten. Anhand von ausgewählten Fallbeispielen und Übungsaufgaben lernen wir Techniken des empirischen Arbeitens für verschiedene Anwendungsfelder der Semiotik und Multimodalitätsforschung kennen. Der Schwerpunkt des Seminars liegt dabei auf folgenden Aspekten:
- Qualitative und quantitative Forschungsmethoden
- Prinzipien des Studiendesigns und der Datenerhebung
- (Multimodale) Korpora
Ein eigenes ‚Mini-Forschungsprojekt’ bietet Gelegenheit, die erworbenen Kenntnisse praktisch umzusetzen. Die Übung bildet die Grundlage für die Übung „Transkription, Annotation und Analyse“ im folgenden Semester. Die Übung wird von einem Tutorium begleitet.
Das Tutorium begleitet das Seminar Grundlagen des empirischen Arbeitens. Die Teilnahme ist verpflichtend.
Durchstreichungen, Überschreibungen und Auslöschungen von Zeichen im öffentlichen Raum, beispielsweise auch in Form von Umbenennungen von Straßennamen sind vielfach zu beobachten. Anlässlich des Chemnitzer Kulturhauptstadtjahres 2025 wollen wir in diesem Seminar als Teil des Projekts „Chemnitz geschichtet / Chemnitz in layers“ (E. Fricke) erkundend unterschiedlichen semiotischen Schichtungsformationen nachgehen, die sich in Chemnitz und Umgebung dokumentieren lassen. Neben der Erarbeitung theoretischer Grundlagen stehen kleine Mini-Forschungsprojekte, deren Ergebnisse bei Interesse und in Abhängigkeit von den erzielten Ergebnissen auch in eine studentische Publikation oder Posterpräsentation münden können.
Literatur:
Fricke, E. (im Druck). Berliner Palimpsesträume als Blended Mental Spaces: Der Selenskyj-Platz 1 Unter den Linden als Fallbeispiel einer prospektiven Umbenennung. In: Marian Nebelin, Christina Sanchez-Stockhammer und Cécile Sandten (eds.), Interdisziplinäre Potenziale des Palimpsestraumkonzepts. Bielefeld: transkript.
Nebelin, M. und C. Sandten (in Vorb.). Palimpsest und Raum. In: M. Nebelin, C. Sanchez-Stockhammer und C. Sandten (eds.), Interdisziplinäre Potenziale des Palimpsestraumkonzepts. Impulse. Bielefeld: transkript.
Malinowski, B., Nebelin, M. und Sandten, C. (2021). Von der Schichtung zur Palimpsestierung: „Palimpsest“ als kulturwissenschaftliches Paradigma. In: Zeitschrift für Semiotik. 43:1–2, 177–2012.
Alle natürlichen Sprachen verfügen über grammatische und/oder lexikalische Mittel der Negation (Blühdorn 2012). Ein Schwerpunkt der Veranstaltung wird in der Betrachtung der Frage liegen, wie Geste und Rede sowie Text und Bild im Bereich der Negation und Verneinung zusammenwirken. Mit dem Beschreibungswerkzeug der Mental Space Theory (Fauconnier/Turner 2022, Fricke 2021) erschließen wir uns weiterführend, wie Negation und Verneinung auch als kognitive Zeichenprozesse in der Kommunikation beschrieben werden können.
Während es sich bei Verneinungen um sprachliche Handlungen handelt, die man vollziehen kann, indem man Ausdrücke einer Sprache äußert, sind Negationen Operationen auf Sprachinhalten (Jacobs 1991). Der gemeinsame Nenner aller typischen Fälle von Negation ist, dass durch sprachliche Negationsträger wie z.B. „nicht“ (Peter kommt vs. Peter kommt nicht) Inhalte in jeweils entgegengesetzte Inhalte umgeformt werden. Negationsträger sind je nachdem, welche Abgrenzungen man vornimmt, mehr oder weniger heterogen: Sie umfassen u.a. Adverbien wie nicht, niemals, nirgends, den Artikel kein, aber auch Präfixe wie un- oder das Satzäquivalent nein. Auf der Grundlage der systematischen Erarbeitung von Grundlagenwissen zum Thema Negation und Verneinung wenden wir uns in diesem Seminar insbesondere dem Phänomen der Negationsträgerhäufungen zu (z.B. für die gesprochene Sprache unter Einschluss von Hand- und Kopfbewegungen (Bressem und Müller 2014) sowie für die geschriebene Sprache unter Einschluss von visuellen Durchstreichungen (Fricke eingereicht)), die häufig mit einer emphatischen Verstärkung einhergehen.
