Über Chemnitz
870 Jahre alt, 220 Quadratkilometer groß, 298 Meter über dem Meeresspiegel, 242.000 Einwohner und damit drittgrößte Stadt Sachsens – soweit zum Objektiven.
Chemnitz in Worten zu beschreiben ist schon schwieriger, entzieht sich die Stadt doch nach einer durchwachsenen und nicht unproblematischen Geschichte (noch) einem klaren Identitätskern. Seine goldenen Jahre erlebte Chemnitz mit der industriellen Revolution in Sachsen, die hier ihren Ausgangs- und Schwerpunkt hatte und zu Bezeichnungen wie „Sächsisches Manchester“ führte. Diese Industriegeschichte ist noch heute spürbar.
Im Zweiten Weltkrieg wurde der historische Gebäudebestand durch Luftangriffe fast komplett zerstört. Statt eines Wiederaufbaus wurde die Innenstadt neu konzipiert, Chemnitz erhielt entsprechend ein anderes Gesicht – und auch einen anderen Namen: 1953 entschied die DDR-Regierung, die Stadt in „Karl-Marx-Stadt“ umzubenennen. Ein Akt, dem 1971 die Einweihung des bekanntesten Chemnitzer Bauwerkes folgte: dem Karl-Marx-Monument, das von den Chemnitzern (mehr oder weniger) liebevoll „Nischel“ genannt wird, was im Sächsischen einfach „Kopf“ bedeutet.
Während man sich nach der Wende per Volksentscheid vom oktroyierten Namen recht leicht wieder trennen konnte, steht der „Nischel“ bis heute als zwar akzeptiertes, aber nicht unbedingt geliebtes Wahrzeichen im Stadtzentrum und ist damit auch ein Stück weit Sinnbild für eine Region, die sich gerade erst vom Umbruch zwischen Realsozialismus und Globalisierung erholt und des Öfteren mit den Narben, die dies hinterlassen hat, hadert. Zu den Resultaten dieses Umbruchs gehören aber auch viele Frei- und Leerräume (materiell wie ideell), die eine hartnäckig unangepasste Kulturszene in der Stadt zur Nutzung einlädt. Chemnitz, soviel ist sicher, bleibt form- und gestaltbar!
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