Literatur:
Blühdorn, H. (2012): Negation im Deutschen. Syntax, Informationsstruktur, Semantik. Tübingen: Narr.
Bressem, J.und C.Müller (2014): The family of AWAY gestures. Negation, refusal, and negative assessment. In: Cornelia Müller, Alan Cienki, Ellen Fricke, Silva H. Ladewig, David McNeill und Jana Bressem (Hrsg.), Body – Language – Communication. An International Handbook on Multimodality in Human Interaction (HSK 38.2). Berlin, Boston: De Gruyter Mouton. 1592–1604.
Fauconnier, G. und M. Turner (2002): The Way We Think. Conceptual Blending and the Mind’s Hidden Complexities. New York: Basic Books.
Fricke, E. (2021): Mental Spaces, Blending und komplexe Semioseprozesse in der multimodalen Interaktion: Zeichenbasierte und ontologiebasierte Mental Spaces. Zeitschrift für Semiotik 43, 1–2, 113–144.
Fricke, E. (im Druck): Negation multimodal: Geste und Rede, Text und Bild. In: S. Kabatnik, L. Bülow, M. Merten und R. Mroczynski (Hrsg.), Pragmatik multimodal. Tübingen: Narr.
Jacobs, J. (1991): Negation. In A. von Stechow und D. Wunderlich (Hrsg.), Semantics / Semantik. An international Handbook of Contemporary Research / Ein internationales Handbuch zeitgenössischer Forschung. Berlin, New York: De Gruyter. 560–596.
In Zeiten, in denen sich das janusköpfige Antlitz globalisierter Informationsgesellschaften und der sie hervorbringenden sowie sie vernetzenden Kommunikationspraxen zusehends deutlicher konturiert, artikuliert sich auch die Bedeutsamkeit der Fähigkeit, Quellen sozial gesicherten Wissens zu erkennen, letzteres zu erwerben und im Diskurs produktiv auf selbiges zurückgreifen zu können, mit gesellschaftlichem Nachdruck. Mediale Kompetenz, so wird deutlich, zählt nicht nur zu den Grundlagen von Wissenschaft, sondern repräsentiert auch eine der Prämissen funktionaler Diskursgesellschaften und ermöglicht die subjektive Selbstbehauptung in gesellschaftlich herausfordernden Transformationszeiten.
Ziel unserer Übung wird sein, gemeinsam den Grundstein für den Erwerb der oben genannten Fähigkeiten zu legen und Sie dadurch (nicht nur) auf den weiteren Verlauf sowie die Herausforderungen Ihres Studiums vorzubereiten. Hierfür werden wir uns initial mit den Fragen auseinandersetzen, was genau Wissenschaft eigentlich ist, auf welchen Leitsätzen sie aufbaut und welchen Zwecken sie dient. Im Anschluss hieran werden wir uns mit den grundlegendsten Stationen des wissenschaftlichen Arbeitens (z.B. Themenfindung; Literaturrecherche; Textverstehen; Zitation; Argumentieren; Bibliographieren) vertraut machen und dessen Techniken anhand von Übungsaufgaben erproben. Um die Ihrerseits etappenartig zu erwerbenden Kompetenzen produktiv zusammenzuführen, schließt die Übung mit der Anfertigung Ihrer ersten Hausarbeit ab, die zu einem selbstgewählten germanistischen Thema anzufertigen ist.
Literaturempfehlungen zur Vorbereitung:
Moll, Melanie / Thielmann, Winfried (20172): Wissenschaftliches Deutsch. München: UVK.
Eco, Umberto (202014): Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt. Stuttgart: UTB.
Die Übung Informationskompetenz ist Teil des Kompetenztrainings. Im Zentrum der Übung steht die Literaturrecherche im Online-Katalog und in den für den Bachelor-Studiengang Germanistik wichtigen Fachdatenbanken. In vier Sitzungen in der Universitätsbibliothek werden die TOP-Datenbanken für Studierende der Germanistik vorgestellt.
Anhand praktischer Beispiele wird geübt, ein Thema zu finden und es einzugrenzen, eine passende Suchstrategie zu entwickeln und nach zum Thema passende Fachliteratur zu finden.
Ziel ist es, die Studierenden darin zu unterstützen, Fachliteratur für die erste wissenschaftliche Hausarbeit zu finden, die sie in der Übung „Wissenschaftliches Arbeiten“ schreiben (PL).
Professur Neuere Deutsche und vergleichende Literaturwissenschaft
Die Vorlesung gibt einen Überblick über die Epochen der Literatur vom Barock bis in die Gegenwart. Im Mittelpunkt steht die deutschsprachige Literatur, deren Entwicklung im Kontext der anderen europäischen Literaturen dargestellt wird.
Die Übung "Einführung in die Interkulturelle Literaturwissenschaft" findet begleitend zur gleichnamigen Vorlesung statt. Sie dient dem vertieften Studium der Vorlesungsinhalte, insbesondere der methodischen Erprobung der in der Vorlesung vorgestellten Theorien an konkreten literarischen Texten. Selbstredend bietet sie die Möglichkeit, offen gebliebene Fragen zu klären und Vorlesungsinhalte im gemeinsamen Gespräch kritisch zu reflektieren.
Der Grundkurs führt Studienanfänger am Beispiel lyrischer, dramatischer und epischer Texte in grundlegende Fragestellungen, Analyse- und Interpretationsverfahren der Neueren Deutschen und Vergleichenden Literaturwissenschaft ein. Zu diesem Grundkurs wird ein wahlobligatorisches Tutorium (Tag/Zeit/Ort werden erst im Oktober festgelegt) angeboten.
Das 20. Säkulum ist insbesondere das Jahrhundert der Lager. Daher ist es wenig überraschend, dass die nationalsozialistischen Konzentrationslager und der GULag eine vielschichtige und breitgefächerte Spiegelung in den Werke der Literatur erfahren haben. Das Seminar widmet sich der Analyse hervorstechender Texte dieses Korpus und bedient sich dabei vor allem der vergleichenden Perspektive, um die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen ihnen besser greifbar werden zu lassen. Behandelt werden voraussichtlich Werke von Bruno Apitz, Margareta Buber-Neumann, Jewgenija Ginsburg, Imre Kertész, Gertrud Kolmar, Primo Levi, Erich Maria Remarque, Angela Rohr, Warlam Schalamow, Anna Seghers, Alexander Solschenizyn, Alexandar Tisma, Friedrich Torberg, Ernst Wiechert und anderen.
Ausgehend von Begriff der Unschuld, wie er sich im Alten Testament findet, hat man schon immer den Weg zum wissenden Selbstbewusstsein als einen des Abfalls von Gott beschrieben; den Biss in den Apfel (der Erkenntnis) hätten – so das biblische Narrativ – die Menschen mit dem Verlust ihres paradiesischen Daseins bezahlt. Im 18. Jahrhundert, angesichts einer rationalen Aufklärung und einer sich langsam etablierenden bürgerlichen Lebenswelt, avanciert das (unschuldige) Kind, welches in der Literatur um 1800 nicht mehr nur als kleiner Erwachsener erscheint, sondern auch in seiner naturverhafteten Eigenständigkeit begriffen wird, zum Gegenbild des modernen Bürgers und Philisters. Insbesondere in der Romantik finden sich zahlreiche Beschreibungen von unverbildeten Kindern, die noch im Einklang mit der Natur leben; auf dem Wege der Akzeleration, als Jugendliche, verlieren sie ihre Unschuld und werden allmählich zu vernünftigen Bürgern – eine (bittere) Erfahrung, die in der Literatur während des Epochenumbruchs um 1800 immer wieder beschrieben wird.
Als Boten und Verkünder eines biblischen Gottes sind sie allgemein bekannt: Engel. Sowohl im Alten als auch Neuen Testament sind sie vertreten und nehmen dort zumeist die Funktion der Ankündigung oder Offenbarung göttlichen Willens und Weltgeschehens ein. Der spätantike Kirchenvater Aurelius Augustinus nutzte eine Aufteilung in gute und böse Engel als Fundament für seine theologischen Argumentationen und die Konzeption des sogenannten „Gottesstaates“. Spätestens aber seit dem 17. Jahrhundert erfährt das Motiv des Engels auch eine Bedeutungsveränderung hinsichtlich seiner Funktion in der Literatur. So schreibt John Milton in seinem epischen Gedicht „Das verlorene Paradies“ ausführlich über den Werdegang des gefallenen Engels Satan oder Heinrich Heine zur Mitte des 19. Jahrhunderts von irdischen Engeln, die ganz ohne den Glauben an den traditionell-kirchlichen Himmel existieren. Rainer Maria Rilkes „Duineser Elegien“, Stefan Heyms „Ahasver“ sowie Terry Pratchetts und Neil Gaimans „Ein gutes Omen“ werden u. a. in diesem Seminar zudem im Kontext des Motiv- und Symbolkomplexes ‚moderner‘ literarischer Engel zu behandeln sein. Dabei soll sich im Verlauf des Seminars der Frage gewidmet werden, inwiefern Engel als literarische Grenzgänger zwischen menschlichen Erfahrungswelten und transzendenten Vorstellungen fungieren. Es wird zusätzlich auch immer wieder auf die sozialen, kulturellen und politischen Diskurse einzugehen sein, die daran anknüpfend ebenfalls mitschwingen.
Das Medium Literatur steht in vielfältigen Bezügen zu anderen Künsten und Medien. Einerseits orientiert sich Literatur in ihren Themen und Verfahrensweisen an Künsten wie der Fotografie, dem Theater oder dem Film und wird auf diese Weise zu einem Ort intermedialer Verschränkung, zu einer Instanz der Medienbeobachtung, -interpretation, -reflexion und -kritik. Andererseits greifen andere Medien und Künste immer wieder auf literarische Texte zurück, um diese mit ihren je eigenen Möglichkeiten kreativ zu transformieren. Eines dieser gerade in jüngster Zeit sich großer Prominenz erfreuenden Zielmedien ist die Graphic Novel. Neben einigen wenigen eigenständigen ‚Klassikern‘ wie Art Spiegelmans Maus nimmt das Seminar vor allem solche Graphic Novels in den Blick, die Meisterwerke der Weltliteratur zur Vorlage haben. Von Homers Odyssee über Dantes Göttliche Komödie und E.T.A. Hoffmanns Der Sandmann bis hin zu Kafkas Verwandlung unternimmt es das Seminar, in das Genre Graphic Novel einzuführen, v.a. aber im Vergleich mit der literarischen Vorlage die Prozesse des Transfers selbst in den Blick zu nehmen und die narrativen Möglichkeiten, aber auch Grenzen von Literatur und Graphic Novel auszuloten.
Das Seminar begleitet das im Modul C2 selbstständig zu erarbeitende Projekt.
Interkulturelle Literaturwissenschaft interessiert sich für die interkulturellen Aspekte der Literatur. Für deren Beschreibung, Analyse und Interpretation bedient sie sich eines breiten Spektrums an solchen literatur- und kulturwissenschaftlichen Konzepten, Theorien und Methoden, die sich für eine interkulturelle Perspektivierung von Literatur besonders eignen. - Ausgehend von der Frage: Was ist Interkulturelle Literaturwissenschaft und wie lässt sich ihr primärer Gegenstand, die interkulturelle Literatur, näher bestimmen?, werden Theorieansätze vorgestellt, die - wie etwa die Interkulturelle Hermeneutik oder postkoloniale Theorien - jeweils grundlegende Probleme und Fragen von Interkulturalität und damit verbundene Konstellationen (wie z.B. Kultur und Herrschaft, Identität und Differenz, das 'Eigene' und das 'Fremde'/'Andere') reflektieren und Möglichkeiten und Grenzen interkulturellen Verstehens ausloten. Der Frage, wie diese Ansätze methodisch für die Analyse und Interpretation interkultureller Literatur produktiv gemacht werden können, kommt dabei besonderes Augenmerk zu.
Die Übung "Einführung in die Interkulturelle Literaturwissenschaft" findet begleitend zur gleichnamigen Vorlesung statt. Sie dient dem vertieften Studium der Vorlesungsinhalte, insbesondere der methodischen Erprobung der in der Vorlesung vorgestellten Theorien an konkreten literarischen Texten. Selbstredend bietet sie die Möglichkeit, offen gebliebene Fragen zu klären und Vorlesungsinhalte im gemeinsamen Gespräch kritisch zu reflektieren.
Heimat und Fremde, Eigenes und Fremdes, Identität und Alterität gehören seit der Antike zu den Grundthemen der Literatur. Sowohl unsere lebensweltlichen Erfahrungen als auch die Erfahrungen, die wir bei der Lektüre literarischer, insbesondere interkulturell geprägter Texte machen, lehren uns, dass diese Begriffspaare weniger als zementierte Gegensätze bzw. binäre Oppositionen aufzufassen sind, „sondern als Pole einer unaufkündbaren Relation und damit als Teil des kulturellen Prozesses, der sich […] durch Wechselwirkungen wie Verbinden und Trennen, durch Einschluss und Ausschluss bestimmt“ (Müller-Funk). Das Seminar, das im Rahmen des Projekts „Lernbrücke Chemnitz – Lwiw“ stattfindet, setzt sich zum Ziel, die vielfachen Wechselbeziehungen und Ausprägungen von Heimat und Fremde in der deutschen und ukrainischen Gegenwartsliteratur zu untersuchen. Im Zentrum stehen dabei Christoph Hein: Landnahme, Saša Stanišić: Herkunft, Judith Herrmann: Daheim, Tanja Maljartschuk: Blauwal der Erinnerung, Juri Andruchowytsch und Andrzej Stasiuk: Mein Europa sowie ausgewählte ukrainisch-sprachige Lyrik. – Einbezogen werden auch theoretische Ansätze zum Thema, v.a. solche, die methodisch-analytisch fruchtbar gemacht werden können (z.B. S. Freud und B. Waldenfels).
Das online durchgeführte Seminar setzt seitens der Teilnehmenden nicht nur ein Interesse für das Thema sowie die Bereitschaft, in deutsch-ukrainischen Tandems zu arbeiten (gelebte Interkulturalität!) voraus, sondern auch eine gewisse zeitliche Flexibilität. Der im Vorlesungsverzeichnis der TUC angegebene Termin (Mi, 9.15-10.15 Uhr) kann nicht als verbindlich angesehen werden; vielmehr werden wir uns – dies nicht zuletzt aufgrund des anhaltenden Kriegs in der Ukraine – erst während des ersten gemeinsamen Treffens auf einen konkreten Termin verständigen. Aber auch in diesem Fall wird aufgrund immer wieder auftretender Stromausfälle die kurzfristige Verschiebung einzelner Sitzungen notwendig sein. Aber wir kriegen das hin!
Eine dringende Bitte: Melden Sie sich bitte nicht nur in OPAL an, sondern teilen Sie mir Ihr Teilnahmeinteresse unbedingt auch per Mail mit. Vielen Dank!
Literatur: Sämtliche Texte werden in OPAL zur Verfügung gestellt (die ukrainischen Werke selbstverständlich in deutscher Übersetzung).
In den 1930er Jahren entwickelte Michail Bachtin (angeregt durch einen Vortrag des Leningrader Physiologen Alexej Uchtomski) sein Konzept des Chronotopos. Dabei ging es ihm um die Aneignung der realen historischen Zeit und des realen historischen Raumes in der Literatur. Seine Untersuchung reichte von der Antike bis in die frühe Neuzeit. Knapp 40 Jahre später beendete er diese Schrift mit einem Ausblick in die Literatur des 19. Jahrhundert. Auch, wenn er die Publikation noch vorbereitete, erlebte er sie nicht mehr. Bis heute dient seine Schrift als Grundlagenwerk der Zeit/Raum-Beziehungen - längst nicht mehr nur in der Literaturwissenschaft, sondern auch in anderen Disziplinen. Ausgehend von der Ende September in Chemnitz stattfindenden Tagung Chronotopos – Begriff und Potential einer Denkfigur (27.-29.09.2024) möchte sich das Seminar noch einmal dem Originaltext zuwenden und anhand exemplarischer Analysen die Anwendung des Konzepts in den Blick nehmen.
Der Großteil dessen, was geschrieben worden ist, ist in Sprachen verfasst, die die deutschen Lesenden nicht oder jedenfalls nicht so gut beherrschen wie ihre eigene. Die meisten unserer Bücher bekommen wir als Übersetzungen in die Hand. Je anspruchsvoller der Text, desto anspruchsvoller wird auch die Aufgabe des Übersetzens. Das Seminar untersucht, vor allem am Beispiel mehrfach übertragener, auch alter Werke der Weltliteratur, was es dabei für Maßstäbe und Regeln gibt, woran man eine gute oder schlechte Übersetzung erkennt. Dabei werden wir auch viel darüber erfahren, wie unsere eigene Sprache und wie Sprache überhaupt funktioniert. Auch werden wir einen Blick darauf werfen, wie weit inzwischen die Übersetzungsprogramme der KI gekommen sind: Können sie schon so viel wie Menschen?"
Juniorprofessur Digital Humanities
Die Vorlesung bietet einen Überblick über das emergierende interdisziplinäre Forschungsfeld der Digital Humanities. In der Vorlesung werden nicht nur Grundlagen im Bereich der Digitalisierung, Datenmodellierung und Visualisierung in den Geisteswissenschaften vermittelt. Vielmehr setzt sich die Vorlesung auch mit Formen der künstlichen Intelligenz sowie ethischen und ökologischen Aspekten des digitalen Wandels auseinander und diskutiert an konkreten Anwendungskontexten Herausforderungen und Chancen.
Daten gestalten unsere Lebensumwelt nachhaltig. Dabei gewinnen die Kompetenzen, Daten zu analysieren und zu visualisieren, auch in den Geisteswissenschaften an Bedeutung. Aber was sind Daten? Wo finde ich Datensätze, die für meine Fragestellungen relevant sind? Welche neuen Formen der Analyse und Interpretation werden durch die Nutzung von Daten notwendig? Inwiefern kann mich Künstliche Intelligenz bei meinen Datenanalysen unterstützen?
Die Übung bietet eine Einführung in die Datenanalyse und Visualisierung im Feld der Digital Humanities. Gemeinsam untersuchen wir die Besonderheiten von geisteswissenschaftlichen Forschungsdaten und grafischen Darstellungen. Dazu setzen wir uns einerseits mit aktuellen Forschungsdiskursen auseinander und diskutieren über verantwortungsvolle Umgangsformen, kritische Lesarten und algorithmische Prozesse, die bei der Datenanalyse und -visualisierung eine Rolle spielen. Ein besonderer Fokus liegt auf dem Bereich der Künstlichen Intelligenz. Andererseits bieten die Hands-on-Phasen Ihnen die Gelegenheit, selbst Datenanalysen durchzuführen und mit Visualisierungen zu experimentieren. Das Ziel der Übung besteht darin, Kompetenzen zu erwerben, die es Ihnen ermöglichen, einen Beitrag zu den Debatten über den Stellenwert der Datenanalyse und Visualisierung in den Geisteswissenschaften sowohl aus technischer als auch aus theoretischer Perspektive zu leisten.